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Sport

Innovatives Kraftgerät der Sportmedizin des Dresdner Uniklinikums unterstützt Olympioniken und ambitionierte Sportler

Im Rahmen eines Sonderförderungsprojekts des sächsischen Innenministeriums
kann die Abteilung für Sportmedizin und Rehabilitation am
UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- und Plastische Chirurgie
(OUPC) des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden ihren
Gerätepark ausbauen: Das in diesem Rahmen finanzierte Kraftmessgerät
erweitert die Möglichkeiten, ambitionierte Sportler – vom Freizeitathleten
bis zum Olympiateilnehmer – beim Training individuell zu betreuen.

Mit dem neuen Gerät bietet die Sportmedizin des Uniklinikums neben der
ausgefeilten computergestützten, isokinetischen Diagnostik auch die
Möglichkeit, individuelle Trainingseinheiten mit dem Schwerpunkt auf die
unteren Extremitäten zu absolvieren. Als einer der ersten Nutzer des
Kraftgeräts profitiert davon der Bob-Doppel-Olympiasieger Francesco
Friedrich.

„Die gezielte wie präzise Diagnostik ist nicht nur im Leistungssport eine
verlässliche Basis, die eigene Leistung zu steigern, Verletzungen zu
vermeiden oder nach einer Pause wieder ins Training einzusteigen. Mit dem
neuen Kraftgerät haben leistungsorientierte Sporttreibende nun die
Möglichkeit, noch exaktere Informationen über ihr körperliches Potential
zu erhalten und sich entsprechend ihrer Ziele beraten zu lassen“, sagt
Prof. Alexander Disch, Koordinator Sportmedizin am OUPC. Zudem kann die
neu angeschaffte „Legpress Athletic“ im Dresdner Uniklinikum für ein
individuelles Training genutzt werden. „Das Gerät sorgt im Bereich der
unteren Extremitäten dafür, dass die Muskulatur durch Maximalkraft und
Schnelligkeitstraining individuelle Reize erhält. Das ist in anderen
Trainingssituationen so nicht umsetzbar. Auf diese Weise ist es möglich,
die Leistungsfähigkeit hocheffizient zu verbessern“, ergänzt
Sportwissenschaftler Philipp Flößel.

Der „Goldstandard“ für die Kraftdiagnostik im Leistungssport

Während sich international erfolgreiche Kaderathletinnen und -athleten in
früheren Jahren vor allem zur jährlichen Gesundheitsuntersuchung und zur
Leistungsdiagnostik in der Abteilung für Sportmedizin und Rehabilitation
des OUPC vorstellten, zeichnet sich nun ein Umdenken ab. Dies ist auch an
dem deutlich erweiterten Leistungsangebot ablesbar. Inzwischen überprüft
die Sportmedizin des Dresdner Uniklinikums ganz gezielt auch die Kraft
einzelner Muskelgruppen ambitionierter Sporttreibender und berät sie und
ihre Trainerstäbe aus medizinischer und trainingswissenschaftlicher Sicht.
Mehrfach im Jahr vorgenommene Leistungsdiagnostiken einschließlich der
Kraftmessungen geben direkte Rückkopplungen über den Trainingserfolg sowie
den aktuellen Leistungszustand der Athletinnen und Athleten. Das neue auf
Vermittlung des Olympiastützpunkts Sachsen mit Sonderfördergeldern des
sächsischen Innenministeriums angeschaffte Kraftgerät „Legpress Athletic“
wird im ersten Schritt vorranging im Bobsport eingesetzt. Die Anregungen
für die Anschaffung sowie den Standort in der Sportmedizin des
Uniklinikums gaben die weltweit führenden Bobsportler um Doppel-
Olympiasieger und Doppelweltmeister Francesco Friedrich. „Wir sind
dankbar, dass das Sächsische Innenministerium diesen Wunsch aufgegriffen
hat und auf diese Weise die Vorbereitung der Wintersportler auf Peking
2022 unterstützt“, sagt Thomas Weise, Leiter des Olympiastützpunkts
Sachsen.

Die in den ersten Einsatzmonaten des Kraftgeräts gewonnenen Erkenntnisse
bilden die Basis für den Transfer auf Spitzenathleten anderer Sportarten –
insbesondere in den Disziplinen Shorttrack, Eischnelllauf, Rudern,
Leichtathletik, Biathlon, Skilanglauf und Nordische Kombination. „Die
Gesundheit ist die grundlegende Basis für sportliche Höchstleistungen.
Deshalb ist es wichtig, dass insbesondere Spitzensportler in einem
medizinischen Setting auf universitärem Niveau betreut werden. Mit dem
Bereich Sportmedizin und Rehabilitation verfügt das OUPC über ein
interdisziplinär und interprofessionell hervorragend aufgestelltes Team
zur umfassenden sportärztlichen Versorgung der Athleten im
Hochleistungssport“, sagt Prof. Klaus-Dieter Schaser, Medizinischer
Direktor des OUPC. Als lizenziertes Untersuchungszentrum des Deutschen
Olympischen Sportbunds (DOSB) bietet die Sportmedizin eine Diagnostik auf
höchstem Niveau. Ziele sind Prävention und Rehabilitation der Gesundheit
von Leistungssportlern aller Altersklassen. Dazu gehören
Leistungsdiagnostik sowie Beratung und Betreuung einschließlich einer
medizinischen Behandlung. Von der dazu notwendigen Expertise profitieren
auch Freizeitsportler sowie Patienten des Dresdner Uniklinikums.

Die nun in der Sportmedizin verfügbare „Legpress Athletic“ stellt
innerhalb der deutschlandweit flächendeckenden Struktur der
bundesdeutschen Olympiastützpunkte aktuell den Goldstandard für die
Kraftdiagnostik dar und wird in einigen der Stützpunkte bereits
eingesetzt. Das Gerät ermöglicht eine standardisierte dezentrale
Diagnostik und unterstützt damit flächendeckend das Training im deutschen
Spitzensport. Auch beim Wechsel des Trainingsorts lässt sich die
Vergleichbarkeit von Testwerten sicherstellen, um Diagnostik und das
daraus abgeleitete individuelle Training auf dem bisherigen Niveau weiter
aufrecht zu erhalten. Jedoch nutzen nur wenige Olympiastützpunkte das
Gerät auch zum strukturierten Training. Der OSP Sachsen – und damit die
kooperierende Abteilung für Sportmedizin und Rehabilitation am OUPC – ist
einer der wenigen Standorte, an denen die isokinetischen Kraftgeräte
zusätzlich für das regelmäßige Training im Bereich der Topathleten
eingesetzt werden.

Neben der robusten, auf die hohen Kräfte der Spitzensportler
ausgerichteten Konstruktion des „Legpress Athletic“ spielt das integrierte
Computersystem eine wichtige Rolle. Es ermöglicht gut kontrollierbare
Trainingseinheiten, in dem es die Position der zu testenden oder
trainierenden Person ebenso abspeichert wie die Messdaten. Auf diese Weise
lassen sich bei Folgeterminen die Positionen schnell und einfach
wiedereinstellen, sodass Tests und Trainings optimal reproduzierbar sind.

Auch wettkampforientierte Freizeitsportlerinnen und -sportler profitieren

Ebenfalls angedacht ist es, das Kraftgerät bei Diagnostik und Training im
Bereich des ambitionierten Freizeitsportbereichs einzusetzen. Dank des
Know-how-Transfers aus dem Spitzensport lässt sich auch das Training für
wettkampforientierte Läufer, Radsportler und Triathleten optimieren.
„Neben der Ausdauerdiagnostik empfiehlt es sich gerade für ambitionierte
Radfahrer und Läufer, die regelmäßig an Wettkämpfen teilnehmen, eine
Kraftdiagnostik vornehmen zu lassen. Sie ermöglicht weitere Einblicke
bezüglich des momentanen Leistungsniveaus, hilft Leistungsreserven
aufzudecken und kann trainingssteuernd genutzt werden“, sagt Philipp
Flößel. Der im Bereich Sportmedizin und Rehabilitation des OUPC tätige
Sportwissenschaftler nennt als Beispiel das gezielte Krafttraining. Damit
lassen sich die Trittdynamik ökonomisieren, muskuläre Defizite oder
Dysbalancen frühzeitig ausgleichen oder die Wettkampfgeschwindigkeiten
deutlich steigern. Zudem kann die Sportmedizin Sportlern mit Hilfe des
Kraftgeräts Tipps zur Strukturierung ihrer Trainingssaison geben. Ein
Beispiel dafür ist die Variation der Trainingsumfänge und -inhalte im
Saisonverlauf. Auf diese Weise werden immer wieder neue Anpassungsimpulse
ausgelöst. Der Anteil von unspezifischem Ausgleichstraining wie Kräftigung
und Koordinations-Techniktraining dagegen lässt sich besser in den
Wintermonaten intensivieren, um in den Sommermonaten von einer möglichst
breiten Leistungsanlage profitieren zu können.

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Die Zukunft der Fitnessbranche: "Der reale Kontakt zu Menschen lässt sich nicht ersetzen"

rof. Dr. Niels Nagel lehrt Sportmanagement an der ISM Köln.  ISM
rof. Dr. Niels Nagel lehrt Sportmanagement an der ISM Köln. ISM

Besonders Indoor-Sportanbieter wie Fitnessstudios haben die Corona-
Maßnahmen schwer getroffen. Während einige Betreiber mit
Trainingsmöglichkeiten im Freien eine Übergangslösung suchen, hofft die
gesamte Branche auf baldige Öffnungsschritte. Aber kann die Rückkehr zum
Altbewährten funktionieren? Die Kundenbedürfnisse haben sich seit Beginn
der Pandemie geändert, im Lockdown ist Sport individueller, flexibler und
digitaler geworden. Prof. Dr. Niels Nagel von der International School of
Management (ISM) erklärt, was Menschen trotzdem wieder ins Studio zieht
und wie Sportanbieter sich langfristig attraktiv halten.

Yogastunde auf YouTube, Intervalltraining per App oder Online-Spinningkurs
im Abo – digitale Sportangebote sind gerade in Corona-Zeiten zur
Normalität geworden. Wer sich an kostenfreie Lösungen gewöhnt oder einen
teuren Heimtrainer angeschafft hat, wird daran auch weiterhin festhalten.
Werden Fitnessstudios deshalb auch nach dem Lockdown leer bleiben? Nein,
sagt Sportmanagement-Professor Dr. Niels Nagel: „Ich habe keinen Zweifel
daran, dass sich digitale Sportangebote etablieren werden. Sie werden eine
Ergänzung zum Fitnessstudio oder Sportverein darstellen und das ist auch
gut so. Aber nicht jeder kann oder will mit digitalen Sportprogrammen
trainieren“, so Nagel. „Die direkte Betreuung durch den Trainer bietet
Sicherheit, davon profitieren einige Zielgruppen, insbesondere ältere
Menschen oder solche mit Vorerkrankungen. Die Vielfalt an
Trainingsmöglichkeiten und die Möglichkeit, reale Kontakte und Bindung zu
Menschen aufzubauen, ist etwas, das man nicht ersetzen kann. Daher glaube
ich, dass ein Großteil der Menschen wieder ins Fitnessstudio gehen wird.
Das zeigen auch einige Marktstudien.“

Ein wichtiger Faktor wird bei der Rückkehr ins Fitnessstudio auch die
Sicherheit sein. Umfangreiche Hygiene- und Infektionsschutzkonzepte, die
die Branche mit Experten und Wissenschaftlern entwickelt hat, warten
längst auf ihren Einsatz. Die Digitalisierung der Trainingsgeräte und
-bereiche sowie des Check-Ins bietet eine einfache Form der
Kontaktverfolgung. Mit ergänzenden Fitness-Apps können die Mitglieder auch
außerhalb des Studios erreicht werden. Der Kontakt über die Studioschwelle
hinweg zahlt dabei auch auf die Attraktivität der Anbieter ein, meint
Nagel: „Sportanbieter müssen die Fitnesslandschaft aus den Augen ihrer
Kunden betrachten und deren Bedürfnisse verstehen. Es wird in Zukunft
darum gehen, dass die Verbindung zum Kunden und dessen Coaching auch dann
funktioniert, wenn der Kunde gerade nicht im Fitnessstudio trainiert.“

Was der große Fitnesstrend in diesem Jahr wird, ist auch für den Experten
nur schwer einzuschätzen. Die Corona-Zeit wird ihre Spuren hinterlassen,
aus denen sich aber auch Positives ziehen lässt: „Sicher werden in 2021
Fitness-Apps und Home-Fitness eine besondere Bedeutung haben. Mein Favorit
für die langfristige Entwicklung in der Fitnessbranche ist aber ‚Exercise
is medicine‘ als globaler Trend, der Gesundheit durch Training
fokussiert“, so Nagel. „Ich schätze, dass sich die Grenzen der einzelnen
Marktsegmente im Sportmarkt tendenziell auflösen. Das ist eine riesige
Chance für uns alle im Sportmarkt. Wir können die zentrale Rolle und
Funktion des Sports für unsere Gesellschaft neu definieren. Vielleicht war
Corona hier weniger Ursache als Initialzündung für eine Entwicklung.“

Zur Zukunft des Sportmarktes veranstaltet die ISM am 4. Mai um 18 Uhr die
Webkonferenz „Active Sports – Wie werden wir morgen Sport treiben?“. Prof.
Dr. Niels Nagel diskutiert mit Branchenexperten über die Digitalisierung
im Sport sowie den Einfluss anderer Trends wie Nachhaltigkeit,
Individualisierung und Flexibilisierung. Interessierte können sich ab
sofort per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. anmelden.

Hintergrund:
Die International School of Management (ISM) ist eine staatlich
anerkannte, private Hochschule in gemeinnütziger Trägerschaft und zählt zu
den führenden privaten Hochschulen in Deutschland. An Standorten in
Dortmund, Frankfurt/Main, München, Hamburg, Köln, Stuttgart und Berlin
wird in kompakten und anwendungsbezogenen Studiengängen der
Führungsnachwuchs für international orientierte Wirtschaftsunternehmen
ausgebildet. Zum Studienangebot gehören Vollzeit-Programme,
berufsbegleitende und duale Studiengänge sowie ab Herbst 2021 das
Fernstudium. In Hochschulrankings schafft es die ISM mit hoher
Lehrqualität, Internationalität und Praxisbezug regelmäßig auf die
vordersten Plätze. Das internationale Netzwerk umfasst rund 190
Partnerhochschulen.

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VfL Bochum - Bald wieder in der Bundesliga?

Logo des VfL Bochum
Logo des VfL Bochum

Der VfL Bochum ist wieder da. Genau genommen war er nie weg, jedoch besteht dieses Jahr wieder eine berechtigte Hoffnung auf den Aufstieg in die höchste Bundesliga. Gründe dafür gibt es einige. Um ein paar Namen zu nennen: Thomas Reis, Peter Zulj und Simon Zoller. Doch nicht nur in der zweiten Liga zeigt man auf, auch im DFB-Pokal konnte man einen Achtungserfolg gegen Mainz 05 einfahren, bevor RB Leipzig eine Nummer zu groß war. Grund genug, um einen Blick auf den Höhenflug zu werfen.

 

Der VfL galt vor einiger Zeit als Fahrstuhlverein. Vor dem Abstieg aus der höchsten Spielklasse vor zehn Jahren wurde in achtzehn Saisonen je fünfmal der Aufstieg und der Wiederabstieg erlebt. Seit einem Jahrzehnt spielt man jetzt in der zweiten Bundesliga. Das soll sich diese Saison ändern.  https://extra.bet365.de/news/de/fussball  auf Bochum mittlerweile auf einem niedrigen Niveau angelangt. Hauptgrund für den Aufschwung war der Trainerwechsel im Jahre 2019, als Thomas Reis die Position von Robin Dutt übernahm. Nach einer verbesserten Einstiegssaison liegt man dieses Jahr derzeit auf dem ersten Tabellenrang. Reis konnte in dem Team ein geordnetes Pressing, mit konsequenten Aufbau- und Umschaltspiel umsetzten und erntet dafür jetzt die Früchte seiner Arbeit.

 

Zuletzt gab es eine Rückkehr zum 4-2-3-1 System in dem ein gnadenloses Angriffspressing betrieben wird, wo auch die Flügel Blum und Holtmann anrennen. Dadurch wird der Fokus des gegnerischen Teams auf die Zentrale gelenkt, wo Anthony Losilla, Robert Tesche und Zulj dann die Bälle erobern sollen. Im Ballbesitz liegt der Fokus vermehrt auf der rechten Seite, jedoch übernehmen Tesche und Thomas Eisfeld den Spielaufbau im zentralen Mittelfeld. Durch aktive Läufe Zollers wird Raum vor der Abwehr kreiert, von welchen vor allem der Spielmacher Zulj profitiert. Die einzige Schwäche, die der VfL zeigt, ist, wenn der Gegner wenig Wert auf Ballbesitz legt und vermehrt auf lange Bälle geht. Dadurch kann das Pressing bisweilen noch zu leicht umspielt werden.

Aus dem starken Kollektiv sticht vor allem Zulj heraus. Obwohl es während der Saison eine kleine Streitigkeit wegen seiner Arbeitsrate gab, ist er der kreative Denker im Spiel der Bochumer. Das zeigt auch die Statistik, wo er mittlerweile schon mehr als zehn Tore und Vorlagen auf seinem Konto hat. Gemeinsam mit Zoller sind die beiden das derzeit beste Sturmduo in der zweiten Klasse. Zoller besticht vor allem durch seine hohe Arbeitsrate und ist der erste Verteidiger im Pressing. Das bezeugt auch die Statistik, wo er die meisten intensiven Läufe und Sprints verzeichnen kann. Auch offensiv ist er eine Waffe. Bereits erwähnt wurden seine Läufe in die Tiefe, welche Platz für die offensiven Mittelfeldspieler erzeugen. Auch mit dem Ball ist er gefährlich. So kommt er auf eine ähnliche Tor- und Vorlagenstatistik wie Zulj.

 

Es besteht die Hoffnung, dass der VfL Bochum nächstes Jahr wieder in der deutschen Bundesliga zu bewundern ist. Die Arbeit hört jedoch dann nicht auf. Vor allem die Top-Teams haben die Qualität, um das Pressing der Bochumer zu umspielen und auch die Spiele gegen Teams auf Augenhöhe müssen erst gewonnen werden. Deswegen wird dann wahrscheinlich auch der Spielstil zum Teil an die Liga angepasst, damit man nicht wieder in alte Muster verfällt und wieder zu einer Fahrstuhlmannschaft wird.

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Die verflixte Sportlerleiste

Leistenschmerz bei Sportlern ist keine Bagatelle. Der plötzliche Ausfall
eines professionellen Athleten kann nicht nur für seine eigene berufliche
Karriere, sondern auch für seine Mannschaft enorme Folgen haben. Besonders
hoch ist die Quote dieser Verletzung im Fußball und Eishockey. Während bei
Eishockeyspielern eine Leistenverletzung in zwischen 13 bis 20 Prozent der
Fälle bekannt ist, liegt die Inzidenz unter männlichen Fußballspielern für
chronischen Leistenschmerz bei bis zu 18 Prozent. Eine zuverlässige
Diagnose, was wirklich den Leistenschmerz auslöst, ist aber oft sehr
schwierig.

Betroffen von Leistenschmerzen sind vor allem Sportler, deren
Bewegungsablauf durch schnelle Bewegungen mit abrupten Richtungswechseln
gekennzeichnet ist. Gerade bei Fußballspielern, die im Laufschritt
tretende und drehende Bewegungen ausführen, kombiniert mit kraftvollem
Schießen des Balles, ist der akut einsetzende Leistenschmerz häufig zu
beobachten. Auch bei Mannschaftssportarten wie Rugby, Football, Eis- und
Feldhockey ist ein vermehrt durch Leistenschmerz bedingter Ausfall der
Spieler zu verzeichnen. Aber auch Tennisspieler und Marathonläufer sind
nicht selten betroffen. Bereits beim einfachen Joggen konnte eine
Belastung des Hüftgelenkes mit dem 8-Fachen des eigenen Körpergewichts
nachgewiesen werden.

Dr. Andreas Koch, Facharzt für Chirurgie und Viszeralchirurgie, Cottbus:
„Trotz der Häufigkeit von Leistenschmerzen bei Sportlern gibt es immer
noch eine große diagnostische Unsicherheit. Schwierig wird die
Diagnosestellung, wenn trotz aller Diagnostik und konservativen Maßnahmen
der Schmerz in Ruhe verschwindet, sich aber unter Wiederaufnahme der
Belastung zurückmeldet und keine echte Hernie nachweisbar ist. Dabei ist
die klare Differenzierung entscheidend, um unnötige Operationen zu
vermeiden, dauerhaften Schäden vorzubeugen und eine zielgerichtete
Therapie einzuleiten.“

Symptome der Sportlerleiste

Bei einer „Sportlerleiste“ geben Patienten meist ziehende, teilweise
stechende Schmerzen an. Diese haben fast immer eine Ausstrahlung Richtung
Oberschenkelinnenseite (Adduktorenansatz) sowie zur Außenseite des
Skrotums. Häufig hat der Schmerz auch einen brennenden, fast
elektrisierenden Charakter, was ein eindeutiger Hinweis für eine
Nervenkompression ist. Diese Nervenkompression entsteht, wenn die für eine
Sportlerleiste typische Protrusion der Leistenkanalhinterwand bei
Anspannung der Bauchmuskulatur den Nerven lokal komprimiert.

Bei der Sportlerleiste liegt eine umschriebene Schwäche im medialen Anteil
der Leistenkanalhinterwand vor. Hierdurch kommt es zu einer lokalisierten
Vorwölbung der Transversalisfaszie in den Leistenkanal hinein. Dies führt
bei Anspannung der Bauchdeckenmuskulatur und bei abrupten Bewegungen zu
einem für die Sportlerleiste typischen Schmerz, welcher durch Kompression
des R. genitalis des N. genitofemoralis hervorgerufen wird. Zusätzlich
führt diese Schwäche der Leistenkanalhinterwand zu einer Erweiterung des
Leistenkanals mit Retraktion des lateralen Anteils des M. rectus abdominis
an seinem Ansatz am Os pubis.

Therapie der Sportlerleiste

Bei der Versorgung von Sportlerleisten gibt es noch kein ideales
Therapiekonzept. Es fehlen prospektiv randomisierte Studien, welche die
verschiedenen therapeutischen Ansätze und Verfahren vergleichen. Die
Therapie richtet sich vor allem nach der „vermuteten“ zugrundeliegenden
Ursache. Sie reicht von Schonung und anschließenden konservativen
Trainingsprogrammen bis hin zu teils aufwendigen Operationen.
Grundsätzlich gilt, je mehr die Beschwerden in Richtung
Symphyse/Adduktoren ausstrahlen, desto eher sollte ein konservativer
Ansatz gewählt werden und je mehr nach inguino-skrotal, desto eher
operativ.

Konservative Therapie

Vor allem Zerrungen, Risse, Entzündungen und Reizungen sind der
konservativen Therapie zugänglich. Hierbei wird durch Schonung der
auslösende Reiz vermieden. Zusätzlich können durch antiinflammatorische
Medikation und/oder lokale Injektion von Kortikosteroiden, Traumeel und
Dextrose die Beschwerden gebessert werden. Intensive physiotherapeutische
Programme mit Stretching und Friktionsbehandlungen sowie Massagen haben
einen wichtigen Stellenwert im Rahmen der sportlichen Rehabilitation.
Zusätzlich werden Koordinations- und Stabilisationsübungen zum Ausgleich
muskulärer Dysbalancen sowie osteopathische Maßnahmen durchgeführt.

Operative Therapie

Prinzipiell werden 3 unterschiedliche operative Verfahren diskutiert. Geht
man von einer Nervenkompression aus, so sollte eine lokale Neurolyse oder
Neurektomie erfolgen. Für die „Imbalance“ der beteiligten Muskulatur
werden neben Refixationen des lateralen Rektusmuskelrandes auch sog.
Releasing-Verfahren vorgeschlagen. Außerdem wird die Stabilisierung der
umschriebenen Schwäche/Vorwölbung der Leistenkanalhinterwand mit oder ohne
Netzverstärkung empfohlen. Bei der Minimal-Repair-Technik nach Muschaweck,
wird selektiv der Hinterwanddefekt unter Schonung der intakten Anteile
mittels einer Fasziendopplung repariert. Dieses OP-Verfahren, das in
Lokalanästhesie im tageschirurgischen Setting durchgeführt werden kann,
vermeidet den Einsatz großflächiger, nichtresorbierbarer
Kunststoffprothesen und ermöglicht den Erhalt des Muskelgleitlagers. In
einer Studie mit 129 Patienten, davon 67 % professionelle Sportler, wurde
die Effektivität nachgewiesen. So konnten die operierten Sportler im
Durchschnitt nach 7 Tagen das Training wiederaufnehmen. Nach 14 Tagen
waren 80 % der Sportler beschwerdefrei und konnten an ihre alte Form
anknüpfen.

Nachbehandlung

Die Rekonvaleszenz umfasst mindestens 2 bis 6 Wochen. Die Nachbehandlung
sollte in Zusammenarbeit mit speziell ausgebildeten Physiotherapeuten
erfolgen. Eine Schonung und das Vermeiden schweren Hebens sind obsolet.
„Do what you feel you can do“ ist heute die Ansage an den Patienten. Die
Druckbelastung eines Husten- oder Niesstoßes liegt deutlich höher. Gerade
nach offenen Nahtverfahren wie dem Minimal-Repair ist eine schnelle
Rückkehr zur normalen Aktivität und Wiederaufnahme des sportlichen
Trainings möglich. Bei komplexeren operativen Eingriffen wie dem „Anterior
pelvic floor repair“ ist eine Rückkehr zum vollen Training oft erst nach 8
bis 12 Wochen realistisch.

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