Elektromobilität in der Bodenseeregion: Empirische Studie über Anreiz von Kaufprämien
Eine aktuelle Studie zum Thema Elektromobilität in der Bodenseeregion hat
Valerie Bernhard, Studentin der Energiewirtschaft an der Hochschule
Biberach, als Bachelor-Arbeit vorgelegt. Hintergrund der Aufgabenstellung
sind die Kaufprämien für Elektrofahrzeuge, die in Deutschland seit Sommer
2016 bewilligt werden. Nach langen Diskussionen hatte sich die
Bundesregierung im Frühjahr vergangenen Jahres entschieden, für die
Anschaffung von Elektrofahrzeugen staatliche Zuschüsse zu zahlen. Diesen
sogenannten Umweltbonus kann der Verbraucher beim Bundesamt für Wirtschaft
und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragen.
Damit folgte Deutschland Erfolgsbeispielen aus den Niederladen oder
Norwegen, berichtet Valerie Bernhard, wo die staatlich gewährte
Bezuschussung Dynamik in den Markt von Elektrofahrzeugen gebracht hatte.
Hierzulande dagegen blieben die Marktanteile von E-Mobilen bisher weit
hinter den Erwartungen zurück.
Nun also haben auch deutsche Verbraucher die Möglichkeit, sich den Kauf
eines Elektrofahrzeuges finanziell unterstützen zu lassen: 4000 €
Kaufprämie sind für reine batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge möglich,
so Bernhard. Hinzukommen weitere Vorteile wie Steuerbefreiung oder
spezielle Förderungen von einzelnen Kommunen wie beispielsweise
kostenfreie Park- und Lademöglichkeiten.
Die 26-jährige Studentin der Energiewirtschaft wollte nun herausfinden,
wie diese Anreize auf den Endverbraucher wirken. Für Ihre umfangreiche
Befragung nutzte sie ihren Bekanntenkreis: Personen zwischen 17 und 72
Jahren in der Bodenseeregion. Die ländliche Region, in der viel
Pendlerverkehr stattfindet, eignet sich perfekt für den Einsatz von
Elektrofahrzeugen und damit für eine solche Studie, so Professor Dr.
Verena Rath, die die Bachelor-Absolventin bei ihrer Thesis betreut hat: Es
werden viele kurze Strecken zurückgelegt, die der Reichweite von
E-Fahrzeugen entsprechen; die meisten Haushalte verfügen über zwei Autos,
so dass ein E-Mobil eine echte Alternative darstellen könne, so Rath.
Als Ergebnis brachte Valerie Bernhard eine klare Botschaft heraus: Die
meisten der 216 Befragten – die Studentin erreichte eine Rücklaufquote von
90 Prozent – kannten die neuen Fördermöglichkeiten für Elektrofahrzeuge
nicht. Gleichzeitig bezeichneten sie die Prämien zwar als Kaufvorteil, sie
scheinen jedoch nicht alleine bestimmend für die Kaufentscheidung zu sein.
Größere Reichweiten und komfortables Laden bleiben für den Verbraucher die
wesentlichen Voraussetzungen, um der Elektromobilität zum Durchbruch zu
verhelfen. Staatliche Subventionen können helfen, sie sind aber nicht
alleine kaufverhaltensentscheidend. Valerie Bernhard und ihre Professorin
Verena Rath sind sich sicher: ein verstärktes Marketing würde die
Elektromobilität in Deutschland gerade im privaten Bereich voranbringen.
Dabei spielen Kommunen eine wichtige Rolle, die mit besonderen Angeboten
ihre Bürgerinnen und Bürger ermutigen können, auf Autos mit Elektroantrieb
zu setzen.
Valerie Bernhard selbst ist eine solche Kandidatin: Die Absolventin, die
im Februar ihre Abschluss-Arbeit abgegeben hat, hat im März bereits in
ihrer ersten Anstellung als Energiewirtin begonnen: bei den „illwerken
vkw“ am Standort in Bregenz, wo sie bereits ihr Praxissemester absolviert
hat. Ihren Wohnort will die junge Frau nicht wechseln, sondern in
Meckenbeuren wohnen bleiben. Die Strecke, die sie künftig zu ihrem
Arbeitsplatz zurücklegen wird, wäre für ein E-Auto geeignet.
Und die Energiewirtin ist sicher, dass jeder, der ein Elektroauto fährt,
eine Vorbildfunktion einnimmt. So kann ein Unternehmen mit einem Fuhrpark,
zu dem auch E-Mobile gehören, einen Imagegewinn erzielen, vermutet die
Absolventin. Am Ende, so Valerie Bernhard, müssen die Menschen erleben
können, was Elektromobilität ist. Ihr jetziger Arbeitgeber zum Beispiel
hat einen „Showroom“ eingerichtet und bietet kostenlose Testfahrten an.
Bernhard selbst ist begeistert von den innovativen Fahrzeugen, die keinen
Fahrkomfort vermissen lassen. Es sei entspannt, geräuscharm zu fahren, so
Bernhard, und schnell lerne der Nutzer vorausschauend, also sparsam zu
fahren. Die Bremsenergie etwa fließe in die Batterie zurück, ein Effekt,
den man sich beim Fahren zu Nutze machen könne.
Solche Zusammenhänge zu kennen, ist Valerie Bernhard wichtig und steht
gleichzeitig für ihr Interesse am Zusammenwirken von
betriebswirtschaftlichen und energietechnischen Themen. Nach dem Abitur
hatte sie sich zunächst für eine kaufmännische Lehre entschieden und diese
bei einem regionalen Energieversorger, der „Stadtwerk am See GmbH & Co.
KG“, im Bodenseekreis absolviert. Als Azubi durchlief sie alle
Unternehmensbereiche und entdeckte die Bandbreite der Energiewirtschaft.
An der Hochschule Biberach konnte sie diese thematische Kombination im
Studiengang Energiewirtschaft weiter vertiefen. Bei „illwerke vkw“
arbeitet sie seit 1. März als Projektmanagerin im „InnovationsLAB“, einem
neu gegründeten Team, das neue Energie-Dienstleistungen entwickelt.