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LAC Lugano, Edipo re Sofocle / Andrea De Rosa besucht von Marinella Polli

König Ödipus am LAC Szenenfoto von Andrea Macchia
König Ödipus am LAC Szenenfoto von Andrea Macchia
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Edipo re LAC Lugano Arte e Cultura

LAC Lugano

König Ödipus am LAC Szenenfoto von Andrea Macchia

di Sofocle traduzione Fabrizio Sinisi
adattamento e regia
Andrea De Rosa
con (in ordine alfabetico)
Francesca Cutolo
Francesca Della Monica
Marco Foschi
Roberto Latini
Frédérique Loliée
Fabio Pasquini
scene Daniele Spanò costumi Graziella Pepe
luci Pasquale Mari suono G.U.P. Alcaro
costumi realizzati presso il
Laboratorio di Sartoria del Piccolo Teatro di Milano – Teatro d’Europa
audiodescrizione a cura di Centro Diego Fabbri
produzione TPE – Teatro Piemonte Europa, Teatro di Napoli – Teatro Nazionale, LAC Lugano Arte e Cultura, Teatro Nazionale di Genova, Emilia Romagna Teatro ERT / Teatro Nazionale

Edipo Re (‘König Ödipus’) ist eines der wichtigsten Dramen der westlichen Kulturgeschichte, das auch als Sophokles’ Hauptwerk gilt. Aristoteles hielt es sogar für das perfekte Beispiel einer Tragödie. Bis heute inspirierte dieses sinnreiche Bühnenwerk zu den verschiedensten Interpretationen und Neudeutungen.

Andrea De Rosa ist der Regisseur der Schweizer Erstaufführung, die in den letzten Tagen am LAC stattgefunden hat.

Eine eigenartige, ungewöhnliche Inszenierung
König Ödipus am LAC Szenenfoto von Andrea Macchia
König Ödipus am LAC Szenenfoto von Andrea Macchia

Sophokles hat ein spannendes Meisterwerk geschrieben, das die Theaterbesucher über Jahrhunderte bewegt, erschreckt und berührt hat. Viele der geschnittenen Themen sind zeitlos, das heisst auch heute noch aktuell. Regisseur Andrea De Rosa (chaotisches Bühnenbild von Daniele Spanò, moderne Kostüme von Daniela Pepe, manchmal störendes Light Design von Pasquale Mari, zu lauter Ton von G.U.P Alcaro) wählte seinerseits eine gekürzte, bestimmt zeitgemässe Übertragung (Übersetzung ins Italienische von Fabrizio Sinisi), welche nicht jedem Zuschauer gefallen hat. In einer Stunde und zwanzig Minuten werden die Suche nach der Wahrheit und der Kampf gegen das Schicksal ja klar dargestellt, Ödipus scheint hier aber die grausame Wahrheit, seine Schuld und sein unausweichliches Schicksal schon am Anfang zu kennen (‚sei tu‘, ‚sei tu‘ hört man ziemlich schnell), so dass etwas Spannung verloren geht. Nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt, wird der Frage der Freiheit des Menschen, das heisst, ob es für den Menschen Willensfreiheit gibt, oder ob unser Leben total vorherbestimmt ist, was übrigens Sophokles Überzeugung zu sein scheint: der Wille der Götter schränkt den freien Willen des Menschen total ein, Weh dem, der das nicht akzeptiert.

Gefeierte Schauspieler
König Ödipus am LAC Szenenfoto von Andrea Macchia
König Ödipus am LAC Szenenfoto von Andrea Macchia

Marco Foschis Ödipus ist ein moderner Mensch, dennoch angefüllt mit einer Mischung von Furor, Angst und Stress. Der italienische Schauspieler interpretiert grossartig den König von Theben, der ja einerseits die Stadt vor der Sphinx gerettet hat, andererseits unwissend seinen Vater tötete, mit seiner Mutter Kinder zeugte, und damit dieselbe Stadt erneut zu Hoffnungslosigkeit und Elend verdammte. Und beeindruckend ist er auch, wenn er die von sich selbst immer weg projizierte eigene unverschuldete Schuld erkennt und anerkennt, und damit mühelos beweist, wie wir alle auch manchmal Opfer und Täter zugleich sein können. Ebenbürtig ist ihm Roberto Latini in der Rolle des blinden Tiresias, der mehr sehen kann als der sehende und kluge Ödipus: dieser wird paradoxerweise erst alles verstehen können, wenn er sich die Augen aussticht. Sehr interessant ist noch, dass der gleiche Schauspieler auch die Rollen der verschiedenen Boten interpretiert, jeder eine der vielfältigen Darstellungen des Gottes Apollon. Hervorragend sind sowohl Frédérique Loliée als mal strenge mal lachfreudige und oft an Lady Macbeth erinnernde Lokaste, als auch Fabio Pasquini als glaubwürdiger Kreon.

König Ödipus am LAC Szenenfoto von Andrea Macchia
König Ödipus am LAC Szenenfoto von Andrea Macchia

Am Ende der Vorstellung am LAC gab es viele ‘Bravo“-Rufe und einen starken Schlussapplaus, aber in seiner Begeisterung für die Schauspieler schloss das Publikum das ganze Produktionsteam nicht ein. 

Text: https://marinellapolli.ch/

Fotos   Andrea Macchia https://www.luganolac.ch/it/lac/home

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König Ödipus am LAC Szenenfoto von Andrea Macchia

OSI LAC Lugano_Foto Kaupo Kikkas

 

König Ödipus am LAC Szenenfoto von Andrea Macchia