Deutsches IVF-Register feiert 40jähriges Jubiläum: Der Kinderwunsch- Datenschatz mit über 2 Millionen Behandlungen
Zum Start des Deutschen IVF-Register (D·I·R)® vor nunmehr 40 Jahren war
daran nicht zu denken, aber heute gibt es in fast jeder Schulklasse
mindestens ein Kind, das ohne die „künstliche Befruchtung“ dort nicht
sitzen würde.
„Zu Beginn wurden Papiere von Hand ausgefüllt, heute umfasst die
Registrierdatenbank über 2,2 Millionen Behandlungszyklen“, sagt Frau Dr.
med. Ute Czeromin, Vorstandsvorsitzende des Deutsches IVF-Register e.V.
(D·I·R)®.
Das Deutsche IVF-Register stellt eine wichtige Basis dar, denn auch die
Reproduktionsmedizin selbst wandelt sich rasant. Dies zeigt auch das
soeben veröffentlichte neue D·I·R Jahrbuch 2021: https://www.deutsches-
ivf-register.de/jahrbuch.php
1982 startete die Erfassung erster Daten und wissenschaftlicher
Auswertungen, damals noch klassisch in Papierform. Einige Jahre zuvor kam
1978 das erste Kind nach In-vitro-Fertilisierung (IVF) zur Welt. Professor
Dr. Frank Lehmann motivierte 1982 die fünf ausschließlich universitären
Zentren, gemeinsam ihre reproduktionsmedizinischen Behandlungszyklen zu
erfassen. „Damit gelang die Schaffung einer ureigen ärztlich motivierten
Registerarbeit zur Qualitätssicherung, zum voneinander lernen, zum
Austausch, für wissenschaftliche Auswertungen und Erkenntnisse und damit
zur Qualitätsverbesserung, die wir bis heute weiterführen“, sagt Frau Dr.
Czeromin.
Das Deutsche IVF-Register hat dabei viele technische Veränderungen
mitgemacht, die sich auf Übertragungs- und Speichermedien beziehen.
Mittlerweile liefern 140 Mitgliedszentren und damit nahezu alle
Kinderwunschzentren in Deutschland ihre relevanten Daten. Im aktuellen
Jahrbuch des Deutschen IVF-Registers (D·I·R)® sind Auswertungen zu 128.709
Behandlungszyklen für das Jahr 2021 erfasst. Von 1997 bis 2020 wurden die
Geburten von über 364.000 Kindern dokumentiert, was in der Größenordnung
der Bevölkerung von Bochum oder Wuppertal entspricht.
„Die Datensammlungen, Auswertungen und wissenschaftlichen Bewertungen
sichern die Qualität und bieten eine solide Basis, sowohl für ganz
Deutschland als auch für jedes Zentrum, das seine individuellen
Auswertungen aus dem Register regelmäßig erhält.“, sagt Dr. Czeromin.
Darüber hinaus sind heute Informationen über Fortschritte, Methoden und
neue Erkenntnisse auch für Kinderwunsch-Patienten erhältlich.
In den letzten Jahren gab es beispielsweise Sonderauswertungen zum „single
embryo transfer“. „Ziel der Kinderwunschbehandlung ist es, dass eine
gesunde Mutter (möglichst nur) ein gesundes Kind zur Welt bringt“, sagt
Prof. Dr. med. Jan-Steffen Krüssel, Vorstandsmitglied im Deutsches IVF-
Register e.V. (D·I·R)® und Leiter des universitären Kinderwunschzentrums
in Düsseldorf. Reproduktionsmediziner möchten die Zahl von
Mehrlingsschwangerschaften und die damit verbundenen Risiken in der
Schwangerschaft und durch Frühgeburten auch durch eine bessere Aufklärung
der Paare deutlich reduzieren. Hier liefern die Ergebnisse des Jahrbuchs
des Deutschen IVF-Registers (D·I·R)® wertvolle Hinweise.
Der über vier Jahrzehnte entstandene Datenpool dient auch der
Weiterentwicklung, gibt er doch Ausblick auf Themen, die gesellschaftlich
relevant sind. „Alle warten auf die Umsetzung der im Koalitionsvertrag
2021–2025 angekündigten Änderungen im Bereich der Fortpflanzungsmedizin.
Angekündigt und qualitätsverbessernd werden dann die Legalisierung des
elektiven single embryo transfers, also die erlaubte Auswahl eines
besonders entwicklungsfähigen Embryos für den Transfer, die Legalisierung
der Spende von Vorkernstadien und die 100-prozentige Kostenübernahme im
Rahmen der gesetzlichen Krankenkassen sein“, sagt Prof. Krüssel. Ohne eine
gesicherte Datenlage können solche Veränderungen nicht angestoßen werden.
Nach über 40 Jahren zeigen die gewonnen Daten auch, dass
fortpflanzungsmedizinische Techniken sicher sind. „Das Risiko von
Überstimulationen als Folge der Hormontherapie lag bei 0,5 Prozent,
Komplikationen bei der Eizellentnahme, wie beispielsweise Blutungen, bei
0,8 Prozent“, stellt Dr. Czeromin fest.