Zum Hauptinhalt springen

Langfristig bessere Versorgung von Neugeborenen bei bekannten Risiken vor der Geburt

Pin It
Juliane Fischer und ihr Partner Marko Ott freuen sich über Töchterchen Marta. Dank der Unterstützung von Prof. Mario Rüdiger und Prof. Cahit Birdir aus dem Uniklinikum Dresden geht es der Kleinen langsam besser.  UKD / Michael Kretzschmar
Juliane Fischer und ihr Partner Marko Ott freuen sich über Töchterchen Marta. Dank der Unterstützung von Prof. Mario Rüdiger und Prof. Cahit Birdir aus dem Uniklinikum Dresden geht es der Kleinen langsam besser. UKD / Michael Kretzschmar

Anlässlich des Welt-Frühgeborenentages am 17. November weisen Experten und
Expertinnen darauf hin, dass nicht nur Frühgeborene von einer
zentralisierten Versorgung profitieren. Interdisziplinäres Pränatal-Board
am Uniklinikum Dresden sorgt für optimale Betreuung während der
Schwangerschaft und nach der Geburt.

Die Grundlagen einer langfristigen Gesundheit werden bereits vor der
Geburt gelegt. Wenn Kinder schon im Mutterleib umfassend versorgt sind und
es den Müttern ebenfalls gut geht, ist eine gesunde Entwicklung
wahrscheinlicher. Auf diesen Zusammenhang machen die Expertinnen und
Experten des Zentrums für feto-neonatale Gesundheit am
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden anlässlich des Welt-
Frühgeborenentages (17. November 2023) aufmerksam. Denn nicht nur zu früh,
sondern auch krank geborene Kinder haben oft eine verzögerte Entwicklung.
„Dank modernster pränatalmedizinischer Diagnostik ist heute ein
frühzeitiges Erkennen kindlicher Erkrankungen bereits im Mutterleib
möglich. Dann ist es wichtig, dass die Schwangere von einem
interdisziplinären Team versorgt wird, welches die weitere Betreuung der
Schwangerschaft und des Neugeborenen plant,“ sagt Prof. Mario Rüdiger,
Direktor des Zentrums für feto-neonatale Gesundheit am
Universitätsklinikum Dresden. Deshalb kommen am Uniklinikum regelmäßig
Expertinnen und Experten aus den Bereichen Pränatalmedizin, Neonatologie,
Kinderradiologie, Kinderchirurgie, Genetik, Psychologie, Kinderkardiologie
und Neuropädiatrie zusammen, um Schwangere zu besprechen, die im Rahmen
der Pränataldiagnostik aufgefallen sind. Durch diese Boards kann Eltern
und ihren ungeborenen Kindern frühzeitig, gezielt und individuell geholfen
werden.

Marta macht ihren Eltern Freude. Noch ist das Mädchen ein wenig zu leicht.
Sie muss das Trinken über das Fläschchen noch lernen und dann genügend zu
sich nehmen. Das macht sie aber schon prima. Bald kann sie mit ihren
Eltern nach Hause umziehen. Marta ist Anfang November in der 36.
Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen – einen Monat vor dem errechneten
Geburtstermin. Ihre Mama, Juliane Fischer, hatte sich Ende September im
Universitätsklinikum mit Zeichen einer Schwangerschaftsvergiftung
(Präeklampsie) vorgestellt. Zu diesem Zeitpunkt bestand bei Marta auch der
Verdacht auf eine schwere Zwerchfellhernie, die mit einer zu kleinen Lunge
einhergeht. Nach intensiven Untersuchungen sowie der Diskussion des Falles
im Interdisziplinären Pränatal-Board am Uniklinikum Dresden konnte diese
Diagnose entkräftet werden. „Zum Glück durfte ich dann wieder nach Hause“,
sagt die 33-Jährige. Als es ihr jedoch Ende Oktober schlechter ging, wurde
sie im Uniklinikum aufgenommen und schließlich der Kaiserschnitt
durchgeführt. Nach der Geburt wurde Marta dann nochmals genau untersucht,
wobei sich zeigte, dass die Gefäße der Lunge teilweise falsch einmünden –
ein Krankheitsbild, welches erst nach der Geburt erkannt und im ersten
Lebensjahr operativ behandelt werden muss. Aber jetzt hoffen Juliane
Fischer und ihr Partner Marko Ott zunächst, dass sie gemeinsam mit ihrem
Baby bald nach Hause dürfen.

„Der Fall zeigt deutlich, wie wichtig eine große Expertise und das
Zusammenwirken verschiedener Disziplinen bei Risikoschwangerschaften und
Frühgeburten ist“, sagt Prof. Mario Rüdiger, Direktor Zentrum für feto-
neonatale Gesundheit am Universitätsklinikum Dresden. Deshalb sind ihm und
dem Team der Geburtshilfe die gemeinsamen Boards so wichtig. Hier werden
die Patientinnen von der Pränataldiagnostik um Prof. Cahit Birdir,
Leitender Oberarzt für Geburtshilfe und Pränataldiagnostik, oder aus den
kooperierenden niedergelassenen Praxen vorgestellt. Gemeinsam diskutieren
Expertinnen und Experten aus der Pränatalmedizin, Neonatologie
Kinderradiologie, Kinderchirurgie, Genetik, Psychologie, Kinderkardio-
oder -nephrologie sowie Neuropädiatrie, wie die optimale Betreuung während
der Schwangerschaft beziehungsweise nach der Geburt aussehen sollte. „Die
Pränataldiagnostik kann heute sehr viel entdecken, wichtig ist aber auch
zu besprechen, wie die weitere Versorgung erfolgen sollte“, so Prof.
Birdir.

„Diese Versorgung aus einer Hand ist ein wichtiger Bestandteil am
Universitätsklinikum Dresden. Hier zeigt sich wieder exemplarisch, dass
eine Konzentration von Expertise sowie eine Zentralisierung der Versorgung
erforderlich ist, um eine langfristig bessere Versorgung dieser Kinder zu
realisieren“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am
Universitätsklinikum Dresden.

Ein Zeichen der Solidarität
Einmal im Jahr machen betroffene Familien, sowie Expertinnen und
Expertinnen aus der Neonatologie und Pränatalmedizin auf die besonderen
Bedürfnisse von Frühgeborenen aufmerksam. Am Welt-Frühgeborenentag, der
regelmäßig am 17. November begangen wird, finden Infoveranstaltungen statt
und werben Betroffene für eine adäquate Versorgung der kleinen Patienten.
In diesem Jahr steht insbesondere die zentralisierte Versorgung extrem
unreif geborener Kinder im Mittelpunkt des Interesses. „Die Geschichte von
Marta zeigt, wie wichtig eine Zentralisierung der Versorgung ist. Diese
umfangreiche Expertise können nur Zentren vorhalten, die im Jahr sehr
viele Frühgeborene betreuen; alles andere wäre eine
Ressourcenverschwendung,“ so Prof. Rüdiger. Von Frühgeborenen spricht man
bei einer Geburt vor der 37. Woche. Etwa jedes zehnte Kind wird so zeitig
geboren. Sehr unreif, das heißt vor der 32. Schwangerschaftswoche, kommen
etwa ein Prozent aller Kinder zur Welt.

Im Uniklinikum wurden im vergangenen Jahr (2022) 71 Kinder mit einem
Geburtsgewicht unter 1.250 Gramm geboren. Zahlenmäßig ist das Uniklinikum
damit das größte Perinatalzentrum in Sachsen – neben Dresden werden
Frühgeborene auch in Leipzig und Chemnitz behandelt. Die große Erfahrung
ermöglicht es, dass auch Kinder, die bei Geburt weniger als 500 Gramm
wiegen, gesund überleben. Sachsen hat die niedrigste
Säuglingssterblichkeit in Deutschland. Das Universitätsklinikum Dresden
ist das einzige ostsächsische Perinatalzentrum der höchsten
Versorgungsstufe – dem sogenannten ‚Level 1‘. Dies garantiert Müttern und
Vätern die Sicherheit einer optimalen ärztlichen wie pflegerischen
Versorgung, vor, während und nach der Geburt, unabhängig davon, ob es sich
um eine Risiko- oder Mehrlingsschwangerschaft handelt oder um eine ganz
normal verlaufende Schwangerschaft.