Stadt Dortmund Infos:60 Jahre jung: Fritz-Henßler-Haus feiert Geburtstag
Von Rock’n Roll bis Rave, vom Kinderzirkus bis Cosplay: Das Fritz-Henßler-Haus an der Geschwister-Scholl-Str. 33-37 wird in diesem Jahr 60 Jahre alt und ist mit seinem Publikum jung geblieben. Als Haus der Jugend und Zentrum für Kinder und Jugendkultur unter der Regie des Jugendamtes hat es inzwischen mehrere Generationen durch Kindheit und Jugend begleitet.
Zum runden Geburtstag präsentiert das FHH vom 30. September bis
9. Oktober ein vielfältiges Jubiläumsprogramm: Jeden Tag repräsentiert eine andere Veranstaltung einen speziellen Arbeitsbereich des Hauses. Eine Woche lang gibt es Zirkus und Theater, Jazz und Pop, Programm zum Zuschauen und zum Mitmachen. Der Höhepunkt ist eine Jubiläumsgala mit prominenten Gästen am 8. Oktober. Unter anderem wird Sänger Sasha mal wieder in Dortmund auf der Bühne des FHH stehen – dort hatte er mit seiner Band „Junkfood“ zu Beginn der 1990er Jahre seine Karriere gestartet.
Das Fritz-Henßler-Haus trägt den Namen seines größten Förderers, des ehemaligen Dortmunder Oberbürgermeisters und Widerstandskämpfers gegen die Nazis, Fritz Henßler (1886 – 1953). Die Eröffnung „seines“ Hauses hat er nicht mehr erlebt. Von Anfang an sollte das Haus als Treffpunkt aller Jugendverbände dienen, gleich welcher weltanschaulichen oder politischen Zielrichtung. Der Jugendring Dortmund, der den Bau des Hauses seit 1948 gefordert hatte, nutzt die professionell ausgestatteten Veranstaltungssäle für seine Projekte und Angebote bis heute. Seit 1970 gibt es auch einen Kinderbereich im FHH. Seit 1998 steht das Haus unter Denkmalschutz.
Heute ist das FHH ein modernes Zentrum der Jugendarbeit und Jugendkultur und die Heimat vieler Kooperationspartner, die sich im Haus treffen – von A wie „Africa Positive“ über P wie Pop-School und S wie „Sunrise“ (Jugendbildungs- und Beratungseinrichtung für junge Schwule, Lesben, Bisexuelle und Trans-Menschen) bis zu Z wie Zirkus Fritzantino. Geleitet wird das Fritz-Henßler-Haus von Bernd Weber. www.fhh.de
GESCHICHTE DES FRITZ-HENßLER-HAUSES
Am 5. Mai 1929 wurde das „alte“ Haus der Jugend an der Brügmannstraße als erstes kommunales Jugendhaus in der Weimarer Republik eröffnet. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurde es bis auf die Grundmauern niedergebombt.
Nach Kriegsende wurde der Jugendarbeit ein großer Stellenwert für eine demokratische Zukunft beigemessen. Im März 1946 gründete sich der Dortmunder Jugendring, und die städtische Jugendpflege wurde neu eingerichtet. So wurde schon bald der Ruf nach einem neuen Haus der Jugend laut, in dem die Jugend nach demokratischen Gesichtspunkten erzogen werden sollte. Das Haus sollte ein Treffpunkt aller Jugendverbände werden, gleich welcher weltanschaulichen oder politischen Zielrichtung.
So beschloss der Dortmunder Jugendring in einer Vollversammlung am 6. August 1948, die Stadt Dortmund aufzufordern, mit den Planungen für ein neues Haus der Jugend zu beginnen. Oberbürgermeister Fritz Henßler forderte in einer Rede am 7. Januar 1951 anlässlich der Dortmunder Jugendwoche: „Ich wünsche, dass wir bald wieder zu einem Haus der Jugend kommen und das es umkränzt wird von kleinen Jugendheimen rings in der Stadt. Dieser Weg muss für die Jugend freigemacht werden.“
Fritz Henßler und der Dortmunder Stadtverordnete Paul Kaufmann, der erste Leiter des „alten“ Hauses der Jugend, vertraten diesen Gedanken hartnäckig in allen politischen Entscheidungsgremien.
Der Rat der Stadt Dortmund beschloss im Juli 1955 den Bau des neuen Hauses der Jugend als Zentrum der Jugendarbeit und Erwachsenenbildung. Nach elfmonatiger Bauzeit wurde das Haus, das den Namen seines größten Förderers Fritz Henßler erhielt, am 25. Oktober 1956 seiner Bestimmung übergeben.
Bei der Eröffnung bezogen folgende Einrichtungen das FHH: Haus der Jugend (städt. Jugendpflege), Bücherei der Jugend, Rheinisch-Westfälische Auslandsgesellschaft, Volkshochschule und Stadtbildstelle. Später kamen noch der Dortmunder Jugendring und die Schülermitverwaltung hinzu.
Im Zuge des Wiederaufbaus der zerstörten Stadt schufen sich viele Jugendverbände eigene Häuser, Räume und Bildungszentren, so dass die ursprüngliche reine Jugendverbandsarbeit durch die offene Jugendarbeit abgelöst wurde.
Meilensteine ab 1960
1963 |
wurde das Fritz-Henßler-Haus als „Haus der offenen Tür“ vom Landesjugendamt anerkannt |
1970 |
Bildung eines eigenen Kinderbereiches |
1975 |
Erweiterung der Öffnungszeiten und Bildung der Bereiche Kinder-, Teens- und Jugendarbeit |
1982 |
Eröffnung des Jugendcafés als offenen Treff und Kleinkunstbühne |
1990 |
Ausweitung der kulturellen Angebote |
1998 |
Das Fritz-Henßler-Haus wird unter Denkmalschutz gestellt |
1998 |
Auszug der VHS und Nutzung des freiwerdenden Gebäudetraktes durch das Fritz-Henßler-Berufskolleg |
2001 |
Neue Konzeption des Hauses mit diesen Schwerpunkten: Integration, Partizipation, Emanzipation junger Menschen und Prävention fördern, Zielgruppen- und generationsübergreifende Angebote schaffen, aktuelle kulturelle, soziale und politische Entwicklungen erkennen und aufgreifen, zum offenen, kulturell vielfältigen Image der Stadt Dortmund beitragen, durch Jugendbildung auf arbeitsmarktpolitische Entwicklungen reagieren und Zukunftsperspektiven in der Informations- und Wissensgesellschaft ermöglichen. |
2009- 2014 |
Integration mehrerer Geschäftsstellen von Kooperationspartnern in das Haus und Vernetzung der Arbeit |
2012 |
Übernahme der jugendkulturellen Veranstaltungen im FZW |
2013 |
Verabschiedung der Gesamtkonzeption der Kinder- und Jugendförderung durch den Rat der Stadt Dortmund mit dem Schwerpunkt „Kulturelle Identitätsbildung“ |
2015 |
Verabschiedung der ergänzenden Konzeption des FHH, Festschreibung des FHH als zentraler Einrichtung der Jugendkulturarbeit in Dortmund |
KURZBIOGRAPHIE FRITZ HENßLER
geboren am 12. April 1886 in Altensteig / Württemberg
1892 - 1900 Besuch der Volksschule
1900 - 1904 Ausbildung und Tätigkeit als Buchdrucker und Schriftsetzer
1908 Tätigkeit als Schriftsetzer in Münster
1910 Tätigkeit als Schriftsetzer in Dortmund
2011 Redakteur der Dortmunder Arbeiterzeitung (später WAVZ / WAZ)
1916 - 1918 Militärdienst im 1. Weltkrieg
1918 Politischer Redakteur bei der Arbeiter Zeitung in Dortmund
1919 Sachkundiger Bürger in der Wohlfahrtskommission der Stadt Dortmund
1920 - 1933 SPD-Vorsitzender für den Bezirk Westliches Westfalen
1924 Wahl zum Stadtverordneten
1924 - 1933 Stadtverordnetenvorsteher (Oberbürgermeister) in Dortmund
1927 Hochzeit mit Elisabeth (Ella) Richter
1930 - 1933 Mitglied des Reichstages
1933 - 1936 gemeinsam mit seiner Frau Ella einer der führenden Personen des Widerstands gegen die Nazis
1936 Von der Gestapo verhaftet und in der berüchtigten Steinwache inhaftiert
1937 - 1945 Konzentrationslager Sachsenhausen
1945 Vorsitzender des (provisorischen) SPD-Bezirks Westliches Westfalen
1946 Mitglied des Landtages (Vorsitzender der SPD Fraktion) von Nordrhein-Westfalen und des Zonenbeirates.
1949 Mitglied des Deutschen Bundestages, Mitherausgeber der Westfälischen Rundschau, erster stellv. Vorsitzender des Aufsichtsrates der Dortmund-Hörder-Hüttenunion AG, Aufsichtsratsmitglied der Konsumgenossenschaft und der Westfalenhalle AG Dortmund.
1946 - 1953 Oberbürgermeister der Stadt Dortmund.
4. Dezember 1953 gestorben an den Spätfolgen der KZ-Haft
DAS FHH HEUTE – ANGEBOTE
Zirkus Fritzantino – Akrobatik für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene seit fast 40 Jahren
Watt‘n Hallas – 21 Jahre Comedy – über 400 Veranstaltungen, über 120.000 Besucher
Thematisches Theater für Jugendliche und junge Erwachsene – Veranstaltungsreihe für Schulklassen und Gruppen ab der Sekundarstufe I. Es werden Theaterstücke zu aktuellen und auch brisanten altersadäquaten Themen gezeigt.
Dizzy Fingers – Guitar Café An jedem ersten Dienstag im Monat ab 19 Uhr findet im Café des FHH die Open Stage „Guitar Café/Gitarrencafé“ statt.
Koordinationsstelle Kinder und Jugendliche aus dem afrikanischen Kulturbereich – Anlaufstelle für alle Anliegen der Migrantinnen und Migranten afrikanischer Herkunft. Sie bietet für Kinder und Familien diverse Unterstützungen und Beratungsmöglichkeiten. Außerdem werden verschiedene Freizeitangebote und Ferienaktionen organisiert.
Jugendcafé – Café, Begegnungsort und „kleine Bühne“ zugleich
Chizuru – Die Chizuru ist das monatliche Treffen für alle Fans von Japan, Anime und Manga. Einmal im Monat treffen sich bis zu 1.200 Fans der japanischen Popkultur, gerne im Kostüm ihrer Lieblingshelden.
Poetry Slam – Beim monatlichen Poetry Slam im FZW (sinngemäß: Dichterwettstreit oder Dichterschlacht) als literarischer Vortragswettbewerb werden selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit dem Publikum vorgetragen. Die Zuhörer küren anschließend den Sieger.
Weitere Veranstaltungsreihen im FZW
Seit der Umstrukturierung des FZW werden zusätzlich die jugendkulturellen Angebote dort in Kooperation mit der Panurama GmbH in den Veranstaltungssälen des FZW vom FHH aus organisiert, z.B.:
- „Youth-Brigade-Festival“, das größte Nachwuchsband-Festival in NRW,
- der „Hip-Hop-Jam“ unter aktiver Beteiligung der lokalen Rapper- und Street-Art-Szene,
- „Feine Gesellschaft“ als studentisches Veranstaltungsformat für junge international agierende Bands (Indie, Alternative , Jazz-Fusion),
- „Bierschinken“ und „Copacabanana“ – Festivals als Live Music Party-Formate mit der Präsentation begehrter Acts, aber auch kleiner experimentierfreudiger Newcomer mit hohem Überraschungsfaktor,
- das „Spastic-Fantastic-Festival“ als Treffpunkt für Freunde der musikalisch härteren Gangart,
- MUK E 16 als elektronisches Musikfestival,
- die „We Trust Show“ als ein Festival, das Poetry, Streetart, DJing, Visuell Krams, Computer, Daddelei und Live-Music vereint.
KOOPERATIONSPROJEKTE UND –PARTNER
PopSchool Dortmund seit 2008, Kooperation von Musikschule (Kulturbetriebe) und Fritz-Henßler-Haus (Jugendamt). In fünf voll ausgestatteten Unterrichtsräumen proben unter Anleitung von erfahrenen Dozenten zehn Bands und werden ca. 120 Schüler unterrichtet.
Jazz im FHH Probeort der Big Band der „Glen Buschmann Jazzakademie“ (GBJA Big Band) und der „Stone Street Big Band“ der Musikschule Dortmund und andere Jazzensembles. Die Projektleitung des JugendJazzOrchesters NRW (JJO NRW) sowie der „Verein zur Förderung junger Jazzmusiker in NRW e.V.“ haben ihre Geschäftsstelle im FHH. Organisation des NRW-Landeswettbewerbs „Jugend jazzt“ in Kooperation mit der Dortmunder Musikschule und dem „domicil“.
Akkordeoncafé an jedem ersten Montag im Monat als Open-Stage-Veranstaltung
UCafé – Ukulele zum Mitspielen und Mitsingen statt.
Crash Kurs NRW Veranstaltungsreihe der Polizei Dortmund für Jugendliche und junge Erwachsene.
Musik-Stammtisch Dortmund Der „Musik-Stammtisch“ des Kulturbüros trifft sich monatlich im Café des FHH.
Africa Positive e.V. - anerkannter Träger der Jugendhilfe und eingetragener Verein, Informationszentrum für alle an Afrika interessierten Bürger.
Sunrise - Jugendbildungs- und Beratungseinrichtung für junge Schwule, Lesben, Bisexuelle und Trans*
JuLeiCa-Büro - Partner für Mitarbeitende in der Jugendarbeit. Es befasst sich mit Fragen rund um Aus- und Fortbildung von Mitarbeitenden in der Jugendarbeit
Jugendring Dortmund - Arbeitsstelle „Zukunft braucht Erinnerung“ unterstützt junge Menschen in Projekten Lokaler Spurensuche und fördert die Weiterentwicklung der Erinnerungsarbeit in Dortmund.
Jugendring Dortmund - Arbeitsstelle „Jugend und Demokratie“ – Anlauf- und Servicestelle sowie Aktionsbüro.
Bund der Alevitischen Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen - Dachverband der alevitischen Kinder und Jugendlichen in NRW.
Jugendring Dortmund – AG Dortmunder Jugendverbände mit der Aufgabe, die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Jugendorganisationen zu erhalten und zu fördern sowie sich in Politik und Gesellschaft für die Anliegen und Interessen junger Menschen einzusetzen.