Auf dem Weg in ein neues Studium: Geflüchtete starten an der Evangelischen Hochschule
Zwölf geflüchtete Menschen aus Syrien, Iran und Eritrea beginnen am
Montag, 10. April 2017, ein begleitetes Gasthörerprogramm der
Evangelischen Hochschule. Dieses ermöglicht den späteren Einstieg in ein
Bachelorstudium. Die Teilnehmer*innen begeben sich damit auf neues
Terrain. Die Studiengänge Soziale Arbeit, Religionspädagogik und Pädagogik
der Kindheit sind in keinem der Herkunftsländer als akademische Berufe
bekannt. Professorin Gesa Köbberling: "Die Teilnehmer*innen sehen das
Potenzial, durch ein Studium an der Evangelischen Hochschule gute und
realistische Perspektiven für ihre Zukunft aufzubauen."
Unter der Verantwortung von Köbberling hat die Evangelische Hochschule ein
mehrschrittiges Konzept entwickelt, das geflüchteten Menschen ein Studium
an der Hochschule ermöglicht. Drei unterschiedliche Angebote zielen
darauf, den Zugang zu einem regulären Studium zu erleichtern: das
Gasthörerprogramm, ein Vorkurs für Menschen mit Fluchterfahrung und ab dem
Wintersemester 2017/18 ein Kontingent von 10 regulären Studienplätzen für
Geflüchtete. Mit der Öffnung der Hochschule für Menschen mit Flucht- und
Migrationsbiografien leistet die Hochschule einen wesentlichen Beitrag zur
Professionsentwicklung sowie für mehr Bildungsgerechtigkeit und
Chancengleichheit.
Die Gaststudentinnen und -studenten haben in ihren Herkunftsländern
Geografie oder Jura studiert, oder sie standen bereits als Lehrerin oder
Unternehmer im Beruf. Mit dem Gasthörerprogramm können sie in ein Studium
„hineinschnuppern“, Vorlesungen und Seminare besuchen und sich so einen
Eindruck von dem Studienangebot und den Studienbedingungen an der
Evangelischen Hochschule machen.
„Der dialogische Charakter der Angebote und die Einbeziehung aller
Bereiche der Hochschule ist mir besonders wichtig“, so Gesa Köbberling.
„Ziel ist, dass Geflüchtete keine Sondergruppe an der Hochschule sind,
sondern als Studierende selbstverständlich dazu gehören. Sicherlich wird
der Umgang mit den besonderen Hürden, die Geflüchtete insbesondere
aufgrund ihrer aufenthaltsrechtlichen Situation und sprachlichen
Schwierigkeiten bewältigen müssen, immer wieder herausfordernd sein. Ich
denke aber, dass unsere Hochschule mit ihrer überschaubaren Struktur und
vielen Engagierten sehr gute Voraussetzungen dafür hat. Ich freue mich auf
die neuen Studierenden, die vielfältige Kompetenzen und Erfahrungen
mitbringen und damit die Hochschule bereichern!"
Die Gasthörer*innen erhalten einen kostenfreien Zugang zu einem Online-
Sprachlernprogramm des DAAD, um individuell ihre Sprachkompetenz ausbauen.
Darüber hinaus können sie die Infrastruktur der Hochschule nutzen, wie zum
Beispiel Bibliothek und Computerräume.
Studierende aus allen Semestern und Fachbereichen der EH Freiburg
begleiten die Teilnehmer*innen im Rahmen eines Buddy-Programms. Sie helfen
bei der Orientierung im Hochschulalltag, bei der Bewältigung praktischer
Problemstellungen und gestalten begleitende Angebote zum Austausch
zwischen Studierenden, Lehrenden und Teilnehmenden des Gasthörerprogramms.
Ab dem Wintersemester 2017/18 können Geflüchtete, die die formalen
Voraussetzungen erfüllen, ein reguläres Studium an der EH Freiburg
aufnehmen. Für diejenigen, die sich den direkten Einstieg in ein Studium
noch nicht zutrauen oder noch nicht alle Voraussetzungen erfüllen, besteht
die Möglichkeit, einen Vorkurs zu besuchen und dort in zwei Modulen die
notwendigen Sprachkompetenzen auszubauen und sich auf ein Studium
vorzubereiten.