Zum Hauptinhalt springen

Die Genderforschung steht in der Islamischen Theologie erst am Anfang“

Pin It

Auf einer Tagung zu Genderfragen in der Islamischen Theologie vom 11.–13.
Mai sprechen Forscherinnen über den weiteren Ausbau des noch jungen Fachs

Die Frauen- und Geschlechterforschung spielt Forscherinnen zufolge im Fach
der Islamischen Theologie bislang noch eine untergeordnete Rolle. „Dies
liegt daran, dass das Fach in Deutschland selbst noch jung ist und sich
erst etabliert. Der Fokus liegt auf klassischen Disziplinen wie den
Koranwissenschaften, der islamischen Normenlehre und der Systematik“, sagt
Prof. Dr. Dina El Omari vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ und
von der Arbeitsstelle Islamisch-Theologische Genderforschung der WWU
Münster. „Viele im Fach halten die Frauen- und Geschlechterforschung zwar
für notwendig, messen den klassischen Disziplinen aber mehr Bedeutung
bei.“ Der Frage, welche Rolle die Genderforschung in der Islamischen
Theologie zukünftig spielen soll, geht eine Tagung vom 11. bis 13. Mai am
Exzellenzcluster nach.

„Ein Blick in die internationale Forschung zeigt, dass es eine Vielzahl an
Forschungsschriften, Aktivismus-Erscheinungen und Projekten zur
islamischen Frauen- und Geschlechterforschung gibt“, so El Omari. „Hier
fehlt es jedoch noch an einer Systematisierung dieser Forschung im Sinne
einer eigenständigen theologischen Disziplin.“ Auch werde um die
fachspezifische Bezeichnung der Frauen- und Geschlechterforschung noch
gerungen. Mit diesen Fragen befassen sich die 11 Panels der Tagung, bei
denen auch Nachwuchswissenschaftlerinnen zu Wort kommen. Am Abend des 12.
Mai wird es zudem eine Kurzfilmvorstellung geben. Organisiert wird die
Veranstaltung vom Zentrum für Islamische Theologie der WWU (Prof. Dr.
Asmaa El Maaroufi) und dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“ (Prof.
Dr. Dina El Omari) in Kooperation mit dem Orientalischen Seminar der Uni
zu Köln (Prof. Dr. Katajun Amirpur).

El Omari selbst hat ein Beispiel für ein entschieden geschlechtergerechtes
Verständnis des Koran vorgelegt. In ihrem 2021 bei Herder erschienenen
Buch „Koranische Geschlechterrollen in Schöpfung und Eschatologie“ hat sie
für eine kontextsensible Lesart der heiligen Schrift plädiert. Auf diese
Weise könnten die patriarchalischen Elemente als zeitbedingte Produkte der
sozialen und politischen Umwelt der arabischen Spätantike verstanden und
umgekehrt diejenigen Stellen hervorgehoben werden, die von einem
gleichberechtigten Verhältnis von Mann und Frau ausgehen. „Dann zeigt
sich: Islam und Feminismus sind vereinbar“, so El Omari. (tec/vvm)