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BIBB-Präsident Esser: „Berufsbildung der Balance nötig“ BIBB-Fachzeitschrift „BWP“ mit Themenheft „Berufsbildung 4.0“

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Die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt stellt hohe Anforderungen
an eine moderne Fachkräftequalifizierung. Welche Folgen sich daraus
konkret für die berufliche Bildung ergeben, untersucht das Bundesinstitut
für Berufsbildung (BIBB) gemeinsam mit den Akteuren aus Wirtschaft,
Wissenschaft und Bildungspraxis. Die neue Ausgabe der BIBB-Fachzeitschrift
„Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis – BWP“ dokumentiert hierzu erste
Ergebnisse und Erkenntnisse.

„Gerade in solch bewegten Zeiten brauchen wir eine Berufsbildung der
Balance, die Bewährtes mit Innovativem verbindet und Neuerungen aktiv,
aber behutsam vorantreibt“, fordert BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser
in seinem Editorial.

Das BIBB hat sich frühzeitig mit den Folgen der Digitalisierung befasst
und durch Forschungsprojekte Anstöße zur Weiterentwicklung des dualen
Systems gegeben. „Ganz wichtig war für uns herauszufinden, ob und wie die
Polarisierungsthese von Frey und Osborne auch für Deutschland zutrifft“,
so Esser. Die beiden englischen Forscher gehen in ihrer These davon aus,
dass Berufe, die hohe Routineanteile haben, ersetzbar sind. Diese
Ersetzbarkeit träfe weniger für hoch- und geringqualifizierte Berufe zu,
sondern vor allem für Berufe im mittleren Qualifikationsbereich. „Aber
diese These scheint für Deutschland so nicht zuzutreffen“, stellt der
BIBB-Präsident fest.

Die BIBB-Analysen zeigen, dass digitale Technologien die Arbeit zwar
anspruchsvoller machen. Dabei gewinnen aber vor allem soziale und kreative
Intelligenz der Beschäftigten an Bedeutung. In diese Richtung weisen auch
die Ergebnisse der BIBB-Voruntersuchung zu den dualen IT-Berufen sowie das
BIBB-Kooperationsprojekt mit VW: Beide Studien zeigen, dass bei einigen
Berufen zwar Neuordnungsbedarf besteht, aber auch schon jetzt durch
Anpassungen auf der Ebene der betrieblichen Ausbildungsgestaltung mit den
technologischen Entwicklungen Schritt gehalten werden kann.

Doch auch die Berufsschulen als wichtiger Partner im dualen System sind
gefordert. Das von der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgelegte
Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ zeigt hier Perspektiven
auf, die BIBB-Präsident Esser im BWP-Gespräch mit der amtierenden KMK-
Präsidentin, Susanne Eisenmann, erörtert. Beide sind sich einig, dass
neben einer modernen technologischen Ausstattung und Organisation
insbesondere die Aus- und Fortbildung des Lehrpersonals von entscheidender
Bedeutung ist, um die neuen technologischen Anforderungen in Schule und
Ausbildung zu bewältigen. Dass sich Berufsschulen bereits auf den Weg
gemacht haben, zeigt das Beispiel der Technischen Schule Aalen. Hier wurde
eine Lernfabrik eingerichtet, die Schülerinnen und Schüler praxisnah an
4.0-Technologien heranführt.

Darüber hinaus gibt die aktuelle BWP-Ausgabe weitere interessante
Einblicke in zahlreiche Initiativen und Praxisbeispiele, so unter anderem
zum Social Augmented Learning in der Druckindustrie, zur Vermittlung
digitaler Innovationen in der Kfz-Ausbildung oder zur Frage, wie gerade
kleine und mittelständische Unternehmen oder Überbetriebliche
Berufsbildungsstätten (ÜBS) bei der Gestaltung ihrer Aus- und
Weiterbildung in der Wirtschaft 4.0 unterstützt werden können.

Das Editorial der neuen Ausgabe der BIBB-Fachzeitschrift „Berufsbildung in
Wissenschaft und Praxis – BWP“, Heft 2/2017, steht unter
<www.bibb.de/bwp-8286> kostenlos zum Download zur Verfügung, das Gespräch
Esser – Eisenmann unter <www.bibb.de/bwp-8288>

Die gesamte, kostenpflichtige BWP-Ausgabe kann unter
<www.bibb.de/bwp-2-2017> bestellt oder heruntergeladen werden.