US-Geschichte in Florida erlebt


Die Vergangenheit der USA und die Mentalität der Amerikaner sind ihnen
jetzt viel ver-trauter: Würzburger Studierende der Geschichte haben sich
in Florida intensiv mit diesen Themen beschäftigt.
Rosa Parks war eine mutige Frau. Im Jahr 1955 weigerte sich die
Afroamerikanerin, ihren Sitz-platz im Bus für einen weißen Fahrgast frei
zu machen. Der Busfahrer rief die Polizei. Rosa Parks wurde verhaftet und
musste eine Strafe zahlen – wegen Störung der öffentlichen Ruhe. Dieser
Vorfall führte zu landesweiten Protesten, er gilt als eine Wurzel der
schwarzen Bürger-rechtsbewegung in den USA. Rosa Parks wurde zu einer
Ikone der Bewegung.
Die Bürgerrechtsbewegung und andere Themen aus der US-Geschichte: Wo
könnte man besser darüber sprechen als in der ältesten Stadt der USA, im
1565 gegründeten St. Augustine in Flori-da? Am dortigen Flagler College
haben sieben Studierende der Universität Würzburg an einer Summer School
teilgenommen. Zehn Tage lang konnten sie intensiv mit Studierenden und Do-
zenten des Colleges diskutieren – unter anderem über die deutsch-
amerikanischen Beziehungen.
Institut hat gute internationale Kontakte
Ermöglicht wurde ihnen das durch die guten internationalen Kontakte des
Würzburger Instituts für Geschichte. Mit dem College in St. Augustine
pflegt das Institut seit Jahren einen Austausch: Würzburger Studierende
können dort jeweils für ein halbes Jahr in die andere Kultur eintauchen.
Eine Summer School hat nun zum ersten Mal stattgefunden. Mit dabei waren
die Lehramtsstu-dierenden Etienne-Fabrice Hees und Laura Slesiona. Wenn
sie von Florida erzählen, ist ihre Be-geisterung auch Wochen danach noch
ungebrochen.
Etienne-Fabrice Hees war unter anderem beeindruckt vom US-Dozenten Dr.
Michael Butler: Dessen Art, völlig frei vorzutragen und sein Referat mit
vielen Bildern zu garnieren, kam bei dem Würzburger Studenten sehr gut an.
„Interessant war es auch, von weißen Amerikanern etwas über die schwarze
Bürgerrechtsbewegung zu hören. Sie sehen ihre Geschichte da schon sehr
kritisch.“
Laura Slesiona fand die lockere Atmosphäre gut. „Es waren immer mehrere
Dozenten mit uns im Raum, und durch den engen Kontakt haben sich schnell
intensive Gespräche auf Augenhöhe ergeben. Besonders die amerikanischen
Studierenden haben auch viele persönliche Erfahrungen eingebracht.“
Die Würzburger Studierenden haben am Flagler College auch selber Vorträge
gehalten. Darauf waren sie von ihren Würzburger Geschichtsprofessoren
Helmut Flachenecker und Peter Hoeres gut vorbereitet worden. Beide waren
auch in Florida mit dabei.
Etienne-Fabrice brachte den Amerikanern Wissenswertes zur Geschichte der
Frankfurter Allge-meinen Zeitung nahe – unter anderem sprach er darüber,
wie die Zeitung über die Terrorangriffe des 11. September 2001 berichtet
hatte.
Laura stellte Eckpunkte der Beziehungen zwischen Deutschland und den USA
nach 1945 vor. Nach ihrem Vortrag machte sie noch eine kleine Umfrage im
Seminarraum. Dabei kam heraus, dass die Amerikaner in Zeiten von Angela
Merkel und Donald Trump die Beziehungen ihres Lan-des zu Deutschland
wesentlich positiver beurteilen als es die Deutschen tun. „Das liegt
sicher daran, dass wir Deutschen, bedingt durch die Nachkriegsgeschichte,
viel stärker auf die USA fixiert sind als die Amerikaner auf uns“, meint
Etienne-Fabrice.
Exkursionen ins Ausland
Das Studium der Geschichte an der Uni Würzburg bietet auch
Auslandserfahrungen anderer Art: „Es gibt immer wieder Exkursionen, die
etwa eine Woche dauern, zum Beispiel nach Polen, Prag oder Kaliningrad“,
sagt Laura. Vor Ort können sich die Teilnehmer intensiv mit der Geschichte
anderer Länder und Städte auseinandersetzen.
Wer sich speziell für amerikanische Geschichte interessiert: Die Summer
School mit dem Flagler College soll im Sommersemester 2020 wieder
stattfinden, diesmal in Würzburg. Ob sie dann wieder dabei wären? „Auf
jeden Fall“, sagen Etienne-Fabrice und Laura – und sei es nur als Helfer
bei der Organisation.
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An der Uni Würzburg kann Geschichte als Lehramts-, Bachelor- oder
Masterstudium absolviert werden. Das Spektrum reicht von Alter Geschichte
über das Mittelalter bis hin zur Neuesten Geschichte. Geographische
Schwerpunkte sind die Mittelmeerwelt der Antike, Franken, Bayern und
Preußen, das Heilige Römische Reich, Österreich, Westeuropa, die USA, das
Baltikum, Polen und Russland.