BQ-PORTAL - DAS INFORMATIONSPORTAL FÜR AUSLÄNDISCHE BERUFSQUALIFIKATIONEN
„Zygmar Geszczynski kennt sich richtig gut mit den Maschinen aus. Er stand seinen Kollegen schon immer mit Rat und Tat zur Seite und war der zentrale Ansprechpartner im Betrieb für Maschinen.“ Antje Senger, Betriebsstellenleiterin bei der Sportstättenunterhaltung der Stadt Bochum, erkannte das Potenzial ihres polnischen Hilfsarbeiters schon früh. Doch um den gelernten Landwirt auch als Facharbeiter einzusetzen, fehlte die Anerkennung seines polnischen Ausbildungsabschlusses. Antje Senger handelte und wandte sich an die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Mit Erfolg: Die Stadt Bochum konnte Zygmar Geszczynski als Vorarbeiter einstellen und damit einen wichtigen Mitarbeiter binden.
So wie der Sportstättenunterhaltung der Stadt Bochum geht es vielen deutschen Unternehmen: Sie beschäftigen gelerntes Fachpersonal, das sie nicht ihren eigentlichen Fähigkeiten und Kenntnissen entsprechend einsetzen können – obwohl der Bedarf an beruflich qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ständig zunimmt. Eine Chance für Unternehmen, sich diesen Herausforderungen zu stellen, ist die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen.
Den Rahmen dafür haben die novellierte Beschäftigungsverordnung und das Anerkennungsgesetz geschaffen. Damit setzt Deutschland auf eine bessere Integration von Zugewanderten und neuen Einwanderern. Die novellierte Beschäftigungsverordnung, die den Arbeitsmarktzugang von Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung aus dem Nicht-EU-Ausland („Drittstaaten“) erleichtert, ist seit Juli 2013 in Kraft. Das seit 1. April 2012 geltende Anerkennungsgesetz (BQFG) berechtigt alle Personen mit einer ausländischen Berufsqualifikation, unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit, ihre Abschlüsse auf Gleichwertigkeit mit einem deutschen Referenzberuf prüfen zu lassen. Dafür sind zum Beispiel Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Handwerkskammern und der Industrie- und Handelskammern zuständig: Sie bewerten und prüfen ausländische Aus- und Fortbildungsabschlüsse. Und dabei ist das BQ-Portal (www.bq-portal.de) ihre wichtigste Stütze im Anerkennungsverfahren.
BQ-Portal – Das Informationsportal für ausländische Berufsqualifikationen
Das BQ-Portal bündelt auf einer zentralen Plattform alle relevanten Informationen und Erfahrungen zu ausländischen Berufsabschlüssen und Berufsbildungssystemen. Auf dieser Basis können die für die Prüfung zuständigen Stellen – zum Beispiel Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern – ausländische Berufsabschlüsse besser und einheitlich bewerten.
Unternehmen unterstützt das BQ-Portal dabei, sich ein eigenes Bild von den Fähigkeiten und Kenntnissen von Personen mit ausländischen Berufsqualifikationen zu machen. Darüber hinaus erhalten Unternehmen Tipps und Handlungsempfehlungen, wie sie internationale Fachkräfte finden, deren Kompetenzen einschätzen und sie in den Arbeitsalltag integrieren können.
Warum lohnt sich ein Anerkennungsverfahren für Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter mit ausländischen Berufsqualifikationen? Was nützt es Unternehmen, ein solches Verfahren zu unterstützen? Auf diese und weitere Fragen gibt das BQ-Portal Antworten: https://www.bq-portal.de/de/seiten/für-unternehmen
PRAXISBEISPIEL
Vom Hilfsarbeiter zum Vorarbeiter: Sportstättenunterhaltung der Stadt Bochum unterstützt polnischen Mitarbeiter bei beruflicher Anerkennung
Gemeinsam mit seiner Vorgesetzten, Antje Senger, hat er es geschafft: Zygmar Geszczynskis polnischer Abschluss als Landwirt ist in Deutschland anerkannt. Tatkräftige Unterstützung gab es von Bernhard Halbuer, Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen: Er stand den beiden während des gesamten Anerkennungsverfahrens beratend zur Seite.
1990 kam Zygmar Geszczynski mit seiner Frau und seinen drei Kindern aus den Masuren nach Deutschland. Seit fast 15 Jahren arbeitet der gebürtige Pole bei der Sportstättenunterhaltung der Stadt Bochum. Eingestellt wurde der mittlerweile 54-jährige als Sportstättenunterhaltungsarbeiter und damit auf einer Position, die keine abgeschlossene Berufsausbildung voraussetzt. Dank der Anerkennung des in Polen erworbenen Abschlusses als Landwirt ist er mittlerweile nicht nur qualifizierte Fachkraft, sondern auch Vorarbeiter. Ein großer Gewinn für die Stadt Bochum: Sie konnte eine strategisch relevante Stelle fachgerecht besetzen und zugleich einen wichtigen Mitarbeiter binden.
Von Beginn an zeigte sich Zygmar Geszczynski sehr versiert im Umgang mit dem Maschinenpark der Sportstättenunterhaltung. Dies fiel auch Antje Senger auf, als sie 2012 ihre Stelle als Betriebsstellenleiterin antrat. „Zygmar Geszczynski kennt sich richtig gut mit den Maschinen aus. Er stand seinen Kollegen schon immer mit Rat und Tat zur Seite und war der zentrale Ansprechpartner im Betrieb für Maschinen.“
Für sie ist vor allem eines wichtig: die Kenntnisse und Fähigkeiten ihres Mitarbeiters angemessen zu würdigen, auch finanziell. Doch aus Tarifgründen ist die Beschäftigung als Facharbeiter notwendig, die wiederum eine abgeschlossene Ausbildung voraussetzt. Als Antje Senger in den Nachrichten von der Möglichkeit erfuhr, ausländische Berufsabschlüsse in Deutschland anerkennen zu lassen, wurde sie aktiv. Sie informierte sich bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen über das Anerkennungsverfahren und im Januar 2013 stellte Zygmar Geszczynski den Antrag auf Anerkennung seiner polnischen Ausbildung. Mehrmals setzten sich die beiden nach Feierabend zusammen und stellten die erforderlichen Unterlagen zusammen. Zentraler Ansprechpartner während des gesamten Verfahrens war Bernhard Halbuer. Bereits nach drei Monaten hielt Zygmar Geszczynski den gewünschten Anerkennungsbescheid in der Hand: Seine Ausbildung als Landwirt wurde als gleichwertig anerkannt. Ab diesem Zeitpunkt konnte er als Facharbeiter eingestuft und tariflich entsprechend eingruppiert werden.
Im Frühjahr wurde bei der Sportstättenunterhaltung eine Vorarbeiterstelle frei. Auch hier zeigte Antje Senger wieder großen Einsatz für ihren engagierten Mitarbeiter, den sie noch stärker an die Sportstättenunterhaltung binden wollte. Sie konnte nachweisen, dass die Ausbildungen zum Gärtner und zum Landwirt viele Überschneidungen aufweisen. Mittlerweile arbeitet Zygmar Geszczynski als Vorarbeiter – und ist nun auch beruflich am Ziel angekommen.