Trotz Stellenanstieg fehlen weiterhin Fachkräfte in KiTas
Gemeinsame Stellungnahme der Berliner SAGE Hochschulen (EHB, KHSB, ASH
Berlin) zum aktuellen Kitaentwicklungsplan im Beschluss vom 17. August
2021 des Berliner Senats für Bildung, Jugend und Familie.
Laut Pressemitteilung vom 17. August 2021 hat der Senat von Berlin den von
Senatorin Scheeres vorgestellten Kitaentwicklungsplan beschlossen. In der
Pressemitteilung heißt es unter anderem, dass sich die Fachkräftesituation
weiterhin positiv entwickelt. Seit 2016 ist die Zahl der Kita-Fachkräfte
von rund 22.700 auf rund 28.300 angestiegen, ein jährliches Plus von rund
5 Prozent.
Folgt man den Empfehlungen der Bertelsmann-Stiftung zur Qualitätssicherung
hinsichtlich eines kindgerechten Personalschlüssels vor allem im sensiblen
Krippenbereich und der Verbesserung der Leitungskapazitäten in Kitas dann
fehlen in Berlin laut Länderreport Frühkindliche Bildungssysteme 2019
jedoch fast 13.000 vollzeitbeschäftigte Fachkräfte. Weitere Fachkräfte
fehlen für die über das Gute-Kita-Gesetz finanzierten zusätzlichen
Anleitungsstunden für neu einsteigendes Personal sowie den Ausbau der
Fachberatung für Berliner Kitas.
Des Weiteren gibt die Pressemitteilung über das Qualifikationsniveau der
Fachkräfte keine Auskunft. Der Länderreport Frühkindliche Bildung 2019
zeigt dagegen, dass in Berlin nur 7 % der pädagogischen Fachkräfte einen
fachlich einschlägigen Hochschulabschluss haben, während sich auf der
anderen Seite fast 11% des Personals noch in Ausbildung befindet. Laut
Deutschem Verein (2020) sollten die Bemühungen um eine akademische
Ausbildung jedoch verstärkt und weiterentwickelt werden und zwar u. a. aus
folgenden Gründen:
- steigende Anforderungen an Team- und Personalentwicklung
- verstärkte Forderung nach reflexiv ausgerichtetem sozialpädagogischem
Handeln
- sich ausdifferenzierende organisatorische, planerische und pädagogische
Aufgabe
- der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder
2020 forderte die BAG-BEK, dass Leitungspositionen von hochschulisch
ausgebildeten Fachkräften besetzt sein müssen.
In Berlin existieren, neben den Ausbildungsgängen an Fachschulen, bereits
seit vielen Jahren Studiengänge der Kindheitspädagogik an der Alice-
Salomon-Hochschule Berlin (ASH Berlin), der Evangelischen Hochschule
Berlin (EHB) und der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin
(KHSB). Diese Studiengänge bieten eine dringend benötigte wissenschaftlich
fundierte und professionelle Ausbildung pädagogischer Fachkräfte für die
Arbeit mit Kindern und ihren Familien. Darüber hinaus verfügen die
Absolvent*innen der kindheitspädagogischen Studiengänge im Besonderen über
Kenntnisse und Fähigkeiten Kinder aus Familien mit prekären
Umgebungsbedingungen, wie beispielsweise Belastungen an ökonomischen und
psychischen Ressourcen oder Schwierigkeiten mit der deutschen
Bildungssprache sowie Kinder mit Entwicklungsbeeinträchtigungen oder in
der Entwicklung bedrohte Kinder im Alter zwischen 0 bis 12 Jahren
kompetent zu begleiten.
Plädoyer: Der Berliner Senat wird aufgefordert, nicht nur den Bedarf an
Betreuungsplätzen und die Quantität des pädagogischen Personals in
Kindertageseinrichtungen im Blick zu haben, sondern auch auf das
Qualifikationsniveau des pädagogischen Personals und die Sicherung der
Prozessqualität sowie auf die notwendigen Organisations- und
Personalentwicklungsaufgaben zu achten. Für die Erfüllung, der zunehmend
anspruchsvoller werdenden Aufgaben im Bereich der frühkindlichen Bildung
und Erziehung braucht es gut ausgebildetes und hoch qualifiziertes
Personal, das diese Herausforderungen meistern kann. Die Studiengänge der
Kindheitspädagogik an der ASH, der EHB und der KHSB sind in der Lage, für
solche Schlüsselstellen zu sorgen. Dazu braucht es jedoch die Wahrnehmung
und die Unterstützung der Hochschulen durch den Berliner Senat.
Mit freundlichen Grüßen gez.
(in alphabetischer Reihenfolge)
Prof. Dr. Birgit Behrisch (KHSB), Prof. Dr. Dagmar Bergs-Winkels (ASH),
Jannes Boekhoff (KHSB), Prof. Dr. Michael Brodowski (ASH), Prof. Dr. Rahel
Dreyer (ASH), Prof. Dr. Sidonie Engels (EHB), Ariane Feldhaus (EHB), Prof.
Dr. Claudia Hruška (ASH), Serafina Morrin (KHSB), Prof. Dr. Natascha
Naujok (EHB), Kerstin Nitsche (EHB), Anke Pannier (EHB), Prof. Dr. Corinna
Schmude (ASH), Prof. Dr. Petra Völkel (EHB), Prof. Dr. Anja Voss (ASH),
Prof. Dr. Christian Widdascheck (ASH), Prof. Dr. Anne Wihstutz (EHB)