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Zweitmeinungsprojekt eKonsil Urologie in die Regelversorgung aufgenommen

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In der Erfolgsgeschichte der online-basierten Zweitmeinung in der Urologie
wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: Künftig können vor der Behandlung
von Hodentumoren, Peniskarzinomen und metastasierten Nierenzellkarzinomen
digitale Konsile für Versicherte aller gesetzlichen Krankenkassen im
Rahmen der Telekonsilien-Vereinbarung über das Vergütungssystem der
vertragsärztlichen Versorgung, dem einheitliche Bewertungsmaßstab (EBM),
abgerechnet werden.

„Damit ist ein weiterer Meilenstein erreicht, um deutschlandweit höchste
Qualität bei der uro-onkologischen Versorgung unserer Patienten zu
ermöglichen“, sagt der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für
Urologie e.V. (DGU), Prof. Dr. Maurice Stephan Michel.

Die strukturierte Zweitmeinung ist in der Urologie seit Jahren fest
verankert: Initiiert von der Deutschen Hodentumor-Studiengruppe (GTCSG)
etablierte die DGU bereits 2006
mit dem „Zweitmeinungsprojekt Hodentumor“ die erste Online-Plattform zur
Einholung einer Expertenempfehlung bei Hodentumorerkrankungen. Im Jahr
2017 wurde die Plattform von der DGU und dem aQua-Institut (Institut für
angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH) neu
aufgebaut und ist seitdem als "eKonsil" am Start. Die Techniker
Krankenkasse (TK) unterstützte die Weiterentwicklung des digitalen Konsils
und vergütete, ebenso wie die Hanseatische Ersatzkasse (HEK), die
Zweitmeinung vor Therapiebeginn bei Hodentumoren für ihre Versicherten im
Rahmen eines Selektivvertrages. Der nächste große Schritt folgte 2021: Das
eKonsil Urologie wurde um die Entitäten Peniskarzinom und metastasiertes
Nierenzellkarzinom erweitert. Auch diese Konsile wurden für Versicherte
der TK und der HEK honoriert - sowohl für die anfragenden Fachärztinnen
und -ärzte sowie Kliniken als auch für die konsilgebenden Spezialistinnen
und Spezialisten. Für Patienten anderer Krankenkassen wird die
Zweitmeinung bis dato zwar nicht vergütet, kann aber unentgeltlich
eingeholt werden.

„Dass urologische Telekonsile künftig für Versicherte aller gesetzlichen
Krankenkassen innerhalb der Regelversorgung durchgeführt und abgerechnet
werden können, setzt neue finanzielle Anreize für das Einholen einer
Expertenmeinung auf dem aktuellsten Leitlinienstand und wird
Überlebenschancen und Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Gerade
bei der Behandlung von eher selten auftretenden Tumoren wie dem Hodentumor
und dem Peniskarzinom ist es herausfordernd, bundesweit die neuesten
Therapieoptionen vorzuhalten. Das gilt auch bei häufigeren
Krebserkrankungen wie dem metastasierten Nierenzellkarzinom, für das
fortwährend neue Therapieoptionen entwickelt werden“, erklärt die
Mitinitiatorin des eKonsils, Prof. Dr. med. Susanne Krege.

Den Übertritt von Telekonsilien in die Regelversorgung hat der Gesetzgeber
Ende 2020 mit dem Inkrafttreten der Telekonsilien-Vereinbarung ermöglicht,
welche die Abrechnung von eKonsilen über den EBM erlaubt. Voraussetzung
ist u.a. die Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI), mit der die
Konsile ausschließlich über sichere elektronische Informations- und
Kommunikationstechnologien eingeholt werden. Nach wenigen erforderlichen
Ergänzungen bei der Datenerfassung steht die TI-Anbindung des eKonsils
Urologie nun bevor und erfolgt voraussichtlich noch im 1. Quartal 2023.

Ab Januar 2023 listet das eKonsil Urologie (https://urologie.ekonsil.org)
zudem für jede Tumorentität aktuelle Studien, die den Nutzern als
Therapieoption angezeigt werden. Die als Therapieoption angegeben Studien
werden mit der aktuellen Liste der Arbeitsgemeinschaft Urologische
Onkologie (AUO) verlinkt (https://auo-online.de/studien), sodass auch neu
hinzukommende oder auslaufende Studien sofort erfasst werden.

„So aufgestellt, wird die Expertenmeinung bei der Behandlung von Patienten
mit Hodentumoren, Peniskarzinomen und metastasiertem Nierenzellkarzinom
eine noch breitere Wirkung entfalten“, resümiert DGU-Generalsekretär Prof.
Michel. Schon jetzt profitieren Betroffene in großem Umfang: Im eKonsil
Hodentumor werden unter der medizinischen Leitung von Prof. Dr. Mark
Schrader ca. 770 Fälle pro Jahr vorgestellt. 40 Experten beraten 823
Kollegen über das eKonsil, was ca. 13% der deutschen Urologinnen und
Urologen entspricht. Auch die im April 2021 neu aufgenommenen Entitäten
Peniskarzinom und metastasiertes Nierenzellkarzinom wurden gut von den
Konsilnehmern angenommen. Im eKonsil Peniskarzinom, medizinische Leitung
Prof. Dr. Chris Protzel, wurden bis Dezember 2022 beachtliche 74 Fälle
beraten; im eKonsil metastasiertes Nierenzellkarzinom, medizinische
Leitung Prof. Dr. Michael Siebels, waren es 28 Fälle.