TU Berlin: Das Verlangen der Objekte – Glanz und Gewalt im Kulturerbe Europas
Bénédicte Savoy neben ihrer TU-Professur auch an das Collège de France
berufen
Live im Internet: Antrittsvorlesung am 30. März 2017 um 18 Uhr
Prof. Dr. Bénédicte Savoy, die an der TU Berlin das Fachgebiet
Kunstgeschichte der Moderne leitet, wurde an das Collège de France auf
einen internationalen Lehrstuhl berufen, den sie parallel zu ihrer
Tätigkeit an der TU Berlin wahrnimmt. Das Collège de France, eine
öffentliche, wissenschaftliche Einrichtung, genießt als „Grand
établissement“ das höchste Prestige aller wissenschaftlichen Einrichtungen
in Frankreich.
Die Antrittsvorlesung am 30. März um 18 Uhr wird live im Internet
übertragen (mit englischer Simultanübersetzung)
„Objets du désir. Désirs d’objets – Histoire culturelle du patrimoine
artistique en Europe, XVIIIe – XXe siècles“
Objekte des Verlangens. Das Verlangen der Objekte – Kulturgeschichte des
europäischen Kunsterbes im 18. – 20. Jahrhundert
www.college-de-france.fr
Die neu eingerichteten internationalen Lehrstühle ermöglichen dem Collège
de France die Aufnahme von hochrangigen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern ausländischer Institute für fünf Jahre, die gleichzeitig
an ihrer Heimatuniversität bleiben. In ihrer Antrittsvorlesung am 30. März
2017 „Objets du désir. Désirs d’objets“ stellt die Leibniz-Preisträgerin
Bénédicte Savoy ihren innovativen Forschungsschwerpunkt vor. Er
beschäftigt sich mit der Bedeutung, der Herkunft, dem Verbleib und der
Identitätsstiftung von Kunstgegenständen quer durch Europa, mit Kunstraub
und mit den Strukturen des internationalen Kunstmarktes sowie der
Museumsgeschichte.
In ihrer darauf folgenden Vorlesungsreihe „Wem gehört die Schönheit? Kunst
und Kultur der Welt in unseren Museen“, die wöchentlich am Collège de
France stattfindet und jeweils ein Thema aus diesem Forschungsgebiet
aufgreift, lädt Bènédicte Savoy dazu ein, darüber nachzudenken, wie das
europäische Kulturerbe in unseren Museen dargestellt wird. „Die glänzende
Seite der Medaille hat in der westlichen Welt auch fast immer eine
Kehrseite, nämlich die dunkle Seite von Gewalt – symbolischer oder
realer“, sagt Bénédicte Savoy. „Man müsse beide Seiten zusammen denken.
Sie sind untrennbar verbunden, bilden eine widersprüchliche Einheit.“ Im
Museum müssten die Objekte dort betrachtet werden, wo sie sich befinden
und gleichzeitig mit dem Hintergrund des Ortes, wo sie sich nicht mehr
befinden, nämlich dem Ort ihrer Entstehung oder ihrer Auffindung. Die
Umstände, unter denen sie an den aktuellen Ort kamen, müssen also immer
mitgedacht werden, seien es wirtschaftliche, kriegerische oder von
Erkenntnishunger geleitete Gründe gewesen, die schließlich zum Transfer
von Objekten vom einen an den anderen Ort führten, über politische Grenzen
hinweg. Die Kunsthistorikerin will die Spannungen erforschen und sichtbar
machen, die von Anfang an mit der Idee der Museen verbunden sind und dabei
den Blick auch auf die Perspektive und Stimmen der Enteigneten richten.
In den nächsten fünf Jahren wird Bénédicte Savoy am Collège de France, das
der Grundlagenforschung und der Vermittlung natur- und
geisteswissenschaftlicher Erkenntnisse verpflichtet ist, in ihren
Vorträgen im Wesentlichen vier Themengebiete behandeln. Bei den Themen
„Das verschleppte Kulturerbe“ und „Die Museen“ wird näher auf das enge
Verhältnis und das stillschweigende Einvernehmen zwischen dem Kunstobjekt
und seinem Ort eingegangen. Das Thema „Die geteilte Antike“ wird
ausführlich auf die Formen und Auswirkungen der materiellen und
immateriellen Aufteilung der Antike zwischen den europäischen Nationen
seit dem 19. Jahrhundert Bezug nehmen. Schließlich wird sich der
Themenkreis „Der Wert des Anderen“ unter anderem – zehn Jahre nach der
Gründung des Musée du Quai Branly in Paris – mit den Debatten
beschäftigen, die den Aufbau des Humboldt Forums in Berlin begleiten.
Bénédicte Savoy gehört unter anderem dem internationalen Expertenteam aus
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Museumsexperten an, die
die Gründungsintendanz des Humboldt Forums unterstützen.
Prof. Dr. Bénédicte Savoy erhielt 2003 eine Juniorprofessur an der TU
Berlin. 2009 übernahm sie die Professur „Kunstgeschichte der Moderne“.
2016 wurde sie mit dem mit 2,5 Millionen Euro dotierten Gottfried Wilhelm-
Leibniz-Preis ausgezeichnet.
Die Kurse in Paris beginnen am 19. April 2017. Am 22. Juni findet darüber
hinaus das Kolloquium „Das Recht der Objekte“ statt. Die Veranstaltungen
sind öffentlich und werden ebenfalls gefilmt und auf den Seiten des
Collège de France ins Internet gestellt. Das gesamte Lehrprogramm, ein
Lebenslauf und weitere Informationen sind zu finden unter:
www.college-de-france.fr
www.kuk.tu-berlin.de/menue/team/professuren/prof_dr_benedicte_savoy/