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Nachhaltige Verarbeitung von Elektroschrott in Indien

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Zerlegung von Keyboards. In Indien werden mehr als 90 % des Elektroschrotts von Kleinstgewerblern verarbeitet.  Ecowork
Zerlegung von Keyboards. In Indien werden mehr als 90 % des Elektroschrotts von Kleinstgewerblern verarbeitet. Ecowork

Ein indisch-schweizerisches Forschungsteam unter Leitung von Empa-
Forschenden entwickelt ein ökologisches und solidarisches Geschäftsmodell,
das die Umweltbelastung beim Recycling von Elektroschrott verringert. Auf
diese Weise sollen Kleinstunternehmerinnen und -unternehmer ohne
Investitionskapital in die Wertschöpfungskette integriert werden.

In Indien werden über 90 Prozent des Elektroschrotts im informellen Sektor
verarbeitet. Diese Tätigkeit bietet vielen Familien ein Einkommen,
belastet jedoch oft die Umwelt und die Gesundheit der Arbeiterinnen und
Arbeiter. Die Anpassung und Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften ist
aufgrund der erforderlichen Investitionen und des administrativen Aufwands
schwierig.

Hier setzt das Projekt Ecowork an, das vom Schweizerischen Nationalfonds
und Innosuisse über das BRIDGE-Programm finanziert wurde: Um
Kleinunternehmen im informellen Sektor zu unterstützen, wurde ein
neuartiges Geschäftsmodell basierend auf dem Coworking-Konzept entwickelt.
Initiiert hat diesen Ansatz ein indisch-schweizerisches Team, zu dem die
Umweltwissenschaftlerin Dea Wehrli gehört, die bei der Empa tätig ist und
das Projekt mitleitet. Sie ist auf Recycling von Elektroschrott
spezialisiert und hat vor ihrer Tätigkeit bei Ecowork auf diesem Gebiet in
Indien gearbeitet. «Der Ecowork Space soll ein Art Inkubator-Hub werden
und die Unternehmer in die Wertschöpfungskette integrieren. Dabei können
wir auf wertvolles Wissen und langjährige Erfahrung der Empa im
Elektroschrottrecycling zurückgreifen.»

Werkzeuge und Schutzausrüstung

Ecowork richtet sich an Kleinstunternehmerinnen und -unternehmer ohne
Investitionskapital oder Erfahrung in der Führung eines Unternehmens. Es
wird derzeit in Delhi aufgebaut und getestet und soll im ersten Jahr rund
40 Interessierten einen Arbeitsplatz bieten. Auch während der
Zusammenarbeit mit Ecowork bleiben die Teilnehmenden selbständig. «Wir
bieten ihnen ein Geschäftsmodell mit mehreren Elementen an: Sie können
einen sicheren und legalen Arbeitsplatz mieten, und sie erhalten Zugang zu
Werkzeugen und Schutzausrüstung. Zudem wollen wir sie in der Anwendung
effizienterer Arbeitsabläufe und bei administrativen Schritten
unterstützen und ihnen Ausbildungsmöglichkeiten bieten», erklärt Wehrli.
So sollen die Teilnehmenden ihren Markt vergrössern und mehr Einkommen
erzielen können.

Dank Apps mehr Wirtschaftlichkeit

Zum Angebot des Geschäftsmodells von Ecowork gehören auch digitale
Lösungen. Die Mikrounternehmen können sich mit Hilfe von Apps vernetzen.
Dea Wehrli erklärt, wie das geht: «Wenn eine Arbeiterin beim Zerlegen
eines Laptops nur eine kleine Menge eines bestimmten Materials gewinnt,
kann sie dieses dank der App mit dem gewonnen Material eines anderen
Mikrounternehmens in der Nähe kombinieren und eine grössere Menge zum
Verkauf anbieten. Die Käufer sind eher an grösseren Mengen interessiert
und zahlen dafür auch höhere Preise», erklärt Dea Wehrli.

Die Wissenschaftlerin ist gespannt: «Elektroschrott ist eine globale
Herausforderung. Die Schweizer Forschung verfügt in diesem Bereich über
Kompetenzen. Ich sehe es in unserer Verantwortung, dieses Wissen und die
Möglichkeiten, die wir haben, zu nutzen, um zur Verbesserung der
ökologischen und sozialen Situation im Recyclingsektor beizutragen. Umso
mehr, weil unsere Lösung - falls sie sich bewährt - in viele weitere
Länder transferiert werden könnte.»