„Lassen Sie sich mal was einfallen“: Studierende der FHWS befassen sich mit Kreativitätsprozessen


Mit außergewöhnlichen Ideen und Konzepten als „Treibstoff“ für Unternehmen
können sich diese erfolgreich auszeichnen
„Betteln Sie nicht um Ideen, sondern nutzen Sie Ihre eigenen“, schrieb der
Berater Ralf Hildebrandt. „Welche sind Ihre Ideen?“, fragte Prof. Dr.
Veselin Panshef die Studierenden der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen.
Nicht nur an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt, sondern vor allem auch
in Unternehmen und Institutionen sowie Organisationen besteht Bedarf an
kreativen Einfällen, um Ideen zu entwickeln, Projekte in Gang zu setzen
und Produkte zu entwickeln. Zu Gast war die Diplomdesignerin und Trainerin
Andrea Matt, die mit „Clean Space" eine neue Kreativitätstechnik
vorstellte.
Kreativität zahlt sich wirtschaftlich aus
„Ein überdurchschnittliches Maß an Kreativität macht viele Unternehmen
tatsächlich wirtschaftlich erfolgreicher“, lautet das Ergebnis der Studie
„Erfolgsfaktor Kreativität". Ideenreiche Unternehmen experimentierten
mehr, seien offener für hierarchieübergreifendes Feedback und agierten
langfristiger als der vergleichbare Gesamtdurchschnitt der
Unternehmerschaft.
Kreativität ist ein Denkprozess, der auf Wissen und Können beruht. Wissen
und Können kommen ohne einander nicht vor: Für neue, noch unbekannte
Probleme der VUKA-Welt (Volatilität (Schwankungen von Kursen),
Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (Mehrdeutigkeit)) kann es noch
kein Wissen geben. Somit wird zur Lösung solcher Probleme vorrangig Können
gefragt. Jede Person kann etwas, und das Können ist immer unterschiedlich.
Gerade in Ergänzung z.B. zu automatisierten Prozessen durch Künstliche
Intelligenz ist dieses Können gefragt und gewünscht als „Treibstoff für
die natürliche Intelligenz“.
Prof. Dr. Veselin Panshef ergänzt: „Kreativität ist individuell, und jede
Person hat sie auf eigene Weise. Wie kreativ jemand in einer konkreten
Situation tatsächlich sein kann, hängt von der eigenen Motivation (z.B.
aufgrund eines Problems oder Leidensdrucks), dem Fachwissen im relevanten
Bereich, vom sozialen Umfeld und von den kreativitätsfördernden Methoden,
die eingesetzt werden, ab. Kreativität bleibt dennoch sehr individuell und
steckt als großer `Schatz` in uns. Die Wissenschaft entwickelt immer neue
Methoden, um diesen `Schatz` zu heben und zu nutzen. Clean Space ist eine
von ihnen.“
Kreativitäts-Mythen und was dahintersteckt
Andrea Matt stellte zu Beginn verschiedene Kreativitäts-Mythen zur
Abstimmung: Sind kreative Ideen von Natur aus eine gute Sache? Erhöht sich
die eigene Kreativität, wenn man für diese Leistung am Arbeitsplatz
belohnt wird? Ist Kreativität eine Tätigkeit, die eine Person alleine
durchführt? Nach einer kurzen Vorstellung der Komponententheorie der
Kreativität von Teresa M. Amabile (Harvard Business School) ging sie auf
das soziale Umfeld ein, das Unternehmen beeinflussen können. Gute Ideen
brauchen eine Unternehmenskultur, in der erste Gedanken dazu – Ahnungen –
geäußert und besprochen werden können, ohne Sorge, deswegen abgewertet zu
werden. Es hilft, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und die
Grenzen der jeweiligen Disziplin zu überschreiten. Ein Klima, in dem man
beim Ausprobieren auch einen Fehler riskieren kann, um dadurch zu lernen
und vorwärts zu kommen, fördert Kreativität. Hilfreich sind auch Methoden
und Techniken, mit denen kreatives Denken angeregt wird.
Ein Überblick über verschiedene Kreativitätstechniken, unter ihnen Clean
Space (Grafik Andrea Matt) Entsprechend der Vielfalt der Menschen werden
unterschiedliche Techniken angeboten, um zu weiterführenden Einfällen zu
gelangen, u.a. in den Bereichen des Personals, der Organisation, des
Marketings sowie des Innovationsmanagements. Bei der Methode „Clean
Space“, entwickelt von David Grove, nutzen Personen, die sich mit einem
Thema oder einem Projekt beschäftigen, den Raum, um in ihm verschiedene
Aspekte zu durchdenken und zu ordnen, vergleichbar einer Mind-Map. Dazu
stellen sich die Personen im Raum an verschiedenen Orten auf, nehmen neue
Perspektiven auf ihre Fragestellung ein und erkunden Verbindungen und
Wechselwirkungen zwischen einzelnen Aspekten. Dadurch gelangen sie zu
neuen Einsichten und Ideen.
Ein kreatives Umfeld in Unternehmen, Institutionen und Organisationen
entsteht nicht von alleine. Statt zu fordern: „Seien Sie doch mal kreativ,
lassen Sie sich etwas einfallen!“, kann man Arbeitsplätze schaffen, die
Kreativität fördern. Entsprechend hat Professor Panshef den künftigen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Wirtschaft das Kreativitätsmodul
im Rahmen der Lehrveranstaltung „Grundlagen des technischen Systems
Engineering“ angeboten. Diese engagierten sich in den theoretischen wie
praktischen Anteilen des Workshops. Das studentische Fazit: „Der
Methodenworkshop Clean Space hat mir sehr gut gefallen, und ebenso wie das
Gespräch über Kreativität am Anfang, es macht meiner Meinung nach richtig
Lust auf die weitere Arbeit.“