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Westbalkanregelung: Arbeit, kein Asyl

Matthias Lücke, Koordinator des MEDAM-Projekts zu Asyl und Migration und
Senior Researcher am Kieler Institut für Weltwirtschaft, kommentiert die
Abstimmung des Bundesrates zur Verlängerung der Westbalkanregelung.

„Der niedrigschwellige Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt durch die
Westbalkanregelung hat sich seit 2016 bewährt. Bis 2019 sind auf diesem
Weg über 92.000 Zugewanderte in Arbeit gekommen. Sie sind gut in den
Arbeitsmarkt integriert, obwohl rund 40% nur Helfertätigkeiten ausüben.
Vor allem in Bauindustrie und Gastronomie besteht offenbar ein großer
Bedarf an zugewanderten Arbeitskräften, die ihre beruflichen Fähigkeiten
nicht durch eine mehrjährige Berufsausbildung nachweisen können und
deshalb nach dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz nicht in Deutschland
arbeiten dürften.

Zugleich hat die Westbalkanregelung dazu beigetragen, dass es in
Deutschland kaum noch irreguläre Zuwanderung aus den Westbalkanstaaten
gibt. Die Menschen in den Westbalkanstaaten haben jetzt mit der Regelung
eine niedrigschwellige legale Alternative. Im Gegenzug nehmen die
Regierungen der Westbalkanländer ihre Staatsangehörigen, die nicht in
Deutschland bleiben dürfen, direkt und unbürokratisch zurück. Damit kann
die Westbalkanregelung Vorbild sein für ähnliche Vereinbarungen mit
Nachbarländern, aus denen viele Menschen irregulär in die EU einwandern,
während nur wenige Asylsuchende internationalen Schutz erhalten.“

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Große Mehrheit der Europäer wünscht sich Sieg Joe Bidens über Donald Trump in der US-Präsidentschaftswahl Europäische YouGov-Umfrage anlässlich der US-Präsidentschaftswahl am 3. November 2020

Am 3. November 2020 findet in den USA die Präsidentschaftswahl statt. YouGov hat anlässlich der Wahl eine Umfrage in sieben europäischen Ländern durchgeführt, die zeigt, dass eine große Mehrheit der Europäer den Sieg Joe Bidens über Donald Trump bevorzugt. Den Sieg des demokratischen Herausforderers wünschen sich Dänen am stärksten: 80 Prozent der dänischen Bevölkerung will Joe Biden die Wahl gewinnen sehen, im Vergleich zu 6 Prozent der dänischen Befragten, die sich einen Sieg Donald Trumps wünschen. Am besten schneidet der amtierende US-Präsident in Italien ab, wo ihn 20 Prozent der Befragten wiedergewählt sehen wollen. Unter deutschen Befragten wünschen sich 71 Prozent den Sieg Joe Bidens, 11 Prozent den von Donald Trump.

Dies ist das Ergebnis einer aktuellen europaweiten Umfrage der internationalen Data & Analytics Group YouGov, für die insgesamt 9.136 Befragte, davon 2.245 Deutsche, 1.745 Briten, 1.013 Schweden, 1.018 Dänen, 1.027 Franzosen, 1.071 Spanier sowie 1.017 Italiener zwischen dem 15. September und 4. Oktober 2020 mittels standardisierter Online-Interviews befragt wurden. Die Ergebnisse sind gewichtet und repräsentativ für die jeweiligen Bevölkerungen ab 18 Jahren.

Nur in Dänemark glaubt eine Mehrheit an den Sieg Joe Bidens

Die Europäer sind sich jedoch weniger sicher, dass es zu einem Biden-Sieg tatsächlich kommen wird. Nur in Dänemark glaubt mehr als die Hälfte der Bevölkerung (58 Prozent), dass die Demokraten die Präsidentschaftswahl gewinnen werden. Unter Italienern glauben 48 Prozent an einen Sieg Joe Bidens. In Deutschland sagen dies 46 Prozent. 28 Prozent der Deutschen sind der Meinung, Donald Trump würde die Wahl gewinnen.

Mehrheit in allen untersuchten Ländern bis auf Italien empfindet Trumps Wahlkampf als unehrlich

Jeweils mehr als die Hälfte der Befragten aller sieben Länder glaubt, dass Donald Trumps Präsidentschaftswahlkampf bisher überwiegend unehrlich verlaufen sei (59 bis 74 Prozent). Lediglich unter Italienern spricht weniger als die Hälfte (47 Prozent) von einem unehrlichen Wahlkampf durch den amtierenden US-Präsidenten. Im Vergleich dazu wird der Wahlkampf von Joe Biden in allen untersuchten Ländern häufiger als ehrlich (26 bis 43 Prozent), denn als unehrlich (7 Prozent bis 15 Prozent) bezeichnet. Deutsche Befragte stufen ihn am häufigsten als ehrlich ein (43 Prozent).

Europäer bewerten Trumps Präsidentschaft als schlecht

Nur wenige Europäer glauben, dass Trump sich als Präsident ausgezeichnet hat: 5 bis 15 Prozent aller Befragten bewerten ihn als guten Präsidenten. Stattdessen gibt jeweils eine große Mehrheit in den befragten Ländern an, Trump sei ein schlechter Präsident gewesen: Unter Italienern sagen dies 61 Prozent, unter Deutschen 76 Prozent und unter Dänen sogar 82 Prozent.

Die meisten Europäer sind auch der Ansicht, dass Trumps bisherige Amtszeit negative Auswirkungen auf ihr eigenes Land gehabt habe. Dies sagen Deutsche und Spanier mit jeweils 69 Prozent am häufigsten, Italiener am seltensten (50 Prozent). Auch der Einfluss seiner Präsidentschaft auf die Welt wird zum Großteil als negativ eingeschätzt: 68 bis 84 Prozent aller Befragten machen diese Angabe.

Nur 5 bis 17 Prozent aller befragten Europäer sind der Meinung, dass der Präsident in einem dieser Bereiche einen positiven Einfluss gehabt habe.

Viele Befragte haben keine Meinung zu Joe Biden

Der Anteil jener europäischen Befragten, die glauben, dass die Demokraten einen guten Präsidenten stellen würden, ist mit 17 bis 23 Prozent eher gering. Häufiger vermuten die Europäer, Biden würde ein durchschnittlicher Präsident werden. Dies sagen Dänen am häufigsten (55 Prozent), am zweithäufigsten Deutsche und Schweden (jeweils 40 Prozent). 21 bis 45 Prozent machen bei dieser Frage keine Angabe. Dass er ein schlechter Präsident werden würde, glauben 6 bis 13 Prozent aller Befragten.

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Todesopfer des Eisernen Vorhangs - Ein an der Freien Universität entwickeltes Online-Handbuch ist ab sofort zugänglich

Ein Forschungskonsortium der Freien Universität Berlin, der Universität
Greifswald und der Universität Potsdam hat ein digitales Handbuch mit
Biografien von Männern, Frauen und Kindern veröffentlicht, die am Eisernen
Vorhang ums Leben kamen. In dem zum 30. Jahrestag der deutschen
Wiedervereinigung zugänglich gemachten Handbuch kann online nach den
Biografien und Todesumständen von Opfern des DDR-Grenzregimes an der
innerdeutschen Grenze recherchiert werden. Verzeichnet sind auch
Biographien und Todesumstände von DDR-Flüchtlingen, deren Fluchten an den
Grenzen anderer Ostblockstaaten oder in der Ostsee tragisch gescheitert
sind.

In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt
untersuchte der Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität seit
November 2019 in Kooperation mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
aus den ehemaligen Ostblockstaaten Grenzzwischenfälle am Eisernen Vorhang,
bei denen DDR-Flüchtlinge und in einigen Fällen Bundesbürger ums Leben
kamen. Das Forschungsteam der Universität Greifswald recherchiert seit
Juli 2019 die in der Ostsee gescheiterten Fluchtversuche, bei denen DDR-
Bürger zu Tode kamen.


Die Ergebnisse der beiden Forschungsteams werden nach und nach in das
Online-Handbuch eingepflegt, das vom 3. Oktober 2020 an mit bereits
vorliegenden Teilergebnissen der Projektforschung im Internet zugänglich
ist. Über Landkartenausschnitte sowie eine Filter- und Volltextsuche kann
online in den Biografien recherchiert werden. „Durch den Landkartenzugang
und die Filterfacetten ist es möglich die regionalen oder Orte der
Zwischenfälle am Eisernen Vorhang aufzusuchen sowie die Herkunft der
Betroffenen und ihre Fluchtwege nachzuvollziehen“, erläutert Dr. Jochen
Staadt Projektleiter im Forschungsverbund SED-Staat. Das Angebot, richte
sich insbesondere an schulische Einrichtungen und regionale Institutionen
der politischen Bildung. Durch das Online-Handbuch sollen zudem Verwandte,
Freunde und weitere Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erreicht werden, deren
persönliche Auskünfte zur Ergänzung oder auch zur Berichtigung der
rekonstruierten Biografien beitragen können, wie Jochen Staadt hinzufügte.
In das Handbuch sind Ausschnitte aus bereits geführten
Zeitzeugeninterviews eingefügt. Zu einem späteren Zeitpunkt werden weitere
vom Center für Digitale Systeme (CeDiS) der Freien Universität Berlin
geführte und aufbereitete Interviews in einem digitalen Interviewarchiv
für wissenschaftliche und pädagogische Zwecke nutzbar sein.

Das Biografische Handbuch ist eine sogenannte Open-Encyclopedia-System-
Anwendung (OES), die vom Center für Digitale Systeme der
Universitätsbibliothek an der Freien Universität Berlin entwickelt wurde.
Das OES ist eine standardisierte Open-Source-Plattform, mit der Online-
Enzyklopädien frei zugänglich (Open Access) im Bereich der Geistes- und
Sozialwissenschaften erstellt und veröffentlicht werden können.

Das Biografische Handbuch: https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/

Die Internetseiten des Forschungskonsortiums „Eisernen Vorhang – Tödliche
Fluchten und Rechtsbeugung“ sind erreichbar unter: https://www.eiserner-
vorhang.de/projekt/index.html

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Goliath gegen David – Ungarns Regierung contra Klubrádió, ein Artikel von Anna Rybinski

Demonstration für das Klubrádió
Demonstration für das Klubrádió

Mein letzter Aufenthalt in Budapest hat mich mit Trauer und Wut erfüllt. Diesmal versuche ich etwas zum ersten Mal: über Tagespolitik zu schreiben.

Ungarn, meine alte Heimat, blühte nach der politischen Wende 1989 auf, öffnete die Tore zur Demokratie und zum Westen, es war ein Musterbeispiel für andere Ostblockstaaten. Jetzt gehört es zu den Ärmsten in Europa, die Inflation ist die höchste in der Europäischen Union. Mehr als 600.000 Arbeitslose und 4.000.000 in Armut lebende Personen zeugen davon, dass die Regierung die EU-Gelder für ihre grössenwahnsinnigen Projekte und zur eigenen Bereicherung verwendet hat, nicht für das Wohl der Bevölkerung. Wo sind die enormen Summen geblieben? Viktor Orbán ist nicht gewillt, eine saubere Abrechnung der überwiesenen Euros in Brüssel zu präsentieren, lieber nimmt er eine saftige Busse in Kauf. Er weiss am besten, warum – und versucht mit den EU-Behörden zu spielen, wie eine Katze mit der Maus. Inzwischen steht das Gesundheitswesen vor dem Kollaps; nicht nur die Spitäler sind schlecht ausgerüstet, auch Ärzte und Fachkräfte fehlen. Viele von ihnen haben den Kampf für bessere Arbeitsverhältnisse aufgegeben und sind ins Ausland gegangen. Aber das Volk ist kaum informiert – in ländlichen Gebieten herrschen seit Jahren nur die von der Regierung beeinflussten Medien. Die sogenannte «Pressefreiheit», die der Ministerpräsident Viktor Orbán so gern in den Mund nimmt, existiert kaum noch, oppositionelle Zeitungen und Sender wurden nach und nach ausgeschaltet. Über den aktuellen Kampf der letzten kleinen Bastion der freien Meinungsäusserung möchte ich jetzt berichten.

In Ungarn ist seit Jahren ein echter Kulturkrieg in Gange

Das berühmte Klubrádió
und wie es die Regierung gerne hätte
und wie es die Regierung gerne hätte
Das berühmte Klubrádió

Sogar auf mehreren Ebenen. Manche Feldzüge gegen Andersdenkende im Bereich der Wissenschaft, Justiz, Hochschulwesen und Medien endeten mit dem Sieg der Regierung. Besonders viel Ärger gab es aber mit einem kleinen Radiosender: Den will Orbán endlich als letztes Forum der Opposition zum Schweigen bringen.

Das alte Orion, ein Kult in Ungarn
Das alte Orion, ein Kult in Ungarn

Seit 1994 gibt es eine Radiostation, die sich der freien, unabhängigen Berichterstattung verpflichtet fühlt: das Klubrádió, mit der aktuellen Sendefrequenz 92.9. Nachdem die Regierung die Zeitungen und TV-Programme nach und nach geschickt unter ihre Kontrolle gebracht hat, blieb praktisch nur diese Radiostation übrig, wo der freie europäische Geist herrscht, und Oppositionelle und frustrierte Bürger zu Wort kommen. Der Medienrat hat ihr einige Male wegen Lappalien Strafzahlungen aufgebrummt, die allerdings korrekt beglichen wurden. Nach jahrelangem Kampf um seine Existenz gewann das Klubrádió sogar einen Prozess vor Gericht – sein Sendegebiet wurde trotzdem auf den Grossraum Budapest beschränkt. Das bedeutete, dass es landesweit Hörerschaft und damit wertvolle Werbeeinnahmen verlor; sie sind jetzt auf jährliche Spendenaktionen und Donatoren angewiesen.

Das ungarische Parlamentgebäude
Das ungarische Parlamentgebäude

Im ganzen Land herrschen demzufolge seit Jahren nur die von der Fidesz-Partei beeinflussten Zeitungen und Sender. Die vorgeschriebene Richtung der Ideologie: christlich-national, rassistisch, Europa-feindlich und Demokratie-feindlich, bis zum Äussersten. Orbán hat sogar Plakate in Grossformat aufhängen lassen, mit den Gesichtern von Jean-Claude Juncker, dem damaligen EU-Ratspräsidenten, und Georg Soros, dem Gründer der EU-Universität! Sie wurden als die Erzfeinde des christlichen Ungarn verspottet. Zugegeben: vor Jean-Claude Junckers anstehendem Besuch hat man die Plakate eilig entfernt, den Geldsegen aus Brüssel wollte man ja nicht gefährden. Aber Georg Soros, der Milliardär und Philanthrop,  der weiterhin Demokratie  und Liberalismus forderte, avancierte vom einstigen Förderer zum Feindbild Nr.1 der Magyaren. Feindbilder müssen ja sein: so kann Orbán sich als einziger präsentieren, der das Land verteidigen kann. Gewisse Ähnlichkeiten mit anderen Möchte-Gern-Diktatoren lassen sich nicht leugnen. Man denke nur an Donald Trump …

So kann Viktor Orbán seine Anhängerschaft unbehelligt um sich scharen: Das sind seine Parteifreunde, das sind die superreichen Unternehmer, die durch staatliche Aufträge noch reicher werden, die Rechtsradikalen, die Neonazis, die Rassisten – und alle, die durch obengenannte Personen angestellt werden und ihren Job nicht verlieren wollen. Ausserdem alle anderen, die die Wahrheit gar nicht hören können, weil es im Lande kaum eine neutrale Berichterstattung gibt.

Klubrádió: Kampf ums Überleben

Orbàn Viktor und Soros György  in bester Freundschaft  2010
Orbàn Viktor und Soros György in bester Freundschaft 2010

Die Regierung spielt jetzt ihren letzten Trumpf aus. Im Februar 2021 läuft die offizielle Betriebsgenehmigung für den Sender aus und wird nicht mehr verlängert. Für diese Sendefrequenz können sich andere Gesellschaften bewerben. Der Medienrat, der diese vernichtende Massnahme angeordnet hat, wirft dem Klubrádió «fortgesetzte Gesetzesverstöße» vor. Der Rat besteht – wen wundert es? – aus den rechtsnationalen Parteigängern des Ministerpräsidenten!

Es ist natürlich eine politische Entscheidung: Sie wollen endlich den Sender abschalten. Um jeden Preis! Den einzigen Sender, der die unbequemen, traurigen Wahrheiten ausspricht, bei dem verzweifelte Bürger anrufen können, die mit ihren Problemen nicht klarkommen,  die von ihren Einkommen nicht leben können und sich alleingelassen fühlen.

Viele fragen sich verzweifelt, wie ich auch: warum unternimmt die Europäische Gemeinschaft noch immer nichts? Dass Orbán EU-Recht missachtet und europäische Politiker verspottet, sollte endlich Folgen haben!

Die EU sollte die Rechtstaatlichkeit einfordern, die von dieser Regierung auf Schritt und Tritt verletzt wird. Oder den Geldhahn zudrehen. Wie lange will man dieser korrupten Regierung noch Geld pumpen?

Das Klubrádió und seine berufenen Mitarbeiter sind nicht bereit, den Kampf aufzugeben. Sie sammeln Unterschriften und organisieren Demonstrationen. Es können noch immer Wunder geschehen – wie damals, in biblischen Zeiten. Aber viel Zeit dafür gibt es nicht mehr.

https://www.klubradio.hu/

Die Fotos wurden von Dr. Peter Daniel zur Verfügung gestellt.

Text: www.annarybinski.ch

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