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Gesundheit

Post-COVID bald kein blinder Fleck mehr? DZPG startet mit neuem Forschungsprojekt FEDORA

Stigmatisiert, fehldiagnostiziert und oft ohne Therapie: Deutsches Zentrum
für Psychische Gesundheit will Post-COVID-Wissenslücken schließen.

Langzeitfolgen nach einer SARS-CoV-2-Infektion betreffen zwischen fünf und
zehn Prozent der Infizierten, und rund 0,5 Prozent entwickeln die
schwerwiegendere postvirale Multisystemerkrankung ME/CFS („Chronic Fatigue
Syndrome“). Die sogenannten Post-COVID-Conditions (PCC) sind mittlerweile
als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt, doch viele Betroffene kämpfen
weiterhin mit Stigmatisierung und Falschdiagnosen. Nun startet das
Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG) das vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt
FEDORA („Federated network modeling of ecological complex dynamical
patterns in post covid“), um Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten für
PCC zu verbessern und ein umfassendes Verständnis der komplexen Erkrankung
zu entwickeln.

Prof. Martin Walter, DZPG-Standortsprecher und Direktor der Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Jena, betont:
„Psychische Symptome im Rahmen von PCC sind häufig nicht mit bekannten
psychischen Erkrankungen gleichzusetzen, auch wenn diese grundsätzlich bei
PCC gehäuft auftreten können. Oft handelt es sich um eigenständige
neuropsychiatrische Syndrome mit einer individuellen
Versorgungsnotwendigkeit und im Kontext weiterer körperlicher
Beeinträchtigungen.“

Neues Forschungsprojekt FEDORA: Präzise Diagnosen und individuelle
Therapie-Optionen

Mit dem Start des Projekts FEDORA geht das DZPG einen wichtigen Schritt,
um die körperlichen (physiologischen) und neuropsychiatrischen
(neurologischen und psychischen) Muster von PCC zu erforschen. Das Projekt
läuft von November 2024 bis Oktober 2026 und wird mit rund 300.000 Euro
durch das BMBF gefördert. Ziel ist es, langfristige Profile von PCC zu
erstellen und somatische sowie neuropsychiatrische Muster zu
identifizieren, um zukünftig präzisere Diagnosen und individuelle
Therapiepläne zu ermöglichen.

Neue Daten und Methoden im Einsatz

FEDORA nutzt innovative Ansätze, wie die Kombination von physiologischen
Daten (Schlafmuster, Herzfrequenz, körperliche Aktivität) mit subjektiven
Bewertungen der Betroffenen, um ein umfassendes Bild der Erkrankung zu
zeichnen. Dafür setzt das Projekt auf Sensor- und EMA-Daten (Ecological
Momentary Assessment). Diese Daten umfassen kontinuierliche Messungen
physiologischer Parameter durch tragbare Sensoren, wie z.B.
Aktivitätstracker oder Herzfrequenzmonitore, sowie situative Erhebungen
durch Smartphones, bei denen Betroffene mehrmals täglich nach ihrem
aktuellen Zustand und Befinden befragt werden.

Diese Methode erlaubt es, ein detailliertes und zeitlich hochaufgelöstes
Bild von Symptomen und deren Schwankungen zu erfassen. „Durch die
Integration von Sensor- und EMA-Daten können wir sowohl objektive als auch
subjektive Parameter miteinander in Verbindung bringen“, erklärt Prof.
Walter. „Das erlaubt uns, spezifische Muster zu identifizieren und
individuelle Risikoprofile zu erstellen.“

Mithilfe künstlicher Intelligenz analysieren die Forscher diese
vielfältigen Datenquellen, darunter auch Studien zu PCC, Felddaten aus
spezialisierten Zentren und große epidemiologische Datensätze mit mehr als
250.000 gesunden und PCC-betroffenen Personen.

„Unser Ziel ist es, spezifische Subgruppen von Patienten zu identifizieren
und mögliche prognostische Marker zu ermitteln, die auf ein höheres Risiko
für schwerwiegende Langzeitfolgen hinweisen“, so Walter. „Damit schaffen
wir die Grundlage für personalisierte Prävention und Therapieansätze.“

Relevanz für die Psychiatrie und die klinische Praxis

Die gewonnenen Erkenntnisse sollen nicht nur die Diagnostik und Therapie
von PCC verbessern, sondern auch helfen, neuropsychiatrische
Begleiterkrankungen wie Depression, Angststörungen und Post-Exertionelle
Malaise (Belastungsintoleranz) zu minimieren.

„FEDORA trägt dazu bei, dass Betroffene angemessene Unterstützung und
Therapieangebote erhalten und ihre körperlichen und kognitiven Ressourcen
gestärkt oder wiederaufgebaut werden“, so Prof. Andreas Heinz,
Gründungsprecher des DZPG.

Prof. Andreas Meyer-Lindenberg, ebenfalls Gründungssprecher, ergänzt: „Mit
FEDORA setzt das DZPG einen wichtigen Schritt, um PCC langfristig besser
zu verstehen und die Versorgung der Betroffenen und damit auch die
Situation der Angehörigen zu verbessern. Die Forschung wird damit zu einem
wichtigen Baustein im Kampf gegen die wachsende Belastung durch Long
-/Post-COVID in der Gesellschaft."

Eine konkrete Perspektive zur Umsetzung der in FEDORA gewonnen Einsichten
in eine verbesserte klinische Versorgung von PCC-Patienten ergibt sich
durch die enge Verzahnung mit einem weiteren, vom Bundesministerium für
Gesundheit (BMG) geförderten Projekt. Im REMIT-Projekt („Remote Monitoring
& Intervention for Optimized Care of Post-COVID Condition”) arbeitet ein
interdisziplinäres Expertenteam des DZPG unter Leitung von Prof. Nils Opel
(DZPG Standort Jena) mit Industriepartnern zusammen, um die gewonnenen
Erkenntnisse in innovative digitale Diagnostik- und Versorgungsansätze für
PCC-Patienten zu übertragen. Dabei werden sowohl technische Lösungen als
auch begleitende Maßnahmen entwickelt, wie beispielsweise Schulungen für
Behandelnde, um digitale Tools in unterschiedlichen
Versorgungseinrichtungen – von hausärztlichen Praxen bis hin zu
spezialisierten universitären Post-Covid Zentren – effektiv zu nutzen.

HINTERGRUND

Was ist PCC?
Die meisten Menschen, die an Viren erkrankt sind, erholen sich innerhalb
weniger Wochen. Doch wenn Symptome nach der anfänglichen akuten
Infektionsphase anhalten, spricht man von chronischen postviralen
Syndromen. Sie waren in der Vergangenheit ein „blinder Fleck“ für die
medizinische Forschung. Doch angesichts des dringenden Problems von Post-
COVID Conditions wendet die medizinische Gemeinschaft ihre Aufmerksamkeit
nun verstärkt der Suche nach Mechanismen, Behandlungen und potenziellen
Heilung zu.
Denn Schätzungen sind zwar schwierig, aber Forschungen gehen momentan
davon aus, dass bis zu zehn Prozent aller an SARS-CoV-2 Erkrankten das PCC
entwickeln. In Deutschland wären das mehr als vier Millionen Betroffene.
PCC können Wochen, Monate oder Jahre andauern und eine Vielzahl von
Organen betreffen, darunter Herz, Lunge, Gehirn, Blutgefäße und Magen-
Darm-Trakt.

Symptome
(Quelle:
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste_Gesundheitliche_Langzeitfolgen.html,
abgerufen am 9. Oktober 2024)

Die am häufigsten berichteten längerfristigen Symptome:
•       Atembeschwerden oder Kurzatmigkeit
•       Müdigkeit oder Erschöpfung
•       Symptome, die sich nach körperlichen oder geistigen Aktivitäten
verschlimmern (auch bekannt als postexertionales Unwohlsein)
•       Denk- und Konzentrationsschwierigkeiten (manchmal auch als „Brain
Fog“ bezeichnet)
•       Husten
•       Schmerzen in Brust oder Magen
•       Kopfschmerzen
•       Schnell schlagendes oder pochendes Herz
•       Gelenk- oder Muskelschmerzen
•       Gefühl von Nadelstichen und Stichen
•       Durchfall
•       Schlafprobleme
•       Fieber
•       Schwindelgefühl und Benommenheit
•       Ausschlag
•       Stimmungsschwankungen
•       Veränderung von Geruchs- oder Geschmackssinn

Bei manchen Patienten treten nur ein oder zwei dieser Symptome auf, bei
anderen hingegen sind es viele. Auch der Schweregrad der Symptome variiert
von leicht bis lebensverändernd schwer. Die Schwere des COVID- und des
PCC-Verlaufs sind nicht voneinander abhängig.

Warum sind medizinische Befunde oft so kompliziert formuliert?

Medizinische Befunde Symbolbild
Medizinische Befunde Symbolbild

Medizinische Befunde verwenden häufig eine komplexe Sprache, die für Patienten schwer verständlich sein kann. Diese komplizierte Formulierung erfüllt jedoch wichtige Funktionen in der medizinischen Kommunikation. Sie ermöglicht eine präzise und effiziente Verständigung unter Fachleuten, was für eine genaue Diagnose und Behandlung unerlässlich ist. Der Einsatz von Fachbegriffen wirft allerdings Fragen auf, weshalb Ärzte sich einer so komplexen Ausdrucksweise bedienen und welche Herausforderungen dies für Patienten mit sich bringt.

Fachjargon und seine Rolle in der Medizin

Der medizinische Fachjargon dient als präzises Kommunikationsmittel zwischen Fachleuten und beugt Missverständnissen vor. Seine Komplexität ist erforderlich, um spezifische medizinische Sachverhalte exakt zu beschreiben. Im Laufe der Zeit hat sich dieser Sprachgebrauch weiterentwickelt, um den steigenden Anforderungen an eine effiziente und fehlerfreie Verständigung im Gesundheitswesen gerecht zu werden.

Durch die Verwendung standardisierter Begriffe und Abkürzungen können Ärzte und medizinisches Fachpersonal Diagnosen, Behandlungen und Prognosen schnell und eindeutig austauschen, was letztlich der Patientenversorgung zugute kommt. Gleichzeitig kann zum Beispiel eine Übersetzung des MRT-Befunds nötig sein.

Herausforderungen für Patienten

Die komplizierte Fachsprache in medizinischen Befunden stellt Patienten vor erhebliche Schwierigkeiten. Unverständliche Begriffe und Abkürzungen können zu Verunsicherung führen und das Risiko bergen, dass wichtige Informationen zum Gesundheitszustand oder zu Behandlungsschritten falsch interpretiert werden. Dies kann Fehlentscheidungen begünstigen und die Bereitschaft zur Befolgung ärztlicher Anweisungen mindern. Die sprachlichen Barrieren erschweren es Patienten, ihre Diagnose vollständig zu erfassen und sich aktiv am Heilungsprozess zu beteiligen. Eine verständliche Aufbereitung medizinischer Informationen ist daher von großer Bedeutung, damit Patienten ihre Gesundheitsversorgung selbstbestimmt mitgestalten können.

Strategien zur besseren Verständigung

Für ein besseres Verständnis medizinischer Befunde können verschiedene Strategien angewendet werden. Eine Möglichkeit besteht darin, den behandelnden Arzt um eine klare Erläuterung in verständlicher Sprache zu ersuchen. Zudem kann die Anwesenheit einer

Vertrauensperson beim Arztgespräch die Aufnahme wichtiger Informationen erleichtern. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, sich eigenständig über die Erkrankung und relevante Begriffe zu informieren, beispielsweise mit Hilfe seriöser Gesundheitsportale. Eine patientenorientierte Kommunikation seitens der Ärzte trägt ebenfalls dazu bei, das Verständnis zu fördern und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Diese Ansätze unterstützen eine aktive Beteiligung an der eigenen Gesundheitsversorgung.

Ressourcen zur Unterstützung

Komplizierte medizinische Befunde können für Patienten oft verwirrend sein, besonders wenn es um Fachbegriffe und medizinische Zusammenhänge geht. Es gibt jedoch zahlreiche Ressourcen, die Unterstützung bieten. Übersetzungsdienste helfen dabei, medizinische Dokumente verständlich in die Muttersprache zu übertragen, sodass Patienten besser informiert sind. Zudem bieten viele Krankenhäuser und Ärzte spezielle Beratungsgespräche an, in denen medizinische Fachleute schwierige Befunde in einfacher Sprache erklären. Diese Unterstützung fördert das Verständnis und gibt Patienten mehr Sicherheit in der Entscheidungsfindung.

Zukünftige Entwicklungen im Gesundheitswesen

Fortschritte in der künstlichen Intelligenz und im maschinellen Lernen eröffnen neue Möglichkeiten, medizinische Texte in patientenfreundliche Sprache zu übertragen und individuelle Erklärungen zu generieren. Parallel dazu fördert eine verstärkt patientenzentrierte Kommunikation in der medizinischen Ausbildung und Praxis das gegenseitige Verständnis zwischen Ärzten und Patienten. Diese technologischen Innovationen, in Verbindung mit einem Paradigmenwechsel in der medizinischen Kommunikation, ermöglichen eine aktivere Einbindung der Patienten in ihre Gesundheitsversorgung. Dadurch wird nicht nur die Verständlichkeit medizinischer Befunde verbessert, sondern auch die Selbstbestimmung der Patienten gefördert.

Die Bedeutung klarer Kommunikation für die Gesundheit

Die Komplexität medizinischer Befunde stellt eine anhaltende Herausforderung dar, doch zeichnen sich positive Entwicklungen ab. Durch den Einsatz patientenfreundlicher Sprache und unterstützender Technologien könnte die Verständlichkeit künftig deutlich verbessert werden. Eine klarere Kommunikation würde das Vertrauen zwischen Ärzten und Patienten stärken und zu besseren Behandlungsergebnissen führen. Letztendlich geht es darum, Patienten dabei zu unterstützen, ihre Gesundheit selbstbestimmt und informiert zu gestalten.

Der häufigsten Herzrhythmusstörung begegnen die Spezialisten am HDZ NRW jetzt mit neuartiger Ablationstechnologie

Prof. Dr. Philipp Sommer, Direktor der Klinik für
Elektrophysiologie/Rhythmologie am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ
NRW), Bad Oeynhausen, freut sich, seinen Patientinnen und Patienten als
einer der ersten Spezialisten deutschlandweit ein neues Mapping- und
Ablationssystem anbieten zu können.

Wenn die Herzvorkammern (Vorhöfe) aus dem Rhythmus geraten, wird das Blut
nicht effizient in den Körper gepumpt, was eine ungewöhnlich schnelle
Herzfrequenz, Zittern oder pochende Empfindungen im Herzen verursacht.
Diese Erkrankung, die als Vorhofflimmern bezeichnet wird, betrifft
weltweit mehr als 60 Millionen Menschen. Zu den Risikofaktoren für
Vorhofflimmern zählen Alter, Fettleibigkeit, Herzerkrankungen und
Bluthochdruck oder ein erhöhter Cholesterinspiegel.

Unbehandelt kann das Vorhofflimmern mit einer höheren Rate
kardiovaskulärer Einweisungen1, Krankenhausaufenthalten wegen
Herzinsuffizienz2, höherer Mortalität3 sowie einer verminderten
Lebensqualität einhergehen.4 Daher ist eine frühzeitige Therapie besonders
wichtig.

Prof. Dr. Philipp Sommer, Direktor der Klinik für
Elektrophysiologie/Rhythmologie am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ
NRW), Bad Oeynhausen, freut sich, seinen Patientinnen und Patienten als
einer der ersten Spezialisten deutschlandweit ein neues Mapping- und
Ablationssystem (Affera™) anbieten zu können. „Es eignet sich sowohl bei
Vorhofflimmern, das einige Sekunden bis einige Tagen lang auftritt
(paroxysmale Form) als auch bei länger als sieben Tage (persistierende
Form) andauernden Beschwerden, die nicht von selbst wieder aufhören.“
Aktuelle Studienergebnisse bestätigen die Sicherheit, Effektivität und
Beständigkeit des Systems.
„Mit dieser neuen Technologie können wir die Behandlung während der
Ablationsprozedur durch Verwendung unterschiedlicher Energiequellen (Hitze
und Pulsed Field Ablation, PFA) und Mapping-Funktionen individuell an die
Bedürfnisse unserer Patienten anpassen“, betont Professor Sommer. Diese
Vielseitigkeit der neuen und aufwändigen Technologie werde vor allem den
Patienten zugute kommen, die komplexe Rhythmusstörungen aufweisen und
ggfs. schon Ablationen ohne anhaltenden Erfolg hinter sich haben. „Für
diese ausgewählten Patienten sind wir im HDZ nun sehr froh, eine weitere
Option in unserem  Behandlungsangebot aufweisen zu können.“

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Als Spezialklinik zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und
Diabeteserkrankungen zählt das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-
Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, mit 36.000 Patientinnen und Patienten
pro Jahr, davon 14.500 in stationärer Behandlung, zu den größten und
modernsten Zentren seiner Art in Europa.

Die Klinik für Elektrophysiologie/Rhythmologie des HDZ NRW ist
spezialisiert auf die Behandlung von Herzrhythmusstörungen mit einem
Leistungsspektrum von rd. 1.800 Ablationen jährlich. In der Klinik werden
elektrophysiologische Untersuchungen mittels modernster, strahlungsarmer
Technologie zur Behandlung von Rhythmusstörungen durchgeführt.

Weitere Informationen:

Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Medizinische Fakultät OWL (Universität Bielefeld)
Unternehmenskommunikation
Leitung: Anna Reiss, Pressesprecherin
Georgstr. 11
32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731 97-1955
Fax 05731 97-2028
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Univ.-Prof. Dr. med. Philipp Sommer
Direktor der Klinik für Elektrophysiologie/Rhythmologie
Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen

Originalpublikation:
1 de Vos CB et al. Progression from paroxysmal to persistent atrial
fibrillation clinical correlates and prognosis. J Am Coll Cardiol.
2010;55(8):725-7312 Mortality Statistics Series. Office of National
Statistics. 2013. Available at: www.statistics.gov.uk. Accessed August 4,
2014.
2 Wong JA et al. Progression of Device-Detected Subclinical Atrial
Fibrillation and the Risk of Heart Failure. J Am Coll Cardiol.
2018;71(23):2603-2611.
3 Piccini JP et al. Atrial fibrillation burden, progression, and the risk
of death: a case-crossover analysis in patients with cardiac implantable
electronic devices. Europace. 2019;21(3):404-413.
4 Dudink E et al. The influence of progression of atrial fibrillation on
quality of life: a report from the Euro Heart Survey, EP Europace, Volume
20, Issue 6, June 2018, Pages 929–934.

Warum sind medizinische Befunde oft so kompliziert formuliert?

Medizinische Befunde Symbolbild pixabay
Medizinische Befunde Symbolbild pixabay

Medizinische Befunde verwenden häufig eine komplexe Sprache, die für Patienten schwer verständlich sein kann. Diese komplizierte Formulierung erfüllt jedoch wichtige Funktionen in der medizinischen Kommunikation. Sie ermöglicht eine präzise und effiziente Verständigung unter Fachleuten, was für eine genaue Diagnose und Behandlung unerlässlich ist. Der Einsatz von Fachbegriffen wirft allerdings Fragen auf, weshalb Ärzte sich einer so komplexen Ausdrucksweise bedienen und welche Herausforderungen dies für Patienten mit sich bringt.

Fachjargon und seine Rolle in der Medizin

Der medizinische Fachjargon dient als präzises Kommunikationsmittel zwischen Fachleuten und beugt Missverständnissen vor. Seine Komplexität ist erforderlich, um spezifische medizinische Sachverhalte exakt zu beschreiben. Im Laufe der Zeit hat sich dieser Sprachgebrauch weiterentwickelt, um den steigenden Anforderungen an eine effiziente und fehlerfreie Verständigung im Gesundheitswesen gerecht zu werden.

Durch die Verwendung standardisierter Begriffe und Abkürzungen können Ärzte und medizinisches Fachpersonal Diagnosen, Behandlungen und Prognosen schnell und eindeutig austauschen, was letztlich der Patientenversorgung zugute kommt. Gleichzeitig kann zum Beispiel eine Übersetzung des MRT-Befunds nötig sein.

Herausforderungen für Patienten

Die komplizierte Fachsprache in medizinischen Befunden stellt Patienten vor erhebliche Schwierigkeiten. Unverständliche Begriffe und Abkürzungen können zu Verunsicherung führen und das Risiko bergen, dass wichtige Informationen zum Gesundheitszustand oder zu Behandlungsschritten falsch interpretiert werden. Dies kann Fehlentscheidungen begünstigen und die Bereitschaft zur Befolgung ärztlicher Anweisungen mindern. Die sprachlichen Barrieren erschweren es Patienten, ihre Diagnose vollständig zu erfassen und sich aktiv am Heilungsprozess zu beteiligen. Eine verständliche Aufbereitung medizinischer Informationen ist daher von großer Bedeutung, damit Patienten ihre Gesundheitsversorgung selbstbestimmt mitgestalten können.

Strategien zur besseren Verständigung

Für ein besseres Verständnis medizinischer Befunde können verschiedene Strategien angewendet werden. Eine Möglichkeit besteht darin, den behandelnden Arzt um eine klare Erläuterung in verständlicher Sprache zu ersuchen. Zudem kann die Anwesenheit einer Vertrauensperson beim Arztgespräch die Aufnahme wichtiger Informationen erleichtern.

Darüber hinaus ist es empfehlenswert, sich eigenständig über die Erkrankung und relevante Begriffe zu informieren, beispielsweise mit Hilfe seriöser Gesundheitsportale. Eine patientenorientierte Kommunikation seitens der Ärzte trägt ebenfalls dazu bei, das Verständnis zu fördern und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Diese Ansätze unterstützen eine aktive Beteiligung an der eigenen Gesundheitsversorgung.

Ressourcen zur Unterstützung

Komplizierte medizinische Befunde können für Patienten oft verwirrend sein, besonders wenn es um Fachbegriffe und medizinische Zusammenhänge geht. Es gibt jedoch zahlreiche Ressourcen, die Unterstützung bieten. Übersetzungsdienste helfen dabei, medizinische Dokumente verständlich in die Muttersprache zu übertragen, sodass Patienten besser informiert sind. Zudem bieten viele Krankenhäuser und Ärzte spezielle Beratungsgespräche an, in denen medizinische Fachleute schwierige Befunde in einfacher Sprache erklären. Diese Unterstützung fördert das Verständnis und gibt Patienten mehr Sicherheit in der Entscheidungsfindung.

Zukünftige Entwicklungen im Gesundheitswesen

Fortschritte in der künstlichen Intelligenz und im maschinellen Lernen eröffnen neue Möglichkeiten, medizinische Texte in patientenfreundliche Sprache zu übertragen und individuelle Erklärungen zu generieren. Parallel dazu fördert eine verstärkt patientenzentrierte Kommunikation in der medizinischen Ausbildung und Praxis das gegenseitige Verständnis zwischen Ärzten und Patienten. Diese technologischen Innovationen, in Verbindung mit einem Paradigmenwechsel in der medizinischen Kommunikation, ermöglichen eine aktivere Einbindung der Patienten in ihre Gesundheitsversorgung. Dadurch wird nicht nur die Verständlichkeit medizinischer Befunde verbessert, sondern auch die Selbstbestimmung der Patienten gefördert.

Die Bedeutung klarer Kommunikation für die Gesundheit

Die Komplexität medizinischer Befunde stellt eine anhaltende Herausforderung dar, doch zeichnen sich positive Entwicklungen ab. Durch den Einsatz patientenfreundlicher Sprache und unterstützender Technologien könnte die Verständlichkeit künftig deutlich verbessert werden. Eine klarere Kommunikation würde das Vertrauen zwischen Ärzten und Patienten stärken und zu besseren Behandlungsergebnissen führen. Letztendlich geht es darum, Patienten dabei zu unterstützen, ihre Gesundheit selbstbestimmt und informiert zu gestalten.