Stark mit schwachem Herz? Wie Bewegung, Entspannung und gesunde Ernährung helfen Prof. Dr. Bernhard Schwaab, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung, Chefarzt der Curschmann Klinik, Rehabilitationskrankenhaus für Kardiologie und Angiologie, Timmendorfer Strand DGPR „Ohne aktive Rolle der Betroffenen geht’s nicht“: Herz-Reha-Spezialist erklärt, wie sich Herzpatienten leicht mit Hilfe gesunder Lebensstilmaßnahmen vor der Herzschwäche schützen oder eine bestehende Erkrankung bremsen können Zwar ist die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) mit bis zu vier Millionen Betroffenen in Deutschland nicht heilbar. Dennoch kann die Kardiologie dank moderner Therapien in Form von Medikamenten, interventionellen und chirurgischen Verfahren die Entwicklung einer Herzinsuffizienz verlangsamen, die Prognose der Patienten verbessern und im Einzelfall den plötzlichen Herztod abwenden. „Ein elementarer Baustein der Herzinsuffizienztherapie ist jedoch die Prävention durch einen gesunden Lebensstil“, betont der Reha-Spezialist und Kardiologe Prof. Dr. Bernhard Schwaab, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung, anlässlich der bundesweiten Herzwochen zur Herzinsuffizienz (Motto: „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“) mit Infos unter <herzstiftung.de/herzwochen> Warum Prävention bei der Herzschwäche so bedeutsam ist, lässt sich an den häufigsten Ursachen oder Risikokrankheiten der Herzinsuffizienz zeigen. Das sind insbesondere - die koronare Herzkrankheit (KHK): Arteriosklerose oder „Verkalkung“ der Herzkranzarterien, wodurch ein Herzinfarkt entstehen kann, - ein unkontrollierter Bluthochdruck, - Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), - und Übergewicht mit Schwerpunkt am Bauch. - Fehlende Entspannung, schlechter Schlaf „Werden diese Herz- und Gefäßerkrankungen beziehungsweise Risikofaktoren kontrolliert und bei Bedarf reduziert – auch durch einen gesunden Lebensstil –, lässt sich effektiv eine Herzschwäche verhindern. Oder man kann das Voranschreiten einer bestehenden Herzschwäche deutlich verlangsamen“, hebt der Chefarzt an der Curschmann-Klinik, einem Rehabilitationskrankenhaus für Kardiologie und Angiologie in Timmendorfer Strand hervor. Weil die Medizin eine Herzschwäche bisher nicht heilen kann, sei es umso wichtiger, „alle Möglichkeiten eines gesunden Lebensstils auszuschöpfen, damit die Herzschwäche erst gar nicht entsteht und das Leben mit dieser chronischen Erkrankung lebenswert bleibt. Dazu zählt auch der Verzicht aufs Rauchen, eine der wichtigsten Einzelmaßnahmen, Herz und Gefäße zu schonen“, erklärt Schwaab. Das Eigenengagement der Betroffenen sei für einen gesunden Lebensstil als Therapiebestandteil unerlässlich. „Ohne ihre aktive Rolle geht es nicht“, betont Schwaab. Herzinsuffizienz: Nicht nur das Herz, auch andere Muskeln leiden Weil mit der Herzschwäche aufgrund der verminderten Pumpleistung alle Organe wie Gehirn, Leber, Niere oder Lunge nicht mehr ausreichend durchblutet werden, kommt es zu beschwerlichen Symptomen wie Luftnot bei körperlicher Belastung oder Abgeschlagenheit. Neben dem Herzen sind auch sämtliche Muskeln wie die Arm-, Bein-, Bauch-, Rücken- und Atemmuskulatur von der verminderten Durchblutung betroffen. Deshalb erstreckt sich die körperliche Schwächung auch auf diese Körperpartien – mit leidvollen Folgen für die Patienten: das Treppensteigen wird zur Tortur oder Luftnot bei Belastung erschwert den Alltag. Fitter im Alltag: Neben Ausdauer auch Muskeln trainieren Körperliches Training ist ein entscheidender Hebel für Herzschwächepatienten, um im Alltag mobil bleiben zu können und dadurch Lebensqualität zu behalten oder zu verbessern. Die Bewegungstherapie bei Patienten mit Herzschwäche entlastet den Herzmuskel, indem vor allem die periphere (äußere) Muskulatur und die Atemmuskulatur gestärkt werden. Der Effekt dabei: - stärkere Bein-, Bauch- und Rückenmuskulatur lässt Betroffene leichter Treppen steigen - kräftigere Arme können besser heben und tragen, - eine stärkere Atemmuskulatur wird auch bei häufigem und schnellerem Atmen während einer Anstrengung nicht so schnell müde. „Eine stärkere äußere Muskulatur entlastet den schwachen Herzmuskel und die Patienten haben weniger Luftnot bei körperlichen Aktivitäten im Alltag“, weiß Prof. Schwaab aus Erfahrung mit Patienten. Studien haben gezeigt, dass diese Art Trainingstherapie für das schwache Herz unbedenklich ist und von den Patienten gut vertragen wird. Bessere körperliche Belastbarkeit im Alltag = bessere Lebensqualität Grundlage der Bewegungstherapie ist ein Ausdauertraining auf dem Fahrradergometer und/oder etwa Nordic Walking im Freien. Auch Rudern, auf dem Laufband trainieren oder tanzen sind auch möglich – „im Prinzip jede Form der Ausdauerbelastung“, so Reha-Spezialist Prof. Schwaab. Ein Ausdauertraining von 30 Minuten mehrmals in der Woche kann die Sauerstoffaufnahme und körperliche Belastbarkeit deutlich verbessern. Hinzu kommt ein muskuläres Kraft-Ausdauer-Training, auch dynamisches Krafttraining genannt, an Geräten, mit Hanteln oder elastischen Bändern. Empfohlen werden geringe Gewichte und häufige Wiederholungen. „Pressatmung während des Trainings ist unbedingt zu vermeiden. Stattdessen atmet man mit offenem Mund im Rhythmus der Bewegung mit dem Gerät oder einer Hantel ein und aus“, erklärt der Reha-Mediziner. Wichtig: Vor Beginn der Bewegungstherapie sollten Patienten mit einem Kardiologen die geeignete Trainingsstärke festlegen. Zu Beginn empfiehlt es sich außerdem, das Training unter ärztlicher Kontrolle in einer ambulanten Herzinsuffizienzgruppe zu betreiben. „Wer sich regelmäßig einer Bewegungstherapie unterzieht sowie Dauer und Intensität des Trainings langsam erhöht, kann so die körperliche Belastbarkeit im Alltag steigern. Das verbessert die Lebensqualität“, betont der Herzstiftungs-Vorstand. Als Sturz-Prophylaxe eignet sich zusätzlich eine spezielle Gymnastik zur Verbesserung von Koordination, Gleichgewicht und Beweglichkeit. Ambulante Herzinsuffizienzgruppen (HIG) ermöglichen Patienten mit Herzschwäche ein wohnortnahes Trainingsprogramm. HIG sind seit 2022 von allen Trägern der gesetzlichen Kranken-, Renten- und Unfallversicherung anerkannt. Jeder Arzt kann die Teilnahme an einer HIG verordnen. Infos zur Kardiologischen Reha und HIG: <herzstiftung.de/reha-broschuere> Hilfen bei Ängsten und Depressionen Akute Luftnot und die damit verbundenen Einschränkungen im Alltag führen bei Herzschwächepatienten sehr häufig zu Angstzuständen oder zu einer Depression. Im Rahmen der ambulanten Betreuung kann bei Ängsten und depressiven Zuständen eine psychologische Therapie eingeleitet werden, die den Patienten hilft, die Krankheit besser zu verarbeiten, Ängste abzubauen und sich entspannen zu können. Entspannungsformen können Musik, Malen, Atemübungen, Yoga, autogenes Training, Spazierengehen oder anderes sein, was individuell hilft. „Ziel einer begleitenden ärztlichen oder psychologischen Therapie ist es, die Angst im Alltag zu nehmen, damit Patienten das Vertrauen in den eigenen Körper und damit ihre gewohnte Sicherheit zurückbekommen.“ In diesem Kontext spielt auch die Bewältigung weiterer Belastungsfaktoren wie andauernder Stress und seine Auswirkung auf Schlaf, den Konsum von Alkohol und anderen Rauschmitteln sowie Atemstörungen im Schlaf (Atemaussetzer, Schnarchen) eine wichtige Rolle. Denn diese Faktoren können wiederum das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen und eine Entgleisung der Herzschwäche befördern. Infos: <herzstiftung.de/podcast-herzschwaeche-psyche> Gesund ernähren: Herzschwäche stabil halten oder verbessern Eine ausgewogene und gesunde Ernährungsweise trägt durch verschiedene Komponenten dazu bei, eine Herzschwäche stabil zu halten, indem sie etwa hilft, Belastungsfaktoren wie Übergewicht, Muskelabbau, Bluthochdruck oder Diabetes zu vermeiden. Dazu zählen folgende Komponenten: Zufuhr von Eiweiß: Eine Zufuhr während des körperlichen Trainings von 0,8 bis 1,0 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag – bei gesunder Nierenfunktion – ist wichtig für den Muskelaufbau und, um einem schleichenden Muskelschwund (Kachexie) entgegenzuwirken. Konsum von Salz: Bei Herzschwäche ist Salz nur begrenzt zu konsumieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt höchstens fünf Gramm Salz am Tag. Die ideale Menge kann jedoch variieren, da Patienten sehr unterschiedlich auf Salz in der Nahrung reagieren. Grundsätzlich: Salz bindet Wasser im Körper, dadurch kann der Blutdruck ansteigen und dieser höhere Blutdruck wiederum belastet das schwache Herz zusätzlich. Daher sollten Herzschwächepatienten übermäßigen Salzverbrauch im Essen vermeiden. Entscheidend ist jedoch nicht die gemessene Menge an Salz, sondern, dass der tägliche Salzkonsum nicht zu einem höheren Blutdruck und zu Wassereinlagerungen führt. Auf die Trinkmenge achten: Je nach Witterung/Außentemperatur, je nach körperlicher Aktivität und damit verbundenem Schwitzen, je nach Nierenfunktion und Ausmaß der Herzschwäche und eventuell Wassereinlagerungen ist die Trinkmenge individuell festzulegen. Wenn Diuretika zu hoch dosiert eingenommen werden, kann der Körper zu trocken werden – es kommt zu Verwirrtheit und schnellem Herzschlag oder die Mineralstoffe im Blut (Natrium, Kalium) sinken zu weit ab. Besonders an heißen Tagen sollten Herzschwächepatienten darauf achten, genügend zu trinken, aber auch nicht zu viel: über 2 Liter am Tag sind wegen der Diuretika-Einnahme zu vermeiden. Auch kann eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr bei herzkranken Patienten die Herzleistung verschlechtern. Die Trinkmenge am besten mit Ärztin/Arzt individuell besprechen. Sehr wichtig ist das tägliche Wiegen, um Wassereinlagerungen im Körper frühzeitig zu entdecken. Zucker vermeiden: Viel Zucker in Lebensmitteln (oft versteckt in Fertigprodukten) und Getränken erhöht das Risiko für Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes, was sich ungünstig auf eine Herzschwäche auswirkt. Mittelmeerküche: Herzschutz auf dem Teller Für Herzpatienten und auch bei Herzschwäche empfiehlt die Deutsche Herzstiftung die Mittelmeerküche, weil sie das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen deutlich reduzieren kann, indem sie mehrere Aspekte für den Herzschutz wie beispielsweise Gewichtskontrolle, Salzverzicht oder die Reduktion von Entzündungseffekten kombiniert. Das Konzept der mediterranen Kost setzt auf einen hohen Anteil an Gemüse, Obst, Salat, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen sowie auf Oliven- und Rapsöl und auf Kräuter anstelle von Salz. Fisch, Meeresfrüchte und Geflügel werden gegenüber rotem Fleisch bevorzugt. Speziell der tägliche Konsum von ausreichend Gemüse und Ballaststoffen (mindestens 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag) kann durch den relativ geringen Energiegehalt dieser Nahrungsmittel dazu beitragen, das Körpergewicht stabil zu halten und Übergewicht zu vermeiden. Der hohe Anteil an Gemüse, Früchten und Vollkornprodukten liefert wichtige Nährstoffe und Antioxidantien, die Entzündungen im Körper reduzieren können. „Als herzgesunde Ernährungsweise trägt die Mittelmeerküche zur Senkung des Risikos für Herz- und Gefäßerkrankungen bei“, bestätigt der Herzstiftungs-Vorstand Prof. Schwaab. Infos unter <herzstiftung.de/mediterrane-ernaehrung> (wi) Service zu den Herzwochen Die Herzwochen stehen unter dem Motto „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“ und richten sich an Patienten, Angehörige, Ärzte und alle, die sich für das Thema Herzschwäche interessieren. An der Aufklärungskampagne beteiligen sich Kliniken, niedergelassene Kardiologen, Krankenkassen und Betriebe. Infos zu Patienten-Seminaren, Online- Vorträgen, Telefonaktionen und Ratgeber-Angeboten (Text, Video, Podcast) sind unter <herzstiftung.de/herzwochen> abrufbar oder per Tel. 069 955128-400 zu erfragen. Neuer Ratgeber zur Herzinsuffizienz Für Patienten mit einer Herzschwäche, Angehörige und Interessierte bietet die Deutsche Herzstiftung den neuen Ratgeber „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“ an. In der Broschüre (152 S.) informieren renommierte Herzspezialisten leicht verständlich und ausführlich darüber, wie eine Herzschwäche entsteht und was heute mit Medikamenten, Interventionen und Sport therapeutisch erreicht werden kann, um Lebensqualität und Lebenszeit zu verbessern. Die kostenlose Broschüre kann telefonisch (069 955128-400), online (<herzstiftung.de/bestellung>) oder per E-Mail (<Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.>) bei der Herzstiftung angefordert werden. Herzstiftungs-Podcasts der imPULS-Reihe: Prof. Dr. Bernhard Schwaab zur Bedeutung der Reha bei Herzschwäche: <herzstiftung.de/podcast-herzschwaeche-reha> Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen (Universitätsmedizin Göttingen) im Podcast zum Thema „Bei Herzschwäche leiden Herz und Seele“: <herzstiftung.de/podcast-herzschwaeche-psyche>
Leben mit Herzschwäche: Was können Betroffene für ihr Herz tun? Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, Kardiologe und Ärztlicher Direktor des Agaplesion Krankenhauses Frankfurt am Main. Andreas Malkmus Deutsche Herzstiftung Atemnot, Abgeschlagenheit, Klinikeinweisung: bei Herzinsuffizienz sinken meist Lebensqualität und Prognose der Betroffenen. Die Herzwochen informieren über Ursachen und Symptome und wie neue Therapien, gesunder Lebensstil und digitale Technologien Menschen mit Herzschwäche helfen Das Treppensteigen wird zur Tortur und bei der sonst so erholsamen Bergwanderung kommt man plötzlich nicht mehr mit. Nach Schätzungen leiden hierzulande bis zu vier Millionen Menschen an Herzschwäche (Herzinsuffizienz), bei der das Herz aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr in der Lage ist, den Körper mit ausreichend Blut und Sauerstoff zu versorgen. Schäden insbesondere an Herz, Gehirn, Nieren und Muskeln sind die Folge. Bei Betroffenen kommt es zu Symptomen wie Kurzatmigkeit schon bei geringer Anstrengung und Leistungseinschränkung. Mit über 37.000 Sterbefällen pro Jahr ist die Herzinsuffizienz dritthäufigste Todesursache. Zwar können auch junge Menschen an einer Herzinsuffizienz erkranken, zum Beispiel nach entzündlichen Herzmuskelerkrankungen wie Myokarditis. Wegen des demografischen Wandels und der älter werdenden Gesellschaft sowie dank verbesserter Therapiemöglichkeiten, nimmt auch der Anteil der herzinsuffizienten Patienten noch weiter zu. Von den 60- bis 79-Jährigen sind etwa zehn Prozent von Herzinsuffizienz betroffen. „Mit rund 450.000 vollstationären Fällen pro Jahr ist die Herzschwäche die häufigste Diagnose für Krankenhausaufnahmen und eine enorme Herausforderung für unser Gesundheitswesen und die gesamte Gesellschaft. Denn auch an Bluthochdruck, Fettleibigkeit und Diabetes sowie Rauchen und Bewegungsmangel als klassische Risikofaktoren für Herzkrankheiten, die in die Herzschwäche münden, leiden viele Millionen Betroffene“, warnt der Kardiologe Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. In etwa 70 Prozent der Fälle gehen der Herzinsuffizienz lange bestehende Grunderkrankungen wie die koronare Herzkrankheit (KHK), aus der der Herzinfarkt entsteht, und Bluthochdruck voraus. „Bei der Prävention dieser Grunderkrankungen müssen wir ansetzen. Das bedeutet aber zugleich: Herzschwäche ist kein unabwendbares Schicksal. Ihre Risikokrankheiten lassen sich durch eine gesunde Lebensstilführung im Idealfall vermeiden oder bei frühzeitiger Therapie positiv beeinflussen, damit es nicht zur Herzschwäche kommen muss.“ Um die Bevölkerung für die Herzschwäche zu sensibilisieren, stehen gezieltes Wissen über die häufigsten Ursachen, Warnzeichen und aktuelle Therapien der Herzinsuffizienz im Zentrum der bundesweiten Herzwochen der Herzstiftung. Diese finden unter dem Motto „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“ mit zahlreichen Aufklärungsaktionen im gesamten Bundesgebiet statt. Eine Fülle an Infos für Betroffene sind unter <herzstiftung.de/herzwochen> abrufbar sowie über soziale Medien unter den Hashtags #herzwochen und #staerkedeinherz Herzinsuffizienz-Therapie: Weniger plötzliche Herztode und bessere Lebensqualität Medizinische Therapien haben in den vergangenen Jahren insbesondere dazu beigetragen, dass es bei Herzschwäche heute viel seltener zum plötzlichen Herztod kommt als noch vor einigen Jahren. Das gilt besonders für Patienten mit einer systolischen Herzschwäche und einer reduzierten Auswurfleistung (zirka 50 Prozent der Herzinsuffizienzpatienten). „Bei ihnen konnte das Risiko eines plötzlichen Herztods auf zwei bis vier Prozent gesenkt werden – früher waren es acht bis zehn Prozent oder gar mehr“, betont Prof. Voigtländer. Leitlinien empfehlen eine Therapiestrategie mit vier Medikamentengruppen: Betablocker, ACE- Hemmer/Sartane oder ARNIs (Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor), MRA (Mineralkortikoid-Rezeptorantagonisten) und SGLT-2-Hemmer. „Diese Arzneimittel wirken auf unterschiedliche Weise positiv auf eine Herzinsuffizienz ein.“ Zusätzlich erhalten Herzschwäche-Patienten zum Vermeiden von Wassereinlagerungen im Körper (Ödeme) Entwässerungsmittel (Diuretika). Insgesamt verbessern diese Medikamente bei konsequenter Einnahme die Prognose, indem sie den Herzmuskel stabilisieren und dadurch unter anderem auch lebensgefährliche Rhythmusstörungen reduzieren. „Die konsequente Medikamenteneinnahme ist für den Erfolg der Therapie besonders wichtig, sonst besteht die Gefahr einer lebensbedrohlichen Entgleisung der Herzschwäche und einer Krankenhausaufnahme.“ Weitere Infos: <herzstiftung.de/herzschwaeche-medikamente> Kleiner Notarzt in der Brust: Implantierbarer Defibrillator oder Schrittmacher Bringen Medikamente keine ausreichende Verbesserung der Herzschwäche, kommen vielen Patienten in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung implantierbare medizinische Geräte zu Hilfe: durch die Implantation eines Herzschrittmachers (bei zu langsamem/schwachem Herzschlag) oder eines Defibrillators (englische Abkürzung ICD: Implantable Cardioverter- Defibrillator) (bei gefährlich schnellem und unregelmäßigem Herzschlag). „Wie ein implantierter Notarzt kann der Defibrillator, klein wie ein Herzschrittmacher, sehr schnelle lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern durch einen elektrischen Schock oder eine Überstimulation beenden“, erklärt der Kardiologe und Intensivmediziner Prof. Voigtländer. Ein sogenanntes CRT-System zur kardialen Resynchronisationstherapie synchronisiert die Kontraktion der Herzkammern und verbessert damit die Pumpfähigkeit des Herzens. CRT-Systeme sind multifunktional und können zusätzlich einen zu langsamen Pulsschlag verhindern und besitzen eine Defi-Funktion. Die CRT-Therapie kann die Prognose der chronisch schwerkranken Patienten verbessern und bei mindestens der Hälfte der Patienten auch die Lebensqualität. Angriffspunkte für die Therapie: Ursachen und Risikokrankheiten der Herzschwäche Die chronische Herzschwäche ist in den meisten Fällen das Endstadium anderer Herz-Kreislauf- Erkrankungen. Je nach betroffenen Teilen des Herzens, unterscheiden Mediziner verschiedene Formen der Herzschwäche. Am häufigsten sind die systolische und diastolische Herzinsuffizienz. Für die Ausrichtung der Therapie ist die Diagnose der Herzschwäche-Form und ihrer Ursachen wichtig. 1. Gestörte Pumpfunktion des Herzens (Systolische Herzinsuffizienz) Diese Form der Herzschwäche ist gekennzeichnet durch eine gestörte Pumpfunktion der Herzkammern. Der Herzmuskel kann sich dabei nicht kräftig zusammenziehen. Meist ist die linke Herzkammer betroffen. Wenn sie in der Auswurfphase (Systole) nicht genügend pumpt, gelangt zu wenig Blut mit Sauerstoff und Nährstoffen in den Körper zu den Organen. Sie wird auch als Herzschwäche mit reduzierter Auswurfleistung* (englisch abgekürzt: HFrEF für Heart Failure with reduced Ejection Fraction) bezeichnet. Häufigste Ursachen sind die KHK, aus der der Herzinfarkt entsteht, und Bluthochdruck mit Schädigung des Herzmuskels („Hochdruckherz“). Beim Herzinfarkt geht die Pumpleistung durch eine Schädigung des Herzmuskels und Umbauprozesse/Vernarbungen im Herzgewebe verloren. Beim Hochdruckherz führt die dauerhafte Drucküberlastung der linken Herzkammer zu einer Herzwandverdickung. Weniger häufig sind Schädigungen des Herzmuskels beispielsweise durch entzündliche Erkrankungen (Virus-Myokarditis), Herzklappenfehler und Herzrhythmusstörungen (zu schneller und unregelmäßiger Pulsschlag) wie Vorhofflimmern. 2. Füllungsstörung des Herzens (Diastolische Herzinsuffizienz) Bei dieser Form der Herzschwäche können sich die Herzkammern nicht mehr ausreichend mit Blut füllen. Die Herzmuskulatur ist zu steif geworden, und kann sich krankheitsbedingt in der Erschlaffungsphase (Diastole) nicht genug entspannen, um ausreichend mit Blut gefüllt zu werden. So gelangt trotz normaler Pumpleistung nicht genug Blut in den Körper. Lange Zeit war dabei nicht bekannt, dass auch eine beeinträchtigte diastolische Funktion der linken Herzkammer von Bedeutung ist. Das hat sich geändert. Heute spricht man bei einer Füllungsstörung der linken Herzkammer von einer Herzschwäche mit erhaltener Auswurfleistung (englisch kurz HFpEF für Heart Failure with preserved Ejection Fraction). Zu den klassischen Risikofaktoren und Auslösern einer Füllungsstörung des Herzens zählen insbesondere Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht und Bewegungsmangel. Und auch das Alter sorgt – leider – für eine zunehmende Versteifung des Herzmuskels. „Wer herzkrank ist und diesen Zusammenhang kennt, kann durch sein Verhalten ein Abgleiten in eine Herzschwäche durch frühzeitige Therapie dieser Risikofaktoren vermeiden“, erläutert Prof. Voigtländer, Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses Frankfurt am Main. *Auswurfleistung/-fraktion = die Menge Blut, die die linke Herzkammer im Verhältnis zur Gesamtmenge Blut, die sich in der Herzkammer befindet, in den Körper pumpt. Beste Strategie: Diese fünf schädlichen Begleiterkrankungen behandeln Ziel der Therapie der Herzschwäche ist es, ihr Fortschreiten zu stoppen oder zu verlangsamen, eine Entgleisung zu verhindern und so die Lebensqualität und Prognose zu verbessern. Das erfordert eine erfolgreiche Therapie der risikoreichen Begleiterkrankungen. „Begleiterkrankungen begünstigen das Entstehen einer Herzschwäche und beeinflussen ihren weiteren Verlauf negativ. Ziel jeder Therapie ist es daher, auch diese Risikoerkrankungen in den Griff zu bekommen“, betont der Kardiologe. Dabei stehen insbesondere folgende Begleiterkrankungen und Therapieverfahren im Fokus: KHK (Arteriosklerose)/Herzinfarkt – Wann Stent, wann Bypass? Bei der Therapie von Durchblutungsstörungen des Herzmuskels durch die KHK und den Herzinfarkt tragen meistens Katheter-Verfahren zur Aufdehnung eines verengten beziehungsweise zur Rekanalisation eines verschlossenen Herzkranzgefäßes mit einer Gefäßstütze (Stent)/Ballon (PCI) dazu bei, die Durchblutung des betroffenen Herzmuskelareals zu verbessern oder ganz wiederherzustellen. Die seltenere chirurgische Bypassoperation kommt bei KHK-Patienten mit der interventionell schwer zu behandelnden Hauptstammstenose und der 3-Gefäßerkrankung zum Einsatz, weil eine Aufdehnung hochgradig verengter oder verschlossener Herzgefäße durch einen Ballon/Stent nicht ausreicht. Bluthochdruck – Blutdruck senken und „Hochdruckherz“ vermeiden Bluthochdruck muss medikamentös – flankiert von Lebensstilmaßnahmen wie Bewegung und gesunde Ernährung – gesenkt werden, um eine Schädigung des Herzens aufgrund der dauerhaften Drucküberlastung der linken Herzkammer, die zur Herzwandverdickung führt, zu verhindern. Sonst droht ein sogenanntes Hochdruckherz mit verminderter Pumpleistung. Herzrhythmusstörungen – Katheterablation bei Vorhofflimmern Vorhofflimmern zählt zu den zehn häufigsten Begleitdiagnosen von Herzschwächepatienten. Dauerhaftes Vorhofflimmern hat einen sehr negativen Einfluss auf eine Herzinsuffizienz und erhöht die Sterblichkeit und Schlaganfallrate. Bei Patienten mit Herzschwäche und Vorhofflimmern setzt sich immer mehr die Katheterablation als Therapie durch. „Vorhofflimmern zu beseitigen, hat immer positive Effekte auf eine Herzschwäche, bei jedem Schweregrad“, betont Kardiologe Prof. Voigtländer. Diabetes – Herzmuskel und Gefäße mit SGLT-2-Hemmer schützen Bei jedem dritten Patienten mit (diastolischer) Herzschwäche findet sich die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus Typ II. Diabetes verschlechtert die Prognose der Herzschwäche erheblich wegen der Schäden, die zu viel Zucker im Blut an den großen und kleinen Gefäßen sowie am Herzmuskel selbst verursacht. Treten Herzschwäche und Diabetes gemeinsam auf, erhöht sich deutlich das Risiko für eine Krankenhauseinweisung wegen der Herzschwäche oder vorzeitigen Tod. Patienten mit Diabetes sollten, sofern keine medizinischen Gründe dagegen sprechen, mit einem sogenannten SGLT-2-Hemmer (z.B. Empagliflozin oder Dapagliflozin) behandelt werden. Nierenerkrankungen – auch für das Herz ein Problem Etwa ein Viertel der Patienten mit diastolischer Herzschwäche ist zusätzlich nierenkrank. Nieren- und Herzschwäche begünstigen sich gegenseitig: Die Nierenschwäche verschlimmert die Herzschwäche, die Herzschwäche beeinträchtigt die Funktion der Nieren. Kranke Nieren melden sich nicht mit Schmerzen. Umso wichtiger ist ihre Erkennung mit Hilfe diagnostischer Marker, die eine Nierenschädigung anzeigen: die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGF) und der Eiweißstoff Albumin im Urin. Gefährliche Entgleisung der Herzschwäche: Warnzeichen und Schutzmaßnahmen Eine Entgleisung der Herzschwäche (Herzdekompensation) ist einer der häufigsten Anlässe für eine Krankenhauseinweisung und negativ für die Prognose der Herzschwäche. „Patienten können aktiv dazu beitragen, solch eine Situation zu vermeiden. Ihr Eigenengagement ist für die Therapie enorm wichtig“, betont der Intensivmediziner Prof. Voigtländer. Zur Entgleisung kommt es, wenn etwa Medikamente abgesetzt oder nicht in der verordneten Dosierung eingenommen oder falsch kombiniert werden. Oftmals fehlt zudem das Wissen über die Warnzeichen einer Entgleisung, bei der ein Arzt aufzusuchen ist: - Gewichtszunahme um mehr als zwei Kilo in 1 bis 3 Tagen (zeigt Tendenz zur Flüssigkeitseinlagerung, Ödeme, bzw. zu hohem Flüssigkeitsverlust an), - plötzliches Anschwellen von Beinen und Bauch, - plötzliche zunehmende Mühe beim Atmen, - plötzliche Luftnotanfälle mit Todesangst (durch Blutstauung im Lungenkreislauf als Folge einer Bluthochdruckkrise), - kurz dauernde Anfälle von Bewusstlosigkeit, - starke Schmerzen im Brustbereich, - schneller als zuvor eintretende Müdigkeit, - Herzrasen oder viel zu schneller/unregelmäßiger Herzschlag, - zunehmend nächtliches Husten und erschwertes flaches Liegen, - selteneres Urinlassen als üblich. Das tägliche Protokollieren von Gewicht, Blutdruck und Puls trägt dazu bei, Komplikationen wie Vorhofflimmern, Blutdruckkrisen oder Ödemen und dadurch einer Herzdekompensation vorzubeugen. Für Betroffene gibt es dafür ein spezielles Herztagebuch (<herzstiftung.de/herztagebuch>) Patienten sollten auch die folgenden Maßnahmen zum Schutz vor einer Krankenhausaufnahme beachten: Moderater Salzverbrauch: Salz bindet Wasser im Körper und kann dadurch den Blutdruck ansteigen lassen, und dieser höhere Blutdruck wiederum belastet das schwache Herz zusätzlich. Daher sollten Herzschwächepatienten übermäßigen Salzverbrauch im Essen vermeiden. Auf Flüssigkeitszufuhr achten: Zu große Flüssigkeitsmengen (über 2 Liter am Tag) können zu Bluthochdruck und Atemnot führen, vor allem, wenn bereits Ödeme bestehen. Das Herz und die Nieren können die Flüssigkeitsmengen dann nicht bewältigen. Eine zu geringe Wasseraufnahme kann aber auch ungünstig sein. Wegen der Diuretika-Einnahme ist schnell die Grenze unterschritten, wo es zu Verwirrtheit und schnellem Herzschlag kommen kann. Die Trinkmenge daher am besten mit Ärztin/Arzt individuell besprechen. Unbedingt Impfen: Eine Überlastung des ohnehin geschwächten Herzens durch eine bakterielle oder Virus-Infektion gilt es zu vermeiden. Die Deutsche Herzstiftung rät Herzpatienten, sich unbedingt gegen Grippe (Influenza), Coronavirus und Pneumokokken impfen zu lassen. Selbst aktiv gegen Herzschwäche: Engagement der Patienten „A und O der Therapie“ Herzschwäche ist in den meisten Fällen eine chronische Erkrankung, mit der Betroffenen dauerhaft leben müssen. Eine aktive Rolle der Patienten, indem sie sich mit ihrer Erkrankung und der Therapie beschäftigen und sie verstehen, ist die Basis für den Erfolg der Therapie. Die Herzinsuffizienztherapie ist schon aufgrund der Begleiterkrankungen komplex und für viele Patienten möglicherweise mit Rückschlägen verbunden: wegen der Symptome, wegen Nebenwirkungen der Medikamente, wegen Ängsten und Depressionen oder aufgrund einer Entgleisung. Die enorme Entwicklung der Medizin in Bezug auf die Herzinsuffizienz mit modernen Medikamenten, verbesserter CRT-Geräte, digitaler Techniken sowie den Herzunterstützungssystemen bei schwerer Herzinsuffizienz ermöglicht den Patienten heute eine wesentlich bessere Lebensqualität. „Das Engagement von Arzt und Patienten, die an einem Strang ziehen, ist daher das A und O der Therapie“, untermauert der Herzstiftungs-Vorsitzende. Diese aktive Rolle der Patienten müsse sich gleichzeitig auf einen gesunden Lebensstil richten mit Gewichtsnormalisierung, regelmäßiger Bewegungstherapie (vorab ärztlich kontrolliert) aus Ausdauer- und muskulärem Kraft- Ausdauertraining, gesunder Ernährung (Mittelmeerküche) und Verzicht auf Rauchen und Alkohol sowie Stress-Management. Tipps zur Bewegung: <herzstiftung.de/herzschwaeche-bewegung> (wi) Zusatzinformation Zukunftsmodell Behandlungsnetzwerke? Patientenversorgung engmaschig und telemedizinisch Für die Versorgung von Herzinsuffizienzpatienten ist auch eine engmaschige Überwachung besonders bei höheren Schweregraden der Herzschwäche sehr wichtig. Digitale Technologien wie Telemonitoring und tragbare „Smart devices“ (Smartwatch, digitale Waage etc.) spielen eine wichtige Rolle, auch weil sie das Selbstmanagement des Patienten erleichtern. Das zeigt sich etwa bei den neuen sogenannten Behandlungsnetzwerken. „Gerade nach stationären Aufenthalten wegen einer Entgleisung der Herzschwäche oder bei höheren Schweregraden der Krankheit ist eine optimale ambulante Versorgung der Patienten unverzichtbar“, berichtet Prof. Voigtländer. Behandlungsnetzwerke aus Hausärzten, Kardiologen, Schwerpunktpraxen und spezialisierten Kliniken werden den Anforderungen an eine engmaschige Versorgung von Herzschwächepatienten besonders gerecht. Solche spezialisierten Einrichtungen wie die von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zertifizierten „Heart Failure Units“ (HFU): HFU-Schwerpunktkliniken/-praxen und überregionale HFU-Zentren, können besonders intensiv auf die Bedürfnisse von Herzschwächepatienten eingehen. Zum Beispiel über die Mitbetreuung durch spezialisiertes nicht- ärztliches Assistenzpersonal für Herzinsuffizienz. Auch bieten HFU-Praxen häufig nach stationärem Aufenthalt wegen Herzdekompensation rascher Termine zur Nachkontrolle an und halten pro Woche eine bestimmte Anzahl an Notfallterminen frei für Patienten mit akuter Luftnot. „Das ermöglicht eine schnelle Diagnostik und eine zügige Anpassung der Therapie, wodurch idealerweise einer stationären Behandlung in einem Krankenhaus vorgebeugt wird“, erklärt Voigtländer. Ein großer Fortschritt ist die telemedizinische Betreuung (Telemonitoring) von Patienten, die im Rahmen der Regelversorgung seit 2022 unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist, etwa wenn - die Herzleistung des Patienten eingeschränkt ist (Auswurffraktion der linken Herzkammer gleich oder weniger 40 Prozent), - der Patienten zusätzlich ein ICD- oder CRT-Gerät trägt, - in den vergangenen zwölf Monaten wegen Herzschwäche eine stationäre Krankenhausaufnahme erforderlich war. Nach einem Klinikaufenthalt werden über tragbare Geräte (Blutdruckmessgerät, Waage, EKG, Tablet) auf elektronischem Weg die Informationen von zu Hause an die Schwerpunktpraxis als versorgende telemedizinische Einrichtung übertragen, wo telemedizinisch geschultes Fachpersonal die eingehenden Informationen prüft und bewertet und bei Bedarf telefonisch berät. „Alle diese Komponenten einer engmaschigen und in Teilen telemedizinisch ausgerichteten Versorgung im Rahmen von Behandlungsnetzwerken ist zukunftsweisend für die Versorgung schwerkranker Herzschwächepatienten“, betont der Herzstiftungs-Vorsitzende. (wi) Service zu den Herzwochen Die Herzwochen stehen unter dem Motto „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“ und richten sich an Patienten, Angehörige, Ärzte und alle, die sich für das Thema Herzschwäche interessieren. An der Aufklärungskampagne beteiligen sich Kliniken, niedergelassene Kardiologen, Krankenkassen und Betriebe. Infos zu Patienten-Seminaren, Online- Vorträgen, Telefonaktionen und Ratgeber-Angeboten (Text, Video, Podcast) sind unter <herzstiftung.de/herzwochen> abrufbar oder per Tel. 069 955128-400 zu erfragen. Neuer Ratgeber zur Herzinsuffizienz Für Patienten mit einer Herzschwäche, Angehörige und Interessierte bietet die Deutsche Herzstiftung den neuen Ratgeber „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“ an. In der Broschüre (152 S.) informieren renommierte Herzspezialisten leicht verständlich und ausführlich darüber, wie eine Herzschwäche entsteht und was heute mit Medikamenten, Interventionen und Sport therapeutisch erreicht werden kann, um Lebensqualität und Lebenszeit zu verbessern. Die kostenlose Broschüre kann telefonisch (069 955128-400), online (<herzstiftung.de/bestellung>) oder per E-Mail (<Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.>) bei der Herzstiftung angefordert werden.
Ins Krankenhaus wegen Herzschwäche: So schützen sich Betroffene davor Prof. Dr. Thomas Meinertz, Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung, Chefredakteur der Herzstiftung. Jörg Müller Deutsche Herzstiftung Eine Klinikeinweisung wegen entgleister Herzschwäche ist häufig vermeidbar. Ein Herzspezialist erläutert vermeidbare Fehler und wie Patienten vorbeugen Eine deutliche Gewichtszunahme, Blutstauung in der Leber, Flüssigkeitsansammlung im Brustkorb, Kurzatmigkeit oder sogar Atemnot: Mit Symptomen wie diesen kündigt sich eine Verschlechterung der Herzschwäche (Herzinsuffizienz) an. Auch eine Komplikation wie eine Lungenentzündung – bei Herzschwäche häufig wegen möglicher Blutstauungen im Lungenkreislauf – kann ein Warnzeichen dafür sein, dass die Erkrankung einen dramatischen Verlauf nimmt bis hin zur notfallmäßigen Klinikeinweisung: Dazu kommt es in Deutschland jährlich rund 450.000-mal, wenn Patienten vollstationär aufgenommen werden, weil ihre Herzschwäche entgleist ist. „Damit ist die Herzschwäche die häufigste Diagnose für eine Krankenhausaufnahme. Die Ursachen dafür sind vielfältig, doch in vielen Fällen vermeidbar. Dafür möchten wir Herzpatienten sensibilisieren“, erklärt Herzspezialist Prof. Dr. Thomas Meinertz vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung anlässlich der bundesweiten Herzwochen der Herzstiftung unter dem Motto „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“ mit Infos unter <herzstiftung.de/herzwochen> Jede Krankenhausaufnahme wegen einer entgleisten Herzschwäche, die sogenannte Herzdekompensation, erhöhe das Risiko einer weiteren Entgleisung und eines Klinikaufenthalts. „Jedes Mal wird dadurch das Herz strapaziert, das sich am Ende eines stationären Aufenthaltes nicht vollständig erholt. Um es gar nicht erst zur Abwärtsspirale kommen zu lassen, ist eine konsequente Therapie schon im früheren Stadium der Herzinsuffizienz besonders wichtig“, so Prof. Meinertz. Allerdings zeigten sich bei genauerer Analyse von Krankenhausaufenthalten in vielen Fällen vermeidbare Fehler bereits im Therapieverlauf als Ursache für die Verschlechterung der Herzschwäche. Über die häufigsten Ursachen vermeidbarer Klinikeinweisungen informiert der Kardiologe und emeritierte Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Universitären Herz- und Gefäßzentrum Hamburg (UKE) in einem Expertenbeitrag zu den Herzwochen, erhältlich unter <herzstiftung.de/herzwochen> Wie sind Krankenhausaufenthalte zu vermeiden? Zu den häufigsten Ursachen vermeidbarer Krankenhausaufenthalte zählt Kardiologe Prof. Meinertz: - mangelnde Überwachung und Betreuung der Herzschwäche durch behandelnde Ärzte, - fehlende oder unzureichende Information des Patienten, - Behandlungsfehler, - Komplikationen und Begleitkrankheiten der Herzschwäche. Fatal: Fehldosierung der Medikamente Da die chronische Herzschwäche das Endstadium von weiteren Herz-Kreislauf- Erkrankungen ist wie Koronare Herzkrankheit (KHK), Herzrhythmusstörungen, Klappenerkrankungen oder Bluthochdruck, kommt es auch aufgrund dieser Begleiterkrankungen, die auch behandelt werden müssen, immer wieder zu Veränderungen der Situation des Patienten. „Der wahrscheinlich häufigste Behandlungsfehler, der zu einer Krankenhausaufname führt, besteht darin, dass die Medikamentendosierung nicht eingestellt wird an höhere Blutdruckwerte, neu eingetretene Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern oder an die Einlagerung oder den Verlust von Flüssigkeit im Körper“, berichtet der Kardiologe und Pharmakologe Meinertz. Auch könne es vorkommen, dass Ärzte ihren Patienten zu viele Medikamente verordnen, so dass die angewiesene Tablettenzahl häufig 12 bis 15 Tabletten pro Tag übersteigt. „Eine zu hohe Tablettenzahl führt dazu, dass Patienten ihre Medikamente nicht mehr zuverlässig einnehmen.“ Deshalb müsse in solchen Fällen der Arzt entscheiden, welche Medikamente zwingend notwendig und welche zwar ebenfalls nützlich, aber nicht unbedingt erforderlich sind. „Auf Letztere muss der Arzt im Einzelfall verzichten“, so Meinertz. Manchmal lassen sich Medikamente auch als Kombinationspräparate einnehmen, was die Zahl der Tabletten reduziert. Infos unter: herzstiftung.de /herzinsuffizienz-medikamente-nebenwirkungen Mehr Sicherheit durch engmaschiges Überwachen Fehlerhaft eingestellte Medikamente und ihre Dosierungen, sich anbahnende Veränderungen der Herzschwäche und eine Zunahme von Beschwerden etwa durch Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern) oder aufgrund einer Infektion können unentdeckt und unbehandelt bei Herzschwäche schnell gefährlich werden. „Umso mehr kommt es bei Herzinsuffizienz auf die regelmäßige Kontrolle durch den Arzt an“, so Meinertz. Die Überwachung der Patienten richtet sich nach der Schwere der Herzinsuffizienz (NYHA-Schweregrade I bis IV) und den Begleiterkrankungen. Es gibt neue Konzepte, um Patienten mit Herzschwäche ambulant zu betreuen, zu überwachen und zu begleiten, teilweise per Telemedizin. „Dadurch lässt sich die Lebensqualität der Patienten verbessern und die Häufigkeit stationärer Aufnahmen in Kliniken vermindern“, erklärt Meinertz. Patienten mit einer schweren Herzinsuffizienz (Schweregrad III oder IV) verlangen eine engmaschige Überwachung durch einen in der Herzinsuffizienztherapie besonders ausgebildeten Arzt oder ein Ärzte-Team, am besten in einer spezialisierten Ambulanz für Herzinsuffizienz. Je nach Schweregrad sollten die Kontrollen in ein- oder dreimonatigen Abständen erfolgen. Bewährt haben sich für schwerkranke Patienten Herzinsuffizienz- Ambulanzen, die eine engmaschige telemedizinische Überwachung erlauben, so kann schon auf erste Zeichen der Verschlechterung seines Zustandes reagiert und damit eine stationäre Einweisung in eine Klinik häufig vermieden werden. In Deutschland gibt es rund 240 von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zertifizierte Heart Failure Units (HFU) als HFU-Schwerpunktkliniken/-praxen und überregionale HFU-Zentren. Patienten mit einer leichtgradigen Herzschwäche (NYHA-Stufen I-II) können durch den Hausarzt oder Kardiologen in größeren Abständen überwacht werden. „Dabei ist die Zusammenarbeit zwischen Hausarzt und betreuendem Kardiologen besonders wichtig und eine kurzfristige Abstimmung zwischen den betreuenden Ärzten bei Problemen unerlässlich“, berichtet Meinertz. Das sollten Patienten bei Herzschwäche unbedingt beherzigen Kardiologen im täglichen Umgang mit Herzinsuffizienzpatienten berichten, dass Patienten oftmals dazu neigen, die Medikamentendosis ohne Rücksprache mit dem Arzt zu reduzieren, weil sie den Eindruck haben, ihnen ginge es besser, oder weil sie Nebenwirkungen fürchten. Tückisch ist: Bei Patienten mit Herzinsuffizienz macht sich häufig die Verringerung der Dosis oder das Absetzen von Medikamenten erst nach mehreren Tagen beziehungsweise Wochen bemerkbar. „Bei einigen Medikamenten vermindert die Dosisreduktion die therapeutische Wirkung, bei anderen führt es zu einem kompletten Wirkungsverlust – was fatale Auswirkungen bis hin zur Herzdekompensation und daraus resultierender Klinikeinweisung haben kann“, warnt Pharmakologe Meinertz. Auch wenn sich Patienten mit Herzinsuffizienz körperlich gut fühlen, sollten sie unbedingt die angeratenen Verhaltensmaßregeln einhalten. Zu den wichtigsten zählen: - die Dosis der verordneten Medikamente nie ohne Rücksprache mit dem Arzt reduzieren oder Medikamente einfach absetzen, - die ärztlich empfohlene regelmäßige körperliche Belastung (Bewegungstherapie) einhalten, - die Flüssigkeitsbilanz des Körpers überwachen, - sich täglich wiegen (akute Gewichtszunahme durch Flüssigkeitseinlagerungen im Körper?) und - den Blutdruck messen (Schutz vor Blutdruckkrisen). Phasen von Herzrasen, kurz dauernde Anfälle von Bewusstlosigkeit, rascher und unregelmäßiger Herzschlag sind ernst zu nehmende Warnzeichen für Komplikationen, die einen Arzt erfordern. Nehmen Betroffene sie jedoch als banale Beschwerden klaglos hin, verpassen sie den optimalen Zeitpunkt, um mit therapeutischen Maßnahmen auf Veränderungen ihrer Herzinsuffizienz zu reagieren. „Kommt es dann zu mehreren Kilogramm Gewichtszunahme oder Flüssigkeitsansammlungen im Brustkorb, ist eine stationäre Einweisung meist unvermeidlich“, weiß Kardiologe Meinertz. Tipp: Im Herztagebuch tragen Betroffene jeden Tag ihr Gewicht, ihren Blutdruck und ihren Puls ein. Das Protokollieren trägt dazu bei, Komplikationen wie Vorhofflimmern, Blutdruckkrisen oder Ödemen vorzubeugen. Infos: <herzstiftung.de/herztagebuch> Impfen besonders wichtig bei Herzschwäche und anderen Herzkrankheiten Grippe (Influenza)- und Coronaviren sowie Pneumokokken können für Herzpatienten gefährlich werden. Um sich vor Infektionen zu schützen, sollten sich Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Ältere ab 60 Jahren jedes Jahr gegen Grippe impfen lassen. Auch eine Impfung gegen Pneumokokken, die Haupterreger einer Lungenentzündung, und das Coronavirus wird grundsätzlich empfohlen. Bester Zeitraum für die Impfung ist von Oktober bis November. Aber auch, wenn die Grippewelle im Dezember und Januar startet, kann man sich noch impfen lassen. Wer sich gegen Influenza impfen lässt, sollte ab 60 Jahren den Hochdosisimpfstoff wählen. Viren bleiben nicht ausschließlich in den Atemwegen, sondern breiten sich im ganzen Körper aus und können auch das Herz angreifen. Zum anderen ist die Lunge bei Patienten mit Herzschwäche besonders anfällig, weil sich aufgrund der verringerten Pumpleistung Blut in die Lungen zurückstauen kann. Das macht das Organ anfälliger für Infektionen. „Menschen mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung sollten sich grundsätzlich gegen das Influenza- und Coronavirus und gegen Pneumokokken impfen lassen“, rät Herzstiftungs- Experte Prof. Meinertz. Eine Pneumokokken-Impfung wird auch Jüngeren mit einem besonderen Gesundheitsrisiko wie eine chronische Lungenerkrankung empfohlen. Eine Influenza wirkt sich bei etwa jedem zehnten Erkrankten zusätzlich auch auf das Herz aus, z. B. in Form einer Myokarditis. (wi) Service zu den Herzwochen Die Herzwochen stehen unter dem Motto „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“ und richten sich an Patienten, Angehörige, Ärzte und alle, die sich für das Thema Herzschwäche interessieren. An der Aufklärungskampagne beteiligen sich Kliniken, niedergelassene Kardiologen, Krankenkassen und Betriebe. Infos zu Patienten-Seminaren, Online- Vorträgen, Telefonaktionen und Ratgeber-Angeboten (Text, Video, Podcast) sind unter <herzstiftung.de/herzwochen> abrufbar oder per Tel. 069 955128-400 zu erfragen. Neuer Ratgeber zur Herzinsuffizienz Für Patienten mit einer Herzschwäche, Angehörige und Interessierte bietet die Deutsche Herzstiftung den neuen Ratgeber „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“ an. In der Broschüre (152 S.) informieren renommierte Herzspezialisten leicht verständlich und ausführlich darüber, wie eine Herzschwäche entsteht und was heute mit Medikamenten, Interventionen und Sport therapeutisch erreicht werden kann, um Lebensqualität und Lebenszeit zu verbessern. Die kostenlose Broschüre kann telefonisch unter 069 955128-400, unter <herzstiftung.de/bestellung> oder per E-Mail: <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.> bei der Herzstiftung angefordert werden. Weitere Infos: <herzstiftung.de/herzwochen> und <herzstiftung.de/herzschwaeche-therapie> Die gesamte Herzwochen-Pressemappe und kostenfreies Bildmaterial finden Sie im Pressebereich unter: herzstiftung.de/herzwochen bei der Pressestelle unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. (Tel. 069 955128-114 oder -140) Kontakt: Pressestelle der Deutschen Herzstiftung Michael Wichert (Ltg.), Tel. 069 955128114 Pierre König, Tel. 069 955128140 E-Mail: <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.> herzstiftung.de Arten der Pressemitteilung: Buntes aus der Wissenschaft Sachgebiete: Ernährung / Gesundheit / Pflege Medizin Weitere Informationen finden Sie unter http://herzstiftung.de/herzinsuffizienz-medikamente-nebenwirkungen http://www.herzstiftung.de http://herzstiftung.de/bestellung http://herzstiftung.de/herzschwaeche-bewegung http://herzstiftung.de/herzwochen http://herzstiftung.de/herzschwaeche-medikamente http://herzstiftung.de/herztagebuch
Herzschwäche: Das sollten Frauen für ihren Herzschutz beachten Prof. Dr. Christiane Tiefenbacher, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung, Chefärztin der Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und Intensivmedizin, Marien-Hospital Wesel Andreas Malkmus Deutsche Herzstiftung/ Frauenherzen schlagen anders: Warnzeichen und Risikofaktoren für Herzerkrankungen wie Herzschwäche können sich von denen bei Männern unterscheiden. Die Unterscheide zu wissen, kann die Lebensqualität verbessern oder gar das Leben retten. Eine Herzschwäche ist eine ernste nicht heilbare Erkrankung, die für die Betroffenen mit beschwerlichen Symptomen einhergeht wie Atemnot bei Belastung, Müdigkeit und Wassereinlagerungen in Lunge, Bauch und Beinen (Ödeme). Insgesamt leiden Schätzungen zufolge bis zu vier Millionen Frauen und Männer an Herzschwäche. Bei den Krankenhausaufnahmen wegen Herzschwäche machen Frauen in Deutschland etwa die Hälfte aus, rund 224.000 Klinikeinweisungen. Mehr Frauen als Männer sterben an Herzschwäche (im Jahr 2022 rund 23.000 Frauen und rund 15.000 Männer). Um zu vermeiden, dass eine Herzschwäche fortschreitet, ist es wichtig Ursachen und Symptome frühzeitig zu erkennen und diese mit den Begleiterkrankungen konsequent zu behandeln. „Ein genauer Blick auf die Herzschwäche bei Männern und Frauen zeigt, dass es Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt, die für die medizinische Versorgung von Frauen mit Herzerkrankungen relevant sind und für die wir Frauen sensibilisieren müssen“, betont die Kardiologin Prof. Dr. med. Christiane Tiefenbacher, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung anlässlich der bundesweiten Herzwochen der Herzstiftung unter dem Motto „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“ mit Infos unter <herzstiftung.de/herzwochen> „Zur Herzschwäche kommt es bei Frauen vor allem durch die Risikofaktoren Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes. Wenn diese gleichzeitig vorliegen, erhöht sich das Risiko für eine Herzschwäche signifikant“, so die Chefärztin der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie am Marien-Hospital Wesel. Da Frauen durch Diabetes und den häufig damit verbundenen Bluthochdruck im Vergleich stärker gefährdet sind als Männer, sollten sie bei Vorliegen dieser Kombination ihre Ärztin oder ihren Arzt ansprechen. Unterschiede bei Frauen und Herzschwäche beziehen sich insbesondere auf - die Anatomie des Herzens (Herzgröße/Dehnbarkeit), - Symptome, - Risikofaktoren und - geschlechtsspezifische Ursachen (Hormone). Frauenherzen sind kleiner und steifer Anatomisch betrachtet, sind die Herzen der Frauen kleiner und steifer als die Herzen der Männer und können deshalb schlechter mit Blut gefüllt werden. Diese Steifigkeit des Herzens nimmt im Alter zu und wird durch Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und weitere Risikofaktoren begünstigt. 50 Prozent der Patientinnen und Patienten haben Formen der Herzschwäche, bei denen das Herz zwar eine intakte Pumpfähigkeit hat, weil es aber seine Elastizität und damit seine Dehnbarkeit verloren hat, nicht genug Blut aufnehmen kann. Diese Füllungsstörung nennen Mediziner eine diastolische Herzschwäche oder Herzschwäche mit erhaltener Pumpfunktion, kurz HFpEF (englische Abkürzung für Heart Failure with preserved Ejection Fraction). Häufige Symptome der HFpEF sind Atemnot und eingeschränkte Leistungsfähigkeit. Im Gegensatz zur HFpEF liegt bei einer systolischen Herzschwäche eine Störung der Pumpfunktion der linken Herzkammer vor. Diese pumpt in der Auswurfphase (Systole) nicht genügend, deshalb gelangt zu wenig Blut mit Sauerstoff und Nährstoffen in den Körper zu den Organen. Zur systolischen Herzinsuffizienz kommt es meistens durch einen Herzinfarkt oder eine Herzmuskelerkrankung. Diese Herzschwäche mit reduzierter Auswurfleistung, kurz HFrEF (Heart failure with reduced Ejection Fraction) geht mit Atemnot, Müdigkeit, Wassereinlagerungen im Körper und lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen einher. „Frauen leiden vermehrt an einer Störung der Dehnbarkeit des Herzens, also an diastolischer Herzschwäche“, erklärt Kardiologin Prof. Tiefenbacher. Erst seit einigen Jahren kann die Steifigkeit eines Herzens genau gemessen werden. „Wir empfehlen Frauen bei Symptomen einer Herzschwäche wie Atemnot unter Belastung und schneller Erschöpfung zum Arzt zu gehen und einen Ultraschall des Herzens vorzunehmen zu lassen“, betont das Herzstiftungs-Vorstandsmitglied. Wechseljahre (Menopause): Gefahr durch Hochdruckherz Mit zunehmendem Alter werden die Herzen von Frauen steifer. Denn nach der Menopause (Wechseljahre) kommt es durch den Verlust von Östrogenen (weibliche Geschlechtshormone) zur Blutdrucksteigerung und zu vermehrter Bildung von Bindegewebe im Herzen. Vor der Menopause schützen die Östrogene das Herz vor überschießendem Bindegewebe. Die Abnahme des körpereigenen Östrogenspiegels führt zum Verlust des gefäßschützenden Effekts dieses Hormons und somit zu einer Blutdruckerhöhung. Die dadurch gesteigerte Belastung des Herzmuskels führt zu einer Verdickung der Herzwände. „Eine Hormontherapie kann den Mangel an körpereigenem Östrogen leider nicht ausgleichen“, so Prof. Tiefenbacher. Ein Überangebot an Zucker wie bei Diabetes ist für den Energiestoffwechsel des Herzens zusätzlich ungünstig und führt zu einer vermehrten Freisetzung von aggressiven Molekülen, sogenannten freien Radikalen, in den Kraftwerken der Zellen, den Mitochondrien. Mediziner gehen davon aus, dass mehrere dieser Mechanismen zusammenwirken müssen, damit eine diastolische Herzschwäche entsteht. Diese wird auch „Hochdruckherz“ genannt. Regelmäßig zum Vorsorge-Check-up Die Deutsche Herzstiftung rät Frauen (wie Männern) vor diesem Hintergrund zur Vorsorgeuntersuchung ab 40 Jahren – bei familiärer Vorbelastung früher – um regelmäßig Blutdruck, Blutzucker, Blutfette (Cholesterin) und Körpergewicht zu kontrollieren. Das kann der regelmäßige Gesundheits- Check-up bei Hausärztin oder Hausarzt sein, der ab 18 Jahren einmalig und ab 35 Jahren alle drei Jahre erfolgt (zahlt die Krankenkasse). „Dadurch lassen sich unerkannte Risikokrankheiten für Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzschwäche aufdecken“, erklärt Tiefenbacher. „Diese Vorsorge ist wichtig. Denn einen hohen Blutdruck oder zu hohes LDL-Cholesterin spürt man nicht“, warnt Tiefenbacher. Außerdem sollten Frauen (wie Männer) auf regelmäßige Bewegung (am besten an frischer Luft) und gesunde Ernährung achten sowie nicht rauchen und auf Alkohol möglichst verzichten. Ergänzende Ultraschall- und Blutuntersuchung Darüber hinaus erlauben es etwa Ultraschalluntersuchungen der Halsschlagadern oder der Becken- und Beingefäße frühzeitig Gefäßverkalkungen zu erkennen, die für die Betroffenen noch ohne Symptome sind. Ein EKG in Ruhe und unter Belastung sowie die Ultraschalluntersuchung des Herzens ergänzen das Untersuchungsspektrum. Bei der Untersuchung des Blutes sind zwei wichtige Labormarker die natriuretischen Peptide ANP und BNP, die bei einer Herzschwäche erhöht sind. In der Regel haben Männer krankheitsbedingt einen stärkeren Anstieg, deshalb muss bei Frauen auch ein schwächerer Anstieg als Warnzeichen gesehen werden. Auch ein Eisenmangel kann ein Indiz für eine Herzschwäche sein. Mehr Infos unter <herzstiftung.de/blutwerte> Broken-Heart-Syndrom oder Stress-Kardiomyopathie nach der Menopause Fast nur bei Frauen nach der Menopause tritt die durch massiven Stress ausgelöste Takotsubo-Kardiomyopathie oder Takotsubo-Syndrom (TTS) auf, auch bekannt als Broken-Heart-Syndrom. Dieses lebensbedrohliche Krankheitsbild wird häufig durch eine große emotionale oder körperliche Belastung ausgelöst. „Die Symptome sind ähnlich einem Herzinfarkt: Atemnot, Engegefühl in der Brust, starke Brustschmerzen“, erklärt die Kardiologin. Beim TTS können – wie beim Herzinfarkt – Teile des Herzens nicht richtig arbeiten, ohne dass allerdings ein Gefäßverschluss ursächlich ist. Das TTS ist eine Sonderform der akuten Herzschwäche: die Fähigkeit der linken Herzkammer, sich zusammenzuziehen und sauerstoffreiches Blut in den Körperkreislauf zu pumpen, ist eingeschränkt. „Dieser Zustand ist lebensgefährlich. Betroffene sollten unverzüglich den Notarzt mit dem Notruf 112 alarmieren“, warnt die Kardiologin und Gefäßspezialistin Prof. Tiefenbacher. Komplikationen des TTS sind Herzrhythmusstörungen sowie Gerinnselbildungen in der Herzkammer mit nachfolgenden Thrombosen oder Gefäßembolien. Das TTS und eine sich daraus entwickelnde Herzschwäche können medikamentös behandelt werden. Mehr Infos: <herzstiftung.de/frauenherzen-takotsubo> Gefahr durch Schwangerschafts-Kardiomyopathie und Myokarditis Bei Frauen gibt es besondere Formen der Herzschwäche. So kann im letzten Drittel der Schwangerschaft und etwa ein halbes Jahr nach der Geburt die Peripartale Kardiomyopathie (PPCM) auftreten. Das ist eine akut lebensbedrohliche Form der Herzschwäche. Folgende Beschwerden sind ein Alarmzeichen, wenn sie bei einer Frau zwei Monate vor der Geburt oder nach der Geburt auftreten: plötzlich starke Atemnot, Schwäche oder Flüssigkeitsansammlungen im Körper. „Bei diesen Beschwerden ist sofort ein Arzt aufzusuchen“, betont Prof. Tiefenbacher. Diese Form der Herzerkrankung entwickelt sich häufig sehr schnell, sodass man bereits bei den ersten Symptomen nicht zögern sollte. Dabei gibt es eine Vielzahl wirksamer Behandlungsmöglichkeiten mit Medikamenten. Akute Virusinfekte können bei Frauen und Männern eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) auslösen, was ebenfalls eine Herzschwäche verursachen kann. Diese Krankheitsbilder sind aber häufiger und schwerer bei jüngeren Männern. Eine Rolle spielen dabei vor allem die Virusgrippe (Influenza) und Coxsackie-Viren. (wi) Infos rund um das Thema Frauenherzen: <herzstiftung.de/frauenherzen> <herzstiftung.de/frauenherzen-takotsubo> Podcast: <herzstiftung.de/service-und-aktuelles/podcasts/frauen- herzerkrankungen> Service zu den Herzwochen Die Herzwochen stehen unter dem Motto „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“ und richten sich an Patienten, Angehörige, Ärzte und alle, die sich für das Thema Herzschwäche interessieren. An der Aufklärungskampagne beteiligen sich Kliniken, niedergelassene Kardiologen, Krankenkassen und Betriebe. Infos zu Patienten-Seminaren, Online- Vorträgen, Telefonaktionen und Ratgeber-Angeboten (Text, Video, Podcast) sind unter <herzstiftung.de/herzwochen> abrufbar oder per Tel. 069 955128-400 zu erfragen. Neuer Ratgeber zur Herzinsuffizienz Für Patienten mit einer Herzschwäche, Angehörige und Interessierte bietet die Deutsche Herzstiftung den neuen Ratgeber „Stärke Dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“ an. In der Broschüre (152 S.) informieren renommierte Herzspezialisten leicht verständlich und ausführlich darüber, wie eine Herzschwäche entsteht und was heute mit Medikamenten, Interventionen und Sport therapeutisch erreicht werden kann, um Lebensqualität und Lebenszeit zu verbessern. Die kostenlose Broschüre kann telefonisch unter 069 955128-400, unter <herzstiftung.de/bestellung> oder per E-Mail: <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.> bei der Herzstiftung angefordert werden. Weitere Infos: herzstiftung.de/herzwochen und <herzstiftung.de/herzschwaeche-therapie>