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Citizen-Science-Aufruf zum Erhalt der Artenvielfalt: Frankfurt am Main zählt seine Insektenhotels

Städte können Rückzugsorte für Insekten sein. Abseits vom Pestizid- und
Düngemitteleinsatz der Landwirtschaft bieten sich ihnen im urbanen Raum
geeignete Habitate. Doch nicht alle Insekten sind den Menschen in der
Stadt gleich willkommen. Das wollen Frankfurter Forschungs- und
Umwelteinrichtungen unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-
ökologische Forschung ändern. Sie rufen zur Bildung einer Citizen-Science-
Community auf, um gemeinsam mit der Stadtgesellschaft den Schutz der
Insektenvielfalt in Frankfurt am Main zu stärken. Zum Auftakt der Citizen-
Science-Aktionen ist eine Bestandsaufnahme von Insektenhotels geplant.

Weil das Insektensterben sogar in Naturschutzgebieten drastisch
voranschreitet, wird die Ansiedlung von Insekten wie Libellen,
Heuschrecken oder Hummeln in den Städten immer wichtiger. „Trotz Licht und
Lärm, Verkehr und Versiegelung können Stadträume durchaus Refugien für
Insekten sein“, sagt Marion Mehring, Biodiversitätsforscherin am ISOE.
„Damit können Städte einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt
leisten.“ Aber nicht alle Insektenarten werden als neue Stadtbewohner
gleichermaßen wertgeschätzt. „Wir wollen daher wissen, wie es gelingen
kann, dass Bürger*innen die Stadt als Lebensraum für eine Vielzahl von
Insekten als selbstverständlich wahrnehmen und im Idealfall sogar
fördern,“ so Mehring.
Um diese Frage zu beantworten, haben sich Frankfurter Institutionen mit
ausgewiesener Expertise zu Biodiversität zusammengefunden: Unter der
Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung führen die
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN), die Goethe-Universität
Frankfurt am Main, BioFrankfurt, der NABU Frankfurt und der Palmengarten
der Stadt Frankfurt gemeinsame Citizen-Science-Aktivitäten durch, die Teil
eines größeren Forschungsvorhabens sind, das im Oktober 2021 startet.

„Insektensommer“: Aufruf an die Frankfurter Stadtgesellschaft

„Die Frankfurter Stadtgesellschaft ist im Rahmen der NABU-Aktionstage
‚Insektensommer‘ vom 6. bis 15. August herzlich dazu eingeladen, an der
Bestandsaufnahme von Insektenhotels mitzuwirken“, sagt Marion Mehring. Es
geht darum, alle Insektenhotels zu zählen, die man auf einem 20-minütigen
Beobachtungsgang durch die Stadt entdeckt. Der Startpunkt ist dabei frei
wählbar. Die Anzahl der Insektenhotels wird in einem Online-Formular
festgehalten. „Ziel ist es, eine Abschätzung darüber treffen zu können,
welchen Beitrag Bürger*innen für den Insektenschutz in der Stadt leisten,
indem sie Brut- und Nisthilfen in Form von Insektenhotels bereitstellen“,
erklärt Mehring.
Darüber hinaus sind auch Kurzinterviews geplant. Die Wissenschaftler*innen
wollen mehr über die Einstellung Frankfurter Bürger*innen zu Insekten in
der Stadt erfahren: Wie gehen sie mit Insekten um? Inwieweit sind sie
bereit, Insektenhotels einzurichten und zu betreuen? Worin liegt die
Motivation, Lebensraum für Insekten zu bieten, anstatt sie – wie
beispielsweise Wespen – zu vertreiben? Als Dankeschön erhalten die
Interview-Teilnehmer*innen je zwei Eintrittskarten für den Palmengarten
Frankfurt oder das Senckenberg Museum Frankfurt. Interessent*innen für die
Interviews können sich schon jetzt unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. melden.

Wertschätzung von Insekten als Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt

Die Ergebnisse aus diesen Citizen-Science-Aktionen fließen in das
Forschungsprojekt „SLInBio – Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung
von Biodiversität“ ein, das im Oktober startet und den Erhalt der
Insektenvielfalt zum Ziel hat. Dem Verbundprojekt gehören neben den
Forschungspartnern dieses Citizen-Science-Aufrufes das Umweltamt und das
Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main sowie die Fraport AG Frankfurt
Airport Services Worldwide als Praxispartner an. SLInBio wird vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der
Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) gefördert.

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Lösungen für klimagerechte Mobilität

Kürzlich hat Esslingens Oberbürgermeister Dr. Jürgen Zieger das
Klimaquartier Neue Weststadt in einer großen Veranstaltung offiziell
vorgestellt. Mit diesem großen bundesweiten Projekt zeigt die Stadt, dass
ihr der kommunale Klimaschutz wichtig ist. Mit dabei im Rahmen eines
Forschungsprojektes: das Institut für nachhaltige Energietechnik und
Mobilität (INEM) der Hochschule Esslingen. Die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler leiten die Arbeitsgruppe Mobilität.

Aktuell beschäftigen sich die Expertinnen und Experten der Hochschule
damit, das Mobilitätskonzept der Weststadt aus der Konzept- in die
Umsetzungsphase zu bringen.

Durch ein breites Mobilitätsangebot, so die Idee des INEM, soll
sichergestellt werden, dass die Herausforderungen in ihrer Komplexität
gesehen werden. „Es gibt sehr unterschiedliche Anforderungen der
Nutzerinnen und Nutzer in einem Stadtviertel“, hat Projektleiter Prof. Dr.
Walter Czarnetzki von der Hochschule Esslingen beobachtet. „Deshalb wollen
wir Lösungen finden, die diesen Wünschen auch gerecht werden.“

Carsharing mit Wasserstoff-Fahrzeugen

Eines dieser Angebote wird ein quartiersnahes Carsharing mit Wasserstoff-
Fahrzeugen für die Bewohnerinnen und Bewohner der Neuen Weststadt sein.
Um diesem Ziel näher zu kommen, wurde unter Leitung von Prof. Dr. Walter
Czarnetzki und Alexander Müller-Dollinger der Verein für emissionsfreie
Mobilität Esslingen e.V. gegründet. Ziel des Vereins ist es, die
emissionsfreie Mobilität unter besonderer Berücksichtigung des Einsatzes
von Wasserstoff den Bewohnerinnen und Bewohnern zugänglich zu machen. Dies
soll durch die regelmäßige Förderung des Individualverkehrs durch
gemeinschaftliche Nutzung von emissionsfreien Fahrzeugen umgesetzt werden.

Erweiterung der Busflotte und Ausbau des Oberleitungsnetzes

Neben den Entwicklungen im Individualverkehr beschäftigen sich die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Leitung von Prof. Mathias
Oberhauser hauptsächlich mit dem Ausbau des Esslinger Oberleitungsnetzes
sowie der Einführung der neusten Generation an Oberleitungs-Hybridbusse.
Hierbei ist es gelungen, das gesamte Oberleitungsnetz inklusive der sechs
Unterwerke der Städtischen Verkehrsbetriebe zu modellieren. Dadurch war es
möglich, eine wissenschaftlich belegte Ausbauempfehlung für das bestehende
Oberleitungsnetz abzugeben.

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Vertrauen – Impfzugang – Radikalisierung – Unzufriedenheit: Auswirkungen der Coronakrise auf die Gesellschaft

Konstanzer Forschende untersuchen in repräsentativen Befragungen
Wahrnehmungen und Einstellungen zu strukturellen Ungleichheiten in der
Coronakrise.

Vertraut die Gesellschaft ihrem Staat noch? Im zweiten Coronajahr gehen
sieben Forschende vom Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ dieser
zentralen Frage in vier Aspekten nach. Dafür befragten sie in mehreren
repräsentativen Befragungswellen mehr als 3.000 Teilnehmende und
erforschten deren Wahrnehmungen und Einstellungen zu strukturellen
Ungleichheiten in der Coronakrise.

Das Ergebnis der jüngsten Befragung im Mai 2021 sind vier Kurzstudien: Die
Autor*innen betrachten das öffentliche Vertrauen in die Krisenresilienz
des Gesundheitssystems. Sie untersuchen, ob sich am Zugang zu Impfungen
Fairnessdebatten entzünden. Sie richten den Blick auf Mehrbelastungen
durch Kinderbetreuung im Lockdown. Schließlich erörtern sie, inwiefern die
Corona Eindämmungsmaßnahmen in der Bevölkerung negative Reaktionen bis hin
zur Radikalisierung hervorbringen. Die Ergebnisse der Kurzstudien sind in
einem Policy Paper auf der Webseite des Progressiven Zentrums
veröffentlicht: http://www.progressives-zentrum.org/die-pandemie-trifft-
nicht-alle-gleich
.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

Vertrauen in politische Institutionen: Gesundheitssystem auf dem Prüfstand

Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass das Vertrauen in politische
und öffentliche Institutionen und in die Krisenreaktionsfähigkeit des
Gesundheitssystems zwischen November 2020 und Mai 2021 teilweise gesunken
ist. Die Autor*innen empfehlen, nach Bewältigung der akuten Krise
langfristig angelegte Strategien zu entwickeln, die die
Krisenreaktionsfähigkeit des Systems nachhaltig und für die Bevölkerung
nachvollziehbar verbessern, besonders in den Bereichen Gesundheit und
Bildung.

Priorisierungsgruppe oder „Vitamin B“ – Gibt es Ungleichheit beim
Impfzugang?

Die Impfpriorisierung wurde in der Bevölkerung verstanden und weitgehend
akzeptiert. Ungleichheiten beim Zugang zu Impfungen sind zwar vorhanden,
aber moderat: Ärzte im persönlichen Umfeld etwa erhöhen die
Wahrscheinlichkeit, geimpft zu sein, nur um rund fünf Prozent. Für den
Erhalt einer Impfung ist Eigenmotivation von besonders hoher Bedeutung. Um
auch solche prinzipiell impfbereiten Personen zu erreichen, die selbst
keine Schritte unternehmen, um geimpft zu werden, empfehlen die
Forschenden, allen Bürger*innen ein schriftliches Impfangebot mit
Einladung zu einem bereits reservierten Impftermin zu machen, und dafür
einen halben Tag Impfurlaub zu ermöglichen.

Radikalisierung der Zweifelnden? Einstellungen zu den Eindämmungsmaßnahmen

Die große Mehrheit der Bevölkerung unterstützte auch im Mai 2021 weiterhin
die Corona-Eindämmungsmaßnahmen. Doch die Gruppe derer, die die Pandemie
für wenig gefährlich halten, Verschwörungstheorien anhängen und die
staatlichen Eindämmungsmaßnahmen ablehnen, ist auf rund 19 Prozent der
Bevölkerung angewachsen, ein Anstieg um mehr als zwei Drittel seit der
letzten Befragung im November 2020.

Eine weitere „Radikalisierung der Zweifelnden“ sollte nach Ansicht der
Wissenschaftler*innen künftig durch eine möglichst konsistente und
transparente Krisenkommunikation so weitgehend wie möglich vermieden
werden. Dazu gehört auch das ehrliche Eingestehen von Fehlern und
insbesondere das Lernen aus diesen in Form sichtbar gezogener
Konsequenzen.

Unterschiede in der Lebenszufriedenheit – besondere Belastung von Frauen
und Müttern

Die Lebenszufriedenheit ist bei Frauen im Verlauf der Pandemie stärker
zurückgegangen als bei Männern. Im Mai 2021 klagten rund 57 Prozent der
Frauen über größeren Stress und gestiegene Unzufriedenheit seit Beginn der
Pandemie, gegenüber 49 Prozent bei den Männern. Der Anteil der
unzufriedener gewordenen Mütter lag mit rund 70 Prozent weit oberhalb des
Anteils unzufriedener gewordener Kinderloser.

Nach Ansicht der Autor*innen sollte Krisenpolitik in ihren Maßnahmen wie
in ihrer Kommunikation stärker dem Umstand Rechnung tragen, dass
Zusatzbelastungen in Krisensituationen Familien in besonders hohem Maße
treffen.

Faktenübersicht:

- Aktuelle Publikation: Ariane Bertogg, Marius R. Busemeyer, Claudia
Diehl, Nevena Kulić, Susanne Strauß, Thomas Wöhler, Felix Wolter (2021):
Vertrauen. Impfzugang. Radikalisierung. Unzufriedenheit. Wo die
Coronakrise die Gesellschaft ungleicher macht. Policy Papers 07: COVID-19
und soziale Ungleichheit – Thesen und Befunde 06. 29. Juli 2021.
Herausgeber: Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ der Universität
Konstanz und Das Progressive Zentrum, Berlin.
Download: http://www.progressives-zentrum.org/die-pandemie-trifft-nicht-
alle-gleich
.
- Projektwebseite: https://ungleichheit.uni.kn/forschung/covid-19-und-
soziale-ungleichheit-umfrage-programm/
.
- „Das Progressive Zentrum“ ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Think-
Tank mit dem Ziel, die Vernetzung progressiver Akteurinnen und Akteure zu
fördern und Politik für ökonomischen und gesellschaftlichen Fortschritt
mehrheitsfähig zu machen. Sitz in Berlin, Aktivitäten in vielen Ländern
Europas (u. a. Frankreich, Polen, Großbritannien) sowie in den USA.
- Ariane Bertogg ist Postdoctoral Fellow am Zukunftskolleg der Universität
Konstanz. Sie ist Soziologin und forscht schwerpunktmäßig zu Familie und
Arbeitsmarkt, Lebensläufen und dem Wohlfahrtsstaat.
- Marius R. Busemeyer ist Professor für Politikwissenschaft mit dem
Schwerpunkt Vergleichende Politische Ökonomie an der Universität Konstanz
und Sprecher des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“. Seine
Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Wohlfahrtsstaatenforschung,
Bildungs- und Sozialpolitik, Theorien des institutionellen Wandels sowie
der Digitalisierung.
- Claudia Diehl ist Professorin für Mikrosoziologie an der Universität
Konstanz und Co-Sprecherin des Exzellenzclusters „The Politics of
Inequality“. Ihre Forschungs-schwerpunkte liegen im Bereich der
Eingliederungsprozesse von Zuwanderern, der internationalen Migration,
Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung.
- Nevena Kulić ist Adjunct Professor an der School of Economics and
Management der Universität Florenz sowie Senior Fellow Alumna am
Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“. Sie ist Soziologin und
Ungleichheitsforscherin, insbesondere in den Bereichen Familie, Bildung
und Gender. Im Sommersemester 2021 vertritt sie die Professur von Susanne
Strauß an der Universität Konstanz.
- Susanne Strauß ist Professorin für Soziologie mit Schwerpunkt Gender
Studies und Principal Investigator am Exzellenzcluster „The Politics of
Inequality“. Sie forscht zu Geschlechterungleichheiten auf dem
Arbeitsmarkt und im Bildungssystem sowie in unbezahlten Tätigkeiten, etwa
Ehrenamt, Kinderbetreuung und Haushalt.
- Thomas Wöhler ist Soziologe und Forschungs- und Datenmanager am
Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“. Er koordiniert die
Befragungsprojekte des Clusters und arbeitet inhaltlich zu verschiedenen
Ungleichheitsfragen.
- Felix Wolter ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsgruppe für
Mikrosoziologie von Claudia Diehl und Mitglied des Exzellenzclusters „The
Politics of Inequality“. Seine Forschungsinteressen gelten quantitativen
Methoden empirischer Sozialforschung, der sozialen Ungleichheit sowie der
Sozialstruktur und Arbeitsmarktsoziologie.

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Ausländische Fachkräfte an Deutschland binden -BIBB veröffentlicht Studie

BIBB-Studie zu langfristigen Auswirkungen von qualifikationsspezifischen
Wanderungsströmen auf Arbeitsangebot und wirtschaftliche Entwicklung

Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland wird aufgrund der
demografischen Entwicklung zwischen 2020 und 2040 um etwa 1,8 Millionen
Personen zurückgehen. Das zeigen die Basisprojektionen des Bundesinstituts
für Berufsbildung (BIBB) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB), die von einem jährlichen Wanderungsgewinn von etwa
240.000 Personen ausgehen.

Schon eine geringfügige Erhöhung der Zuwanderung nach Deutschland („Pull-
Szenario“) beziehungsweise eine Verringerung der Abwanderung ausländischer
Fachkräfte aus Deutschland („Bleibe-Szenario“) um rund 50.000 Personen pro
Jahr würde deutlich positive Auswirkungen auf die Entwicklung des
Fachkräfteangebots und die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland
haben. Dies zeigt eine neue Studie des BIBB, veröffentlicht in der Reihe
BIBB REPORT.

Bei einer erhöhten Zuwanderung nach Deutschland würde der Anteil an
Personen aus Drittstaaten an Bedeutung gewinnen, da aufgrund der
demografischen Entwicklung in Europa das Zuwanderungspotenzial aus den EU-
Staaten zurückgeht. Aufgrund der zurzeit geltenden rechtlichen
Zugangsbeschränkungen würde Deutschland durch die Zuwanderung aus
Drittstaaten insbesondere an Hochqualifizierten gewinnen. Dies sind
Personen, die über Abschlüsse verfügen, welche einem Hochschulabschluss
oder einer Aufstiegsfortbildung entsprechen. Zudem ist etwa jede fünfte
zuziehende Person im schulpflichtigen Alter. Die neue BIBB-Studie belegt
aber auch, dass nur etwa jede zweite zuwandernde Person langfristig in
Deutschland verweilt. Damit würde ein großer Teil der getätigten Bildungs-
und Integrationsanstrengungen wieder verloren gehen.

Um langfristig von Zuwanderung zu profitieren, sollte daher nach
Auffassung der Autorinnen und Autoren insbesondere die
Bleibewahrscheinlichkeit der Zugewanderten erhöht werden – vor allem von
Personen mit einer gefragten beruflichen oder akademischen Qualifikation.
Nach den Erkenntnissen der Studie gelingt dies zum Beispiel durch die
Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen, da diese einen
unmittelbareren und stärkeren positiven Effekt auf die wirtschaftliche
Entwicklung und das Fachkräfteangebot hat. Vor allem mehr Personen aus EU-
Staaten würden bei Anerkennung ihrer Berufsqualifikationen langfristig in
Deutschland verweilen. Der Wanderungsgewinn läge bereits ohne zusätzliche
Zuwanderung bei knapp einer Million Personen und das Fachkräfteangebot
insbesondere auf der mittleren Qualifikationsebene würde stärker
profitieren. Da das Verhindern von Fortzügen vor allem Personen im
erwerbsfähigen Alter betrifft, würden sich zum Beispiel auch der private
Konsum und die Bauinvestitionen vergleichsweise stärker erhöhen.

Weitere Informationen im BIBB REPORT 1/2021: „Should I stay or should I
go? Langfristige Auswirkungen von qualifikationsspezifischen
Wanderungsströmen auf Arbeitsangebot und wirtschaftliche Entwicklung“. Die
Veröffentlichung kann kostenlos unter <www.bibb.de/bibbreport>
heruntergeladen werden.

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