Frankreich lesend entdecken: Universität Koblenz-Landau startet Literaturportal zur Gegenwartsliteratur
Molière, Sartre, Flaubert oder Camus – die Namen der großen Literaten
Frankreichs kennt ganz Deutschland. Welche Perlen aber gibt es in der
französischen Gegenwartsliteratur zu entdecken? Das neu gestartete
Literaturportal „france2000“ der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau
rückt mit Rezensionen, Essays und Interviews die zeitgenössische Literatur
und aktuelle kulturelle Debatten unseres Nachbarlands in den Fokus. Hinter
der Website steckt das Team um Romanistikprofessor Dr. Gregor Schuhen. Das
Portal entsteht im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
(DFG) geförderten Projekts.
„Französische Gegenwartsliteratur ist seit einigen Jahren auch in
Deutschland wieder überaus beliebt“, bekräftigt Literaturwissenschaftler
Schuhen. „Denn die zeitgenössischen Autorinnen und Autoren unseres
Nachbarlands haben vor allen anderen europäischen Ländern die soziale
Wirklichkeit für sich als Thema neu entdeckt und damit den Zeitgeist
getroffen“. So porträtiert Gegenwartsliteratur aus Frankreich insbesondere
die gesellschaftlichen Missstände, die der neoliberalistischen
(Wirtschafts-)Politik geschuldet sind. „Wir sehen hier eine Rückkehr zur
Klassenfrage und zur sozial engagierten Literatur, die im Nachbarland auf
eine lange Tradition zurückblickt“, so Schuhen. In Frankreich hat unter
anderem der Soziologe Pierre Bourdieu einen regelrechten „Boom“ der
Klassenfrage in den Sozialwissenschaften ausgelöst. Autoren wie Didier
Eribon, Édouard Louis oder Annie Ernaux stellen ihren intellektuellen
Klassenaufstieg soziologisch reflektiert dar und bedienen sich dabei der
Instrumente von Bourdieu. Aber auch französische Erfolgsschriftsteller wie
Michel Houellebecq, Virginie Despentes oder Leïla Slimani legen ihren
Texten ein stark soziologisches Interesse zugrunde. Der Einfluss Bourdieus
auf die Geistes- und Sozialwissenschaften wie auch das literarische Feld
ist Gegenstand von Schuhens aktuellem Forschungsprojekt „Bourdieus Erben.
Zur Rückkehr der Klassenfrage in der französischen Gegenwartsliteratur“,
das die DFG über drei Jahre bis März 2024 fördert.
Von Literaturexperten für Liebhaber der französischen Wortkunst
Das Literaturportal „france2000“ entsteht im Rahmen dieses DFG-Projekts.
Die Texte stammen aus den Federn des Teams Literaturwissenschaft der
Romanistik am Campus Landau. Perspektivisch sollen Gastautorinnen und
-autoren sowie Studierende eingebunden werden. Mit dem Portal will die
Landauer Romanistik ihre Begeisterung für französische Literatur mit einem
breiten Publikum teilen. Drei Rubriken umfasst der Literaturblog: Die
„Nouveautés littéraires“ behandeln Neuerscheinungen aus Frankreich oder
deren Übersetzungen ins Deutsche. Neben Kurzrezensionen des Projektteams
zu literarischen Texten und Sachbüchern gibt es hier auch Verlinkungen zu
externen Rezensionen und Verlagsankündigungen. In der Sparte „Essais &
Entretiens“ fokussiert das Projektteam die Trends, Debatten und
Persönlichkeiten der Literatur- und Kulturszene: in Essays zu
wissenschaftlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Phänomenen sowie
in Interviews mit Akteurinnen und Akteuren aus dem kulturellen oder
akademischen Bereich. In der dritten Rubrik treten Studierende in Aktion.
Studentische Perspektive ab dem Wintersemester
Ab dem kommenden Wintersemester sollen Landauer Studierende der Romanistik
aktiv in den Blog eingebunden werden. In einer eigenen Rubrik „EEE Espace
Étudiant.e.s École“ werden Literaturstudium und studentische Projekte
vernetzt. Das Ziel: Studierende sollen gleichzeitig Frankreich entdecken
und das Land und seine Kultur der Öffentlichkeit vermitteln. Mit dem Blog
erhalten die angehenden Französischlehrkräfte die Möglichkeit, eigene
kreative Projekte aus literaturwissenschaftlichen Seminaren einem größeren
Publikum zugänglich zu machen.
Die URL des Portals lautet: www.literaturportal-france2000
Der Literaturblog ist auch auf Facebook und Instagram aktiv unter
@literaturportal_france_2000