Wieder mehr als 1.000 COVID-19-Patienten auf Intensivstationen –steigende Impfquote wirkt Überlastung entgegen
Erstmals seit dem 18. Juni werden wieder mehr als 1.000
COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen in Deutschland behandelt. Das
geht aus der aktuellen Datenerfassung des DIVI-Intensivregisters hervor.
„Seit gut einem Monat steigen die Patientenzahlen wieder an – noch ist die
Situation auf den Intensivstationen aber zu bewältigen“, sagt Professor
Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für
Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Mit Sorge sei aber zu beobachten,
dass es regional jetzt schon zu erheblichen Belastungen der
Intensivmedizin mit Patienten komme, die nicht an COVID-19 erkrankt sind.
„Damit es aber nicht zu einer Überlastung der Stationen und des Personals
kommt, müssen wir aufs Impftempo drücken. Wir wissen mittlerweile aus der
Forschung, dass die Steigerung der Impfquote – und sei es nur um wenige
Prozentpunkte – schon eine große Auswirkung auf die Zahl
intensivpflichtiger COVID-19-Patienten haben kann“, so Marx, Direktor der
Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care des Aachener
Universitätsklinikums.
Die jetzt veröffentlichte Arbeit von DIVI-Wissenschaftlern zeigt in einer
Simulation, dass der Effekt von Impfungen eine wesentliche Rolle spielen
kann. „Im Unterschied zu den vorangegangenen Pandemiewellen braucht es in
diesem Herbst eine höhere Inzidenz, bis die Intensivbetten vergleichbar
stark belegt sind“, sagt Studienautor und Mathematiker Professor Andreas
Schuppert, Leiter des Instituts für Computational Biomedicine an der RWTH
Aachen. „Und nur eine zehnprozentige Steigerung der Impfquoten bei den
über 35-Jährigen sowie den über 60-Jährigen führt zu einer erheblich
verringerten Intensivbettenbelegung.“
Impfquote: Wenige Prozentpunkte haben erhebliche Auswirkung auf
Bettenbelegung
Die Bandbreite der möglichen Intensivbettenbelegung ist groß, und stark
abhängig von der Impfquote, erläutern die Autoren der Studie. „Nur wenige
Prozentpunkte in der Impfquote haben eine erhebliche Auswirkung auf die
potenzielle Intensivbelegung im Herbst“, sagen auch Professor Christian
Karagiannidis, Leiter des ARDS- und ECMO-Zentrums der Lungenklinik Köln-
Merheim, und Professor Steffen Weber-Carstens, Leitender Oberarzt der
Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin der
Charité – Universitätsmedizin Berlin. Beide sind Mitautoren der
vorliegenden Arbeit sowie medizinisch-wissenschaftliche Leiter des DIVI-
Intensivregisters. „Für die Intensivmedizin ist die Impfquote der über
35-Jährigen von entscheidender Bedeutung. Deswegen müssen wir alles
daransetzen, die Impfakzeptanz in den kommenden Wochen deutlich zu
steigern“, sagen die Mediziner.
Mit einer Impfung kann jeder die Mortalitäts- und Morbiditätsraten
verringern
Im Unterschied zum vergangenen Jahr habe es jetzt jeder einzelne Bürger
selbst in der Hand, wie stark die Auswirkungen durch die Virusverbreitung
sein werden und ob es zu einer Überlastung des Gesundheitssystems kommen
könnte: „Jeder kann durch eine Impfung dazu beitragen, das
Pandemiegeschehen und dessen Auswirkungen unter Kontrolle zu bekommen“,
erklärt DIVI-Präsident Marx. „Wer sich jetzt impft, kann die Mortalitäts-
und Morbiditätsraten verringern – also die Häufigkeit der Erkrankungen,
die Zahl der schweren Verläufe und die daraus resultierenden Todesfälle“,
so der Mediziner. „Leben retten zu können oder schwere COVID-19-Fälle zu
verhindern, das ist ein sinnvoller Anreiz für eine Impfung.“
Online nachlesen: Ergebnisse der Simulationen zum „Intensivbettenbedarf
für COVID 19 im Herbst/Winter 2021“:
https://link.springer.com/cont