Wie entschlüsselt man Unsterblichkeit?
Der renommierte Wissenschaftler Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas C. G. Bosch
(Christian-Albrechts-Universit
„Spezielle Zoologie“ der Friedrich-Schiller-Universität Jena besucht am
Donnerstag, den 28. November 2024 den Jenaer Beutenberg Campus.
In der
Veranstaltungsreihe „Noble Gespräche“ hält er als Gast des Max-Planck-
Instituts für chemische Ökologie ab 17 Uhr im Hörsaal des Abbe-Zentrums
einen öffentlichen Vortrag mit dem Titel „Wie entschlüsselt man
Unsterblichkeit? - Hydra in Zeiten der Metaorganismus-Forschung“.
Eine neue Sichtweise auf Organismen als komplexe Metaorganismen, bestehend
aus Körperzellen und Mikroorganismen, eröffnet eine neue Ära des
ganzheitlichen Verständnisses komplexer Lebensprozesse. Die
Wechselwirkungen im Metaorganismus können ein Schlüssel zum Verständnis
vieler Krankheiten sein, wie beispielsweise entzündliche
Darmerkrankungen, Fettsucht und Allergien sowie Erklärungen für
Alterungsprozesse liefern. Viele Krankheiten lassen sich oft nur schwer
behandeln, da bisher möglicherweise die Bedeutung der Wechselwirkungen im
Metaorganismus unterschätzt wurde.
Altern ist als Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels zwischen
genetischer Veranlagung und Umwelteinflüssen während des Lebens zu
verstehen. Mit zunehmendem Verständnis des Alterungsprozesses steigt auch
der Bedarf an experimentellen Tiermodellen, die ein mechanistisches
Verständnis der beteiligten genetischen und Umweltfaktoren ermöglichen.
Ein solches Tiermodell ist der Süßwasserpolyp Hydra. Hydren sind
bemerkenswert, weil sie nicht altern. Ein Großteil dieser Nicht-Seneszenz
kann auf sich kontinuierlich teilende Stammzellen zurückgeführt werden.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Besiedelung der Epitheloberfläche
mit einer stabilen, artenreichen Bakteriengemeinschaft. Wie diese beiden
Faktoren zusammenhängen und wie das Mikrobiom dazu beiträgt, dass Hydra
nicht altert, wird Thomas Bosch bei den „Noblen Gesprächen“ erläutern.
Prof. Dr. Thomas C. G. Bosch, geboren 1955 in Augsburg, studierte an der
Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und der Swansea University,
UK, Biologie. Im Anschluss an seine Promotion an der LMU in München ging
er von 1986 bis 1988 als Feodor Lynen Stipendiat der Alexander von
Humboldt-Stiftung an die University of California, Irvine, USA. Danach
kehrte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die LMU zurück, wo er sich
1993 in Zoologie habilitierte und bis 1997 tätig war. Anschließend nahm er
einen Ruf auf die Professur für Spezielle Zoologie an die Friedrich-
Schiller-Universität Jena an. Seit 2000 ist Bosch Professor für Allgemeine
Zoologie an der Christian-Albrechts-Universitä
er den Lehrstuhl für Zell- und Entwicklungsbiologie und den
Universitätsschwerpunkt „Kiel Life Science“ (KLS) und ist Gründer und
ehemaliger Sprecher des DFG Sonderforschungsbereiches „Ursprung und
Funktionieren von Metaorganismen“.
Prof. Bosch ist in zahlreichen nationalen und internationalen
Universitäts-, Akademie- und Fachkommissionen tätig. Er war Präsident der
Gesellschaft für Entwicklungsbiologie (GfE) und ist Fellow beim Canadian
Institute for Advanced Studies (CIFAR) im Programm „Human and the
Microbiome“. Seine Arbeiten konzentrieren sich auf das revolutionäre
wissenschaftliche Konzept der Betrachtung aller Lebewesen als
multiorganismische Einheiten. In seinen zahlreichen Veröffentlichungen
weist er darauf hin, dass Mikroben für unsere Gesundheit unentbehrlich
sind. 2022 hat er für seine Arbeiten an einem unkonventionellen
Modelltier, dem Süßwasserpolypen Hydra, den Wissenschaftspreis der
Deutschen Zoologischen Gesellschaft (DZG), die Karl-Ritter-von-Frisch-
Medaille, erhalten. Darüber hinaus zeichnete ihn die Universität St.
Petersburg 1998 mit einer Ehrenprofessur aus und verlieh ihm 2004 die
Ehrendoktorwürde.
Alle Interessierten sind herzlich zu den „Noblen Gesprächen“ am
Donnerstag, den 28. November 2024 um 17:00 Uhr in den Hörsaal des Abbe-
Zentrums am Beutenberg, Hans-Knöll-Straße 1, 07745 Jena eingeladen. Der
Vortrag wird auf Deutsch gehalten.
Die öffentliche Vortragsreihe „Noble Gespräche“ wird von der Carl-Zeiss-
Stiftung gefördert.
Der Eintritt ist frei. Kostenlose Parkplätze stehen unterhalb des Abbe-
Zentrums zur Verfügung. Bitte nutzen Sie auch die öffentlichen
Verkehrsmittel. Alternativ kann die Veranstaltung auch im Livestream
verfolgt werden. Nähere Informationen finden Sie unter:
https://www.beutenberg.de/vera
Der Beutenberg-Campus Jena e.V. bildet ein Kompetenznetz aller auf dem
Jenaer Beutenberg zusammengeschlossenen Forschungs-, Betreiber- und
Gründerzentren und bündelt die Interessen von neun Forschungseinrichtungen
und zwei bereits mehr als 50 Firmen betreuenden Technologiezentren sowie
einer biotechnologisch ausgerichteten Firma.
Mit der öffentlichen Vortragsreihe „Noble Gespräche“ werden am Beutenberg
Campus zweimal jährlich namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
präsentiert, die ihre Forschung einem breit gefächerten Publikum in
allgemeinverständlicher Form vorstellen. Die Vorträge behandeln aktuelle
Themen aus Wissenschaft und Technik und werden in der Regel auf Deutsch
gehalten.