Zum Hauptinhalt springen

Stadt Dortmund Infos:Denkmal des Monats Juli/August 2016 Biberschwanz und Kronendeckung - das Haus Westfalendamm 237

Pin It

Westfalendamm c  Michael-Holtkötter DenkmalbehördeWie schon in den vergangenen Jahren soll auch in 2016 für die Monate Juli und August ein gemeinsames Denkmal des Monats vorgestellt werden. Die Denkmalbehörde der Stadt Dortmund wählte hierfür ein Baudenkmal am Westfalendamm, das jüngst eine hier seltene Dachdeckung erhalten hat. Denkmalpflegerisch und ästhetisch ist es damit ein echter Blickfang.

Von ruhiger Landhausvilla zu verkehrsumtostem Bürohaus

Fährt man heute im Auto oder mit der Straßenbahn über den Westfalendamm, wundert man sich vielleicht über einige Häuser, die dort die Straße säumen. Zwischen modernen Geschäfts- und Bürohochhäusern tauchen immer wieder kleinere ältere Gebäude auf. Auch wenn Firmenschilder darauf hinweisen, dass sie ebenfalls gewerblich genutzt werden, sind sie doch unschwer in ihrer ursprünglichen Eigenschaft als Wohnhäuser in eher ländlichem Umfeld zu erkennen. Zurzeit fällt besonders das Haus Nr. 237 auf: Nach einer gelungenen Restaurierung leuchtet es frisch mit seinem roten Dach, der gereinigten Fassade und neu lackierten Fensterläden aus den grünen Sträuchern und Bäumen auf.

Häuser für "Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Verwaltung"

Als es der Kaufmann Paul Ruhfus 1924 durch den Architekten Carl Breuer errichten ließ, konnte noch niemand voraussehen, dass der Westfalendamm zusammen mit dem Rheinlanddamm einmal die Funktion eines Hauptverkehrsweges und Verbindungsstückes zwischen zwei Autobahnen, der A 40 und der A 44, haben würde. Zwar verkehrte dort schon seit 1912 die Straßenbahn nach Aplerbeck, und man baute gerade die ehemalige Landstraße nach Plänen des städtischen Baurats Strobel als Allee mit mehreren Fahrspuren und Reitwegen aus. Alles in allem handelte es sich aber um eine großzügige und noble Promenade, die durch ihre Bepflanzung den damals weitaus geringeren Verkehr von den Baugrundstücken fernhielt. Deshalb wurde der Westfalendamm auch als Wohnadresse für "Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Verwaltung" beliebt, die sich hier in Villen mit parkähnlichen Gärten niederließen. Wie hieß es doch 1927 in der Dortmunder Zeitung: "Ohne Zweifel ist der Flecken am Westfalendamm als die beste und gesündeste Wohnanlage Dortmunds zu betrachten". Dies bezog sich im Wesentlichen auf die benachbarte Gartenstadt, traf zu jener Zeit aber auch auf die Allee des Westfalendamms zu, an der sich im Übrigen die repräsentativeren Gebäude befanden.

Solide und konservativ

Auch wenn das Haus Westfalendamm 237 inzwischen als Bürohaus genutzt wird, da der Lärm des heutigen Westfalendamms nicht mehr zum Wohnen verlockt, zeigt es in seiner äußeren Erscheinung noch gut, wie das damalige Bürgertum lebte. Man bevorzugte eine solide und konservative Bauweise. Weder die gemäßigten expressionistischen Formen, wie sie in manchen Dortmunder Siedlungen, zum Beispiel an der Lenteninsel, aufscheinen, noch gar der vom Bauhaus beeinflusste, als avantgardistisch empfundene Geschmack hatten hier eine Chance. Die symmetrisch angelegte Fassade mit dem Eingang in der Mitte, die geschwungene Freitreppe und der krönende Dreieckgiebel sind Elemente, wie sie auch schon im Barock verwendet wurden. Den Eindruck verstärkt das dominante geknickte Dach mit steiler Neigung im unteren Bereich. Die Fachleute nennen es Mansarddach, nach dem französischen Barockarchitekten Louis Mansart. Gedeckt war es mit flachen, unten abgerundeten Dachziegeln, wegen ihrer Form Biberschwänze genannt. In einer Reihung von jeweils zwei stark überlappenden Schindelschichten verlegt, bilden sie ein sogenanntes Kronendach. Da diese Art der Dachdeckung in Nord- und Westdeutschland wenig gebräuchlich ist, hatte man bei einer vor längerer Zeit nötigen Instandsetzung die hier üblichen Hohlziegel verwendet. Die Sanierung des Daches bot nun Gelegenheit, den alten Zustand wiederherzustellen und der dominierenden Dachlandschaft damit die Ästhetik der Erbauungszeit zurückzugeben. Zusammen mit der gereinigten Fassade und den restaurierten Fensterläden vermittelt das  Haus am Westfalendamm  237 den authentischen Eindruck, wie ihn die Bewohner beim Einzug vor rund 90 Jahren hatten.