Gut beraten mit besseren Daten – Studie zur Datenlage wissenschaftlicher Politikberatung
Die Corona-Pandemie hat eindrücklich gezeigt: Daten sind der Schlüssel,
damit Politik und Verwaltung fundiert, schnell und vorausschauend
Entscheidungen treffen können. Forschende der Universität Potsdam haben in
einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten
Projekt „Daten als Grundlage wissenschaftlicher Politikberatung“
untersucht und dabei vor allem die „Erfahrungen der Covid-19-Pandemie“ in
den Blick genommen. Die nun vorliegende Studie konnte „vielfältige
Defizite hinsichtlich der Verfügbarkeit, Qualität, Zugänglichkeit,
Teilbarkeit und Nutzbarkeit von Daten in der Pandemie identifizieren“.
Die Leiterin des Forschungsprojekts, Prof. Dr. Sabine Kuhlmann,
unterstrich daher, dass neue datenstrategische und institutionelle Ansätze
nötig sind, „um die wissenschaftliche Politikberatung in Deutschland
weiterzuentwickeln und die Resilienz staatlicher Institutionen in
Krisenzeiten zu stärken“.
Das Forschungsteam der Universität Potsdam, zu dem neben Sabine Kuhlmann
auch Prof. Dr. Moreen Heine, Prof. Dr. Jochen Franzke sowie Benoît Dumas
gehören, stützte sich bei seiner Untersuchung u.a. auf Experteninterviews
mit Akteuren, die in den Prozess der Politikberatung eingebunden sind. Als
große Herausforderung für wissenschaftliche Politikberatung
identifizierten die Forschenden, die Menge und Vielfalt vorhandener Daten
besser zu bündeln, aufzubereiten und zugänglich zu machen, damit
politisch-administrative Entscheider aller Ebenen diese zeitnah nutzen
können. Die Corona-Pandemie offenbarte zudem etliche Datenlücken: Wer ist
sozio-ökonomisch und demografisch von der Krise betroffen? Wie lassen sich
Eindämmungsmaßnahmen und Gesundheitseffekte, aber auch die Pandemiepolitik
im Ganzen beurteilen? Und was bringt der internationale Vergleich?
Fragen wie diese lassen sich, so die Forschenden, nur mithilfe besserer
Daten beantworten. Um diese bereitstellen zu können, schlagen sie in ihrer
Studie acht Cluster von Optimierungsmaßnahmen vor. So sollte massiv in
systematische Begleitforschung und empirische Vor-Ort-Studien sowie
repräsentative Untersuchungen investiert werden. Ferner müssten die
Anreizstrukturen und Kompetenzprofile von politisch-administrativen
Akteuren einerseits und Wissenschaftlern andererseits verändert werden,
damit Wissen und Evidenz effektiver in Entscheidungsprozesse einfließen
können. Zugleich sei eine klarere Rollentrennung zwischen beiden
Akteursgruppen geboten. Da sich die Datenstrategien sowohl in Deutschland
als auch in Europa rasant entwickeln, sollte außerdem die europäische
Daten-Zusammenarbeit, insbesondere in den Grenzräumen, gestärkt werden.
Weitere Vorschläge betreffen die Einrichtung von speziellen Datenteams in
allen Bundesministerien sowie von regionalen Datenkompetenzzentren, damit
Daten auch auf regionaler und lokaler Ebene systematischer verfügbar sind.
Eine zentrale Voraussetzung ist hierbei ein beschleunigter Kulturwandel in
der öffentlichen Verwaltung, um Daten stärker als strategische Ressource
zu etablieren und Datensilos in Behörden zu vermeiden. Um die
Datendefizite zu den sozio-ökonomischen Auswirkungen der Corona-Krise zu
beheben, schlagen die Forschenden nicht zuletzt vor, einen hochfrequenten,
repräsentativen Datensatz zu etablieren, der auch bei anderen Krisen
hilfreich sein kann.
Die Studie im Internet: https://www.uni-potsdam.de/fil
kuhlmann/Politikberatung/Daten