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Sport

FC Brentford – Mit einem Ex-Bochumer in die Premier League

Wembley Stadion London
Wembley Stadion London

2006 sah es beim FC Brentford wenig rosig aus. Der Verein war hoch verschuldet und nur mehr drittklassig unterwegs. Das war der Zeitpunkt als Matthew Benham als Kreditgeber aushalf. Mittlerweile ist er Besitzer des Vereins und der Verein das erste Mal seit einer Ewigkeit wieder in die Premier League aufgestiegen. Der Weg dorthin ist von seinem Prinzip des „Moneyballs" geprägt. Dabei werden Spieler eingekauft, die es nach schlechteren Leistungen verbilligt gibt, die aber nach statistischen Messungen einen hohen Wert haben. Einer von diesen ist Vitaly Janelt, der vor einem Jahr von Bochum zu den Engländern gewechselt ist.

Janelt ist dabei auch ein klares Beispiel für den Transferweg von Brentford. Der defensive Mittelfeldspieler wurde vor einer Saison vom VfL Bochum für nur 600.000 Euro verpflichtet. Nach einer starken Saison ist er jetzt ein Premier League Spieler und hat einen Marktwert von 3,5 Millionen Euro. Dort zu bleiben wird für Brentford jedoch die nächste Herausforderung. Bei Premier League Wetten werden sie mit einer Quote von 501,00 als ein Abstiegskandidat gehandelt (Stand: 30.06.). Janelt wird einen wichtigen Part in diesem Abstiegskampf spielen. In der abgelaufenen Saison kam er auf einen Stammplatz (und 41 Einsätze) im defensiven Mittelfeld.

Große Transfers darf man sich von den Londonern nicht erwarten. So liegt der Transferrekord bei nur 6,5 Millionen Euro. Der Rekordspieler Bryan Mbeumo war auch ein wichtiger Bestandteil im vergangenen Jahr und erzielte acht Tore und bereitete elf weitere vor. Seinen Marktwert hat er dadurch auf 12 Millionen Euro angehoben. Fast das Doppelte von der Transfersummer von vor zwei Jahren. Durch diese Wertsteigerung von Spielern ist der Verein mittlerweile auch wieder in einem finanziell gesicherten Gefilde. Erst in der letzten Saison wurde mit den Verkäufen von Ollie Watkins und Said Benrahma 58 Millionen Euro eingenommen. Als Ersatz für Watkins wurde Ivan Toney um 5,6 Millionen Euro verpflichtet. Toney konnte direkt 31 Tore erzielen und hat jetzt einen Marktwert von 18 Millionen Euro.

Dieser Ansatz der Vereinsführung kommt von dem bereits oben genannten Matthew Benham. Dieser studierte in Oxford Physik und machte sich danach in der Finanzwelt einen Namen. Danach folgte der Wechsel zum Sportwetten. Mit statistischer Analyse wettet er und ein Team aus 80 Mitarbeitern auf Spiele und verbinden dabei Mathematik und Fußball. Dadurch konnte er sich ein Millionenvermögen aneignen. Dieses investiert er nicht nur in den FC Brentford, sondern auch in Dänemark beim FC Midtjylland. Der Traditionsverein war 2014 kurz vor dem Konkurs. Benham kaufte den Verein und machte den Verein innerhalb kurzer Zeit wieder erfolgreich. 2015, 2018 und 2020 konnte die Meisterschaft jeweils gefeiert werden. In der vergangenen Saison wurde erstmals die Gruppenphase der Champions League erreicht, wo man mit einem Unentschieden gegen den FC Liverpool aufzeigen konnte. Ein Spieler der Meistermannschaft von 2018, Alexander Sorloth, spielt mittlerweile auch in der deutschen Bundesliga bei RB Leipzig.

Der Moneyball Weg scheint aufzugehen. Midtjylland ist ein dänischer Spitzenclub geworden und Brentford konnte in die Premier League aufsteigen. Und das Ganze, während die Vereine einen Gewinn aufzeigen, was im heutigen Fußball nur mehr selten der Fall ist. Mittendrin in diesem System ist mit Janelt auch ein ehemaliger Bochumer, der nächstes Jahr Premier League Luft schnuppern darf.

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Sportmedizin / Das Sideline-Dilemma: Wenn Ärzte auf dem Spielfeld entscheiden müssen

Wenn Ärzte Profifußballer auf dem Spielfeld untersuchen und behandeln
müssen, geraten sie häufig in eine Situation, die PD Dr. Raymond Best,
Chefarzt der Sportklinik Stuttgart, als „Sideline-Dilemma“ bezeichnet. In
kürzester Zeit muss entschieden werden, ob eine Verletzung schwerwiegend
ist oder nicht, ob ein Spieler raus muss oder weiterspielen kann. „Dabei
bewegen wir uns zwischen Medizin, Ethik und Sport“, berichtet der
Mannschaftsarzt des VfB Stuttgart. Da dies oft eine Zwickmühle ist, wird
das Thema auf dem großen GOTS-Kongress am 1. und 2. Juli aktuell
diskutiert.

Ärzte müssen medizinisch-ethisch agieren, vor allem wenn eine Verletzung
zu stark ist, um weiterzuspielen zu können. Sie müssen in Grenzfällen aber
auch berücksichtigen, dass ein Spieler eine eventuell maßgebliche Position
in der aktuellen Spielsituation einnimmt, oder sie müssen den Willen des
Spielers berücksichtigen, wenn dieser weitermachen will.

Einprägsames Beispiel war 2014 Nationalspieler Christoph Kramer, der von
der Schulter eines anderen Spielers am Kopf getroffen wurde. Er wurde
gecheckt, sagte, er fühle sich fit und spielte weiter. Erst mit
Verzögerung wurde er ausgewechselt. Später konnte er sich an den
verbliebenen Spielverlauf und die Zeit danach nicht mehr erinnern.

Für die vielen Verletzungen an den Gelenken, am Rücken oder sogar am Kopf
gibt es kein Handbuch, wie in welcher Situation vorzugehen ist. Eines
steht fest: bei Kopfverletzungen bekommt ein Arzt mehr Zeit, um genauer zu
untersuchen. Bei anderen Verletzungen aber hat der Arzt in der Regel
schnell den Schiedsrichter neben sich, der daran interessiert ist, dass
der Spielbetrieb möglichst wenig unterbrochen wird.

Doch perfekt und schnell schließt sich oft aus. Denn während 2-3 Minuten
Untersuchungszeit, kann ein Mannschaftsarzt keinen Ultraschall machen und
kein MRT veranlassen. Was bleibt, sind „das Sehen“ des Unfalls, die
Erfahrung, ein Ertasten von Verletzungen und die Mittel der ersten Hilfe.
Oft ist es mit „Eis-Spray rauf und weiter“ aber nicht getan.

Bei Gehirnerschütterungen kann es richtig gefährlich werden. Nicht jede
Kopfverletzung ist sofort zu erkennen und nicht jede ist einem Spieler
anzumerken. Studien in amerikanischen Football-Ligen berichten sogar von
bleibenden Wesensveränderungen ehemaliger Spieler nach dem Sport.

„Fest steht“, so Dr. Best, der Facharzt für Orthopädie, Chirurgie,
Unfallchirurgie, Notfallmedizin und Sportmedizin ist, „dass nach einer –
auch kurzen – Bewusstlosigkeit ein Fußballer auf keinen Fall mehr
weiterspielen sollte.“

Aber auch bei der Diagnose verschiedenster Schulterverletzungen oder
Bänderrissen am Knie muss man große Sorgfalt walten lassen. Da kommt es
auf eine professionelle Zusammenarbeit von Schiedsrichter und Arzt an.
Best: „Ein guter Schiedsrichter erkennt, ob mit einer Bagatelle nur Zeit
geschunden werden soll, oder ob hier wirklich etwas mehr Zeit zur
Sicherung der Gesundheit des Patienten nötig ist.“

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Wenn der Muskel „zumacht“ oder reißt: Muskelverletzungen im Profi-Sport

Eine Therapie von Muskelverletzungen bei Sportlern kann meist konservativ
erfolgen. Voraussetzung dafür ist jedoch die richtige Erstbehandlung. „Die
Therapie beginnt in der ersten Minute beim Arzt am Spielfeldrand“, sagt
Prof. Dr. Anja Hirschmüller, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie
am Altius Swiss Sportmed Center Rheinfelden. Extrem wichtig ist eine
sofortige Kompression für 20 Minuten, und eine Eiswasser-Kühlung, um
Einblutungen und Ödem-Bildung zu vermeiden. So kann die Rekonvaleszenz
gekürzt und schneller in den Sport zurückgekehrt werden. Zu diesem und
vielen anderen spannenden Themen treffen sich am 1. und 2. Juli Hunderte
Ärzte aus Europa auf dem 36. GOTS-Kongress.

Muskelverletzungen werden in verschiedene Arten und Schweregrade
eingeteilt, wovon die Therapie und vor allem die Ausfalldauer im
Wesentlichen abhängt. Zum einen gibt es „direkte“ Verletzungen, zum
Beispiel durch gegnerischen Anprall, die zwar oft Einblutungen verursachen
aber aufgrund der intakten Muskelfasern besser heilen als die „indirekten“
Verletzungen.

Diese entstehen ohne Gegnereinwirkung z.B. aus dem Sprint heraus. Sie
werden wiederum in strukturelle und ultrastrukturelle Verletzungen
unterteilt. Erstere ohne Faser-Ruptur, im Sinne einer neurogenen
Muskelverhärtung oder einer „Zerrung“. Die Athleten sprechen häufig davon,
dass „der Muskel zugemacht“ hat. Die Strukturellen Verletzungen
unterteilen sich in Faserriss, Bündelriss und Komplettruptur.

Natürlich ist die Ausfallzeit eines Spielers länger, je schwerer die
Verletzung ist. Mit einem Ertasten von Lücken in der Muskulatur und einem
Ultraschallgerät kann der Arzt sich sofort ein Bild der Lage machen.
Zusätzlich kann der Unfallhergang oft noch einmal im Video geschaut werden
und wichtige Hinweise auf das Ausmaß der Verletzung liefern.
Bei der Untersuchung ist es auch wichtig auf Dehnungs- oder
Anspannungsschmerz zu achten. Ist ein Dehnen eher angenehm, weist dies auf
leichtere Verletzungen hin. Ist der Spieler mit messerstichartigem Schmerz
direkt zu Boden gegangen und hat einen Anspannungsschmerz, ist von einer
größeren Verletzung auszugehen.

Bei Fußballern sind häufig Oberschenkelrückseite und Wade betroffen. Im
Kraftsport wiederum Bizeps und Trizeps-Muskel.

„Operative Therapien sind zum Glück sehr selten nötig, nur bei Komplett-
Abriss oder sehnigen Ausrissen an der Ansatzstelle“, sagt Prof.
Hirschmüller, die auch leitende Ärztin des Deutschen
Behindertensportverbandes und Chief medical Officer des Team Deutschland
bei den Paralympics ist.

Da ein Muskel gut durchblutet ist, heilt er auch gut. Hier hat die
konservative Therapie eine sehr gute Prognose. Selbst Faserrisse und
Bündelrisse heilen in aller Regel in 6-8 Wochen aus. Währenddessen kann
der Sportler bereits mit einem aeroben Training anfangen, zum Beispiel auf
dem Fahrradergometer oder dem Laufband. Kompressionsstrümpfe und moderne
Kompressionsbandagen werden bei kleineren Verletzungen während der ersten
zwei Wochen empfohlen, bei größeren auch länger. Und hinterher zum Schutz
beim Wiedereinstieg in den Sport. Pflanzliche entzündungshemmenden
Medikamente werden ebenfalls empfohlen wohingegen entzündungshemmende
Schmerzmittel nur kurzzeitig zum Einsatz kommen sollten.

Im professionellen Sport werden häufig auch Spritzen eingesetzt, um die
Spannung aus dem verhärteten Muskel zu nehmen (Betäubungsmittel und
pflanzliche Präparate) und die Heilung zu beschleunigen. „Das Einspritzen
von Blutplasma ist jedoch noch umstritten“, so Hirschmüller. Hier sei die
Datenlage noch nicht abschließend geklärt.

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Fußball, Volleyball, Handball, Unihockey – bei Schmerzen im Fußgelenk die Innenbänder untersuchen

In schnellen Kontaktsportarten mit vielen Richtungswechseln und Stopps
kommt es bei jungen Sportlern häufig zu Problemen am Sprunggelenk. Bei
Schmerzen wird zuerst an Außenband-Verletzungen gedacht, doch oft sind die
Innenbänder betroffen. Dies wird jedoch häufig nicht gleich erkannt.
Deshalb sind Bänder auf der Innenseite des Sprunggelenkes ein Top-Thema
auf dem 36. Jahreskongress der GOTS, auf dem sich Hunderte Ärzte,
Sportmediziner und Therapeuten aus Europa zu neuesten Entwicklungen
austauschen.

Prof. Beat Hintermann, Chefarzt und Leiter der Fußchirurgie am
Kantonsspital Basel-Land erklärt: „An der Innenseite des Sprunggelenkes
befinden sich das sogenannte Delta- und das Spring-Band. Sie werden in
Sportarten wie Fußball, Handball, Volleyball oder Unihockey schnell
überlastet. Wenn der Fuß nach außen gedreht und dabei nach innen gekippt
wird, wenn ein Spieler aus Versehen auf den Fuß des Gegners tritt und
abkippt, aber auch wenn man ganz banal einen Fehltritt auf einer Treppe
ins Leere ausführt, kann es zu einer Innenrotation mit schmerzhafter Folge
kommen. Gerade bei Fußballern, die viel mit dem Innenrist schießen, leiern
die Innenbänder schnell aus oder reißen.“

Werden die Verletzungen bagatellisiert, die Schmerzen etwa nur mit
Cortison behandelt, kann eine chronische Instabilität zurückbleiben und
sich später eine schmerzhafte Arthrose des Sprunggelenks bilden. Kritisch
für die Innenbänder ist, dass diese, im Gegensatz zu den Außenbändern, im
Stehen belastet werden. Verletzungen der Innenbänder können deshalb
spontan schlecht ausheilen. Zwar kann eine kompensatorische Überaktivität
des Tibilais posterior-Muskels (hinterer Schienbeinmuskel / tiefer Beuger
am Unterschenkel) den Stabilitätsverlust auf der Innenseite eine zeitlang
„verheimlichen“. Die unter der Sportbelastung zunehmenden Schmerzen führen
den Sportler aber später doch zum Arzt - häufig erst nach 1 bis 2 Jahren.

Die Diagnose einer Innenbandverletzung des Sprunggelenks erfolgt in erster
Linie klinisch. Der Fuß knickt typischerweise im Stehen nach innen, wenn
die Aktivität des hinteren Schienbeinmuskels nachlässt und der Patient
entspannt. Eine Schmerzauslösung bei Palpation des anteromedialen Ecks
(Abtasten vorn-mittig) des Sprunggelenks sichert die Diagnose. Für die
Behandlung steht die Rekonstruktion der geschädigten Bänder im
Vordergrund. Gelegentlich ist eine knöcherne Korrektur (Osteotomie) zum
Ausgleich der entstandenen Fehlstellung notwendig.

Ein laxes oder chronisch instabiles Sprunggelenk erlaubt in der
Supinationsstellung (Hebung des inneren Fußrandes) ein übermäßiges
Heranziehen des Fußes. Dadurch wird der Bandapparat des Chopart-Gelenkes
besonders beansprucht. Verletzungen der Bänder dieses Gelenkes verlangen
dann eine konsequente Ruhigstellung im Gips für 8 Wochen, so Hintermann.
Nur dann könne es eine gute Prognose für einen Return in den Sport geben.

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