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Neue Daten zu „Mega-Erdbeben“ in Chile erhoben

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Einem Team von Geoforschern unter Leitung der Universität Potsdam ist es
gelungen, neue Daten für die Entstehung besonders heftiger, sogenannter
„Mega-Erdbeben“ entlang der chilenischen Pazifikküste zu erheben. Die
Wissenschaftler um Dr. Daniel Melnick haben hochgenaue Höhenreferenzwerte
aus Vermessungen der Erdoberfläche mittels GPS-Satellitendaten benutzt, um
herauszufinden, wann die Erdoberfläche sich verformt. Dabei entdeckten
sie, dass die Verformung der kontinentalen Kruste selber neue Erdbeben
induziert.

Chile ist besonders häufig von extrem heftigen Erdbeben betroffen. Das
stärkste, jemals gemessene Erdbeben mit Magnitude 9,5 trat 1960 in Vadivia
in Südchile auf. Erst 2010 erschütterte ein weiteres Starkbeben (Magnitude
8,8) Zentralchile und schon 2015 folgten sehr starke Beben bei Valparaiso
(Stärke 8,2–8,4). Bei jedem dieser Beben fanden Hunderte Menschen den Tod
und Teile der Infrastruktur wurden zerstört. Geologisch kam es zu
messbaren Veränderungen in der Landschaftsmorphologie Chiles.
Die Forscher vermuten, dass ein Anheben der Landmasse infolge der Mega-
Erdbeben und eine parallele laterale Ausdünnung der Kontinentalkruste zu
erneutem Spannungsaufbau führen. Regional auftretende Veränderungen der
Erdoberfläche konnten dabei mit der Lokalität späterer Starkbeben in
Verbindung gebracht werden. Hierbei, so vermuten die Forscher, folgen die
späteren Beben jenen Lokalitäten, wo zuvor die Erdoberfläche leicht
angehoben bzw. horizontal geschrumpft wurde. Die Folgebeben würden dazu
beitragen, den Druckaufbau in der Erdkruste wieder abzubauen. Die
morphologischen Veränderungen wären damit eine bedeutende Antriebskraft
immer neuer Starkbeben in der Region.
Die von den Potsdamer Geoforschern publizierten Ergebnisse wurden in der
neusten Ausgabe der News-Plattform EOS der American Geophysical Union AGU
als „Research Spotlight“, als besonders herausragende
Wissenschaftsbeiträge hervorgehoben: https://eos.org/research-spotlights
/why-do-great-earthquakes-follow-each-other-at-subduction-zones


Die Originalstudie:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/2016GL071845/abstract;jsessionid=A19FE9F8837FF51A1646473331D6FAA4.f04t03

Daten-Quelle: Melnick, D., Moreno, M., Quinteros, J., Baez, J.C., Deng,
Z., Li, S, Oncken, O., 2017. The super-interseismic phase of the
megathrust earthquake cycle in Chile. Geophysical Research Letters 44,
doi:10.1002/2016GL071845