Was stimmt zwischen uns eigentlich nicht?
Die eigene Stimme hat für viele keine große Bedeutung, die meisten mögen
sie sogar nicht, wenn sie sie hören. Im Vergleich zu Frisur, Figur und
Kleidung spielt sie allenfalls eine Nebenrolle. Dabei ist die Stimme
vielleicht das wichtigste Transportmittel für unsere Emotionen. Und: Sie
lässt sich nur schwer manipulieren. Immerhin hat sie am 16. April ihren
Welttag. Für die Hochschule Fresenius ist das eine willkommene
Gelegenheit, ihr doch einmal die Hauptrolle zukommen zu lassen: Vielleicht
sollten wir wieder mehr miteinander reden.
Warum sind Emoticons eigentlich so populär? „Sie sind in der
Schriftsprache Stellvertreter für unsere Gefühle“, sagt Sabine Hammer,
Projektkoordinatorin am Institut für komplexe Gesundheitsforschung an der
Hochschule Fresenius und Autorin des Buches „Stimmtherapie mit
Erwachsenen“. Die Art, wie wir kommunizieren, hat sich dank WhatsApp & Co.
stark verändert. „Da wir beim Lesen von Nachrichten oft nicht erkennen
können, welche eigentliche ‚Sprechabsicht‘ der Absender verfolgt,
verwenden wir Bilder, um zum Beispiel Freude, Ärger, Trauer oder Ironie zu
vermitteln.“ Wenn wir miteinander reden, ist das viel leichter: „In der
Kommunikationswissenschaft wird angenommen, dass wir beim Sprechen 60 bis
80 Prozent der Information nonverbal vermitteln, das heißt über Mimik,
Gestik, Körperhaltung und nicht zuletzt auch über unsere Stimme und deren
Klang“, so Hammer.
Inwiefern die Stimme variiert, hängt von verschiedenen physischen und
psychischen Faktoren ab. Mit wem rede ich gerade – und wie definiere ich
meine Rolle ihm gegenüber, welche Emotion empfinde ich? Dem Vorgesetzten
gegenüber verhalte ich mich im Normalfall anders gegenüber als meinem
Kind. Bin ich gestresst, fühle ich mich müde und erschöpft oder bin ich
gerade mit mir vollständig im Reinen? All das spiegelt sich in unserer
Stimme wider. „Wenn die Gesprächsabsicht mit Inhalt und Tonalität
übereinstimmt, wirken wir authentisch“, sagt Hammer. „Problematisch ist
es, wenn diese Übereinstimmung fehlt und das, was wir sagen oder sagen
wollen, nicht mit der Stimme im ‚Einklang‘ ist.“ Dann kann es zu Störungen
in der Kommunikation kommen. Gerade jemand, der uns sehr gut kennt, nimmt
uns dann das „Mir geht es gut.“ nicht ab.
Wieso können wir das nicht besser kontrollieren? Bei Mimik und Gestik
funktioniert das doch? „Es liegt daran, dass die Stimme an das autonome
oder vegetative Nervensystem gekoppelt ist. Sie ist unserer aktiven
Kontrolle weitgehend entzogen“, klärt Hammer auf. Eine entscheidende Rolle
kommt dem Kehlkopf zu, der primär die Lungen schützt. Die Stimme hat sich
später entwickelt und rein biologisch tatsächlich eine untergeordnete
Bedeutung. Das Organ reagiert, ohne dass wir es beeinflussen könnten, auf
bestimmte Situationen. Das ist auch grundsätzlich so gedacht: Die Emotion
„Angst“ löst Reaktionen aus, die Leib und Leben schützen sollen. „Im Lauf
der Evolution haben sich die Situationen geändert, die bei uns Emotionen
hervorrufen“, erklärt Hammer. „Daher versagt uns heute just im falschen
Moment die Stimme.“ Haben wir in einem Vortrag oder in einer Prüfung
Angst, stellt sich der Körper auf Flucht ein, neben anderen körperlichen
Veränderungen wird in der Vorbereitung zu dieser „Flucht“ die Atmung
intensiviert. Wenn wir dann gleichzeitig sprechen müssen, verändert sich
auch die Stimmfunktion. Zuhörer sind sehr schnell über unsere wahre
Gefühlslage im Bilde, bemerken die Schwäche, gerade wenn wir stark und
selbstsicher wirken möchten. „Die Kontrolle über die Stimme können wir nur
bedingt trainieren. Eher müssen wir an der Situation oder unserer Reaktion
darauf arbeiten.“
Sie lässt sich nicht täuschen und kehrt unser Innerstes nach außen, ob wir
das wollen oder nicht. Das können auch Emoticons letztlich nicht
verhindern – ein persönliches Gespräch und unser Gegenüber weiß allein
aufgrund der Tonalität Bescheid. Besser, wir sagen, was wir fühlen. Und
messen diesem feinen Instrument die Bedeutung bei, die ihm zusteht.
Über die Hochschule Fresenius
Die Hochschule Fresenius mit ihren Standorten in Frankfurt am Main,
Hamburg, Idstein, Köln, München und den Studienzentren in Berlin,
Düsseldorf und New York ist mit knapp 12.000 Studierenden die größte
private Präsenzhochschule in Deutschland. Sie blickt auf eine mehr als
168- jährige Tradition zurück. 1848 gründete Carl Remigius Fresenius in
Wiesbaden das „Chemische Laboratorium Fresenius“, das sich von Beginn an
sowohl der Laborpraxis als auch der Ausbildung widmete. Seit 1971 ist die
Hochschule staatlich anerkannt. Sie verfügt über ein sehr breites,
vielfältiges Fächerangebot und bietet in den Fachbereichen Chemie &
Biologie, Design, Gesundheit & Soziales, onlineplus sowie Wirtschaft &
Medien Bachelor- und Masterprogramme in Vollzeit sowie berufsbegleitende
und ausbildungsbegleitende (duale) Studiengänge an. Die Hochschule
Fresenius ist vom Wissenschaftsrat institutionell akkreditiert. Bei der
Erstakkreditierung 2010 wurde insbesondere ihr „breites und innovatives
Angebot an Bachelor- und Master-Studiengängen“, „ihre Internationalität“
sowie ihr „überzeugend gestalteter Praxisbezug“ vom Wissenschaftsrat
gewürdigt.
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website: http://www.hs-
fresenius.de