Zum Hauptinhalt springen

200 Millionen Schoko-Osterhasen werden jedes Jahr produziert. Doch woher kommen sie eigentlich?

Pin It

Bis Saisonware bei uns in den Regalen der Supermärkte landet, wird sie
manchmal um die halbe Welt geschifft. Wie die Lieferkette von Schoko-
Osterhasen aussieht, erklärt der Logistik- und Handel-Experte der
Hochschule Fresenius, Professor Dr. Heinz Walterscheid.

Bald ist Ostern. Doch schon kurz nach der Weihnachtszeit steht er in den
Regalen der Supermarktketten: Der Schoko-Osterhase. Für diese reibungslose
Lieferkette sorgen im Hintergrund Logistiker und Handelsunternehmen.

FRAGE: Herr Professor Walterscheid, welche Wege legt ein Schoko-Osterhase
gewöhnlich zurück, bevor er bei uns im Supermarkt steht?
ANTWORT: Der überwiegende Teil der in Deutschland angebotenen Schoko-
Osterhasen wird in Deutschland selbst produziert, z.B. von Lindt in Aachen
und von der Firma Rübezahl in Dettingen. Das letztgenannte Unternehmen
produziert alleine jährlich etwa 25 Millionen der insgesamt rund 200
Millionen produzierten Schoko-Osterhasen in Deutschland und versorgt damit
zahlreiche Discounter und Supermarktketten. Allerdings werden nicht alle
200 Millionen Schoko-Osterhasen auch in Deutschland konsumiert: Etwa 90
Millionen werden jährlich exportiert.

FRAGE: Dann hat unser Schoko-Osterhase also nur einen relativ kurzen Weg
zu uns zurückzulegen?
ANTWORT: Der fertig produzierte Schoko-Osterhase ja. Betrachtet man aber
die Bestandteile eines Hasen mit etwa 30 Prozent Kakao, Kakaobutter und
vor allem auch Zucker und Vollmilchpulver, so ergeben sich hier sehr lange
Wege. Der größte Teil des Kakaos kommt per Seeschiff aus Afrika nach
Deutschland. Die drei wichtigsten Kakaoanbauländer sind die
Elfenbeinküste, Ghana und Nigeria, wo der Kakao auf Plantagen angebaut und
die geernteten Kakaobohnen fermentiert, getrocknet und in Säcke verpackt
werden. Die Kakaobohnen werden dann entweder noch im Anbauland oder erst
nach dem Export in Deutschland zu Kakaomasse weiterverarbeitet. So haben
viele unserer Schoko-Osterhasen auch einen afrikanischen Hintergrund.

FRAGE: Heute möchten viele Konsumenten nachhaltige Produkte kaufen, also
auch fair produzierte und gehandelte Schoko-Osterhasen. Wie kann man sich
hier als Verbraucher orientieren?
ANTWORT: Viele Handelsunternehmen und Hersteller haben auf den Trend
reagiert und bieten nun vermehrt sozial nachhaltig zertifizierte Schoko-
Osterhasen an. Die beiden wichtigsten Siegel, an denen man sich
orientieren kann, sind "Fairtrade Cocoa Program" und "UTZ Certified
Kakao". Wie die Namen zeigen, handelt es sich jeweils bei dem für die
Schoko-Osterhasen verwendeten Kakao um sozial nachhaltig produzierten und
gehandelten Kakao. Diese Schoko-Osterhasen sind dadurch zwar meist etwas
teurer, aber viele Konsumenten sind bereit, für nachhaltige Produkte einen
Aufpreis zu bezahlen.

FRAGE: Häufig wird vermutet, dass der Schoko-Osterhase eigentlich der neu
eingekleidete Schoko-Weihnachtsmann ist. Ist da etwas Wahres dran?
ANTWORT: Nein. Die Schoko-Osterhasen werden immer aus frisch hergestellter
Schokoladenmasse produziert.

FRAGE: Und was passiert mit den Schoko-Osterhasen, die zu Ostern nicht in
den Supermärkten verkauft werden?
ANTWORT: Diese werden nicht wieder eingelagert, sondern zum Teil an Tafeln
und andere gemeinnützige Organisationen verschenkt oder stark vergünstigt
abgegeben.

Prof. Dr. Heinz Walterscheid ist Studiendekan für die Studiengänge
Logistik und Handel (B.A.), MBA General Management und MBA General
Business Management an der Hochschule Fresenius in Köln. Er wurde 1964
geboren und studierte in Bonn Volkswirtschaftslehre. Nach dem Studium
wechselte er an die Universität Konstanz und promovierte im Bereich
Betriebswirtschaftslehre. Nach elf Jahren in der betrieblichen Praxis
wechselte er 2007 zurück in den Hochschulbereich und ist seit Anfang 2012
für die Hochschule Fresenius tätig.

Logistik und Handel (B.A.) wird an der Hochschule Fresenius Vollzeit in
Hamburg sowie berufsbegleitend in Hamburg und Köln angeboten. Schwerpunkte
sind internationales Logistikmanagement und internationales
Handelsmanagement. Zu den Studieninhalten zählen nachhaltiges
Transportmanagement, Personalmanagement, Organisation und operative
Planung, nachhaltiges Handelsmanagement, Marketing und Marktforschung,
Transport- und Wettbewerbsrecht, Online-Handel und technische Logistik.