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Marsilius kontrovers: Dürfen wir Menschen designen?

„Dürfen wir Menschen designen?“ Mit dieser Frage beschäftigen sich
Wissenschaftler aus der Genomforschung, der Theologie und der
Gesundheitspolitik im Rahmen einer fächerübergreifenden Diskussion, die
das Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg am Donnerstag, 4. Mai
2017, veranstaltet. Im Mittelpunkt der Diskussionsrunde „CRISPR/Cas und
Genomchirurgie als Verheißung oder Albtraum“ steht dabei eine neue
Technik, die aktuell weite Teile der Lebenswissenschaften revolutioniert.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Marsilius kontrovers“, die
gesellschaftlich relevante Fragen der interdisziplinären Forschung stärker
in das Blickfeld der Öffentlichkeit rücken will.

Marsilius kontrovers: Dürfen wir Menschen designen?
Wissenschaftler aus Genomforschung, Theologie und Gesundheitspolitik
diskutieren über Genomchirurgie

„Dürfen wir Menschen designen?“ Mit dieser Frage beschäftigen sich
Wissenschaftler aus der Genomforschung, der Theologie und der
Gesundheitspolitik im Rahmen einer fächerübergreifenden Diskussion, die
das Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg am Donnerstag, 4. Mai
2017, veranstaltet. Im Mittelpunkt der Diskussionsrunde „CRISPR/Cas und
Genomchirurgie als Verheißung oder Albtraum“ steht dabei eine neue
Technik, die aktuell weite Teile der Lebenswissenschaften revolutioniert.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Marsilius kontrovers“, die
gesellschaftlich relevante Fragen der interdisziplinären Forschung stärker
in das Blickfeld der Öffentlichkeit rücken will. Kooperationspartner ist
die Rhein-Neckar-Zeitung.

Mit der CRISPR/Cas-Methode – in der öffentlichen Debatte oft als
„Genomchirurgie“ bezeichnet – verfügt die Biologie über ein mächtiges
Werkzeug, mit dem Gene umgeschrieben und neue Genome am „Reißbrett“
entworfen werden können. Sie wird breit in der Grundlagenforschung
eingesetzt und erreicht nun in vielen Gebieten die Anwendung, was
weitreichende ethische und gesellschaftliche Fragen aufwirft. Besonders
umstritten sind – so die Organisatoren der Diskussionsrunde – mögliche
Eingriffe in die menschliche Keimbahn, mit denen die Tür zum „designten
Menschen“ geöffnet wird.

Wo sollen und müssen Grenzen für den Einsatz der Genomchirurgie gezogen
werden? Welche Versprechungen sind realistisch, welche Wünsche legitim?
Wie viele Ressourcen sollten dafür eingesetzt werden? Über diese Fragen
diskutieren drei Fellows des Marsilius-Kollegs mit dem Publikum: Prof. Dr.
Michael Boutros vom Deutschen Krebsforschungszentrum, Prof. Dr. Philipp
Stoellger vom Theologischen Seminar der Universität Heidelberg und Prof.
Dr. Albrecht Jahn vom Institut für Public Health der Medizinischen
Fakultät Heidelberg und des Universitätsklinikums Heidelberg.

Die Podiumsdiskussion „Dürfen wir Menschen designen? CRISPR/Cas und
Genomchirurgie als Verheißung oder Albtraum“ findet im Hörsaal des
Marsilius-Kollegs, Im Neuenheimer Feld 130.1, statt und beginnt um 18 Uhr.

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Wer mit Automaten unhöflich umgeht, den bedienen sie nicht

Prof. Dr. Birger Priddat schreibt in diesem Gastbeitrag darüber, wie die
künstliche Intelligenz den Menschen zivilisieren könnte
Plötzlich machen sich alle Gedanken über Roboter und Automaten. Vor allem
über die künstliche Intelligenz (KI), die zunehmend in die Automaten
eingebaut und ständig weiterentwickelt wird. Wird ihre Intelligenz unsere
bald überflügeln?

Dass Algorithmen vieles, was wir uns mühsam zusammenreimen, extrem schnell
und komplex berechnen können, ist eine nützliche Eigenschaft der
Digitalisierung. Dass aber die Roboter die Macht übernehmen, ist eher der
Nachtschatten schlechter amerikanischer Filme. Aber etwas anderes wird
passieren: dass wir uns daran gewöhnen, mit Automaten zusammenzuleben. Wir
werden sie vielfach gar nicht mehr als Automaten empfinden, sondern als
gleichsam natürliche Gesprächs- und Arbeitspartner (so wie heute schon
Siri oder die Stimme des Navigationsgerätes). Spätestens dann, wenn die
Maschinen reden werden. Denn alle Automaten, die mit uns oder für uns
arbeiten, werden kommunizieren: untereinander, aber auch mit uns. Dass sie
mit uns andere Dinge kommunizieren, ist klar: Alexa oder Siri sind die
ersten Erprobungen.

Wenn sich die Automaten sprachlich in unsere Kommunikationswelten
einklinken, sind wir nicht mehr darauf angewiesen, mit Texten, SMS’en,
Mails, Bildern etc. zu operieren. Sondern wir kommunizieren mit den
Maschinen gleichsam auf ‚Ohrenhöhe’. Aber das ist der trivialere Teil der
Aussage; der weniger triviale ist der, dass uns die Maschinen durchgehend
vernünftig gegenübertreten. Sie sind – zumindest erst einmal – emotionslos
(ohne kühl zu sein. Das Timbre der Stimmen von Siri und Alexa erleben
manche sogar als proto-erotisch). Aber sie kommunizieren letztlich in
einer Dimension: streng vernünftig.

Bevor wir nicken und sagen, das sei doch klar, sollten wir bedenken, dass
sich daran unsere Kommunikationsstile neu formieren. Mit emotionalem,
gehässigem, aufbrausendem, oder aber auch nöligem, wischi-waschi- und
labernden Aussagen werden wir den Maschinen nicht kommen können. Sanft
werden die Algorithmen unsere Stimmungen korrigieren, nachfragen,
unnachgiebig vernünftig. Oder aber die Sache auf später verschieben, weil
man von uns gerade keine vernünftige Antwort bekommt etc. Mit unseren
schlampigen Kommunikationen, unklarem Entscheiden bzw. Nicht-Entscheiden-
Können werden diese Maschinen nichts anfangen können, außer uns leise ‚zur
Vernunft’ zu bringen. Wir werden – mehr oder minder – genötigt, vernünftig
zu fragen und vernünftig zu antworten – eine Qualität der Kommunikation,
die wir im Alltag durchschnittlich weder beherrschen noch hinreichend
üben.

Es kann also sein, dass die Automaten uns zivilisieren. Nicht weil sie so
programmiert sind (auch darauf kann man achten), sondern schlicht, weil
sie logische Automaten sind, die nichts anderes können, als einigermaßen
vernünftig zu sein. Es wäre ein miserabler Automat, wenn er schlampig,
uneindeutig, fahrig antworten würde. Die Automaten können eine
kulturbildende Aufgabe bekommen. Diesen Aspekt findet man in der
euphorischen Sorge über Roboter und Algorithmen äußerst selten.

Natürlich können dann semantische Algorithmen jede gehässige Äußerung –
von Aussagen wage ich gar nicht zu reden – zurückweisen; nicht gleich
löschen, sondern an den Absender zurückgehen lassen mit der Bitte, sie in
ein einigermaßen zivilisiertes Deutsch zur übersetzen. Überhaupt könnte
jeder Text – in Facebook, Twitter, aber auch in den Mails – zurückgegeben
werden (back to sender), der in schlechtem Deutsch, grammatikalisch falsch
und in brüchigem Satzbau verfasst ist.  Wahrscheinlich würden 50 Prozent
der aktuell gesendeten Textchen nicht durch den sprachbildenden Filter
gehen.

Eine absurde Idee? Warum? Warum lassen wir es zu, dass ein Großteil der
Kommunikation in der Gesellschaft in schlechtem Deutsch geschieht? Wenn
man privat seine Sprache verschludern lassen will, ist das eine Sache,
aber nicht in der Öffentlichkeit. Mit dem Internet und seiner
zivilisatorischen Vernunft hätten wir eine erstmalige Chance, in eine neue
Sprachkultur einzutreten. Wer mit den Automaten unhöflich oder sprachlich
barbarisch umgeht, den bedienen sie nicht.

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Deutsche Mathematiker-Vereinigung lobt dieses Jahr wieder zwei Medienpreise aus

Dieses Jahr lobt die Deutsche Mathematiker-Vereinigung wieder zwei
Medienpreise für Mathematik aus: Beim Journalistenpreis, der mit 1000 Euro
dotiert ist, wird ein Journalist oder eine Journalistin für einen
besonders gelungenen Einzelbeitrag zur Mathematik in einem tagesaktuellen
Medium ausgezeichnet. Den Medienpreis, dotiert mit 5000 Euro, gibt es für
herausragende Leistungen bei der Darstellung von Mathematik in der
Öffentlichkeit. Die Preisgelder stiftet zum wiederholten Mal die Berliner
Walter de Gruyter Stiftung.

Der Medienpreis kann an Medienvetreter gehen aber auch an Wissenschaftler,
die neue Zugänge zur Mathematik erschließen.  Bewerbungen für beide Preise
sind ab sofort und bis 31. Juli 2017 möglich. Das Werk darf dann nicht
älter als zwei Jahre sein. Die Entscheidung trifft eine fünfköpfige Jury
aus Vertretern der DMV und der Walter de Gruyter Stiftung. Der Rechtsweg
ist ausgeschlossen. Die Verleihung der Preise erfolgt im November 2017 bei
einem Festakt in Berlin. Die Preisgelder stiftet die Berliner Walter de
Gruyter Stiftung.

„Mit der Vergabe der Medienpreise möchten wir Journalisten und
Wissenschaftler dazu ermutigen, neue Wege zur Präsentation von Mathematik
zu gehen.“, sagt Professor Michael Röckner, Präsident der Deutschen
Mathematiker-Vereinigung. „Auch danke ich der Walter de Gruyter Stiftung
sehr, dass sie uns bei diesem Wunsch seit vielen Jahren unterstützt.“

Ab sofort sind Kandidatinnen und Kandidaten aufgefordert, sich für einen
oder beide Preise zu bewerben. Von Bewerberinnen und Bewerbern um den
Journalistenpreis erbitten wir per E-Mail ein (max. drei) Einzelwerke
sowie einen Lebenslauf in Stichpunkten; für den Medienpreis benötigen wir
eine (max. dreiseitige) Beschreibung/Dokumentation der zu prämierenden
Aktivitäten. Bewerberinnen und Bewerber um die Preise geben mit ihrer
Bewerbung ihr Einverständnis, dass ihr Werk in Zusammenhang mit dem
Wettbewerb in den DMV-Mitteilungen, verlegt im De Gruyter Verlag,
abgedruckt werden darf.

Bewerbungen schicken Sie bitte per E-Mail bis 31. Juli 2017, 24:00 Uhr,
an:

Deutsche Mathematiker-Vereinigung
Medienbüro Mathematik
Freie Universität Berlin
Prof. Günter M. Ziegler
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

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Neue Daten zu „Mega-Erdbeben“ in Chile erhoben

Einem Team von Geoforschern unter Leitung der Universität Potsdam ist es
gelungen, neue Daten für die Entstehung besonders heftiger, sogenannter
„Mega-Erdbeben“ entlang der chilenischen Pazifikküste zu erheben. Die
Wissenschaftler um Dr. Daniel Melnick haben hochgenaue Höhenreferenzwerte
aus Vermessungen der Erdoberfläche mittels GPS-Satellitendaten benutzt, um
herauszufinden, wann die Erdoberfläche sich verformt. Dabei entdeckten
sie, dass die Verformung der kontinentalen Kruste selber neue Erdbeben
induziert.

Chile ist besonders häufig von extrem heftigen Erdbeben betroffen. Das
stärkste, jemals gemessene Erdbeben mit Magnitude 9,5 trat 1960 in Vadivia
in Südchile auf. Erst 2010 erschütterte ein weiteres Starkbeben (Magnitude
8,8) Zentralchile und schon 2015 folgten sehr starke Beben bei Valparaiso
(Stärke 8,2–8,4). Bei jedem dieser Beben fanden Hunderte Menschen den Tod
und Teile der Infrastruktur wurden zerstört. Geologisch kam es zu
messbaren Veränderungen in der Landschaftsmorphologie Chiles.
Die Forscher vermuten, dass ein Anheben der Landmasse infolge der Mega-
Erdbeben und eine parallele laterale Ausdünnung der Kontinentalkruste zu
erneutem Spannungsaufbau führen. Regional auftretende Veränderungen der
Erdoberfläche konnten dabei mit der Lokalität späterer Starkbeben in
Verbindung gebracht werden. Hierbei, so vermuten die Forscher, folgen die
späteren Beben jenen Lokalitäten, wo zuvor die Erdoberfläche leicht
angehoben bzw. horizontal geschrumpft wurde. Die Folgebeben würden dazu
beitragen, den Druckaufbau in der Erdkruste wieder abzubauen. Die
morphologischen Veränderungen wären damit eine bedeutende Antriebskraft
immer neuer Starkbeben in der Region.
Die von den Potsdamer Geoforschern publizierten Ergebnisse wurden in der
neusten Ausgabe der News-Plattform EOS der American Geophysical Union AGU
als „Research Spotlight“, als besonders herausragende
Wissenschaftsbeiträge hervorgehoben: https://eos.org/research-spotlights
/why-do-great-earthquakes-follow-each-other-at-subduction-zones


Die Originalstudie:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/2016GL071845/abstract;jsessionid=A19FE9F8837FF51A1646473331D6FAA4.f04t03

Daten-Quelle: Melnick, D., Moreno, M., Quinteros, J., Baez, J.C., Deng,
Z., Li, S, Oncken, O., 2017. The super-interseismic phase of the
megathrust earthquake cycle in Chile. Geophysical Research Letters 44,
doi:10.1002/2016GL071845

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