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Sport

Olympische Spiele 2021: Die "Herren der Ringe“ sind nicht mehr unter sich

Fast die Hälfte der Aktiven, die den Olympischen Spielen in Tokio an den Start gehen, sind Frauen.  Foto: Colourbox
Fast die Hälfte der Aktiven, die den Olympischen Spielen in Tokio an den Start gehen, sind Frauen. Foto: Colourbox

Bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit im Jahr 1896 waren Frauen
lediglich als Zuschauerinnen gern gesehen. Zu den Wettkämpfen antreten
durften sie nicht. Inzwischen hat sich in Sachen
Geschlechtergleichstellung auch in der olympischen Bewegung viel getan.
Seit den Spielen 2012 sind in allen olympischen Sportarten auch Frauen am
Start. Mittlerweile stellen sie nahezu die Hälfte der Aktiven bei den
Olympischen Sommerspielen. Doch auch bei den Olympischen Sommerspielen in
Tokio, die am kommenden Freitag eröffnet werden, liegt diesbezüglich noch
einiges im Argen, findet Dr. Petra Tzschoppe.

Sie ist Sportsoziologin an der Universität Leipzig und Vizepräsidentin
Frauen und Gleichstellung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Frau Dr. Tzschoppe, die Olympischen Spiele in Japan bringen mit Blick auf
das Thema Geschlechtergerechtigkeit einige Neuerungen. Welche sind das?

Das Etikett „geschlechterausgewogene Spiele“ ist mit Blick auf die Aktiven
durchaus verdient. Der Anteil der Sportlerinnen wird bei 49 Prozent
liegen. Mit neuen Disziplinen wurde die Zahl der Wettbewerbe für Frauen
erhöht, etwa im Kanurennsport oder mit der 1.500-Meter-Distanz im
Schwimmen. Einen guten Impuls geben auch neue Mixed-Wettkämpfe, z.B. im
Schwimmen, Triathlon und Judo. Sehr gespannt bin ich auch auf die
gemischte 4 x 400-Meter-Staffel in der Leichtathletik. Neu könnte auch
sein, dass Turnerinnen mit langem Wettkampfanzug antreten und nicht wie
bisher im ultraknappen Dress. Sie entscheiden selbst, wie sie ihren Körper
präsentieren. Das sind Signale, die auch vom gewachsenen Selbstbewusstsein
der Athletinnen zeugen.

Gibt es etwas, das mit Blick auf die Geschlechterparität bei Olympia noch
schief läuft?

Da gibt es einiges. Schauen wir uns nur an, wie die Geschlechterverteilung
beim Betreuungspersonal ist. Bei den letzten vier Olympischen Spielen seit
2010 lag der Anteil der Trainerinnen jeweils bei 10 oder 11 Prozent. Das
wird auch in Tokio noch nicht gravierend anders sein. Im Speziellen stört
mich, dass das deutsche Team keinen Beitrag leistet, dieses Missverhältnis
zu verringern, wenn der Anteil akkreditierter Trainerinnen für Tokio
gerade mal acht Prozent beträgt. Bei den Olympischen Winterspielen 2018 in
Pyeongchang waren von den 80 Trainerinnen und Trainern des deutschen Teams
sogar nur zwei weiblich. Da bleibt also noch viel zu tun. Das gilt in
ähnlicher Weise für Kampf- und Schiedsrichterinnen. Auch ihr Anteil lag
bei den vergangenen Spielen unter 30 Prozent. Ebenso sind
Sportjournalistinnen noch immer deutlich in der Unterzahl. Das spiegelt
sich dann auch in einer unausgewogenen Sportberichterstattung wider. Mit
Ausnahme Olympischer Spiele erhalten Athletinnen in der
Sportberichterstattung durchschnittlich nur zehn Prozent der medialen
Aufmerksamkeit. Und nicht zuletzt läuft noch nicht alles in zeitgemäßen
Bahnen, wenn wir fragen, wo Frauen in den Führungspositionen im Sport
sind. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat bis 1981 gebraucht,
um die erste Frau in dieses Gremium zu kooptieren. 85 Jahre waren die
Herren der Ringe unter sich geblieben. Allerdings hat es in den letzten
Jahren erkennbare Bereitschaft und Aktivitäten für Veränderungen gegeben,
so das dem IOC mittlerweile 37,5 Prozent Frauen angehören. Soweit sind
viele Nationale Olympische Komitees noch nicht, und erst recht nicht die
meisten Internationalen Sportverbände.

Woran liegt es, dass so wenig Trainerinnen mit nach Japan fliegen?

Die Entscheidung, wer die Aktiven bei den Spielen betreut, treffen die
jeweiligen Verbände für ihre Sportarten. Der Anteil von Trainerinnen auf
der Bundesebene ist ohnehin schon sehr niedrig und wenn es um die
Teilnahme an den Spielen geht, wird noch einmal selektiert. Es gibt
verschiedene Gründe für den generell so geringen Anteil von Trainerinnen,
die meisten haben mit überholten Rollenbildern zu tun. Das Argument etwa,
dass dieser Beruf nicht familienfreundlich ist, betrifft ja alle. Auch
Männer haben Familie und wollen zunehmend Zeit für ihre Kinder haben. Oft
fängt es schon damit an, dass Sportler bereits während ihrer
Leistungssportkarriere von ihrem Verband angesprochen werden, ob sie
aktiven Zeit als Trainer arbeiten möchten, Sportlerinnen hingegen nicht.
Das ist einfach nicht klug, denn so geht den Verbänden sehr viel Expertise
und Kompetenz verloren.

Was würden Sie sich als DOSB-Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung
angesichts dieses noch immer herrschenden Ungleichgewichts für die nahe
Zukunft wünschen?

Ich wünsche mir zum Beispiel, dass über die sportliche Leistung der
Athletinnen in gleicher Weise berichtet wird wie über die der Männer. Das
gilt für den Umfang der Berichterstattung, aber auch für den Inhalt. Hier
geht es häufig um das Aussehen der Sportlerinnen, es dominieren
herkömmliche weibliche Geschlechterklischees. Es sollte stattdessen um
eine faire Darstellung und Wertschätzung ihrer sportlichen Leistungen
gehen. Der DOSB verfolgt dieses Anliegen seit Jahren und hat vor wenigen
Tagen eigens eine Kampagne für geschlechtergerechte Darstellung von Frauen
in den (Sport)Medien initiiert. Und mit Blick auf Tokio wünsche ich mir,
dass Olympische und Paralympische Spiele rundum geschlechterparitätisch
werden. Von Null Olympiateilnehmerinnen vor 125 Jahren in Athen auf fast
50 Prozent heute ist eine Botschaft, die zeigt, was auch auf anderen
Feldern möglich ist. Mit ihrer starken weltweiten Ausstrahlung können sie
so Impulse für Geschlechtergerechtigkeit nicht nur im Sport, sondern
darüber hinaus in die gesamte Gesellschaft senden.

Hinweis:
Dr. Petra Tzschoppe ist eine von rund 200 Expertinnen und Experten der
Universität Leipzig, auf deren Fachwissen Sie mithilfe unseres
Expertendienstes zurückgreifen können.

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Zukunft 2030 – Wie das Sportsponsoring von neuen Technologien profitieren wird

Die Olympischen Spiele in Tokio (23. Juli bis 08. August) werden in diesem
Jahr Corona-bedingt ohne Publikum stattfinden und sie werden nicht das
letzte sportliche Großevent sein, dass vor leeren Rängen stattfindet.
Bedeutet das den Tod für das Sportsponsoring? Eine an der WHU – Otto
Beisheim School of Management durchgeführte Delphi-Studie kommt zu einem
gegenteiligen Ergebnis: Das Sponsoring im Sport wird sich anpassen und
könnte sich sogar noch ausweiten.

Dieser Sommer markiert den eineinhalb-jährigen Jahrestag der weltweiten
Pandemie. Diese Krise hat enormen Druck auf Sportverbände, Sponsoren und
Fans ausgeübt. Große Ligen und sportliche Großveranstaltungen, wie die
anstehenden Olympischen Spiele, mussten und müssen vor leeren
Zuschauerrängen ausgetragen werden. Die Sponsoren mussten mit
weitreichenden Einschränkungen ihrer Marketingbudgets umgehen, da diese in
einer Krise üblicherweise zuerst gekürzt werden. Und schließlich fragen
sich die Sportfans, wie viel Schaden das alles angerichtet hat und was ein
möglicher Rückgang des Sportsponsorings für sie und ihre geliebten
Sportereignisse bedeutet.

Deshalb haben wir die Frage aufgeworfen, ob dies das Ende für das
Sportsponsoring, wie wir es bisher kannten, bedeuten könnte. Wenn man sich
nur die nackten Zahlen ansieht, könnte die Antwort „ja“ lauten. Laut
Sportcal, einem Unternehmen von GlobalData, ging die Zahl der
Sponsorenverträge im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent
zurück, wobei das Gesamtvolumen um über 40 Prozent auf 12,9 Milliarden US-
Dollar sank, verglichen mit 22 Milliarden US-Dollar im Vorjahr. Und die
Pandemie ist noch nicht vorüber.

In unserer Analyse konzentrierten wir uns jedoch nicht auf Zahlen, Quoten,
Geldsummen oder die Anzahl an Vertragsabschlüssen, die die aktuelle
Situation des Marktes darstellen. In Zeiten signifikanter technologischer
und gesellschaftlicher Veränderungen, die die gesamte Sportbranche
betreffen, waren wir vielmehr daran interessiert, die mittelfristige
Zukunft der Sponsoringbranche zu untersuchen und herauszufinden, wie alle
beteiligten Akteure ihre Strategien anpassen müssen, um von der zugrunde
liegenden Marktdynamik zu profitieren. Die in die Zukunft gerichtete
Studie kommt zu dem Schluss, dass das Sportsponsoring sogar wie der Phönix
aus der Asche aufsteigen könnte, da sich Sponsoringvorhaben zügig an
dynamische Markttrends anpassen.

Technologien haben die Sportindustrie in den vergangenen Jahren verändert.
Unterstützende Technologien wie der Video-Assistent im Fußball oder das
Hawk-Eye-System im Tennis haben die Spielregeln verändert. Darüber hinaus
haben neue Vertriebskanäle und Formate maßgeblich die Art und Weise
beeinflusst, wie Live-Sport von den Fans konsumiert wird. Durch die
sozialen Medien konnten Marken ihre Reichweiten drastisch erhöhen und
damit ihr Image global stärker verbreiten. Und der Trend ist noch nicht am
Ende angekommen. Neue Anwendungen wie Virtual- oder Augmented-Reality-
Brillen, Hologramme oder exklusive Online-Inhalte wie der virtuelle
Paddock Club in der Formel 1 bahnen sich ihren Weg in den Alltag der
Menschen und in die Vertriebs- und Marketingabteilungen der
Sportorganisationen.

Für das Sportsponsoring bieten diese Entwicklungen erhebliche Chancen. Zum
einen werden neue digitale Werbeflächen geschaffen, die zusätzlich zu den
bestehenden physischen Flächen genutzt werden können. Die Digitalisierung
wiederum erhöht auch die Reichweite des traditionellen Sponsorings, indem
derselbe Inhalt über mehrere Kanäle wiedergegeben wird. Zum anderen sind
Sportorganisationen im Besitz großer Mengen von First-Party-Daten, über
die sie selbst verfügen. Die Einbeziehung von Big-Data-Analysen für eine
strukturierte Entscheidungsfindung ist ein notwendiger Schritt, um das
Sportsponsoring effizienter und verlässlicher zu machen. Zudem wird es
dadurch mit anderen Marketinginstrumenten vergleichbar, deren Effizienz
und Reichweite sich leichter messen und nachverfolgen lässt. Doch auch
wenn das Sponsoring zukünftig wahrscheinlich stärker von erhobenen Daten
gesteuert werden wird, ist es immer noch ein personenbezogenes Geschäft
und das wird sich auch nicht ändern. Die menschliche Intuition, die hinter
Sponsoring-Entscheidungen steckt, kann nicht vollständig von Algorithmen
oder einer anderen Art von künstlicher Intelligenz abgelöst werden.

Zudem treten fortlaufend neue Akteure in den Markt ein und zwingen die
etablierten Marktteilnehmer, zukünftige Partnerschaften zu überdenken.
Hersteller technologischer Endgeräte, digitale Vertriebsplattformen,
Daten- und Softwareanbieter sind nur einige Beispiele. Neben dem Eintritt
neuer Akteure in bestehende Märkte entstehen auch ganz neue Märkte. Der
eSports-Markt zum Beispiel bietet das enorme Potenzial, eine völlig neue
Kundengruppe anzusprechen oder eine völlig neue Gruppe von Sponsoren zu
gewinnen, die noch nie im traditionellen Sportsponsoring aktiv war.
Dadurch vergrößert sich der Gesamtmarkt und neue Partnerschaften
entstehen, die sogar parallel zu den Traditionellen bestehen können.

Schließlich ermöglichen Technologien es den Fans, näher an ihren
Lieblingsereignissen, -sportarten und -stars zu sein. Sie werden damit zu
Verstärkern, die die Emotionen aus den Stadien in die Wohnzimmer, Bars,
Kneipen oder jeden anderen Ort tragen, an dem Menschen zusammenkommen
können. Sponsoring-Strategien müssen sich auf die Tatsache konzentrieren,
dass selbst bei leeren Rängen immer noch Emotionen durch Sport erzeugt
werden, sie finden nur woanders statt. Coca-Cola, Pepsi, Tennent's,
Babybel oder auch Uber Eats und Deliveroo sind nur einige Beispiele für
Engagements, bei denen schnelllebige Konsumgüter-Marken ihre Sponsoring-
Aktivitäten in den letzten Monaten verstärkt haben. Das beweist, dass der
Schlüssel zum Erfolg des Sponsorings in der Fähigkeit liegt, sich schnell
an Veränderungen anzupassen und nahe am Verbraucher zu sein – wo auch
immer dieser sein mag.

Neben den technologischen Aspekten gibt es einen weiteren wichtigen Trend,
der die Paradigmen in der Sportbranche verändert. Der Sport spielt in der
Gesellschaft eine immens wichtige Rolle, die über das Gewinnen oder
Verlieren auf dem Spielfeld hinausgeht. Nachhaltigkeit, Fairness und
Gleichberechtigung sind zu bedeutenden Werten geworden, die der Sport in
allen möglichen Situationen vertreten soll. Der entscheidende Vorteil für
Sponsoring-Aktivitäten ist, dass diese Werte das Fundament sind, auf dem
Sport aufbaut. Daher ist Sponsoring nicht nur ein vielschichtiges und
leistungsfähiges Marketinginstrument, sondern auch ein Instrument der
Corporate Social Responsibility (CSR), das sich gut eignet, um Botschaften
und Partnerschaften zu vermitteln, bei denen es um Nachhaltigkeit,
Fairness und Gleichberechtigung geht. Für Sportorganisationen wird es in
den kommenden Jahren darauf ankommen, die Bedeutung dieser Werte in ihrer
täglichen Arbeit und ihren zukünftigen Strategien glaubhaft darzustellen.

Nah am Kunden zu sein und wichtige Botschaften und Werte zu übermitteln,
erfordert die Fähigkeit, die richtigen Geschichten auf die richtige Art
und Weise dem richtigen Publikum zu erzählen. Die Art und Weise, wie
Partnerschaften kommuniziert werden müssen, damit sich Kunden wirklich mit
Marken und den damit verbundenen Botschaften identifizieren können, wird
sich in den kommenden Jahren ändern. Daher werden Sponsoring-Pakete eine
Verschiebung von rein traditionellen Rechten hin zu einem moderneren und
flexibleren Paket von Rechten erleben, das Aktivierungsrechte, eine
Vielzahl von Content-Marketing-Ansätzen oder die Nutzung von Social-Media-
Kanälen beinhalten kann. Eigenständige Aktivierung und Kommunikation
werden sowohl für Sponsoren als auch für Rechteinhaber immer wichtiger
werden, um den Zweck ihrer Partnerschaften zu begründen.

Schließlich kann man aus der Pandemie wertvolle Lehren ziehen, wenn es
darum geht, zu verstehen, welche Rolle Sponsoring in schwierigen Zeiten
spielen kann. Marketingbudgets sind unter Druck geraten und wenn man sich
die Zahlen des vergangenen Jahres anschaut, wird klar, dass der
Sponsoring-Markt unter der Pandemie stark gelitten hat. Aber wir haben
auch erlebt, dass der Sport das beste Instrument dafür ist, bei den
Menschen Emotionen und Leidenschaft hervorzurufen und den Glauben daran zu
bewahren, dass diese Krise überwunden werden kann. Sponsoring ist dabei
das beste Mittel, um Marken mit dieser Aufbruchstimmung in Verbindung zu
bringen, all die positiven Emotionen aufzufangen und den Weg aus diesen
schwierigen Zeiten heraus zu zeigen.

Kürzlich ist die olympische Fackel in Tokio angekommen und das olympische
Feuer wurde entzündet. Es ist ein Symbol für Stabilität und Kontinuität,
zwei Attribute, die sehr begehrt und gleichzeitig schwer zu erreichen
sind. Laut der durchgeführten Studie beinhaltet Sportsponsoring beides.
Sponsoring in 2030 mag ganz anders aussehen als heute – neue Akteure,
Märkte, Partnerschaften oder Zwecke mögen im Mittelpunkt stehen –, aber es
wird relevant bleiben, fortbestehen und sich entwickeln. Neue
Herausforderungen werden auftauchen und neue Krisen entstehen, aber seine
einzigartige Fähigkeit, Emotionen zu den Fans transportieren zu können,
bleibt die Schlüsseleigenschaft dafür, dass Sponsoring ein unverzichtbares
Instrument der Sportindustrie bleiben wird.

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FC Brentford – Mit einem Ex-Bochumer in die Premier League

Wembley Stadion London
Wembley Stadion London

2006 sah es beim FC Brentford wenig rosig aus. Der Verein war hoch verschuldet und nur mehr drittklassig unterwegs. Das war der Zeitpunkt als Matthew Benham als Kreditgeber aushalf. Mittlerweile ist er Besitzer des Vereins und der Verein das erste Mal seit einer Ewigkeit wieder in die Premier League aufgestiegen. Der Weg dorthin ist von seinem Prinzip des „Moneyballs" geprägt. Dabei werden Spieler eingekauft, die es nach schlechteren Leistungen verbilligt gibt, die aber nach statistischen Messungen einen hohen Wert haben. Einer von diesen ist Vitaly Janelt, der vor einem Jahr von Bochum zu den Engländern gewechselt ist.

Janelt ist dabei auch ein klares Beispiel für den Transferweg von Brentford. Der defensive Mittelfeldspieler wurde vor einer Saison vom VfL Bochum für nur 600.000 Euro verpflichtet. Nach einer starken Saison ist er jetzt ein Premier League Spieler und hat einen Marktwert von 3,5 Millionen Euro. Dort zu bleiben wird für Brentford jedoch die nächste Herausforderung. Bei Premier League Wetten werden sie mit einer Quote von 501,00 als ein Abstiegskandidat gehandelt (Stand: 30.06.). Janelt wird einen wichtigen Part in diesem Abstiegskampf spielen. In der abgelaufenen Saison kam er auf einen Stammplatz (und 41 Einsätze) im defensiven Mittelfeld.

Große Transfers darf man sich von den Londonern nicht erwarten. So liegt der Transferrekord bei nur 6,5 Millionen Euro. Der Rekordspieler Bryan Mbeumo war auch ein wichtiger Bestandteil im vergangenen Jahr und erzielte acht Tore und bereitete elf weitere vor. Seinen Marktwert hat er dadurch auf 12 Millionen Euro angehoben. Fast das Doppelte von der Transfersummer von vor zwei Jahren. Durch diese Wertsteigerung von Spielern ist der Verein mittlerweile auch wieder in einem finanziell gesicherten Gefilde. Erst in der letzten Saison wurde mit den Verkäufen von Ollie Watkins und Said Benrahma 58 Millionen Euro eingenommen. Als Ersatz für Watkins wurde Ivan Toney um 5,6 Millionen Euro verpflichtet. Toney konnte direkt 31 Tore erzielen und hat jetzt einen Marktwert von 18 Millionen Euro.

Dieser Ansatz der Vereinsführung kommt von dem bereits oben genannten Matthew Benham. Dieser studierte in Oxford Physik und machte sich danach in der Finanzwelt einen Namen. Danach folgte der Wechsel zum Sportwetten. Mit statistischer Analyse wettet er und ein Team aus 80 Mitarbeitern auf Spiele und verbinden dabei Mathematik und Fußball. Dadurch konnte er sich ein Millionenvermögen aneignen. Dieses investiert er nicht nur in den FC Brentford, sondern auch in Dänemark beim FC Midtjylland. Der Traditionsverein war 2014 kurz vor dem Konkurs. Benham kaufte den Verein und machte den Verein innerhalb kurzer Zeit wieder erfolgreich. 2015, 2018 und 2020 konnte die Meisterschaft jeweils gefeiert werden. In der vergangenen Saison wurde erstmals die Gruppenphase der Champions League erreicht, wo man mit einem Unentschieden gegen den FC Liverpool aufzeigen konnte. Ein Spieler der Meistermannschaft von 2018, Alexander Sorloth, spielt mittlerweile auch in der deutschen Bundesliga bei RB Leipzig.

Der Moneyball Weg scheint aufzugehen. Midtjylland ist ein dänischer Spitzenclub geworden und Brentford konnte in die Premier League aufsteigen. Und das Ganze, während die Vereine einen Gewinn aufzeigen, was im heutigen Fußball nur mehr selten der Fall ist. Mittendrin in diesem System ist mit Janelt auch ein ehemaliger Bochumer, der nächstes Jahr Premier League Luft schnuppern darf.

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Sportmedizin / Das Sideline-Dilemma: Wenn Ärzte auf dem Spielfeld entscheiden müssen

Wenn Ärzte Profifußballer auf dem Spielfeld untersuchen und behandeln
müssen, geraten sie häufig in eine Situation, die PD Dr. Raymond Best,
Chefarzt der Sportklinik Stuttgart, als „Sideline-Dilemma“ bezeichnet. In
kürzester Zeit muss entschieden werden, ob eine Verletzung schwerwiegend
ist oder nicht, ob ein Spieler raus muss oder weiterspielen kann. „Dabei
bewegen wir uns zwischen Medizin, Ethik und Sport“, berichtet der
Mannschaftsarzt des VfB Stuttgart. Da dies oft eine Zwickmühle ist, wird
das Thema auf dem großen GOTS-Kongress am 1. und 2. Juli aktuell
diskutiert.

Ärzte müssen medizinisch-ethisch agieren, vor allem wenn eine Verletzung
zu stark ist, um weiterzuspielen zu können. Sie müssen in Grenzfällen aber
auch berücksichtigen, dass ein Spieler eine eventuell maßgebliche Position
in der aktuellen Spielsituation einnimmt, oder sie müssen den Willen des
Spielers berücksichtigen, wenn dieser weitermachen will.

Einprägsames Beispiel war 2014 Nationalspieler Christoph Kramer, der von
der Schulter eines anderen Spielers am Kopf getroffen wurde. Er wurde
gecheckt, sagte, er fühle sich fit und spielte weiter. Erst mit
Verzögerung wurde er ausgewechselt. Später konnte er sich an den
verbliebenen Spielverlauf und die Zeit danach nicht mehr erinnern.

Für die vielen Verletzungen an den Gelenken, am Rücken oder sogar am Kopf
gibt es kein Handbuch, wie in welcher Situation vorzugehen ist. Eines
steht fest: bei Kopfverletzungen bekommt ein Arzt mehr Zeit, um genauer zu
untersuchen. Bei anderen Verletzungen aber hat der Arzt in der Regel
schnell den Schiedsrichter neben sich, der daran interessiert ist, dass
der Spielbetrieb möglichst wenig unterbrochen wird.

Doch perfekt und schnell schließt sich oft aus. Denn während 2-3 Minuten
Untersuchungszeit, kann ein Mannschaftsarzt keinen Ultraschall machen und
kein MRT veranlassen. Was bleibt, sind „das Sehen“ des Unfalls, die
Erfahrung, ein Ertasten von Verletzungen und die Mittel der ersten Hilfe.
Oft ist es mit „Eis-Spray rauf und weiter“ aber nicht getan.

Bei Gehirnerschütterungen kann es richtig gefährlich werden. Nicht jede
Kopfverletzung ist sofort zu erkennen und nicht jede ist einem Spieler
anzumerken. Studien in amerikanischen Football-Ligen berichten sogar von
bleibenden Wesensveränderungen ehemaliger Spieler nach dem Sport.

„Fest steht“, so Dr. Best, der Facharzt für Orthopädie, Chirurgie,
Unfallchirurgie, Notfallmedizin und Sportmedizin ist, „dass nach einer –
auch kurzen – Bewusstlosigkeit ein Fußballer auf keinen Fall mehr
weiterspielen sollte.“

Aber auch bei der Diagnose verschiedenster Schulterverletzungen oder
Bänderrissen am Knie muss man große Sorgfalt walten lassen. Da kommt es
auf eine professionelle Zusammenarbeit von Schiedsrichter und Arzt an.
Best: „Ein guter Schiedsrichter erkennt, ob mit einer Bagatelle nur Zeit
geschunden werden soll, oder ob hier wirklich etwas mehr Zeit zur
Sicherung der Gesundheit des Patienten nötig ist.“

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