Altreifen erneuern statt entsorgen DBU-Projekt zu nachhaltigem Umgang mit Rohstoffen


n Deutschland fallen jährlich etwa 570.000 Tonnen Altreifen an,
die größtenteils verbrannt oder zu Gummigranulaten und Gummimehl
verarbeitet werden. Das kostet jedoch viel Energie und Material. Eine
Alternative gibt es bereits: Runderneuerung macht alte Reifen wieder fit,
wird aber nur selten genutzt. Das Netzwerk Allianz Zukunft Reifen (AZuR)
will mit wissenschaftlichen Fakten für mehr Klarheit sorgen, das Image der
Altreifen verbessern und Lösungen für einen nachhaltigeren Umgang mit
ihnen finden. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das
Vorhaben fachlich und finanziell im Rahmen ihrer Förderinitiative zur
Circular Economy, also einer umfassenden Kreislaufwirtschaft, mit rund
91.000 Euro.
Seit einigen Jahren wächst der Berg an Altreifen, und der Markt für
Altreifen-Recycling befindet sich im Umbruch. Auf Deponien dürfen sie
nicht gelagert werden und immer weniger Verwertungsbetriebe nehmen
Altreifen ab. „Wir brauchen neue Wege, damit die wertvollen Rohstoffe in
den Reifen erhalten bleiben und nicht einfach entsorgt werden“, sagt
Franz-Peter Heidenreich, DBU-Referatsleiter für Kreislaufführung und
Bautechnik. Das AZuR-Netzwerk erarbeitet dafür verschiedene Lösungen. Die
Runderneuerung ist eine Möglichkeit, die auf viele Reifen anzuwenden ist.
Bei den Nutzfahrzeugen macht sie bereits etwa ein Drittel des Marktes aus.
Bei Autos kommt sie dagegen fast gar nicht vor.
Runderneuerte Reifen bieten viele Vorteile
„Das liegt daran, dass viele Menschen unsicher sind, wenn es um
runderneuerte Reifen geht“, sagt Projektleiterin Christina Guth. Dabei
hätten sie viele Vorteile. Guth: „Wenn sich die Quote erhöht, könnte man
große Mengen Rohöl, Gummi und Stahl einsparen. Die Altreifen könnten für
einen zweiten Lebenszyklus genutzt werden und der Energieverbrauch und
CO2-Ausstoß würden sinken.“ Außerdem seien runderneuerte Reifen günstiger
als Neuware. Um Nutzerinnen und Nutzer zu überzeugen, müssten diese über
die ökologischen und wirtschaftlichen Vorteile runderneuerter Reifen
informiert werden, meint auch Heidenreich. Dazu erarbeiten die
Projektpartner zunächst die Ökobilanz zur Runderneuerung, prüfen außerdem
den Rollwiderstand und damit den Energieverbrauch sowie schließlich die
Lebensdauer der neuen alten Reifen. Auf diese Weise soll ein Öko- und
Qualitätslabel entstehen. Ein weiterer Vorteil der Altreifen laut Guth:
Runderneuerungsbetriebe sind in ganz Deutschland verteilt. Neureifen
dagegen werden meistens im Ausland gefertigt und haben lange Transportwege
hinter sich, was zugleich die Ökobilanz verschlechtert.