Meditation als Mittel gegen Scham- und Schuldgefühle
Seit diesem Jahr können Personen, die nach traumatischen Erfahrungen an
starken Scham- und Schuldgefühlen leiden, am Zentrum für Psychotherapie
der Goethe-Universität an einem für diese Symptomatik entwickelten
Therapieprogramm teilnehmen. Derzeit gibt es noch freie Therapieplätze.
FRANKFURT. „Traumatisierungen wie sexuelle oder körperliche
Gewalterfahrungen oder schwere Verkehrsunfälle können zu starken Schuld-
und Schamgefühlen in Bezug auf das Erlebte führen, die sehr belastend sind
und einer erfolgreichen Verarbeitung der traumatisierenden Erfahrungen im
Wege stehen“, erläutert Traumatherapeutin und Studienleiterin Dr. Meike
Müller-Engelmann. Ein vielversprechender Behandlungsansatz sind die aus
dem Buddhismus stammenden Metta-Meditationen (deutsch: „Liebende Güte“),
die darauf abzielen, sich selbst und anderen Menschen bedingungsloses
Wohlwollen und Freundlichkeit entgegenzubringen. Erste wissenschaftliche
Untersuchungen konnten bereits zeigen, dass durch das Praktizieren dieser
besonderen Meditationstechnik Selbstkritik verringert und das Gefühl der
Verbundenheit mit anderen Menschen verbessert werden kann. Auch für die
Behandlung psychischer Störungen wie der Posttraumatischen
Belastungsstörung und der Depression zeigten sich Hinweise auf die
Wirksamkeit der Metta-Meditation.
Das Therapieprogramm besteht aus sechs wöchentlichen Einzelsitzungen, bei
denen gemeinsam mit einer Psychotherapeutin zunächst über den Inhalt der
Schuld- und Schamgefühle reflektiert wird. Dann lernen die Teilnehmenden
verschiedene Metta-Meditationsübungen kennen, welche auch täglich zu Hause
geübt werden sollen. Die Therapie wird durch diagnostische Untersuchungen
und Fragebögen wissenschaftlich begleitet, was durch eine finanzielle
Förderung durch die Eden-Stiftung und die Vereinigung von Freunden und
Förderern der Goethe-Universität ermöglicht wurde. „Die Rückmeldungen der
Patientinnen und Patienten sind sehr positiv ausgefallen. Dies spiegeln
auch die erhobenen Daten wieder“, freut sich Projektkoordinatorin Stella
Kümmerle. „Viele berichten von einer deutlichen Erleichterung nach der
Therapie, sie machten sich sehr viel weniger Vorwürfe, ihr Wohlbefinden
sei verbessert“, erklärt Studienleiterin Dr. Müller-Engelmann.
Wer nach einem traumatischen Ereignis unter Schuld- und Schamgefühlen
leidet und am Behandlungsprogramm teilnehmen möchte, kann sich an die
Projektkoordinatorin Stella Kümmerle wenden. Die Patienten sollten
zwischen 18 und 65 Jahren alt und aktuell nicht in psychotherapeutischer
Behandlung sein. Eine Abhängigkeit von Drogen oder Alkohol sollte nicht
vorliegen.