Zwei Wochen in Eis und Kälte: Schiffbauer der TU Hamburg sammelt Daten am Nordpol


„Die Arktis ist eine unwirtliche, raue Gegend“, sagt Dr. Franz von Bock
und Polach von der Technischen Universität Hamburg über seine Zeit an Bord
des Polarschiffs „Le Commandant Charcot“. Von Spitzbergen aus begann seine
zweiwöchige Forschungsreise mit Wissenschaftler*innen aus Deutschland,
Frankreich, Kanada und den USA zum Nordpol. Bei bis zu minus 15 Grad, 24
Stunden Tageslicht und stetigem Wind führte das Team gemeinsam mit dem
Alfred-Wegener-Institut Messreihen zu Schiffsgeschwindigkeit,
Antriebsleistung, Temperatur des äußeren Schiffskörpers, Eisdicken und
Lichtreflexion des Eises durch. Während der Fahrt sichteten sie auch Wale,
Eisbären und Walrosse.
Schiffe gegenüber Belastungen optimieren
Neben kontinuierlichen Messungen zur Eisdicke, verfolgte der
Schiffbauexperte die vertikalen Bewegungen des Schiffes im Eis. Diese
plant er, im zweiten Schritt an der TU Hamburg nachzumodellieren. Auch das
Innere der Schiffshülle war Teil der Untersuchungen: Von Bock und Polach
und das Team bestückten es mit Sensoren, um Langzeitkorrelationen zwischen
den unterschiedlichen Temperaturen an verschiedenen Stellen des Rumpfes
herstellen zu können. „Auf Basis der Messwerte wollen wir neue
Erkenntnisse gewinnen, inwieweit Temperaturen und große
Temperaturschwankungen die Struktur von Schiffen belasten. Dazu gibt es
bislang kaum wissenschaftliche Arbeiten“, erläutert der TU-Forscher. Sein
Ziel und das seiner Mitarbeiter*innen ist es, Schiffskörper langfristig
besser an ihre Umgebung anzupassen und damit sicherer sowie durch
optimierte Strukturen umweltfreundlicher zu machen.
Forschung unter extremen Bedingungen
Während der Fahrt durch das Eis passierte das Expeditionsschiff
Eisschichten von bis zu zwei Metern und darüber hinaus. „War das Wetter
gut, gingen wir auf das Eis und brachten Schneebojen für fortlaufende
Messungen aus. Bei Nebel war dies aus Sorge vor Eisbären zu gefährlich“,
beschreibt der TU-Experte die Bedingungen vor Ort. „Mein persönliches
Highlight war es, als wir uns direkt am Nordpol bei 90° Nord befanden.
Doch trotz all der atemberaubenden Eindrücke zeigten sich bei unserer
Forschungsreise auch die Folgen des Klimawandels. Es gab Phasen, wo ich
nahe des Nordpols bis hin zum Horizont kein Eis mehr gesehen habe. Das hat
sowohl mich, als auch die erfahrenen Guides an Bord sehr nachdenklich
gestimmt.“