Therapie-Erfolge bei Hepatitis C und neue Therapie-Optionen bei autoimmunen Lebererkrankungen
Die Therapiechancen von einigen Lebererkrankungen sind durch den Einsatz
neuer Medikamente gestiegen. Die größten Therapie-Erfolge werden aktuell
bei der Behandlung der chronischen Hepatitis C gemeldet: Mit den neuen
interferonfreien Kombinationstherapien ist diese häufig auftretende
Variante der Virushepatitis fast immer heilbar. Und auch bei seltenen
autoimmunen Lebererkrankungen gibt es neue Therapieoptionen. Die drei
Ausrichter des 18. Deutschen Lebertages am 20. November 2017 informieren
über aktuelle Entwicklungen. Der diesjährige Deutsche Lebertag ruft unter
dem Motto „An die Leber denken!“ Patienten und Ärzte dazu auf, den Fokus
auf das lebenswichtige Organ zu lenken.
Allein in Deutschland sind zwischen 200.000 und 400.000 Menschen mit dem
Hepatitis C-Virus (HCV) infiziert – weltweit sind es circa 71 Millionen
Infizierte. Die Heilung einer HCV-Infektion befreit die Patienten von der
Sorge, dass sich ihre infizierte Leber krankhaft verändert und
beispielsweise eine Leberzirrhose oder einen Leberzellkrebs
(Hepatozelluläres Karzinom, HCC) entwickelt. Es gibt keinen Impfstoff
gegen Hepatitis C. Die Behandlung der chronischen Hepatitis C hat in
Deutschland eine sehr hohe Qualität. Seit 2014 wurden in Deutschland
zahlreiche Medikamente zur Behandlung der Hepatitis C zugelassen, die
direkt in den Vermehrungszyklus des Virus eingreifen (sogenannte DAAs –
Direct Acting Antiviral Agents).
„Die Effektivität der Hepatitis-C-Therapien konnte enorm gesteigert
werden. Noch vor circa 25 Jahren lag die Heilungsquote bei nur fünf bis
zehn Prozent. Mit den neuen Hepatitis-C-Therapien können deutlich mehr
Betroffene behandelt und etwa 95 Prozent der behandelten Patientinnen und
Patienten geheilt werden“, sagt Professor Dr. Michael P. Manns,
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung, und führt weiter aus:
„Doch wir ruhen uns nicht auf diesen Erfolgen aus. Jetzt müssen die
Patienten identifiziert werden, die noch nichts von ihrer Erkrankung
wissen.“
Um die Behandlung der Patienten mit einer chronischen Hepatitis C zu
verbessern und die Wirksamkeit der neuen Medikamente zu prüfen, wurde im
Jahr 2014 das „Deutsche Hepatitis C-Register (DHC-R)“ gestartet. Dafür hat
die Deutsche Leberstiftung eine GmbH gegründet. Die „Leberstiftungs-GmbH
Deutschland“ führt das Register in Kooperation mit dem Berufsverband
Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e. V. (bng). Ebenso
wichtig wie beispielsweise die Prüfung, ob die Behandlungsergebnisse im
tatsächlichen Therapiealltag denen der klinischen Zulassungsstudien
entsprechen, ist die Ausweitung der Zulassungen auf weitere
Patientengruppen auf der Grundlage ergänzender Studien. Im Juli 2017 wurde
ein Hepatitis C-Medikament für Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren
zugelassen, dessen Einsatz bis dahin nur für Erwachsene erlaubt war.
Ergänzende Studien konnten belegen, dass es auch in dieser Altersgruppe
sehr wirksam ist. Weitere Zulassungen werden erwartet.
„Es ist wichtig, dass wir auch unseren jüngeren Patienten eine optimal
wirksame Therapie zur Verfügung stellen können. Häufig werden neue
Medikamente zunächst nur für Erwachsene entwickelt und zugelassen. Erst
nach weiteren Testphasen erfolgt eine Zulassungserweiterung auch für
erkrankte Kinder und Jugendliche“, erläutert Professor Manns.
Neben den häufig vorkommenden Lebererkrankungen, die beispielsweise durch
eine Virusinfektion, Alkoholmissbrauch oder fettreiches Essen verursacht
werden, kann die Leber auch durch Fehlsteuerungen des Immunsystems
geschädigt werden. Zu
diesen sogenannten autoimmunen Lebererkrankungen zählen Erkrankungen wie
beispielsweise die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) und die primär
biliäre Cholangitis (PBC), bei denen der eigene Körper Zellen von Leber
oder Gallenwegen angreift. Sowohl PSC als auch PBC können in eine
Leberzirrhose übergehen. Bei Patienten mit PSC ist zudem das Risiko
erhöht, ein Gallengangskarzinom zu entwickeln.
Bei PBC lässt sich ein Voranschreiten zur Zirrhose durch eine Behandlung
mit Ursodeoxycholsäure (UDCA) oft verhindern. Wenn diese Therapie allein
nicht anspricht, kann diese mit der kürzlich zugelassenen Obeticholsäure
kombiniert werden. Beide Substanzen werden in Tablettenform eingenommen.
Ebenfalls für die PBC untersucht werden Kombinationstherapien mit Fibraten
und anderen neuen Substanzen.
Für PSC gibt es noch keine zugelassene Therapie. Hier werden aktuell neue
Medikamente in Studien untersucht.
Neue Medikamente sind also bereits zugelassen oder befinden sich in
klinischer Prüfung – doch auch die Mitarbeit von Betroffenen ist wichtig:
„Zurzeit werden neue Medikamente für die selteneren cholestatischen
Lebererkrankungen wie die primär biliäre Cholangitis und die primär
sklerosierende Cholangitis entwickelt. Für diese Entwicklungen und die
damit verbundenen Studien brauchen wir auch die Unterstützung der
Patienten und der Patientenorganisationen“, stellt Professor Manns fest.
Ob infektiöse oder nicht-infektiöse Lebererkrankung: Nur eine frühzeitige
Diagnose und anschließende Behandlung nach aktuellen Standards optimiert
die Behandlungschancen. Das Motto des diesjährigen Lebertages „An die
Leber denken!“ ist ein Aufruf an alle Patienten und Ärzte.
Mehr Infos unter: http://www.lebertag.org
Die Ausrichter des Deutschen Lebertages am 20. November 2017:
Deutsche Leberhilfe e. V.
Prof. Dr. Claus Niederau, Vorstandsvorsitzender
Krieler Straße 100, 50935 Köln
Tel 0221 – 28 29 980
http://www.leberhilfe.org
Deutsche Leberstiftung
Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender
Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover
Tel 0511 – 532 6815
presse@deutsche-leberstiftung.
http://www.deutsche-