Testpersonen gesucht! HTWK-Gründungsteam Recovics testet Exohand
Bevor die Handorthese auf den Markt kommen kann, soll sie in diesem Herbst
getestet werden. Dafür sucht das Team Probandinnen und Probanden
Mit seiner Exohand will das HTWK-Gründungsteam Recovics die klassische,
manuelle Hand- und Fingertherapie automatisieren und digitalisieren.
Dadurch können Patientinnen und Patienten in Zukunft einen Teil ihrer
Behandlung selbstständig zu Hause durchführen und ihre
Behandlungsfortschritte sogar per App an die Fachkräfte aus der Physio-
und Ergotherapie übermitteln. Das macht die Behandlung orts- und
zeitunabhängig und entlastet außerdem das Gesundheitssystem. Bevor die
Handorthese aber einmal auf den Markt kommen kann, will Recovics die
Exohand zunächst auf ihre Gebrauchstauglichkeit testen. Dafür sucht das
Team Patientinnen und Patienten, Therapeutinnen und Therapeuten sowie
medizinisches Personal, um gemeinsam mit ihnen verschiedene Tests
durchzuführen. Die Tests sollen planmäßig zwischen 4. Oktober und 19.
November 2021 stattfinden.
„In der Testreihe wollen wir prüfen, ob unsere Exohand allen notwendigen
Anforderungen hinsichtlich der Benutzeroberflächen, Benutzung und
Wirksamkeit gerecht wird, und wir wollen Messfehler und Risiken
ausschließen“, sagt Frank Schmidt von Recovics. Ohne eine sogenannte
Gebrauchstauglichkeitsuntersuc
und damit eine Markteinführung nicht möglich. Das vierköpfige Recovics-
Team hofft deshalb auf Unterstützung von möglichst vielen Interessierten.
Wer kann an den Tests teilnehmen und wie laufen sie ab?
In der Testreihe wenden die Probrandinnen und Probanden das Gerät und die
dazugehörige App aus ihrer Sicht, das heißt, aus der Sicht von Betroffenen
und Fachpersonal an. Neben den Produkttests beantworten sie Fragen und
Leitfadeninterviews. Außerdem führen Therapeutinnen und Therapeuten
manuell mit einem in der Handrehabilitation üblicherweise verwendeten
Goniometer, einem Winkelmesser, Messungen durch, um die Beweglichkeit
festzustellen. „So können wir prüfen, wie die Exohand funktioniert und ob
die Daten exakt ausgelesen werden“, so Schmidt.
Die an einer in den Fingern rheumatischen Erkrankung betroffenen
Patientinnen und Patienten sollen im Testzeitraum an 15 Terminen für
jeweils etwa zwei bis drei Stunden mitwirken, indem sie die Exohand testen
und ausprobieren. „Auf sie kommt es besonders an, denn unser Produkt soll
ihnen schließlich helfen“, so Schmidt. Außerdem sucht das Team
Therapeutinnen und Therapeuten, die an vier Terminen für je zwei bis drei
Stunden Zeit haben, sowie medizinisches Personal mit entsprechender
Ausbildung, das an 13 Terminen den Versuch als Ersthelferinnen und
Ersthelfer betreut.
Alle Teilnehmenden müssen mindestens 18 Jahre alt sein und am 30.
September 2021 an einer vorbereitenden Veranstaltung teilnehmen. Für ihre
Unterstützung erhalten sie eine Aufwandsentschädigung. Interessierte
wenden sich direkt an das HTWK-Gründungsteam von Recovics, entweder per
E-Mail an recovics (at) htwk-leipzig.de oder per Telefon an Frank Schmidt
von Recovics (+49 341 3076-4136).
Hintergründe zum Produkt und zur Entwicklung
Die Exohand können die Betroffenen wie eine Art Handschuh selbst anziehen
und damit zu Hause Bewegungen trainieren – ähnlich wie in der
Physiotherapie. Dafür ist die Exohand mit einer Mechanik verbunden, die
eine kontinuierliche, passive Bewegung der Finger und des Daumens
durchführt, wobei die Finger einzeln bewegt werden können. Patientinnen
und Patienten können so beispielsweise das Öffnen und Schließen der Hand
üben. Die dazugehörige App zeichnet die Behandlungsfortschritte auf, die
wiederum vom medizinischen Fachpersonal ausgewertet werden können.
Die Idee zur Exohand entstand vor sechs Jahren, als Frank Schmidt und
Michael Sanne ihre Bachelorarbeiten im Fachbereich Maschinenbau an der
HTWK Leipzig schrieben. Seitdem tüftelten sie an einem Prototyp. Seit März
2020 erhalten die beiden Ingenieure für zwei Jahre eine
Forschungsförderung vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft,
Kultur und Tourismus in Höhe von 1,2 Millionen Euro und können damit ihre
Exohand zu einem marktreifen Produkt ausbauen. Seitdem hat sich viel
getan: Im März 2021 beendeten sie ihre Arbeiten an der Mechanik. Der neu
hinzugekommene Kollege und IT-Spezialist Jesus Cabal entwickelte eine App
für den Handschuh und die ebenfalls neue Kollegin und Diplom-Kauffrau
Ariane Barth kümmert sich um den betriebswirtschaftlichen Bereich,
insbesondere um die anstehende Ausgründung.