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Stiftung Mercator und C. H. Beck Verlag starten Edition Mercator

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Gemeinsam haben heute die Stiftung Mercator und der Verlag C.H. Beck bei
einer Veranstaltung im Humboldtforum in Berlin die ersten Bände der neuen
Reihe Edition Mercator vorgestellt.

Renommierte Expert*innen bringen darin aktuelle gesellschaftliche Themen
zur Sprache. Mit der Reihe verfolgt die Stiftung Mercator das Ziel,
kompetent über große Herausforderungen unserer Zeit zu informieren und
Anstöße für die öffentliche Debatte zu geben.

Die Autor*innen der Reihe sind renommierte Expert*innen, die auch
außerhalb der akademischen Sphäre für ihre Positionen eintreten. Sie
verbinden die Vermittlung von Basiswissen mit einer
allgemeinverständlichen Diskussion gesellschaftlicher Herausforderungen.
In Essays will die Reihe neue Denkräume öffnen, ohne dabei den
Verkürzungen eines Zeitungsartikels oder den Zwängen einer Fachpublikation
zu unterliegen. Die Autor*innen diskutieren ihr Thema pointiert und
fokussiert und beschränken sich dabei auf rund 140 bis 200 Seiten.

Die Welt befindet sich in einer Phase der Krisen und Umbrüche. Noch immer
grassiert eine globale Pandemie, die Auswirkungen der Klimakrise werden
sichtbar, noch immer zerstört die Menschheit die Umwelt und beutet
endliche  Ressourcen ohne Rücksicht auf kommende Generationen aus. Der
Multilateralismus und die westlichen Demokratien werden von neuen Akteuren
und Mächten infrage gestellt, während die Schere zwischen Arm und Reich
immer weiter aufgeht. Merklich und unmerklich durchdringt die
Digitalisierung alle Lebensbereiche, oft ohne sich moralischen oder
rechtlichen Normen zu unterwerfen.

Wenn es darum geht, diese und andere gesellschaftliche Herausforderungen
zu verstehen und Vorschläge zu ihrer Bewältigung zu erarbeiten, richtet
sich der Blick immer auch auf die Wissenschaften. Die Stiftung Mercator
fördert die Entwicklung wissenschaftlich begründeter Handlungsoptionen für
gesellschaftliche Herausforderungen und trägt sie in den öffentlichen und
politischen Diskurs.

„Uns ist es wichtig, den eigenen Horizont offenzuhalten und resonant zu
bleiben für neue Ideen und Themen“, so Dr. Wolfgang Rohe, Vorsitzender der
Geschäftsführung der Stiftung Mercator. „Die aktuellen gesellschaftlichen
Herausforderungen werden wir nur mithilfe exzellenter Wissenschaftler und
Wissenschaftlerinnen bewältigen. Über die möglichen Wege und neuen
Perspektiven bedarf es jedoch einer Diskussion, eines gesellschaftlichen
Diskurses. Mit der Edition Mercator möchten wir dazu neue Impulse geben.“

„Die Edition Mercator wird kein vorgefertigtes Lagerdenken bestätigen.
Ziel ist, dass sich bei den Leserinnen und Lesern ein Überraschungseffekt
einstellt, dass sie neben erwartbaren Problemdiagnosen neue,
unkonventionelle Sichtweisen kennenlernen“, so Dr. Matthias Hansl,
verantwortlicher Lektor beim Verlag C.H.Beck.


Als erste Bände erscheinen in der Reihe „Mercator Edition“:

Von erwünschten und unerwünschten Reisenden – Die neuen Mauern der
Globalisierung

Laut einer gängigen Erzählung werden nationalstaatliche Grenzen in der
Globalisierung immer poröser. Grenzüberschreitende Mobilität werde so zu
einer universellen Erfahrung – von der Rückkehr nationalistischer Politik
allenfalls temporär unterbrochen. Steffen Mau zeigt, dass diese Sichtweise
trügt: Grenzen wurden in der Globalisierung von Anbeginn nicht offener
gestaltet, sondern zu machtvollen Sortiermaschinen umgebaut. Heute
erfüllen sie ihre Trennungsfunktion besser und effektiver denn je. Während
der grenzüberschreitende Personenverkehr in den letzten Jahrzehnten stetig
zunahm, fand gleichzeitig eine in Wissenschaft und Öffentlichkeit
unterschätzte Gegenentwicklung statt: Vielerorts ist es zu einer neuen
Fortifizierung gekommen, zum Bau neuer abschreckender Mauern und
militarisierter Grenzübergänge. Grenzen wurden zudem immer selektiver und
mithilfe der Digitalisierung zu Smart Borders aufgerüstet, und die
Grenzkontrolle hat sich räumlich massiv ausgedehnt, ja ist zu einer
globalen Unternehmung geworden, die sich vom Territorium ablöst. Der
Soziologe Steffen Mau analysiert, wie die neuen Sortiermaschinen Mobilität
und Immobilität zugleich schaffen: Für erwünschte Reisende sollen sich
Grenzen wie Kaufhaustüren öffnen, für andere sollen sie fester denn je
verschlossen bleiben. Während ein kleiner Kreis Privilegierter heute
nahezu überallhin reisen darf, bleibt die große Mehrheit der
Weltbevölkerung weiterhin systematisch außen vor. nirgends tritt das
Janusgesicht der Globalisierung deutlicher zutage als an den Grenzen des
21. Jahrhunderts.

Steffen Mau lehrt Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Zuletzt sind von ihm die Bücher «Das metrische Wir. Über die
Quantifizierung des Sozialen» (2017) und «Lütten Klein. Leben in der
ostdeutschen Transformationsgesellschaft» (2019) erschienen. Er wurde 2021
mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet.

Steffen Mau: Sortiermaschinen - Die Neuerfindung der Grenze im 21.
Jahrhundert  |  192 Seiten | € 14,95 [D] | € 15,40 [A]

Lässt sich vergangenes Unrecht wiedergutmachen? Restitutionen zwischen
Geschichte und Politik

Die Restitution von Kulturgütern gehört zu den brisantesten und
meistdiskutierten Themen der letzten Jahre. Lässt sich vergangenes Unrecht
durch späte Rückgaben wiedergutmachen? Was muss, was soll, was kann
zurückgegeben werden? Welche Schwierigkeiten birgt die Auseinandersetzung
mit einer Vergangenheit, die aus der Gegenwart konstruiert wird? In
unserem Umgang mit einer historisch belasteten Vergangenheit scheint nicht
nur der Geschichte als solcher, sondern auch ganz konkreten Objekten
unrecht anzuhaften. Wurden sie geraubt, den Opfern abgepresst oder von
ihnen auf andere Weise verloren, so geht man heute, auch viele Jahrzehnte
nach ihrem Verlust, zumeist davon aus, dass sie an ihre ursprünglichen
Besitzer herauszugeben sind. Welche Parameter, Schwierigkeiten, aber auch
Chancen diesen Prozess kennzeichnen, erläutert Sophie Schönberger,
Expertin für Kunst- und Kulturrecht, anhand von drei Beispielen, die in
Deutschland die aktuellen Debatten in unterschiedlicher Weise prägen: die
Restitution von NS-Raubgut, der Umgang mit kolonialen Objekten und
schließlich die Entschädigungsforderungen der Familie Hohenzollern.

Sophie Schönberger lehrt Öffentliches Recht, Kunst- und Kulturrecht an der
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und ist Ko-Direktorin des Instituts
für Deutsches und Internationales Parteienrecht und Parteienforschung.