Mandra Bensmann und Alicia Lampe, Absolventinnen der Hochschule Osnabrück,
entwickelten zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt
zwei Designkonzepte für das Personal zukünftiger Flughafenleitstände.
Ob Sommerurlaub oder Dienstreise – der Weg zum Ziel führt oft über einen
Flughafen. Dort herrscht meist Hochbetrieb: Flughafenbetreiber,
Fluggesellschaften, Flugsicherung und Bodenabfertigung müssen eng
zusammenarbeiten, um Sicherheitsstandards einzuhalten und die
Servicequalität zu sichern. Ein Flughafenleitstand kann dabei die
Zusammenarbeit aller Beteiligten fördern. Wie kann die Arbeitsumgebung in
solch einer Betriebszentrale der Zukunft aussehen? Mit diesem Thema haben
sich zwei Absolventinnen des Studiengangs Industrial Design der Hochschule
Osnabrück in ihrer Abschlussarbeit auseinandergesetzt.
Designkonzepte aus Nutzerperspektive erarbeitet
Mandra Bensmann und Alicia Lampe haben am DLR-Institut für Flugführung
Designkonzepte für die Arbeitsumgebung eines Flughafenleitstandes
gestaltet. Das Institut für Flugführung ist seit Jahrzehnten die führende
Forschungseinrichtung im Bereich Flughafenmanagement (Total Airport
Management) und entwickelt Konzepte, um die Zusammenarbeit am Flughafen zu
verbessern. Die Designkonzepte von Bensmann und Lampe sind sowohl für eine
zentrale als auch für eine dezentrale Variante eines Leitstandes gedacht.
„Uns war es besonders wichtig, die Perspektive der Nutzerinnen und Nutzer
einzunehmen“, so Alicia Lampe: „Um ihre Anforderungen zu verstehen, haben
wir im Vorfeld beim DLR ein Praktikum gemacht, mit Fachleuten gesprochen
und Abläufe kennengelernt.“
Zwei Konzepte zu einem einheitlichen Design zusammengeführt
In der Abschlussarbeit wurden die Schnittstellen zwischen Design, dem
technischen System und den Usern gleichwertig betrachtet und
berücksichtigt. In einem Zusammenspiel aus methodischen und explorativen
Vorgehensweisen entwickelten Lampe und Bensmann zwei Arbeitsumgebungs-
Designs. „Der zentrale und der dezentrale Ansatz haben jeweils
verschiedene Anforderungen an das Design gestellt“, erklärt Mandra
Bensmann: „Die Herausforderung der zentralen Arbeitsumgebung bestand
darin, eine flexibel anpassbare Lösung zu entwickeln – abhängig von den
jeweiligen Nutzerbedürfnissen und den verwendeten Endgeräten. Der Fokus
des dezentralen Arbeitsplatzes lag hingegen darauf, die räumlich
voneinander getrennten User zusammenführen – dafür haben wir den üblichen
Bildschirm-Arbeitsplatz um einen virtuellen Arbeitsraum ergänzt.“
Entstanden ist ein gemeinsamer Designansatz, dessen Layout sich an die
verwendeten Endgeräte anpasst und somit für Flughäfen mit
unterschiedlichen Voraussetzungen geeignet ist. Dazu erarbeiteten die
beiden angehenden Industriedesignerinnen mit dem DLR-Forschungsteam ein
User Interface, eine Mixed- und Virtual-Reality-Anwendung sowie den
Arbeitsraum für die jeweiligen Varianten. Für verschiedene
Nutzungsszenarien erstellten sie sogenannte „User Journeys“ (englisch für:
Benutzerreise), um die Interaktion der User mit den Designkonzepten
ganzheitlich und anwendungsbezogen betrachten zu können.
„Flughafenmanagement und Flughafenleitstände werden auch in Zukunft ein
zentrales Thema sein, um die Herausforderungen an Flughäfen zu meistern.
Die erarbeiteten Designs können uns helfen, den Menschen auf dem Weg zu
mehr Automatisierung nicht zu verlieren, sondern ein optimales
Arbeitsumfeld zu schaffen. Darauf werden wir jetzt aufbauen“, sagt Steffen
Loth vom Institut für Flugführung, der die Arbeiten DLR-seitig betreut
hat.
Zwischen Hochschule, DLR und Homeoffice
Zu zweit eine Abschlussarbeit zu verfassen ist eine besondere
Herausforderung. Der monatelange Lockdown während der Pandemie kam
erschwerend hinzu. Die befreundeten Studentinnen arbeiteten nach ihrem
Praktikum beim DLR hauptsächlich im Homeoffice und in der Hochschule, wo
ihnen ein Büro zur Verfügung gestellt wurde. „Technisches Equipment kam
von unserem Kooperationspartner, dazu konnten wir den VR-Raum und die
Werkstatt unseres Studiengangs nutzen – so waren wir bestens
ausgestattet“, berichtet Mandra Bensmann. Ihre Kollegin Alicia Lampe
ergänzt: „Es war toll, am Campus zu arbeiten und zwischendurch Lehrende
vor Ort zu treffen – so bekamen wir neue Impulse und zusätzliche
Motivation.“
„Für uns war es sehr hilfreich, dass es nicht die erste Kooperation mit
dem DLR war: Sowohl mit den Ansprechpartnern als auch mit dem Institut
hatten wir schon zuvor sehr erfolgreich gearbeitet“, so Prof. Hofmann. Man
kannte sich aus Vorgängerprojekten und wusste, dass auch eine „Remote-
Arbeit“ problemlos funktionieren wird.
Wertvolle Erfahrungen und hoffnungsvolle Perspektiven
Die Abschlussarbeit, betreut von Prof. Thomas Hofmann und dem DLR-Forscher
Steffen Loth, trägt bereits erste Früchte: Entstanden sind zwei gemeinsame
Veröffentlichungen für internationale Konferenzen. Nach der Präsentation
der Ergebnisse vor 50 DLR-Institutsmitarbeitenden freuen sich die beiden
Verfasserinnen über die durchweg positive Resonanz – und darüber, dass ihr
Konzept weiterentwickelt werden soll. „Im Projekt wurde uns deutlich, wie
interdisziplinär wir Designerinnen arbeiten, indem wir zwischen den Usern,
der Entwicklung und dem Management vermitteln“, resümiert Lampe. „Wir
konnten unsere Interessen ausleben, Eigeninitiative wurde stets
gefördert“, ergänzt Bensmann. Das sei im gesamten Studium der Fall
gewesen, Studierende konnten eigene Schwerpunkte setzen. Auch nach dem
Bachelor-Abschluss wollen sich die beiden Freundinnen entsprechend ihren
Interessen weiterbilden und ein Masterstudium aufnehmen – die eine im
Bereich „Human Factors, Psychologie, Ergonomie“, die andere an der
Schnittstelle Design – Ingenieurwesen. Sie werden an unterschiedlichen
Hochschulen studieren, aber vielleicht schreiben sie auch ihre
Masterarbeit zusammen – ein entsprechendes Angebot des DLR haben sie
jedenfalls schon in der Tasche.