Prof. Dr. Thomas Spittler ist mit dem kollaborativen Lehrprojekt zufrieden und freut sich auf das nächste Projekt dieser Art. THD/ECRI
Der European Campus Rottal-Inn beschreitet gemeinsam mit der Unversitat de Vic in Spanien neue Wege bei virtuellen Lehrformaten. Das Lehrprojekt zu E-Health wurde mit Studierenden beider Universitäten durchgeführt. Nachdem in der Vorlesung relevante Inhalte zu E-Health, serious Games und Gamification, Recht und Ethik sowie Roboter in der Pflege durchgenommen worden waren, wurden die Studierenden in internationale Teams eingeteilt. Diese bekamen die Aufgabe, den Einsatz von Gamification am Beispiel eines Patienten mit neuem Hüftgelenk, der nach der OP seine motorischen Fähigkeiten wieder reaktivieren muss, durch Spiele bei der Reha zu unterstützen.
Der European Campus Rottal-Inn (ECRI) beschreitet unter Federführung von Prof. Dr. Thomas Spittler gemeinsam mit der katalonischen Unversitat de Vic (UVic) in Spanien neue Wege bei virtuellen Lehrformaten.
Zusammen mit Juan Antonio De Los Cobos und Montse Romera Mas der UVic führten Prof. Dr. Thomas Spittler und Anna Schmaus-Klughammer, LLB (hons.) vom ECRI ein Lehrprojekt zu E-Health mit Studierenden aus Spanien, Deggendorf und Pfarrkirchen durch. Insgesamt nahmen 30 Studierende der Fachrichtungen Nursing and Physiotherapy, Health Informatics und Gesundheitsinformatik von zuhause aus an dem Projekt teil.
Zu Beginn wurden alle relevanten Inhalte zu E-Health, serious Games und Gamification, Recht und Ethik sowie Roboter in der Pflege durchgenommen. Anschließend bekamen die Studierenden eine konkrete Aufgabe gestellt, um das erlernte Wissen praktisch anzuwenden. In sechs international gemischten Teams, jeweils zu gleichen Teilen bestehend aus Studierenden aus Spanien, Deggendorf und Pfarrkirchen, sollten die Studierenden den Einsatz von Gamification an einem konkreten Beispiel umsetzen. Aufgabenstellung war es, einem Patienten mit neuem Hüftgelenk, der nach der Operation seine motorischen Fähigkeiten wieder reaktivieren muss, durch Spiele bei der Reha zu unterstützen. Dafür mussten die Studierenden recherchieren, um herauszufinden, welche Maßnahmen nach einem solchen Eingriff empfohlen werden. Aufbauend darauf sollten sie Lösungen finden, wie mithilfe von Gamification oder einem konkreten Spiel, die Genesung vorangetrieben werden kann. Wichtig dabei waren auch rechtliche Aspekte und die Frage, ob Ergebnisse, die der Patient im Spiel erzielt auch in die elektronische Patientenakte des Patienten aufgenommen werden sollten und ob dies sinnvoll ist oder nicht.
Die Studierenden erarbeiteten die unterschiedlichsten Ideen und Reha- Spiele während des Projektes. So entstand beispielsweise ein virtuelles Haustier, dessen Gesundheitszustand sich dem des Patienten anpasst. Erzielt er während der Übungen gute Ergebnisse, da sich sein Zustand verbessert, so ist auch das virtuelle Haustier gesund und glücklich. Macht der Patient Rückschritte, so zeigt sich auch bei dem Haustier eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes. Weitere Ideen waren die Integration von Künstlicher Intelligenz, um Übungsverläufe zu optimieren und dem Patienten so zu schneller Gesundung zu verhelfen, aber auch der Einsatz von Virtual Reality Elementen bis hin zu einer Verbindung zwischen Hometrainer und einer App.
Das positive Feedback von Studierenden und Lehrenden sowie die hervorragende internationale virtuelle Zusammenarbeit rundeten das kollaborative Lehrprojekt ab. Mit dem Erfolg der ersten Kollaboration im Hinterkopf, planen die Beteiligten bereits das nächste gemeinsame Projekt.
DGU-Präsident Prof. Dr. Dr. h.c. Arnulf Stenzl. Der Ärztliche Direktor der Klinik für Urologie, Tübingen, leitet die weltweit drittgrößte urologische Fachtagung in Stuttgart. Bertram Solcher DGU
Ein Kind zeugen, Vater werden: Nicht immer geht der Kinderwunsch des Mannes in Erfüllung. Diagnostik und Therapie der männlichen Unfruchtbarkeit stellen eine große Herausforderung für andrologisch ausgebildete Urologen dar. Neue Erkenntnisse bei der Suche nach genetischen Ursachen für die männliche Infertilität diskutiert die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) auf ihrer 73. Jahrestagung im kommenden Herbst im Internationalen Congresscenter Stuttgart.
„Wenn aktuelle Forschungsergebnisse im klinischen Alltag Relevanz bekommen und neue individualisierte Therapieansätze ermöglichen, dann sind das sehr gute Nachrichten für die behandelnden Urologinnen und Urologen und ihre Kinderwunschpatienten“, sagt DGU-Präsident Prof. Dr. Dr. h.c. Arnulf Stenzl. Der Ärztliche Direktor der Klinik für Urologie, Tübingen, leitet die weltweit drittgrößte urologische Fachtagung vom 15. bis 18. September 2021 in Stuttgart.
„Da die Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch zu gleichen Teilen beim Mann oder bei der Frau oder bei beiden liegen, ist es wichtig, beiden Partnern eine optimale Behandlungsoption anzubieten und aufseiten des Mannes mit einer verbesserten Diagnostik, Beratung und Behandlung durch den andrologisch versierten Urologen die große Behandlungslast von den Frauen zu nehmen“, erklärt Urologin Prof. Dr. Sabine Kliesch, Chefärztin der Abteilung für Klinische und Operative Andrologie am Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA) am Universitätsklinikum Münster und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Andrologie e.V. (DGA). Entscheidend dafür sei die Erforschung von genetischen Ursachen der männlichen Infertilität, denn bei 70 Prozent der Patienten mit schweren Fertilitätsstörungen sei keine offensichtliche Ursache erkennbar.
Einen Durchbruch brachte der sogenannte männliche Fertilitäts-Gen-Atlas (Male Fertility Gene Atlas), der von der klinischen Forschungsgruppe Male Germ Cells am Institut für Reproduktionsgenetik am Universitätsklinikum Münster und dem CeRA entwickelt wurde und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. „Mithilfe dieser Datenbank, die 2017 an den Start ging und die einen schnellen, einfachen Zugang zu Studien und genetischen Befunden zu männlicher Infertilität und Keimzellen bereitstellt, konnten in den letzten drei Jahren weitere Gene entdeckt werden, die für das Fehlen von Spermien im Ejakulat, der Azoospermie, verantwortlich sind“, sagt Prof. Kliesch. Ein Großteil der gefundenen Gene sei bereits in die Klinik überführt und Patienten könnten routinemäßig getestet werden.
Nach einer Erhebung des CeRA konnte der Anteil der Patienten, bei denen genetische Ursachen für eine Azoospermie gefunden werden von 20 auf 25 Prozent gesteigert werden. „Das Ergebnis der genetischen Untersuchung kann dann darüber entscheiden, ob eine TESE, also eine Spermienextraktion aus dem Hodengewebe, angezeigt ist, um Samenzellen für eine künstliche Befruchtung zu gewinnen, oder ob es keine Aussicht auf einen Behandlungserfolg gibt. In diesen Fällen können wir durch die verbesserte Diagnostik unnötige Operationen vermeiden“, so die Urologin und Vorsitzende des DGU Arbeitskreises Andrologie.
Außerdem können neuerdings Kinderwunschpatienten identifiziert werden, deren vermeintlich gesunde Samenzellen aufgrund eines kleinen genetischen Bauplanfehlers im Ionenkanal in der Zellmembran auf natürlichem Weg nicht fähig sind, eine Eizelle zu befruchten. „Diesen Paaren können wir eine lange Odyssee ersparen, denn wir wissen, dass bei diesem Defekt eine künstliche Befruchtung nur Erfolg haben wird, wenn im Rahmen einer intracytoplasmatischen Spermieninjektion, der ICSI, ein Spermium direkt in die Eizelle injiziert wird“, erläutert Prof. Dr. Sabine Kliesch.
Entdeckt wurden zudem Genveränderungen, die bei Patienten mit relativ normalen Spermien und normalem Hormonprofil eine ausreichende Produktion des follikelstimulierenden Hormons (FSH) und damit die Reifung der Keimzellen verhindern. „In diesen Fällen könnte eine Hormontherapie im besten Fall eine natürliche Befruchtung ermöglichen, was in einem nächsten Schritt in sehr komplexen und teuren klinischen Studien weiter untersucht werden muss“, sagt DGA-Präsidentin Kliesch, die dem Andrologie-Forum auf dem 73. DGU Kongress im September 2021 in Stuttgart vorsitzen wird.
Ruhrhochwasser im Juli 2021 bei Schwerte P-S-DES!GN-AdobeStock
Die jüngsten Ereignisse verdeutlichen es drastisch: Wetter-Ausschläge werden extremer. Im Juli 2021 waren es extreme Niederschläge in Nordrhein- Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern und Sachsen, 2018 und 2019 litt Deutschland unter einer langanhaltenden Trockenheit und Hitze. Jüngere Klimastudien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für beide Extreme zunehmen wird. Es ist Zeit für ein groß angelegtes Klimaanpassungsprogramm. Wissenschaftler:innen unter der Koordination des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) haben fünf wesentliche Prinzipien definiert, an denen Städte und Gemeinden ihren Umbau für mehr Klimasicherheit orientieren sollten.
Im Juli 2021 führten starke und langanhaltende Niederschläge in den deutschen Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern und Sachsen zu Zerstörungen an Infrastrukturen und Gebäuden sowie Verletzten, Vermissten und Toten in bisher unvorstellbarem Ausmaß. In den Jahren 2018 und 2019 dagegen litten Landwirtschaft, Wälder, Oberflächengewässer und Grundwasser, aber auch Menschen und Ökosysteme unter den enormen Folgen von langanhaltender Trockenheit und Hitze. Jüngere Klimastudien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für beide Extreme zunehmen wird.
Jedes extreme Wetterereignis für sich kann existenzbedrohend sein, und gerade die jüngsten Überflutungsereignisse sind mit nicht tragbaren Schäden an Leib und Leben, mit dem Verlust an materiellen, ideellen und nicht ersetzbaren kulturellen Werten verbunden. Umso wichtiger ist es, die richtigen Lehren zu ziehen. Für umfassende Schlussfolgerungen aus diesem speziellen Ereignis ist es zu früh: Es bedarf genauerer Daten und Analysen, um die Mechanismen und Faktoren, die zu diesen enormen humanitären und finanziellen Auswirkungen von Extremereignissen führen, besser zu verstehen, u.a. hydrologische Prozesse, Fragen der Frühwarnung und Risikovorsorge sowie der Verletzlichkeit und Landnutzung. Erst auf dieser Basis können fundierte Ziele und Handlungserfordernisse für eine bessere und zukunftssicherere Entwicklung von Kommunen und Städten abgeleitet werden. Dieses Statement soll einen gemeinsamen Diskussionsprozess anstoßen. Der Klimawandel stellt gerade Gemeinden und Städte vor gewaltige Aufgaben. Daher gilt es, den Umbau von Städten und Gemeinden, von Gebäuden und Infrastrukturen sowie Ökosystemen gemeinsam voranzutreiben und uns auf eine neue Wetterdynamik einzustellen.
Es ist an der Zeit, ähnlich wie beim Klimaschutz, ein groß angelegtes Klimaanpassungsprogramm auf den Weg zu bringen. Es gilt, das Risikomanagement von Wetterextremen und den Bevölkerungsschutz sowie die strategische Planung in Kommunen und Städten weiter zu stärken. Ziel muss es sein, die Klimasicherheit von Gemeinden und Städten auf ein neues Fundament zu stellen. Dafür bedarf es der weiteren Verbesserung unserer Wissensgrundlage, aber auch der Kooperation aller Akteure, inklusive der Politik und der Behörden von Bund und Ländern, privater Unternehmen, Vereine sowie der einzelnen Menschen vor Ort.
Im Folgenden stellen wir wesentliche Prinzipien vor, an denen sich der Umbau von Städten und Gemeinden orientieren sollte, um ihre Klimasicherheit zu erhöhen. Die hier vorgeschlagenen Prinzipien sind in der Fach-Community etabliert. Viele der Forderungen wurden bereits nach den großen Hochwassern 1993 und 1995 am Rhein bzw. im Nachgang der zerstörerischen Hochwasser 2002 und 2013 öffentlich gemacht. Mit diesem Statement soll ihre Bedeutung nochmals unterstrichen werden. Die Prinzipien gehen über die Gemeinde- und Stadtgrenzen hinaus, da viele Maßnahmen zwar in Städten wirken, aber auf anderer räumlicher oder föderaler Ebene entschieden und umgesetzt werden müssen. Die Prinzipien sollen helfen, die Klimasicherheit von Städten und Gemeinden stärker zu priorisieren. Die Lösungen müssen allerdings immer im jeweiligen Kontext entwickelt werden. Die Herausforderungen in den Mittelgebirgen mit seinen vielen kleinen Flusseinzugsgebieten sind andere als im Flachland. Während einige Prinzipien unmittelbar angegangen und zeitnah umgesetzt werden sollten (z.B. Frühwarnung und Bevölkerungsschutz), sind andere nur längerfristig umsetzbar (Umbau von Infrastruktursystemen, Steigerung der Speicherfähigkeit von Landschaften). Allerdings gilt: Auch für längerfristige Transformationsprozesse sind die Grundlagen zeitnah zu legen.
Es ist jetzt Zeit, um zu handeln.
1. Frühwarnsysteme verbessern und den Bevölkerungsschutz stärken:
Auch für kleinere Flusseinzugsgebiete gilt es, die Vorhersage von Hochwasserwellen zu verbessern und zuverlässige Warnsysteme aufzubauen. Neben der Entwicklung von robusten Vorhersage-Modellen ist die Etablierung einer dauerhaften und verlässlichen Kommunikation mit Vertreter:innen von Städten und Gemeinden sowie den Bürger:innen vor Ort unerlässlich. Nur eine Warnung, die Menschen verstehen und der sie vertrauen, wird zu den gewünschten Handlungen führen.
2. Schwammfähigkeit und Speicherfähigkeit steigern:
Neben etablierten Schutzlösungen wie Deichen, Mauern und Poldern gilt es vermehrt, Gemeinden, Städte und Landschaften wie Schwämme zu konzipieren und den Wasserrückhalt in der Landschaft zu verbessern. Jeder Kubikmeter Wasser, der nicht über die Kanalisation in Bäche und Flüsse eingeleitet wird, trägt zur Abflachung von Hochwasserwellen bei, kann diese aber, wie bei den Ereignissen 2021, nicht verhindern. Daher gilt es, den Wasserrückhalt und das Speichervermögen von Flussauen, Wald- und Agrarlandschaften, aber auch in den dichter besiedelten Bereichen durch zusätzliche Grün- und Freiflächen zu steigern. Gerade für extreme Niederschläge sind zusätzliche Speicherräume und grüne Infrastrukturen so zu konzipieren, dass diese auch als Notwasserwege im Fall der Fälle vorbereitet sind. Ein hohes Speichervermögen für Wasser hilft nicht nur in Hochwasser-, sondern auch in Trockenzeiten.
3. Klimaprüfung von kritischen Infrastrukturen durchsetzen:
Bei der Sanierung, dem Wiederaufbau nach Katastrophen und dem Neubau von öffentlichen Infrastrukturen und Gebäuden – insbesondere sogenannten kritischen Infrastrukturen – gilt es, die Folgen des Klimawandels abzuschätzen und Bemessungswerte entsprechend zu erneuern. Dies schließt auch die Berücksichtigung von Kaskadeneffekten durch die Unterbrechung von Versorgungsleistungen in Infrastruktursystemen ein. Infrastrukturen (Versorgung mit Wasser, Strom etc.), das Rückgrat unserer modernen Gesellschaft, müssen so konzipiert werden, dass sie auch in extremen Wetterlagen funktionieren oder entsprechende Rückfalloptionen erlauben. Es ist nicht hinnehmbar, wenn gerade während einer Krise notwendige Kommunikationsnetze, medizinische Dienstleistungen und Einrichtungen ausfallen, da sie nicht hinreichend auf solche Extremereignisse vorbereitet sind.
4. Klimasicherheit von Gebäuden fördern:
Beim Wiederaufbau, Neubau bzw. der Sanierung im Bestand gilt es, die Klimasicherheit von Gebäuden von Anfang an mitzudenken und den Schutzstandard zu erhöhen, insbesondere auch von Einrichtungen, die besonders vulnerable Gruppen wie Kinder, Senioren oder behinderte Menschen beherbergen. Dafür bedarf es, ähnlich wie bei der energieeffizienten Sanierung, finanzieller Förder- und Anreizinstrumente sowie der Etablierung vorsorgeorientierter Versicherungsprämien. Auch bei Bauanträgen und Immobilienverkäufen sollten systematisch entsprechende Informationen über Starkregen- oder Hochwassergefahren bereitgestellt und abgefragt werden. Zukunftsherausforderungen im Gebäudebestand allein appellativ bzw. reaktiv meistern zu wollen, wird nicht ausreichen.
5. Gestaltungs- und Durchsetzungswille ist ebenso notwendig wie Kooperation und Solidarität:
Für den Umbau bedarf es des Innovations- und Gestaltungswillens auf Seiten von Städten, Gemeinden, Investoren und Privatpersonen ebenso des Einsatzes von Finanzierungs- und Anreizinstrumenten auf Seiten des Bundes bzw. der Länder. Es braucht durchsetzungsstarke Instrumente in der Planung sowie kohärente und standardisierte Rahmenwerke und Vorgehensweisen. Des Weiteren sind Nutzen und Lasten des Umbaus hin zu klimasicheren Städten und Gemeinden solidarisch zu verteilen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Gemeinden, die im Oberlauf von Flüssen mehr Raum für Wasser schaffen, werden davon nur indirekt profitieren; Gemeinden im Unterlauf aber unmittelbar, da das Überflutungsrisiko reduziert wird.
Die Autorinnen und Autoren: Prof. Dr. Christian Kuhlicke (UFZ), Prof. Dr. Christian Albert (Ruhr- Universität Bochum), Prof. Dr. Daniel Bachmann (Hochschule Magdeburg- Stendal), Prof. Dr. Jörn Birkmann (Universität Stuttgart), Prof. Dr. Dietrich Borchardt (UFZ), Prof. Dr. Alexander Fekete (Fachhochschule Köln), Prof. Dr. Stefan Greiving (TU Dortmund), Prof. Dr. Thomas Hartmann (TU Dortmund), Prof. Dr. Bernd Hansjürgens (UFZ), Prof. Dr. Robert Jüpner (TU Kaiserlautern), (Prof. Dr. Sigrun Kabisch (UFZ), Prof. Dr. Kerstin Krellenberg (Universität Wien), Prof. Dr. Bruno Merz (GFZ), Prof. Dr. Roland Müller (UFZ), Prof. Dr. Dieter Rink (UFZ), Dr. Karsten Rinke (UFZ), Prof. Dr. Holger Schüttrumpf (RWTH Aachen), Prof. Dr. Reimund Schwarze (UFZ), Prof. Dr. Georg Teutsch (UFZ), Prof. Dr. Annegret Thieken (Uni Potsdam), Dr. Maximilian Ueberham (UFZ), Prof. Dr. Martin Voss (FU Berlin)
Fraunhofer IWS erprobt tausendfach schnellere Strahlformung Laser-Experten aus Sachsen und Israel erproben derzeit gemeinsam am Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS in Dresden einen neuartigen Laser für den Industrieeinsatz. Das System basiert auf der für Hochleistungslaser noch jungen Methode des »Coherent Beam Combinings« (CBC). Der 13-Kilowatt-Laser kann im laufenden Betrieb besonders schnell verschiedene Energieverteilungsmuster erzeugen und dadurch selbst anspruchsvolle Hightech-Materialien sehr präzise und schnell bearbeiten. Die Fraunhofer-Forscher wollen die innovative Lasertechnik aus Israel demnächst auch weltweit Unternehmen zur Verfügung stellen. Innerhalb eines europäischen Netzwerkprojekts untersucht das Fraunhofer IWS bereits mit dem Laserhersteller Civan Lasers und A. Kotliar Laser Welding Solutions die um ein Tausendfaches beschleunigte Strahlformung erstmals für das Additive Manufacturing.
Der Laser »Dynamic Beam« aus Jerusalem ist inzwischen im Fraunhofer IWS in Dresden installiert. Das Institut ist damit die weltweit erste Forschungseinrichtung, die eine solche Laserlösung im Einsatz hat. Gemeinsam mit dem Kooperationspartner Civan Lasers erhoffen sich die Forscher von der Erprobung in Sachsen nicht zuletzt neue Anwendungsszenarien. »Dieser Laser wird die Grenzen der Materialbearbeitung, zum Beispiel in der Medizintechnik sowie in der Luft- und Raumfahrt weiter hinausschieben«, prognostiziert Dr. Andreas Wetzig, der am Fraunhofer IWS das Technologiefeld Trennen und Fügen leitet. Er verweist dabei auf das sächsisch-israelische Forschungssprojekt »ShapeAM« im Rahmen des europäischen Netzwerkprogramms »M-era.Net«, in dem dieser neue Laser eine zentrale Rolle spielen wird und das im Juli 2021 gestartet ist.
Tausendmal schneller
Im Einsatz ist dabei das Coherent Beam Combining, was sich mit »Kohärente Strahlkombination« übersetzen lässt. Denn der Dynamic Beam Faserlaser vom israelischen Unternehmen Civan Advanced Technologies kombiniert Dutzende Einzelstrahlen zu einem leistungsstarken Laserstrahl mit hoher Qualität. Durch kleine Phasenverschiebungen (Optical Phased Array = OPA) der Wellentäler und -berge in den Teilstrahlen kann der Laser rasch ganz verschiedene Energieverteilungsmuster im resultierenden Bearbeitungs- Laserstrahl erzeugen: Während ein klassischer Laser die meiste Energie nur in der Strahlmitte freisetzt, kann das System aus Israel auf den Werkstücken beispielsweise Energiemuster in Form eines Rings, einer Acht oder eines Hufeisens erzeugen. Prinzipiell war dies zwar auch früher schon mit strahlablenkenden Optiken oder schnell schwingenden Spiegeln möglich. Doch selbst die schnellsten Schwingspiegel brauchen noch Millisekunden, um die Energiemuster im Strahl neu auszurichten. Der Dynamic Beam Faserlaser schafft das dagegen Tausendmal schneller, binnen Mikrosekunden. Diese Geschwindigkeit macht es erstmals möglich, die dynamische Strahlformung für die additive Fertigung von Metallen einzusetzen. Im Rahmen von »ShapeAM« testen die Forscher das neue CIVAN-System, um verbesserte Werkstoffeigenschaften zu erzielen. Konkret geht es um die additive Fertigung von Titan- und Aluminium-Legierungen, wie sie für Raumfahrtbauteile, Implantate und Leichtbau-Komponenten für die Mobilität gebraucht werden. Dabei wollen die Partner die dynamische Strahlformung einsetzen, um Defekte zu eliminieren und somit eine höhere Qualität der 3D-Druckergebnisse zu erzielen. Dr. Eyal Shekel, CEO von Civan, freut sich auf das Projekt: »ShapeAM macht es uns möglich, die Vorteile des Dynamic- Beam-Shapings in der additiven Fertigung von Metallen zu explorieren.« Dr. Elena Lopez, Abteilungsleiterin Additive Fertigung am Fraunhofer IWS, fügt hinzu: »Wir planen, neuartige Strahlformen und Steuerungsfrequenzen zu verwenden, die mit anderen Methoden nicht erreichbar sind, um die Herausforderungen bei rissempfindlichen Materialien zu überwinden.«
Reger Austausch zwischen Dresden und Jerusalem
Aus dem gemeinsamen Projekt soll sich ein fruchtbarer wissenschaftlicher und personeller Austausch zwischen Israel und Sachsen entwickeln: Das Fraunhofer IWS wird die Testergebnisse nach Jerusalem weiterleiten. Auch ist angedacht, zeitweise Austauschwissenschaftler nach Israel zu entsenden. Umgekehrt werden die Civan-Experten voraussichtlich im Laserlabor in Dresden eigene Versuche durchführen. Die Tests am Dresdner Institut sollen die Möglichkeiten und Grenzen des Dynamic Beam Lasers ermitteln. Vorgesehen sind zunächst Basisversuche mit verschiedenen Strahlprofilen, Werkstoffen und Verfahren. Dann testen die Forscher konkrete Anwendungen aus, beispielsweise, wie gut das System diverse Werkstücke aus sonst schwer bearbeitbaren Werkstoffen und Werkstoffverbünden trennen, fügen oder additiv fertigen kann.
»Dynamic Beam« verdoppelt Arbeitstempo
Schon absehbar ist, dass sich mit dem neuen Laser die Schmelzbad-Dynamik bei vielen additiven und Fügeprozessen schneller und präziser steuern lässt – und dies nicht nur in der Fläche, sondern auch in der Tiefe. Auch beim Laserschneiden verspricht sich das Fraunhofer IWS Vorteile in Hinblick auf gratfreie Schnitte bei hoher Kantenqualität – bei doppeltem Arbeitstempo im Vergleich zu herkömmlichen Faserlasern. Ob der neue Laser diese Erwartungen auch in der Praxis erfüllt, wird sich in der Erprobungsphase in Dresden zeigen. Die Qualitäts- und Geschwindigkeitsvorteile, die sich bereits abzeichnen, machen die Technik jedenfalls für den Einsatz in der metallverarbeitenden Industrie, der Medizintechnik und Elektromobilität sowie in der Luft- und Raumfahrtindustrie hochinteressant. Online-Webinar und -Konferenz bieten Einblicke in erste Ergebnisse Das Fraunhofer IWS wird am 14. September 2021 den am Dynamic Beam Faserlaser interessierten Partnern aus Industrie und Forschung in einem Webinar vorstellen. Dann wird es möglich sein, den Einsatz des CBC- Faserlasers für eigene Anwendungen beim Fraunhofer IWS zu erproben. Erste Erkenntnisse aus ihren Testreihen stellen die Fraunhofer-Wissenschaftler vom 7. bis 9. Dezember 2021 einem breiteren Fachpublikum bei der kombinierten Online-Veranstaltung Laser Symposium/ISAM 2021 in Dresden vor.
Über CIVAN Civan Advanced Technologies Ltd. wurde im Jahr 2008 gegründet und ist das einzige Unternehmen, das Dynamic Beam Laser anbietet. Mit den Dynamic Beam Lasern von Civan können Hersteller Strahlform, Frequenz, Sequenz und Fokussteuerung steuern, um Spritzer zu eliminieren und die Schweißleistung und -geschwindigkeit zu erhöhen. Mit ihren fortschrittlichen Fähigkeiten öffnen die Dynamic Beam Laser die Tür zu unzähligen neuen Anwendungen. Mehr Infos: https://www.civanlasers.com/