Was das Städtische ausmacht: Neuer Master in Critical Urbanisms
Ab Herbstsemester 2017 bietet die Universität Basel einen
Masterstudiengang in Critical Urbanisms an. Die Studierenden erforschen
soziale, politische, ökonomische und kulturelle Prozesse, die sich im
Phänomen «Stadt» zeigen. Der Schwerpunkt des interdisziplinären Studiums
liegt auf dem afrikanischen Kontinent.
Wie ist das Verhältnis von gebauter Substanz zu politischen, ökonomischen,
kulturellen und sozialen Dimensionen einer Stadt? Studierende des neuen
Masterstudiengangs Critical Urbanisms analysieren aus interdisziplinärer
Perspektive, wie Städte funktionieren und sich verändern.
Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem afrikanischen Kontinent. In kaum einer
Region wachsen Städte schneller als in Afrika, vor allem südlich der
Sahara. Gleichzeitig wird die Vorstellung von dem Kontinent oft auf Slums,
Elendsgebiete und Armut reduziert. Dozierende und Studierende der Critical
Urbanisms wollen einen anderen Blick auf die afrikanischen Länder werfen.
Lernen und Forschen im Research Studio
Die Studierenden beschäftigen sich über einen längeren Zeitraum mit einem
spezifischen Thema, das sie in einem Research Studio erforschen. «Für
diese Lernform steht ein spezifischer Seminarraum zur Verfügung, wo alles,
was wir erarbeiten, sichtbar gemacht wird», sagt Manuel Herz, Professor
für architektonische, städtische und territoriale Gestaltung. Im Research
Studio entstehen Essays, bebilderte Broschüren, Karten, Diagramme,
fotografische Projekte, Videos oder Installationen.
Highway Africa
«Highway Africa» heisst eines der Themen, mit denen sich die Studierenden
ab 2017 im Research Studio auseinandersetzen. Nach der
Unabhängigkeitsperiode in den sechziger Jahren entstanden in Afrika
grosse, häufig nationenübergreifende Infrastrukturprojekte wie Autobahnen,
Eisenbahnen oder Stauseen, die sich quer durch den Kontinent zogen und
mitunter den Geist des Panafrikanismus verbreiteten. Mit der
interdisziplinären Herangehensweise beantworten die Studierenden aus
technischen Sicht, wie solche Projekte gebaut und geplant wurden, aus
kulturhistorischen Sicht, wie über diese Prozesse geschrieben wurde, aus
architektonischer Sicht, welche Gebäude entlang der neuen Infrastruktur
entstanden und aus politischer Sicht, wie sich der Panafrikanismus in den
siebziger Jahren entwickelte. Gleichzeitig bieten diese Untersuchungen
auch die Möglichkeit, aktuelle Grossprojekte, die auf dem afrikanischen
Kontinent entstehen, zu analysieren.
Semester in Kapstadt
Ihr zweites Semester verbringen die Studierenden in Kapstadt. Im
Zusammenhang mit dem African Centre for Cities an der Universität Kapstadt
haben sie die Möglichkeit, umfangreiche Feldforschung auf dem
afrikanischen Kontinent zu betreiben und mit Interviews, statistischen
Zählungen, Fotografieren und Kartographieren eine Vielzahl an Techniken
zur Analyse von Städten anzuwenden.
Globales Phänomen
Der Begriff des Urbanen wird innerhalb der Urban Studies an der
Universität Basel sehr breit gefasst. Denn auch Regionen, die unbebaut
sind, werden laut Manuel Herz häufig durch städtische Gesetzmässigkeiten
bestimmt. Die Studierenden erforschen «Stadt» also nicht als dicht
bebauten Ort im Kontrast zum weniger bebauten Ort. Vielmehr sollen sie
erkennen, dass das Städtische als Phänomen fast den gesamten Planeten
eingenommen hat und sich nur wenige Orte seinen Gesetzmässigkeiten
entziehen können.