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2. Grabungskampagne der Bischofskirche von Ostia antica erfolgreich abgeschlossen

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Diesen Monat endete die äußerst erfolgreiche zweite Grabungskampagne des
Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Ostia antica.

Diese hatte im
Juli begonnen und sich fünf intensiven Wochen lang der Ausgrabung der
konstantinischen Bischofskirche gewidmet, an die sich kleinere
Nachuntersuchungen und nun das Zuschütten der Flächen anschlossen. Nach
dem Ostteil mit Apsis und Presbyterium im letzten Jahr stand in diesem
Sommer der Westteil der Kathedrale mit dem Eingang und dem Übergang vom
Bereich des Atriums zum Hauptschiff im Fokus.

Der angetroffene Erhaltungsgrad war dieses Jahr viel besser als erwartet –
nicht nur die Mauern standen höher an, in großen Bereichen des Westteils
der Kirche ist auch der Fußboden erhalten. Erstmals konnten hier nicht nur
Architekturteile wie Säulen und ein Kapitell der konstantinischen Kirche,
sondern sogar Teile des originalen Mosaikbodens freigelegt werden. Sowohl
im Atrium als auch im Westteil der Kirche waren zudem sekundär zahlreiche
Bestattungen eingebracht worden, zumeist in wiederverwendeten Sarkophagen,
die alle bereits antik oder auch modern beraubt und zumeist zur
Wiederverwendung des Marmors zerstört worden waren. Neben etlichen
Fragmenten von Marmorskulptur konnten auch spannende Inschriften, alle in
Form von wiederverwendeten Marmorblöcken, entdeckt werden. Spektakulär
sind zudem die verstürzt angetroffenen Mauern der Kirche, unter denen
reiches Fundmaterial die Aufgabe des Gebäudes im frühen 9. Jh. belegt.

Den ganzen August über hatte das fast 40köpfige internationale Team von
DAI Rom (N. Zimmermann), den Universitäten Bonn (S. Feist) und Köln (M.
Heinzelmann) in bewährter Zusammenarbeit mit der römischen Universität La
Sapienza (E. Borgia) sowie weiteren Studierenden der Universität Roma Tre
und des Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana gemeinsam der großen
Hitze standgehalten. Sensationell ist die Entdeckung des konstantinischen
Fußbodenmosaiks der Bischofskirche und der erstmals nachgewiesenen Arkaden
über den Säulen des Hauptschiffs. Äußerst spannend ist auch die
angetroffene Zerstörungssituation, denn sie belegt bis ins Frühmittelalter
nachgenutzte Bereiche von Kirche und Atrium. Die neu ergrabene Fläche
erschließt die Geschichte der Bischofskirche ganz neu von ihrer Stiftung
unter Konstantin dem Großen um 320–330 n. Chr. bis zu ihrer Aufgabe und
Zerstörung in karolingischer Zeit. Dies wirft neues Licht auf eine Epoche
des Wandels und Niedergangs, der insbesondere in Ostia aus Gründen der
Grabungsgeschichte bislang selten so detailliert erschlossen ist.

Für alle Grabungsteilnehmer*innen besonders war der Umstand, dass die
Fundkeramik bereits während der Grabung gewaschen und vorläufig
klassifiziert werden konnte, so dass am Ende jeder Woche Grabungs- und
Keramik-Teams sich gegenseitig die ausgegrabenen Flächen und die sie
charakterisierende und datierende Fundkeramik erklären konnten. Auch die
Kampagne im kommenden Jahr verspricht wiederum spannende Ergebnisse, wird
dann doch die Südflanke der Basilika mit dem Baptisterium und der direkt
anschließende Gebäudekomplex untersucht, bei dem es sich um den Wohn- bzw.
Repräsentationsbereich des ostienser Bischof („Episkopium“) handeln
dürfte.

Ein erster vorläufiger Grabungsbericht ist soeben in den Kölner und Bonner
Archaeologica erschienen (KuBA 13, 2023, 163-181), die erste Auswertung
der Ergebnisse erscheint in Kürze im neuen Band der RM (130, 2024).

DFG-Projekt Nr. 507752214 »Die konstantinische Bischofskirche von Ostia:
Struktur – Entwicklung – Kontext«

Projektteam:
DAI Rom, Dr. Norbert Zimmermann
Uni Bonn, Prof. Dr. Sabine Feist
Uni Köln, Prof. Dr. Michael Heinzelmann
Università La Sapienza, Rom, Prof. Dr. Emanuela Borgia
Parco archeologico di Ostia antica