Zehn Jahre spezialisierte Versorgung im Multiple Sklerose-Zentrum

Am Samstag, dem 14. Oktober, feierte das Multiple Sklerose-Zentrum am
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden sein zehnjähriges Jubiläum
der spezialisierten Versorgung von MS-Patienten. Zu diesem Anlass bietet
das Zentrum nicht nur eine Patientenveranstaltung an, sondern eröffnet
auch die neu eingerichtete Tagesklinik für Neurologische
Infusionstherapien. Damit erweitert das MS-Zentrum sein Behandlungsangebot
um einen entscheidenden Baustein und erhöht den Anteil möglicher
ambulanter Therapien weiter. Die zumeist jungen Patienten haben so die
Möglichkeit, die modernen Infusionstherapien zu erhalten ohne notwendige
langwierigere stationäre Anwendung.
Zusätzlich greifen die Mediziner in der schon längere Zeit bestehenden
Tradition auch auf weitere neue E-Health-Technologien zurück: Mit einem in
internationaler Zusammenarbeit entwickelten MS-Performance-Test, der auf
einem konfigurierten Tablet-PC absolviert wird, können die Ärzte um
Zentrumsleiter Prof. Tjalf Ziemssen Veränderungen des Gesundheitszustandes
frühzeitig erkennen und die Therapie gegebenenfalls anpassen. Über die
modernen Entwicklungen in der MS-Therapie informiert das Zentrum am 14.
Oktober ab 10 Uhr im Medizinisch-Theoretischen Zentrum (Haus 91) auf dem
Gelände des Universitätsklinikums.
„Multiple Sklerose ist die Krankheit der tausend Gesichter. Deshalb müssen
wir individuelle Behandlungsansätze entwickeln, wenn wir in der Therapie
erfolgreich sein wollen“, erklärt Prof. Tjalf Ziemssen, Leiter des MS-
Zentrums der Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum
Dresden. Dazu nutzt das MS-Zentrum an die medizinischen Erfordernisse
angepasste Tablets, die dabei helfen, den Gesundheitszustand des Patienten
durch mehrere Tests über einen längeren Zeitraum hinweg zu analysieren.
„Unsere Patienten kommen in der Regel alle drei Monate zu uns und machen
zu Beginn ihres Termins den MS-Performance-Test. Nach mehreren Besuchen
lässt sich so eine Formkurve ermitteln, die uns die Entwicklung der
spezifischen MS-Erkrankung aufzeigt, sodass wir im Bedarfsfall die
Therapie anpassen können“, erklärt Prof. Ziemssen das Verfahren, das im
Rahmen der internationalen Forschungsgruppe „MS-Paths“ gemeinsam mit
mehreren Universitäten in den USA entwickelt wurde. Damit der Test über
eine hohe Aussagekraft verfügt, müssen die Patienten Aufgaben in den
Rubriken „Lebensqualität“, „Verarbeitungsgeschwindigkeit“
“, „Geschicklichkeit“ und „Gehgeschwindigkeit“ erfüllen. Zusätzlich werden
bei der erstmaligen Nutzung allgemeine Gesundheitsdaten abgefragt, die den
Hintergrund für die Testergebnisse bilden. „Wir betreuen unsere Patienten
über einen langen Zeitraum hinweg – einige sind seit der Gründung unseres
Zentrums bei uns in Behandlung. Durch das enge Monitoring können wir
unseren Patienten künftig Vergleichswerte anzeigen, die auch punktuelle
oder schleichende Veränderungsprozesse frühzeitig offenbaren. Das ist
insbesondere bei einer chronischen und bis heute unheilbaren Krankheit wie
Multipler Sklerose ein entscheidender Versorgungsvorteil“, erläutert Prof.
Ziemssen.
Eingespielte Strukturen erleichtern die Versorgung
Das durch die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft zertifizierte MS-
Zentrum kann seit seiner Gründung vor zehn Jahren eine Patientenversorgung
auf höchstem nationalen Niveau anbieten. Dazu trägt auch die am Standort
vorliegende Infrastruktur bei: In internen Einrichtungen wie dem
Zentrallabor und dem neuroimmunologischen Labor werden Proben deutlich
schneller untersucht, als bei externen Dienstleistern. Auch die enge
Zusammenarbeit mit dem Institut für Diagnostische und Interventionelle
Neuroradiologie trägt dazu bei, die Behandlungs¬abläufe zu straffen und
den Patienten schnellstmöglich die benötigte Therapie zukommen zu lassen.
Seit seiner Gründung ist das MS-Zentrum stetig gewachsen. Heute behandeln
die Neurologen des Klinikums pro Monat circa 900 Patienten. Als eine der
bundesweit größten und renommiertesten Einrichtungen dieser Art verknüpft
das Zentrum die ambulante medizinische Versorgung der Patienten mit einem
umfangreichen psychosozialen Beratungsangebot und einer regen
Forschungstätigkeit. Die 2011 bezogenen Räume im ABAKUS-Gebäude an der
Blasewitzer Straße bieten den Patienten, Ärzten und Forschern auf knapp
600 Quadratmetern optimale Behandlungsmöglichkeiten, die zukünftig noch um
die Tagesklinik für Neurologische Infusionstherapien ergänzt werden.
„Durch die neue Tagesklinik können wir auch die modernen und oft sehr
wirksamen Infusionstherapien in ambulanter Behandlung anbieten – ein
unschätzbarer Vorteil für unsere zumeist jungen Patienten, die zu einem
großen Teil berufstätig sind und so lediglich wenige Stunden in der Klinik
bleiben müssen. Die neue Tagesklinik erhöht die Angebotsvielfalt unseres
Zentrums so noch einmal deutlich“, sagt Prof. Ziemssen mit Blick auf die
zehnjährige Geschichte der Einrichtung. Für die hohe Qualität der
medizinischen Versorgung steht auch die erneute Auszeichnung als bestes
Multiple Sklerose-Therapiezentrum in der Focus-Klinikliste 2018. Für den
Krankenhausvergleich wurden insgesamt 14.000 niedergelassene Fachärzte,
Hausärzte und Klinikchefs in 18 Fachrichtungen nach den kompetentesten
Behandlungszentren in Deutschland befragt. Neben der hervorragenden
fachlichen Bewertung erhielt das MS-Zentrum der Klinik für Neurologie
dabei auch in der Befragung der Patienten herausragende Werte und gehört
auch bei der Patientenzufriedenheit zu den Spitzenzentren in Deutschland.
Darüber hinaus ist das MS-Zentrum auch zu einem wichtigen Partner bei der
Fortbildung von MS-Ärzten aus aller Welt geworden: Neurologen aus
Lateinamerika, Nordamerika, Europa und einigen arabischen Ländern nahmen
in den letzten Jahren an Schulungsprogrammen des MS-Zentrums der Klinik
für Neurologie teil.
Über die neuen Entwicklungen in der MS-Therapie können sich Patienten,
Angehörige und Interessierte am 14. Oktober von 10 bis 15 Uhr im Rahmen
der Jubiläumsveranstaltung in zwei Hörsälen im Medizinisch-Theoretischen
Zentrum (MTZ) an der Fiedler Straße 42 (Haus 91) informieren. Der Eintritt
zur Veranstaltung ist frei und ein Rollstuhlzugang vorhanden.
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