Deutsche Leberstiftung begrüßt Screening auf Hepatitis B und C in der Gesundheitsuntersuchung
Ab dem 1. Oktober 2021 ist es soweit: Im Rahmen des Präventionsprogramms
„Gesundheitsuntersuchung“ für gesetzlich Versicherte, vormals als „Check-
up 35“ bezeichnet, wird als neue Vorsorgeleistung auch das Screening auf
Hepatitis B und C angeboten. Die Bluttests sollen dazu beitragen, auch in
Deutschland die hohe Dunkelziffer an unentdeckten Infektionen mit den
beiden Hepatitis-Viren zu verringern und Betroffenen eine möglichst
frühzeitige Behandlung anbieten zu können.
Die Deutsche Leberstiftung engagiert sich seit vielen Jahren für die
Etablierung von Vorsorgeuntersuchungen im Bereich der Lebererkrankungen
und begrüßt diese Erweiterung als ersten wichtigen Schritt in die richtige
Richtung – sieht jedoch noch weiteren Handlungsbedarf beim Kampf gegen
Virushepatitis und andere Lebererkrankungen.
Virale und nicht-virale Lebererkrankungen haben eine Gemeinsamkeit: Die
Erkrankungen verlaufen häufig mit unspezifischen Symptomen und werden
oftmals gar nicht oder erst spät erkannt, wenn das Krankheitsstadium
bereits fortgeschritten ist und zum Beispiel eine Leberzirrhose oder ein
Leberzellkrebs (Hepatozelluläres Karzinom, HCC) vorliegt. Weltweit stellen
Lebererkrankungen eines der größten Gesundheitsprobleme dar und gehören zu
den häufigsten Todesursachen. Allein an der chronischen Hepatitis B oder C
sind weltweit circa 325 Millionen Menschen erkrankt – in Deutschland gehen
Experten von mehreren Hunderttausend infizierten Menschen aus.
Bereits im Februar 2021 trat der Beschluss des Gemeinsamen
Bundesausschusses (G-BA) in Kraft, der als neuen Bestandteil der
„Gesundheitsuntersuchung“ einmalig den Test auf die durch Viren
verursachten Lebererkrankungen Hepatitis B und Hepatitis C umfasst. Damit
sollen bislang unentdeckte Infektionen mit den Hepatitis-Viren B (HBV) und
C (HCV) erkannt werden. Die Verhandlungen der Ärzte und Krankenkassen über
die Höhe der Vergütung und die Festlegung der Abrechnungsziffern sind nun
abgeschlossen, sodass die Inanspruchnahme ab dem 1. Oktober 2021 möglich
ist.
Im Jahr 2016 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Hepatitis B
und Hepatitis C bis 2030 weltweit Ziele zur Elimination gesetzt. Über 190
Mitgliedsstaaten der WHO haben sich verpflichtet, der Virushepatitis im
eigenen Land den Kampf anzusagen. Auch Deutschland beteiligt sich. Im
April 2016 hat die Bundesregierung die Strategie zur Eindämmung von HIV,
Hepatitis B und C sowie anderer sexuell übertragbarer Infektionen („BIS
2030 – Bedarfsorientiert, Integriert, Sektorübergreifend“) beschlossen,
die bis 2030 Hepatitis B und C wie auch HIV und andere
Infektionskrankheiten erfolgreich bekämpfen will.
Theoretisch sind die Voraussetzungen für eine Zielerreichung gut: Gegen
Hepatitis B gibt es eine wirksame Schutzimpfung, die Hepatitis C ist heute
mit kurzer, nahezu nebenwirkungsfreier Therapie fast immer heilbar. Doch
die Ergebnisse, die der WHO bis 2019 vorlagen, zeigten bereits vor der
Corona-Pandemie, dass die ersten gesetzten Ziele in Deutschland nicht
erreicht wurden. Grund ist vor allem die hohe Dunkelziffer nicht erkannter
Fälle. Es ist davon auszugehen, dass viele Betroffene in Deutschland
nichts von ihrer Erkrankung wissen. Und durch die Corona-Pandemie wurden
die Bemühungen, Hepatitis B und C bis 2030 einzudämmen, weltweit
zurückgeworfen. Erste Untersuchungen kommen zu alarmierenden
Einschätzungen.
Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass das Bewusstsein der Bevölkerung für
virale Infektionskrankheiten durch die Corona-Pandemie gestiegen ist und
die Wichtigkeit von Prävention, Impfung und speziell Früherkennung erkannt
wird.
„Es ist elementar, dass Lebererkrankungen möglichst früh erkannt und
adäquat behandelt werden. Die Deutsche Leberstiftung setzt sich seit
Jahren für die Feststellung der Leberwerte als Standardleistung im Rahmen
von turnusmäßigen Gesundheitsuntersuchungen in Deutschland ein. Dass
Versicherte ab dem vollendeten 35. Lebensjahr künftig den Anspruch auf ein
einmaliges Screening auf Hepatitis B und Hepatitis C haben, ist zu
begrüßen und ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung für
mehr Lebergesundheitsbewusstsein“, betont Prof. Dr. Michael P. Manns,
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung, und merkt kritisch an:
„Leider konnte sich das Plenum des G-BAs nicht darauf verständigen, das
Virushepatitis-Screening bereits für Versicherte ab einem Alter von 18
Jahren einzuführen. Darüber hinaus bleibt die Forderung bestehen, dass
angesichts der vielen unerkannt bleibenden Lebererkrankungen die
Leberwerte im Blut (GPT, GOT und GGT) regelmäßig überprüft werden. Das
gilt beispielsweise angesichts der stetig steigenden Zahlen von nicht-
alkoholischen Fettlebererkrankungen (NAFLD) zumindest bei bestimmten
Patientengruppen wie extrem übergewichtigen Erwachsenen und Kindern.“
Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen
und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch
Forschungsförderung und eigene wissenschaftliche Projekte zu verbessern.
Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die
öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt
und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem
Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für Ärzte und
Apotheker in medizinischen Fragen. Weitere Informationen zur Stiftung
unter https://www.deutsche-leberstif
unter anderem umfangreiche Informationen sowie Bildmaterial für
Betroffene, Interessierte, Angehörige der Fachkreise und Medienvertreter.