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Therapie-Erfolge bei Hepatitis C und neue Therapie-Optionen bei autoimmunen Lebererkrankungen

Die Therapiechancen von einigen Lebererkrankungen sind durch den Einsatz
neuer Medikamente gestiegen. Die größten Therapie-Erfolge werden aktuell
bei der Behandlung der chronischen Hepatitis C gemeldet: Mit den neuen
interferonfreien Kombinationstherapien ist diese häufig auftretende
Variante der Virushepatitis fast immer heilbar. Und auch bei seltenen
autoimmunen Lebererkrankungen gibt es neue Therapieoptionen. Die drei
Ausrichter des 18. Deutschen Lebertages am 20. November 2017 informieren
über aktuelle Entwicklungen. Der diesjährige Deutsche Lebertag ruft unter
dem Motto „An die Leber denken!“ Patienten und Ärzte dazu auf, den Fokus
auf das lebenswichtige Organ zu lenken.

Allein in Deutschland sind zwischen 200.000 und 400.000 Menschen mit dem
Hepatitis C-Virus (HCV) infiziert – weltweit sind es circa 71 Millionen
Infizierte. Die Heilung einer HCV-Infektion befreit die Patienten von der
Sorge, dass sich ihre infizierte Leber krankhaft verändert und
beispielsweise eine Leberzirrhose oder einen Leberzellkrebs
(Hepatozelluläres Karzinom, HCC) entwickelt. Es gibt keinen Impfstoff
gegen Hepatitis C. Die Behandlung der chronischen Hepatitis C hat in
Deutschland eine sehr hohe Qualität. Seit 2014 wurden in Deutschland
zahlreiche Medikamente zur Behandlung der Hepatitis C zugelassen, die
direkt in den Vermehrungszyklus des Virus eingreifen (sogenannte DAAs –
Direct Acting Antiviral Agents).

„Die Effektivität der Hepatitis-C-Therapien konnte enorm gesteigert
werden. Noch vor circa 25 Jahren lag die Heilungsquote bei nur fünf bis
zehn Prozent. Mit den neuen Hepatitis-C-Therapien können deutlich mehr
Betroffene behandelt und etwa 95 Prozent der behandelten Patientinnen und
Patienten geheilt werden“, sagt Professor Dr. Michael P. Manns,
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung, und führt weiter aus:
„Doch wir ruhen uns nicht auf diesen Erfolgen aus. Jetzt müssen die
Patienten identifiziert werden, die noch nichts von ihrer Erkrankung
wissen.“

Um die Behandlung der Patienten mit einer chronischen Hepatitis C zu
verbessern und die Wirksamkeit der neuen Medikamente zu prüfen, wurde im
Jahr 2014 das „Deutsche Hepatitis C-Register (DHC-R)“ gestartet. Dafür hat
die Deutsche Leberstiftung eine GmbH gegründet. Die „Leberstiftungs-GmbH
Deutschland“ führt das Register in Kooperation mit dem Berufsverband
Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e. V. (bng). Ebenso
wichtig wie beispielsweise die Prüfung, ob die Behandlungsergebnisse im
tatsächlichen Therapiealltag denen der klinischen Zulassungsstudien
entsprechen, ist die Ausweitung der Zulassungen auf weitere
Patientengruppen auf der Grundlage ergänzender Studien. Im Juli 2017 wurde
ein Hepatitis C-Medikament für Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren
zugelassen, dessen Einsatz bis dahin nur für Erwachsene erlaubt war.
Ergänzende Studien konnten belegen, dass es auch in dieser Altersgruppe
sehr wirksam ist. Weitere Zulassungen werden erwartet.

„Es ist wichtig, dass wir auch unseren jüngeren Patienten eine optimal
wirksame Therapie zur Verfügung stellen können. Häufig werden neue
Medikamente zunächst nur für Erwachsene entwickelt und zugelassen. Erst
nach weiteren Testphasen erfolgt eine Zulassungserweiterung auch für
erkrankte Kinder und Jugendliche“, erläutert Professor Manns.

Neben den häufig vorkommenden Lebererkrankungen, die beispielsweise durch
eine Virusinfektion, Alkoholmissbrauch oder fettreiches Essen verursacht
werden, kann die Leber auch durch Fehlsteuerungen des Immunsystems
geschädigt werden. Zu
diesen sogenannten autoimmunen Lebererkrankungen zählen Erkrankungen wie
beispielsweise die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) und die primär
biliäre Cholangitis (PBC), bei denen der eigene Körper Zellen von Leber
oder Gallenwegen angreift. Sowohl PSC als auch PBC können in eine
Leberzirrhose übergehen. Bei Patienten mit PSC ist zudem das Risiko
erhöht, ein Gallengangskarzinom zu entwickeln.

Bei PBC lässt sich ein Voranschreiten zur Zirrhose durch eine Behandlung
mit Ursodeoxycholsäure (UDCA) oft verhindern. Wenn diese Therapie allein
nicht anspricht, kann diese mit der kürzlich zugelassenen Obeticholsäure
kombiniert werden. Beide Substanzen werden in Tablettenform eingenommen.
Ebenfalls für die PBC untersucht werden Kombinationstherapien mit Fibraten
und anderen neuen Substanzen.

Für PSC gibt es noch keine zugelassene Therapie. Hier werden aktuell neue
Medikamente in Studien untersucht.

Neue Medikamente sind also bereits zugelassen oder befinden sich in
klinischer Prüfung – doch auch die Mitarbeit von Betroffenen ist wichtig:
„Zurzeit werden neue Medikamente für die selteneren cholestatischen
Lebererkrankungen wie die primär biliäre Cholangitis und die primär
sklerosierende Cholangitis entwickelt. Für diese Entwicklungen und die
damit verbundenen Studien brauchen wir auch die Unterstützung der
Patienten und der Patientenorganisationen“, stellt Professor Manns fest.

Ob infektiöse oder nicht-infektiöse Lebererkrankung: Nur eine frühzeitige
Diagnose und anschließende Behandlung nach aktuellen Standards optimiert
die Behandlungschancen. Das Motto des diesjährigen Lebertages „An die
Leber denken!“ ist ein Aufruf an alle Patienten und Ärzte.

Mehr Infos unter: http://www.lebertag.org

Die Ausrichter des Deutschen Lebertages am 20. November 2017:

Deutsche Leberhilfe e. V.
Prof. Dr. Claus Niederau, Vorstandsvorsitzender
Krieler Straße 100, 50935 Köln
Tel 0221 – 28 29 980
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
http://www.leberhilfe.org

Deutsche Leberstiftung
Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender
Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover
Tel 0511 – 532 6815
presse@deutsche-leberstiftung.de
http://www.deutsche-leberstiftung.de

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„Heil und Heilung“ Ringvorlesung der PTHV an attraktiven Orten im akademischen Jahr 2017/18

Auch im akademischen Jahr 2017/18 bietet die Philosophisch-Theologische
Hochschule Vallendar (PTHV) wieder für die interessierte Öffentlichkeit
eine Ringvorlesung an – dieses Mal zum Thema „Heil und Heilung“. Wie bei
den beiden vorangegangenen Ringvorlesungen zu den Themen „Was heißt schon
alt?“ (akademisches Jahr 2015/2016) und „Christliches Abendland? Wie
entstehen und verändern sich europäische Identitäten?“ (akademisches Jahr
2016/17) ist auch diese Ringvorlesung wieder ein Gemeinschaftswerk, an dem
Lehrende beider Fakultäten – Theologie und Pflegewissenschaft – beteiligt
sind. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Ringvorlesungen findet diese an
unterschiedlichen Orten statt: an der PTHV in Vallendar, in der
Stadtbibliothek in Koblenz, im ISSO-Institut in der Koblenzer Altstadt, im
Rosa Flesch-Tagungszentrum Waldbreitbach und im Forum Antoniuskirche
Waldbreitbach.

Zu der Ringvorlesung 2017/18 laden wir Sie oder eine Vertreterin/einen
Vertreter Ihres Hauses sowie die interessierte Öffentlichkeit jeweils ab
19.30 Uhr herzlich ein. Diese Fakultäten übergreifende Veranstaltung
beleuchtet aus theologischer, philosophischer, ethischer und
pflegewissenschaftlicher Sicht das Zusammenspiel von „Heil und Heilung“.
Was ist eigentlich Gesundheit? Was Krankheit? Worin besteht Heilung? Was
kann das alte Wort ‚Heil‘ uns noch sagen? „Dies sind Fragen, die jeden
Menschen betreffen. Mit dieser Ringvorlesung möchten wir einen wichtigen
Beitrag zu aktuellen Debatten in unserer Gesellschaft leisten“, sagt Prof.
Dr. Dr. Holger Zaborowski, Rektor der PTHV. Die Auftaktveranstaltung
findet am 09.11.2017 an der PTHV zum Thema: „Das Zweite Vatikanische
Konzil und die Sorge um das menschliche Heil“ statt. Referent ist Prof. P.
Dr. Joachim Schmiedl ISch.

Alle Vorlesungen werden vom Domradio in Köln übertragen und sind nach dem
jeweiligen Termin in der Mediathek des Domradios (www.domradio.de)
verfügbar.

Termine

09.11.2017      Prof. P. Dr. Joachim Schmiedl ISch: Das Zweite
Vatikanische Konzil und die Sorge um das menschliche Heil; Ort: PTHV,
Pallottistraße 3, Vallendar

16.11.2017      Prof. P. Dr. Paul Rheinbay SAC: Das heilsame Sterben –
Reflektion über
Christuserfahrungen auf dem Zen-Weg; Ort: PTHV, Pallottistraße 3,
Vallendar

23.11.2017      Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler: Heil und Heilung im
modernen Gewand:         Gesundheits- und Sozialpflege zwischen Sorge und
Versorgung; Ort: ISSO, Kornpfortstraße 15, Koblenz

30.11.2017      Prof. Dr. Frank Weidner: Heilen und (Un)Heil in der
Pflege. Ansprüche und
Wirklichkeiten im Heilberuf Pflege; Ort: PTHV, Pallottistraße 3, Vallendar

07.12.2017      JProf. Dr. Erika Sirsch: Die Rolle der Pflege in der
Akutversorgung
gestern - heute – morgen; Ort: Forum Antoniuskirche, Margaretha-Flesch-
Str. 9, Waldbreitbach

18.01.2018      Nils Fischer, M.A.: Islamische Perspektiven auf Gesundheit
und Krankheit; Ort: PTHV, Pallottistraße 3, Vallendar

25.01.2018      Prof. Dr. Ingo Proft: „Wer ist schon normal?“ Eine
kritisch-ethische
Anfrage an Gesundheit und Krankheit; Ort: Stadtbibliothek Koblenz,
Zentralplatz 1

01.02.2018      Prof. Sr. Dr. Margareta Gruber OSF: „Was die Bibel Wunder
nennt“ und wie moderne Exegese damit umgeht; Ort: PTHV, Pallottistraße 3,
Vallendar

15.02.2018      Dr. Heike Baranzke: Heil und Heilung – aus der Perspektive
des Alterns; Ort: PTHV, Pallottistraße 3, Vallendar

26.04.2018      Prof. Dr. Franziskus von Heereman: „Heilung vom Heil.“
Warum Glückssuche nicht fündig werden kann; Ort: Stadtbibliothek Koblenz,
Zentralplatz 1

03.05.2018      Prof. Dr. mult. Klaus Vellguth: Heilungswahn und
Euthanasie – Von einer Gesundheitsideologie zum Massenmord im
Nationalsozialismus; Ort: PTHV, Pallottistraße 3, Vallendar

17.05.2018      Prof. Dr. Wolfgang Reuter: „So lange der Mensch leidet,
kann er es noch zu  etwas bringen“ (S. Freud) – Heilsame Seelsorge in der
Spannung zwischen Gesundheitswahn und Leidensbefähigung; Ort: PTHV,
Pallottistraße 3, Vallendar

24.05.2018      Dr. Sonja Sailer-Pfister: Gesundheit – die neue Religion?
Heilsversprechen der Gesundheitsgesellschaft; Ort: ISSO, Kornpfortstraße
15, Koblenz

07.06.2018      JProf. Dr. Sabine Nover: Heilsame Wege finden - zur
eigenen und zur
fremden Krankheit; Ort: Stadtbibliothek Koblenz, Zentralplatz 1

14.06.2018              Prof. Dr. Dr. Doris Nauer: Heilende Seelsorge?;
Forum Antoniuskirche, Margaretha-Flesch-Str. 9, Waldbreitbach

21.06.2018      JProf. P. Dr. Alban Rüttenauer SAC: Heilung durch
stellvertretendes Leiden: die Botschaft der Gottesknechtlieder beim
Zweiten Jesaja (Deuterojesaja); Ort: PTHV, Pallottistraße 3, Vallendar

28.06.2018      Prof. Dr. Dr. Holger Zaborowski: Die Sehnsucht des
Menschen nach Heil und Heilung und die Illusionen der Selbstoptimierung
und des Transhumanismus; ISSO, Kornpfortstraße 15, Koblenz

05.07.2018      Prof. Dr. Hermann Brandenburg: Personenzentrierung:
Bausteine für einen
heilsamen Umgang bei Menschen mit Demenz zwischen Anspruch und
Wirklichkeit; Ort: Rosa-Flesch Tagungszentrum, Margaretha-Flesch-Straße
12, Waldbreitbach

12.07.2018      Prof. Dr. Helen Kohlen: Heilung, Hoffnung, Loslassen.
Sorge-Ethik am
Lebensende; Ort: PTHV, Pallottistraße 3, Vallendar
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei.

Information zur PTHV:
Die Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar (PTHV) ist eine
kirchlich und staatlich anerkannte wissenschaftliche Hochschule (im Rang
einer Universität) in freier Trägerschaft. Die Gesellschafter der PTHV
gGmbH sind die Vinzenz Pallotti gGmbH und die Marienhaus Holding GmbH.
Rund 50 Professoren und Dozenten forschen und lehren an der PTHV und
betreuen etwa 450 Studierende beider Fakultäten.

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Nierenersatztherapie: CORETH-Forschungsprojekt liefert neue Erkenntnisse zur Verfahrenswahl

Welches Dialyseverfahren wählen Menschen, die nierenersatzpflichtig
werden, – und warum? Das war die Hauptfragestellung des vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten CORETH-
Forschungsprojekts. Ein ernüchterndes Ergebnis der Erhebung: Fast ein
Viertel der Patienten, bei denen eine Zentrumsdialyse durchgeführt wird,
gab an, dass die Entscheidung vorrangig durch ihren Arzt getroffen wurde.
Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) weist in diesem
Zusammenhang auf die Pflicht zur umfassenden Information über alle
Nierenersatzverfahren, auch wenn eines im individuellen Fall
kontraindiziert ist.

Die Diagnose „Endgradiges Nierenversagen“ bedeutet für viele Betroffene
eine andauernde, oft lebenslange Abhängigkeit von der Dialyse, falls keine
Nierentransplantation möglich ist. Neben der Transpantation stehen vor
allem zwei, in ihrer Handhabung sehr unterschiedliche, Dialyseverfahren
als technischer Ersatz der Organfunktion zur Verfügung: 1) Hämodialyse
(HD), bei der die Patienten meist 3x wöchentlich für 4-5 Stunden in ein
Dialysezentrum fahren und dort durch das Dialysepersonal betreut werden
und 2) Peritoneal- oder Bauchfelldialyse (PD), die kontinuierlich vom
Patienten selbstständig zu Hause durchgeführt wird. Die Auswahl des
Nierenersatzverfahrens stellt für Betroffene eine Entscheidung mit enormer
Auswirkung auf das weitere Leben dar. Theoretisch könnte ein Drittel der
Nierenkranken die PD wählen. Tatsächlich geschieht dies in Deutschland
aber nur in etwa 5 % der Fälle.

Bislang gab es in Deutschland keine wissenschaftliche Untersuchung zu den
genauen Gründen für die Wahl des Dialyseverfahrens aus
Patientenperspektive. Auch fehlte bisher eine umfassende Kostenerfassung
für beide Dialyseverfahren aus gesellschaftlicher Perspektive. Genau hier
setzt das CORETH-Forschungsprojekt an (die Abkürzung CORETH leitet sich
aus dem Englischen „The Choice of Renal Replacement Therapy“ ab). Das vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt wurde unter
der Leitung von Prof. Dr. med. Matthias Girndt von der Klinik für Innere
Medizin II des Universitätsklinikums Halle (Saale) und Prof. Dr. med.
Wilfried Mau vom Institut für Rehabilitationsmedizin der Medizinischen
Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg durchgeführt.
CORETH beschäftigt sich mit der Frage, welche psychosozialen und
körperlichen Bedingungen die Zufriedenheit mit dem Dialyseverfahren
beeinflussen und welche Rolle die Verständigung zwischen Arzt und Patient
bei der Wahl des Dialyseverfahrens spielt. Zusätzlich wurde im CORETH-
Projekt eine Analyse der Kosten unter HD- und PD-Patienten vorgenommen.
Dieser Teil der Studie wurde vom Forschungsschwerpunkt Gesundheitsökonomie
und -politik unter der Leitung von Prof. Dr. rer. pol. Christian Krauth,
vom Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und
Gesundheitssystemforschung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH),
durchgeführt.

Für das Projekt wurden 780 Studienteilnehmer aus 55 Dialysezentren
deutschlandweit befragt. Nach 12 Monaten konnten 599 der Patienten zu
einer Nachbeobachtung gewonnen werden. Die Patienten füllten Fragebögen zu
psychosozialen, körperlichen und soziodemografischen Aspekten aus und
beantworteten Fragen zur gemeinsamen Entscheidungsfindung mit dem Arzt.
Zudem wurden die Kosten zu ambulanten und stationären Leistungen,
Medikationen, Heil- und Hilfsmitteln, Rehabilitationsleistungen,
Transportwegen sowie Arbeits- und Erwerbsunfähigkeiten ermittelt und die
Lebensqualität untersucht. Um die Vergleichbarkeit zwischen den
unterschiedlichen Behandlungsgruppen bei der Analyse zu gewährleisten,
wurden nur HD- und PD-Patienten verglichen, die ein ähnliches Alter, einen
ähnlichen Bildungs- und Erwerbsstatus sowie ähnliche Begleiterkrankungen
aufwiesen.

Auf die Frage nach dem Grund für die Entscheidung zur PD gab die Mehrheit
der Patienten an, dass sie dadurch selbstständiger und unabhängiger seien.
Weiterhin wurde von einzelnen Befragten u. a. „eine bessere
Lebensqualität“ oder „die Möglichkeit arbeiten/studieren zu können“
genannt. Demgegenüber berichtete fast ein Viertel der HD-Patienten, dass
die Entscheidung vorrangig durch ihren Arzt getroffen worden sei. Viele
entschieden sich auch für dieses Verfahren, weil sie Wert auf die
medizinische Unterstützung im Dialysezentrum legen. Als Grund wurde auch
genannt, dass die PD gar nicht bekannt sei. Im Vergleich zu HD-Patienten
fühlten sich PD-Patienten besser an der Entscheidung zur Wahl des
Dialyseverfahrens beteiligt. Hinsichtlich der Frage, welche Faktoren
entscheidend für eine hohe Behandlungszufriedenheit ist, zeigt die Studie
ein klares Bild: Sowohl HD- als auch PD-Patienten sind zufriedener, wenn
sie die Entscheidung für das Dialyseverfahren zusammen mit dem Arzt
getroffen haben, als wenn der Arzt die Wahl hauptsächlich allein getroffen
hatte. Auch wirkte sich eine gute psychische Verfassung der Patienten
positiv auf die Therapiezufriedenheit aus. Die ökonomische Analyse zeigt,
dass HD die kostenintensivere Behandlungsform ist. Im Durchschnitt
unterscheiden sich die beiden Verfahren um knapp 12.000 € pro Jahr. Primär
ist diese Differenz auf unterschiedliche Dialyse- und Transportkosten
zurückzuführen. Die anderen untersuchten Kostenparameter waren
vergleichbar. Hingegen zeigte die Analyse der Lebensqualität keine
wesentlichen Unterschiede zwischen HD- und PD-Patienten.

Insgesamt zeigt sich ein leichter Vorteil für die PD hinsichtlich
Behandlungszufriedenheit und Kostenaspekten. Jedoch sind beide Verfahren
gleichwertig, was die Lebenszufriedenheit der Patienten betrifft. Die
Erkenntnisse des CORETH-Projekts untermauern vor allem, wie wichtig die
informierte und gleichberechtigte Entscheidungsfindung zwischen Arzt und
Patient ist. Dadurch sind Patienten langfristig zufriedener mit der
Behandlung, unabhängig davon, welches Dialyseverfahren letztlich gewählt
wurde. „Die DGfN arbeitet seit Jahren daran, ein solches shared decision
making zu etablieren, wenn es um die Verfahrenswahl der
Nierenersatztherapie geht. Wir haben Material für das Aufklärungsgespräch
erarbeitet, um eine umfassende Information der Patienten sicherzustellen
und das Gespräch zu dokumentieren. Das CORETH-Forschungsprojekt hat neben
vielen anderen interessanten Ergebnissen gezeigt, dass die
Verfahrensaufklärung immer noch nicht überall zufriedenstellend läuft. Die
Fachgesellschaft wird ihre Aktivitäten daher noch weiter intensivieren“,
erklärt DGfN-Pressesprecher Prof. Dr. Jan Galle.

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Mit Zuwendung und High-Tech täglich Menschenleben retten

Patientin Ute Hinz profitierte vom hohen Betreuungsschlüssel auf den Intensivstationen und spricht auf der von Prof. Thea Koch organisierten Veranstaltung „Intensivmedizin – Der Mensch im Fokus.  Holger Ostermeyer / Uniklinikum Dresden
Patientin Ute Hinz profitierte vom hohen Betreuungsschlüssel auf den Intensivstationen und spricht auf der von Prof. Thea Koch organisierten Veranstaltung „Intensivmedizin – Der Mensch im Fokus. Holger Ostermeyer / Uniklinikum Dresden

Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden ist eines von wenigen
hochspezialisierten Krankenhäusern, die Patienten mit schwersten Formen
des Lungenversagens behandeln können. Diese Fälle sind ein Beleg für die
weiter zunehmende Rolle der Intensivmedizin in der stationären
Krankenversorgung. Da diese Disziplin in der Öffentlichkeit häufig als
seelenlose Apparatemedizin wahrgenommen wird, haben die anästhesiologische
Fachgesellschaft und der Berufsverband die Kampagne „Zurück ins Leben“ auf
den Weg gebracht.

Als eine der Mitinitiatoren veranstaltet Prof. Thea Koch, Direktorin der
Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie des Dresdner Uniklinikums,
am Mittwoch, dem 11. Oktober, ab 18 Uhr eine Informationsveranstaltung mit
dem Thema „Intensivmedizin – Der Mensch im Fokus“ im Diagnostisch-
Internistisch-Neurologischen Zentrum (Haus 27).

Ute Hinz' Leben hing am seidenen Faden: Selbst das künstliche Koma, in das
sie die Intensivmediziner versetzt haben und die damit verbundene
künstliche Beatmung reichte nicht aus, um die sich weiter verschärfende
Lungenentzündung in den Griff zu bekommen. Wer der 50-Jährigen heute
gegenübersitzt, mag gar nicht glauben, dass sie sechs Wochen
intensivmedizinisch betreut werden musste. Nach einem dreimonatigen
Aufenthalt in einer Rehaklinik und einer Zeit der beruflichen
Wiedereingliederung arbeitet sie heute wieder in ihrem Beruf als
Firmenkundenbetreuerin.

„Viele Menschen verbinden die Intensivstation (ITS) mit einer seelenlosen
Apparatemedizin“, sagt Prof. Thea Koch. „Doch das stimmt so gar nicht. Auf
keiner Station ist der Betreuungsschlüssel so hoch wie auf einer ITS.“
Hier kommt auf ein bis zwei Patienten eine speziell ausgebildete
Pflegekraft. Dieser Personalschlüssel gilt rund um die Uhr. So kann auch
eine persönliche Beziehung entstehen, weil es eben nicht nur darum geht,
die Vitalwerte der Patienten zu kontrollieren, ihnen Medikamente zu geben,
sie zu lagern und zu waschen. Selbst im Koma nehmen Patienten Berührungen
wahr. Deshalb ist der persönliche Umgang ebenso wichtig wie die Kontakte
zu den Angehörigen.

Der Lebensgefährte von Ute Hinz kam jeden Mittag auf die ITS, um bei ihr
zu sein, mit ihr zu sprechen, sie zu streicheln – ganz egal, ob sie darauf
reagieren konnte oder nicht. Wenn sie sich heute an diese Situationen
erinnert, wird die sonst so entschieden auftretende Frau emotional: „Einen
größeren Liebesbeweis gibt es nicht“, sagt die Dresdnerin. Der Umgang mit
einem Patienten, der auf der Intensivstation versorgt wird, ist für viele
Menschen eine Herausforderung. Deshalb gehört es zur selbstverständlichen
Aufgabe des von Marco Reinhardt geleiteten Pflegeteams sowie der
behandelnden Ärzte, die Besucher zu ermuntern, den ihnen nahestehenden
Personen auch dann regelmäßig nahe zu sein, wenn sie aufgrund des Komas
keine deutlichen Reaktionen zeigen.
Bei Ute Hinz war die Zeit auf der ITS ein Auf und Ab. Mehrmals war ihr
Zustand so kritisch, dass sie wieder ins künstliche Koma versetzt werden
musste. Eine Situation, die auch der Patientin den Lebensmut nahm. Um das
Leben der 50-Jährigen zu retten, nutzten die Anästhesisten, die sogenannte
Extrakorporale Membranoxygenierung – ECMO. Diese Therapieform fand
Anwendung, weil die Lungenfunktion von Ute Hinz so stark eingeschränkt
war, dass ihr Organismus nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt
wurde. Mit Hilfe des Geräts wurde so das Blut von Ute Hinz außerhalb des
Körpers mit Sauerstoff angereichert und von CO2 befreit. Nur zwei Zentren
in Sachsen bieten diese Therapie mit einem spezialisierten ECMO-Team, das
am Uniklinikum von Privatdozent Dr. Peter Spieth geleitet wird an. Gerade
weil nur wenige Patienten diese hochspezielle Therapie benötigen – das
Dresdner Uniklinikum zählte 2016 insgesamt 35 Fälle – macht es Sinn, diese
Versorgung auf wenige Zentren zu konzentrieren.

Dank der ECMO-Therapie konnte sich die durch Bakterien angegriffene Lunge
der Patientin innerhalb von nur sechs Tagen so weit erholen, dass sie
wieder selbst atmen konnte. Nicht nur die Behandlung, sondern auch die
darauffolgende Entwöhnung von der maschinellen Beatmung bedarf der
Expertise eines besonders qualifizierten Teams. Parallel war es gelungen,
die Entzündung, die neben der Lunge auch andere innere Organe angegriffen
hatte, mit Medikamenten zu stoppen. „Es handelte sich um eine eigentlich
gut bekämpfbare Infektion“, sagt Oberarzt Spieth, also nicht um einen der
Erreger, der gegenüber Antibiotika resistent ist. Auch hatte Ute Hinz die
Infektion ‚ambulant‘ also nicht erst während der Behandlung, sondern
bereits zu Hause erworben. Und doch hatte sich die Entzündung rasend
schnell ausgebreitet, so dass die 50-Jährige in höchster Lebensgefahr
schwebte.

Ute Hinz war froh, als sie nach sechs Wochen die Intensivstation verlassen
konnte. Schon damals versprach sie, einmal zurückzukommen, um sich bei dem
ITS-Team zu bedanken: „Ich fühlte mich sehr gut betreut. Es war immer
jemand für mich da“, erinnert sie sich. Tatsächlich ist die Betreuung auf
diesen Stationen so persönlich, wie sie woanders im Krankenhaus gar nicht
möglich ist, denn hier ist neben den ausgebildeten Pflegekräften ständig
auch ein Facharzt präsent. Tagsüber kommen Physiotherapeuten und bei
Bedarf weiteres Fachpersonal auf die ITS, um die Patienten zu betreuen.
Trotzdem hinterlässt das lange Liegen seine Spuren: Die Muskulatur von Ute
Hinz hatte sich durch die wenige Bewegung erheblich abgebaut. Die drei dem
Klinikaufenthalt folgenden Monate verbrachte sie deshalb in einer Reha-
Klinik, um ihre frühere Leistungsfähigkeit wiederzugewinnen.

Patienten wie Ute Hinz die unter schwersten Entzündungen leiden, sind nur
ein Teil der Patienten, für die im Dresdner Uniklinikum insgesamt 125 ITS-
Betten zur Verfügung stehen. Mehr als die Hälfte der
intensivtherapiepflichtigen Patienten kommt nach großen Operationen –
zumeist im Bereich des Brust- und Bauchraums oder des Gehirns – für einige
Tage auf eine der Intensivstationen. Ein weiterer Teil der Patienten sind
Opfer schwerer Unfälle. Prof. Thea Koch ist sich sicher, dass die
Intensivmedizin weiter an Bedeutung gewinnen wird. Denn die Patienten
werden immer älter und die Medizin bietet immer mehr Möglichkeiten, sie
erfolgreich zu behandeln – chirurgisch wie internistisch. In nicht wenigen
Fällen ist die Intensivmedizin wichtiger Teil einer interdisziplinären
Therapie.

Um Patienten und ihre Angehörigen entsprechend aufzuklären und ihnen die
Ängste und Bedenken zu nehmen, hat die Klinik eine Broschüre mit dem Titel
„Die Intensivstation – ein Wegbegleiter für Angehörige“ aufgelegt, dessen
Konzept im Rahmen der Kampagne „Zurück ins Leben“ entstand. Dasselbe Ziel
hat die Informationsveranstaltung mit dem Thema „Intensivmedizin – Der
Mensch im Fokus“, die stattfindet am

Mittwoch, dem 11. Oktober, ab 18 Uhr
im Diagnostisch-Internistisch-Neurologischen Zentrum (Haus 27)
des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden,
Fetscherstraße 74, 01307 Dresden
(Eingang über die Hauptpforte Fiedler-/Ecke Augsburger Straße).

„Wir möchten Interessierten die Arbeitsweise und Abläufe auf unserer
Intensivstation verständlich darstellen und aufzeigen, warum der Einsatz
hochtechnischer Innovationen in der Intensivtherapie unumgänglich, aber
nicht das Hauptmerkmal unserer Arbeit mit den Patienten ist“, sagt die
Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie. Auf der
Veranstaltung kommen auch Ute Hinz und ihr Lebenspartner zu Wort. Sie
schildern, wie sich die anfangs aussichtslos erscheinende Situation zum
Positiven wenden kann. Die Leiter der Intensivstation Prof. Dr. Maximilian
Ragaller und PD Dr. Peter Spieth sowie der pflegerische Leiter Marco
Reinhardt erklären an diesem Abend, wie Angehörige den Patienten in dieser
Krisensituation effektiv helfen können, zeigen aber auch auf, welche
psychologischen und seelsorgerischen Hilfsmöglichkeiten den Betroffenen
zur Verfügung stehen. Weiterhin werden Herr Dr. Ulf Bodechtel aus der
Klinik Bavaria Kreischa sowie die Allgemeinmedizinerin Frau Prof. Dr.
Antje Bergmann rund um das Thema der anschließenden Rehabilitation und der
ambulanten Nachsorge informieren.

Hintergrundinformation zur Kampagne „Zurück ins Leben“
„Zurück ins Leben" ist eine Kampagne des Berufsverbandes Deutscher
Anästhesisten e.V., der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und
Intensivmedizin e.V. sowie der Stiftung Deutsche Anästhesiologie e.V. Ziel
der Kampagne ist die  Aufklärung, Motivation und Würdigung der
Intensivmedizin. Denn die Intensivmedizin entspricht nicht dem
landläufigen Klischee einer abstrakten Apparatemedizin. Vielmehr stehen
der Patient und seine Angehörigen im Fokus. Menschliche Zuwendung und
Individualität der Patienten spielen in der intensivmedizinischen
Versorgung durch Ärzte und Pflegekräfte eine wichtige Rolle.
Die Intensivmedizin ist ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit der
Diagnostik und Therapie akut lebensbedrohlicher Zustände und Krankheiten
befasst. Dies geschieht meist in besonders ausgestatteten Stationen eines
Krankenhauses, den sogenannten Intensivstationen, die baulich und
gerätetechnisch aufwendig ausgestattet sind. In größeren Krankenhäusern
oder Spezialkliniken gibt es oft mehrere fachspezifische Intensivstationen
– beispielsweise für Patienten mit akuten Herzproblemen und
internistischen Erkrankungen, die sogenannte „Stroke Unit“ für Patienten
mit einem Schlaganfall oder Intensivstationen für chirurgische Patienten,
die nach einer Operation dort weiterbetreut werden. Die Intensivstationen
in Deutschland zählen pro Jahr mehr als zwei Millionen behandelte
Menschen. Rund ein Fünftel der Patienten müssen im Rahmen ihres
Aufenthalts beatmet werden. Die durchschnittliche Verweildauer beträgt
etwa zehn Tage.

Mehr als 20.000 Betten auf Intensivstationen sind verfügbar. Rund 1.200
der mehr als 2.000 Krankenhäuser haben Intensivbetten. Phasenweise können
Kapazitäten auf den Intensivstationen knapp werden, was zu längeren
Transporten von Patienten in das nächste Krankenhaus mit freien Betten
führen kann. Deutschlandweit hat die Intensivmedizin einen Anteil von etwa
20 Prozent an den Krankenhauskosten. Durch immer bessere medizinische und
technische Möglichkeiten – wie zum Beispiel der vorübergehende maschinelle
Organersatz - werden die Behandlungsfälle immer aufwendiger, gleichzeitig
die Chance für das Überleben aber auch immer größer.

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