Autonomes Fahren mit Blockchain: Bayreuther Studierende siegen im internationalen MOBI-Wettbewerb

Ein Studierenden-Team der Universität Bayreuth hat in der weltweiten MOBI
Grand Challenge den dritten Platz erzielt. Der Wettbewerb prämiert
innovative Anwendungen der Blockchain-Technologie auf den Gebieten
Transport und Automobilität. Mit einem neuen Konzept, das autonomes Fahren
und ein Blockchain-gesteuertes Vergütungssystem kombiniert, konnten sich
die Studierenden aus Bayreuth in der Endrunde gegenüber 21 anderen Teams
durchsetzen – unter anderem gegen Teams hochrangiger Universitäten aus den
USA. Im Anschluss an die Endrunde am 15. Februar 2019 in München nahm das
Team unter der Leitung von Prof. Dr. Gilbert Fridgen die mit 21.000 US-
Dollar dotierte Auszeichnung entgegen.
Matthias Babel, Jonas Brügmann und Nicolas Ruhland, Studierende der
Wirtschaftsinformatik an der Universität Bayreuth, haben gemeinsam ein
innovatives Konzept für ein marktfähiges „Platooning“ entwickelt. Der
Begriff bezeichnet einen Vorgang, bei dem zwei oder mehrere Fahrzeuge in
einem sehr geringen Abstand hintereinander fahren. Die Fahrzeuge tauschen
ihre Sensordaten ständig miteinander aus, so dass Lenkräder, Gas- und
Bremspedale der nachfolgenden Fahrzeuge mit hoher Präzision automatisch
gesteuert werden. Durch diesen Datenaustausch sind alle beteiligten
Fahrzeuge wie durch eine unsichtbare Deichsel miteinander verkoppelt und
können eine Kolonne bilden. Das Fahrzeug an der Spitze wird von einer
Person gesteuert, die Passagiere in den nachfolgenden Fahrzeugen haben das
Erlebnis eines autonomen Fahrens, ohne dass sie nicht-menschlichen
Systemen die volle Kontrolle geben müssen.
Mit dem Austausch der Sensordaten haben die Bayreuther Preisträger ein
Vergütungssystem kombiniert, bei dem IOTA – eine Weiterentwicklung der
Blockchain-Technologie – zum Einsatz kommt: Die Sensordaten bilden die
Basis für parallel ablaufende Zahlungsströme, mit denen die entstehenden
Kosten nahezu zeitgleich vergütet werden. Diese neue Anwendung von IOTA
haben die Studierenden im BlockchainLab der Fraunhofer Projektgruppe für
Wirtschaftsinformatik entwickelt, die mit der Universität Bayreuth eng
kooperiert.
„Wir waren alle sehr überrascht, aber zugleich auch stolz, als wir
erfahren haben, dass wir zu den Finalisten der MOBI Grand Challenge
zählen“, sagt Jonas Brügmann. „Es war beeindruckend, wie Jonas, Matthias
und Nicolas zu einem Team zusammengewachsen sind und mit einer
unglaublichen Intensität daran gearbeitet haben, die internationale Jury
zu überzeugen“, ergänzt Jannik Lockl M. Sc., der die Studierenden seitens
der Bayreuther Blockchain-Forschungsgruppe betreut hat. Er ist Mitarbeiter
bei Prof. Dr. Gilbert Fridgen, dem Leiter des BlockchainLab, der an der
Universität Bayreuth eine Professur für Wirtschaftsinformatik und
Nachhaltiges IT-Management innehat.
Um der Jury anschaulich vorzuführen, wie Platooning mit einem
Vergütungssystem auf der Basis von Blockchain kombiniert werden kann, hat
das Bayreuther Team Modellautos gebaut, die das neue Konzept in die Praxis
umsetzen. Die Prototypen zeigen beispielhaft, wie ein wirtschaftlich
erfolgreiches Platooning schon in naher Zukunft im Automobilmarkt
realisiert werden kann. „Die Vision des autonomen Fahrens, die noch vor
wenigen Jahren als unrealistischer Wunschtraum abgetan wurde, rückt heute
immer mehr in greifbare Nähe. Dazu tragen auch die innovativen Ideen
unseres erfolgreichen Studierenden-Teams bei. Das Platooning stellt einen
wichtigen Schritt hin zum vollautonomen Verkehr dar und wird
möglicherweise schon bald einen festen Platz in modernen,
umweltfreundlichen Transportsystemen erobern“, meint Projektleiter
Fridgen.
Hintergrund:
Die MOBI Grand Challenge, die 2018/19 erstmalig stattfand, ist ein
internationaler Wettbewerb, den die Mobility Open Blockchain Initiative
(MOBI) und die Trusted IoT Alliance (TIoTA) gemeinsam auf den Weg gebracht
haben. MOBI ist das weltweit größte Konsortium zur Erforschung und Nutzung
der Blockchain-Technologie im Automobilsektor. Es vereint mit mehr als 30
teilnehmenden Unternehmen über 70 Prozent des weltweiten Automobilmarktes.
Namhafte Global Player, wie beispielsweise BMW, Bosch, GM und IBM, sind
Partner der MOBI Grand Challenge.
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