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Neues Forschungsprojekt: Sozialkapital-Radar für Wuppertal

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Die Coronapandemie stellt unsere Gesellschaft seit über einem Jahr vor
große Herausforderungen. Starkregen verursachte erst kürzlich massive
Überschwemmungen und verheerende Zerstörungen. Die Bewältigung dieser
Ereignisse zeigt: Gemeinschaften, die durch einen hohen Zusammenhalt,
starkes Vertrauen und gemeinsam geteilte Werte gekennzeichnet sind (sog.
Sozialkapital), entwickeln in Krisen und Katastrophen ein breites auf
Hilfe und Unterstützung ausgerichtetes Verhalten. An diesem Punkt setzt
ein neues Forschungsprojekt des Lehrstuhls für Bevölkerungsschutz,
Katastrophenhilfe und Objektsicherheit an der Bergischen Universität unter
Leitung von Prof. Dr.-Ing. Frank Fiedrich an.

Ziel des neuen Projekts ist die Entwicklung eines lokalen Sozialkapital-
Radars für die Stadt Wuppertal. „Damit lassen sich die kollektiven
Unterstützungsleistungen sozialer Gemeinschaften nachvollziehen und im
Krisenfall besser identifizieren“, erklärt Projektmitarbeiter Bo
Tackenberg. Das Projekt knüpft an das BMBF-Projekt „Resilienz durch
Sozialen Zusammenhalt – Die Rolle von Organisationen (ResOrt)“ an. Die
darin entstandenen Vorarbeiten sollen im neuen Projekt vertieft und in den
Bevölkerungsschutz übertragen werden. Am Beispiel der Stadt Wuppertal, wo
sich im Verlauf der Coronapandemie eine Vielzahl ehrenamtlicher
Nachbarschaftsinitiativen spontan gründeten, wird unter anderem eine
mehrsprachig umgesetzte Bevölkerungsbefragung durchgeführt. Rund 20.000
Wuppertaler*innen sollen dabei zum sozialen Zusammenhalt und zur
nachbarschaftlichen Unterstützungsbereitschaft in ihrem Wohngebiet befragt
werden.

Bereits im Vorläuferprojekt „ResOrt“ konnten die Forscher*innen zeigen,
dass die sozialen Strukturen eines Wohngebiets Einfluss auf den
Zusammenhalt der Bewohner*innen haben können. „Die Analyse kleinräumiger
Effekte des Wohnumfelds auf den Zusammenhalt und die
Unterstützungserwartungen bzw. -leistungen der befragten Bürgerinnen und
Bürger bildet deshalb den Ausgangspunkt für Erkenntnisse zum
Bevölkerungsverhalten in Krisen und Katastrophen“, sagt Dr. Tim Lukas vom
Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit.
Zusammen mit den verfügbaren Sozialdaten der Stadt Wuppertal wird auf
dieser Grundlage ein interaktives, grafisches Lagebild zum
Bevölkerungsverhalten entwickelt. „Mit einem auf Geoinformationssystemen
beruhenden Dashboard, wie viele es vom Blick auf die Inzidenzzahlen des
Robert Koch-Instituts kennen, können kommunale Behörden und Akteure des
Bevölkerungsschutzes Wohnquartiere erkennen, in denen ein stärkerer
Handlungsbedarf noch vor Eintreten einer Krise oder Katastrophe besteht“,
ergänzt Lehrstuhlinhaber Prof. Frank Fiedrich. Darauf aufbauend können
dann Rahmenempfehlungen für die Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz
abgeleitet werden, die auch in anderen Städten und Gemeinden
gewinnbringend eingesetzt werden können.

Für ihr Vorhaben „Entwicklung eines Sozialkapital-Radars für den
sozialraumorientierten Bevölkerungsschutz (Sokapi-R)“ erhalten die
Wissenschaftler*innen für die kommenden drei Jahre eine Förderung des
Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Höhe von
488.000 Euro. Unterstützung erhält das Fachgebiet durch das
Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes und die assoziierten
Partner vom Verband für sozial-kulturelle Arbeit, dem Behörden Spiegel,
dem Wuppertaler Zentrum für gute Taten und der Stadt Wuppertal.