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Schweiz könnte aus gebrauchtem Holz mehr Energie gewinnen

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Ausgediente Holzpaletten gelten als Verpackungsmaterial. Regelmässig kommen neue hinzu, darum eignen sie sich als verlässliche Energiequelle.  Doris Hölling (WSL)Die Schweiz schöpft eine bedeutsame Quelle sauberer Energie nicht
vollständig aus: Mit 173‘000 Tonnen gebrauchten Holzes könnte heute
wertvolle Wärme- und Stromenergie gewonnen werden, zusätzlich zu den
bereits heute verwendeten 644‘000 Tonnen Altholz. Dies ergab eine erstmald
durchgeführte schweizweite Umfrage der Eidgenössischen Forschungsanstalt
für Wald, Schnee und Landschaft WSL unter 567 Betrieben des Bau-,
Entsorgungs- und Transportgewerbes.

In der Schweiz fiel 2014 fast eine Million Tonnen Altholz (1) an – also
Holz, das sich in Baustellen, bei Abbrüchen, Renovationen und Umbauten
sowie in Form von Verpackungen und zerkleinerten Holzabfällen ansammelte.
Davon hätte aus 817‘000 Tonnen nachhaltig Energie gewonnen werden können.
Tatsächlich wurde jedoch nur aus 644‘000 Tonnen Altholz Wärme oder Strom
hergestellt. Mit dem zusätzlich verfügbaren Altholz liessen sich während
der Heizperiode (September bis Mai) bei einem Wirkungsgrad von 80% ca.
80‘000 durchschnittliche Haushalte mit Wärme und 40‘000 durchschnittliche
Wohnungen mit Strom versorgen.

Die Angaben basieren auf einer in der Schweiz bisher einmaligen
landesweiten Umfrage bei 567 Betrieben, die Altholz sammeln,
transportieren und/oder entsorgen. Ein Forschungsteam der Eidgenössischen
Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL unter der Leitung
von Oliver Thees erhob, wie viel ausgedientes Holz im Jahr 2014 in allen
Landesteilen zusammenkam und welche Menge zur Energiegewinnung genutzt,
entsorgt oder ins Ausland verkauft wurde. In einem soeben erschienenen
Bericht2 führen die Autoren aus, wie gross das Potenzial für die
energetische Nutzung von Abfallholz ist und wie sich dieser Rohstoff in
Zukunft entwickeln könnte.

Chancen für regional höhere Energieproduktion

Die Forschenden erstellten aufgrund der Umfrage eine fundierte
Datengrundlage, die über das regionale wie landesweite Aufkommen und die
Verwendung von Altholz detailliert Auskunft gibt. Demnach liesse sich im
Kanton Bern am meisten Altholz nachhaltig für die Energieproduktion
nutzen. Allerdings wird dort schon so viel Altholz in Wärme und Strom
umgewandelt, dass sich die heutige Menge nur noch um 7 Prozent steigern
liesse. Die in absoluten Zahlen grössten zusätzlich als Energiequelle
nutzbaren Altholzmengen befinden sich in den Kantonen Basel Land (+95%),
St. Gallen (+43%), Solothurn (+38%), Luzern (+27%) und Zürich (+13%). "In
diesen Kantonen hätte somit im Erhebungsjahr 2014 die Energieproduktion
aus gebrauchtem Holz deutlich gesteigert werden können", sagt
Projektmitarbeiter Matthias Erni. Energie produzierende Betriebe aus
diesen Kantonen können sich bei ihrer Ressourcen-Planung daher auf die
aktuellen, regional differenzierten Daten der Umfrage stützen.

Mehr Altholz im Inland nutzen erhöht Wertschöpfung

Obwohl in der Schweiz genügend Interesse an der energetischen Nutzung
alten Holzes besteht, wurde 2014 etwa ein Drittel des in der Schweiz
verwendeten Altholzes ins Ausland exportiert. Die Endverwerter stellen
daraus einerseits Spanplatten her oder erzeugen Energie. Würde hingegen im
Inland vermehrt Wärme oder Strom aus Altholz gewonnen, könnten zahlreiche
Holztransporte ins Ausland entfallen, was Energie einsparen, die Kosten
senken und klimaschädliche Abgase vermindern würde. Und da die Ressource
Altholz bereits heute knapp ist, erscheint es sinnvoll, auch die
zusätzlich nutzbaren Potenziale voll auszuschöpfen und, als Beitrag zur
Energiewende, bei der Altholznutzung eine höhere Wertschöpfung im Inland
zu ermöglichen.

(1) Altholz ist ein begehrter Rohstoff und fällt dort an, wo Holzprodukte
das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht haben. Es stammt überwiegend von
Baustellen, Abbrüchen, Renovationen und Umbauten sowie aus Verpackungen
und zerkleinerten Abfällen, deren Schadstoffgehalte die Richtwerte für die
stoffliche Verwertung oder für Altholzfeuerungen einhalten (VeVA, 2005).
Aus Unternehmenssicht wird jedoch davon ausgegangen, dass unter Altholz
sämtliches Holz, das bereits einmal in Gebrauch war, verstanden wird
(Murer 2015). Dazu gehören auch problematische Holzabfälle und Sperrmüll
aus Holz. In der erwähnten Studie wird der Begriff Altholz auch in diesem
Sinne verwendet.

Das Schweizerische Kompetenzzentrum für Energieforschung im Bereich
Biomasse (SCCER BIOSWEET) möchte vor dem Hintergrund der Energiewende den
Beitrag von Biomasse zur Energieversorgung der Schweiz erhöhen. Die
Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL
untersucht in diesem Zusammenhang verholzte und nicht verholzte
Biomasseressourcen und ihre Potenziale für die energetische Nutzung. Dazu
gehört auch das Altholz.