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Wege zur nachhaltigen Mobilität im eigenen Wohnviertel DBU fördert Studie der Ruhr-Universität Bochum

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Wie kann nachhaltige Mobilität im eigenen Wohnviertel
attraktiver werden? Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat zu dieser
Frage eine Akzeptanzstudie der Ruhr-Universität Bochum mit rund 96.000
Euro gefördert und veranstaltet zum Thema am Mittwoch, 23. Februar, von 14
bis 17 Uhr das DBU-Online-Forum „Nachhaltige Mobilität im Quartier“. Wer
will, kann live dabei sein: www.dbu.de/@OnlineForumMobilitätQuartier.

„Der Verkehrssektor bleibt bislang eine Baustelle, um die Klimaziele von
Paris zu erreichen“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. „Wir
brauchen nicht nur eine konsequente Verkehrswende mit technischen
Innovationen und Antriebstechnologien auf Basis erneuerbarer Energien,
sondern zugleich auch eine Mobilitätswende, die zu einem veränderten
Verhalten mit umweltfreundlichen, sozial-gerechten und wirtschaftlich
tragbaren Alternativen inspiriert.“ Mögliche Ideen erläutert beim DBU-
Online-Forum Prof. Dr. Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für
Sozialforschung in einem Impulsvortrag.

Drei Quartiere der Stadt Bochum wurden untersucht

Bochum gehört zu den Städten in Deutschland, die bereits auf dem Weg zu
einem nachhaltigen Mobilitätswandel sind. So sollen bis 2030 insgesamt 15
Prozent der bisher mit dem Auto gefahrenen Wege per Bus, Bahn, Fahrrad
oder zu Fuß zurückgelegt werden. Die Forschenden des Zentrums für
interdisziplinäre Regionalforschung ZEFIR an der Ruhr-Universität Bochum
(RUB) haben in den drei Stadtteilen Hamme, Gerthe und Wiemelhausen
zunächst untersucht, welches Verkehrsangebot vorhanden ist. Daran schloss
sich eine Mobilitäts-Umfrage mit 2.179 Menschen an. Außerdem wurden
Anwohnerinnen und Anwohner mit Blick auf die Mobilität nach ihren
Einstellungen und Gewohnheiten befragt und danach, was aus ihrer Sicht für
einen erfolgreichen Wandel vor Ort notwendig wäre. Im Online-Forum am
Mittwoch werden die Studienergebnisse vorgestellt.

Andere Verkehrsmittel als Alternativen wahrnehmen

Wichtig ist nach den Worten von Prof. Dr. Sören Petermann, Studienleiter
und RUB-Lehrstuhlinhaber für Stadt- und Regionalsoziologie, diejenigen,
die vorzugsweise mit dem Auto fahren, dahingehend zu motivieren, andere
Verkehrsmittel überhaupt als Alternativen wahrzunehmen. Studien-Mitautorin
Anne Graf vom ZEFIR ergänzt: „Die Gründe für Verhaltensänderungen waren
bei den Gewohnheits-Autofahrern besonders interessant.“ Die Befragten
gaben zum Beispiel an, dass „allein eine höhere Taktung von öffentlichen
Verkehrsmitteln kein Anreiz für den Autoverzicht wäre“. Vielmehr müssten
Angebote „mit ähnlichen Vorzügen“ geschaffen werden. Graf: „Als Vorteile
des Autofahrens geben Befragte unter anderem Flexibilität,
Sicherheitsgefühl und Ungestörtsein an.“ Ein Argument dabei laut Graf: im
Auto könnten mögliche Ansteckungen mit Krankheitserregern vermieden werden
– während der Corona-Pandemie ein Grund, um von Bus und Bahn auf das Auto
umzusteigen. Ähnliche Anreize zur Abkehr vom Auto könnten Graf zufolge
Angebote wie Car- und Bike-Sharing, autonom fahrende Minibusse oder
Seilbahnkabinen ermöglichen.

Das Fahrrad als „Hoffnungsträger für eine nachhaltige Mobilitätswende“

Als „Hoffnungsträger für eine nachhaltige Mobilitätswende“ bezeichnet
Petermann das Fahrrad. So nannten die Befragten Pedelecs, also mit
Elektromotor unterstützte Räder, als sogenannte Gamechanger, besonders bei
der Nutzung auf anspruchsvollen Strecken oder beim Transport. Gamechanger
können Menschen, Firmen, Produkte oder Technologien sein, die bisherige
Regeln oder Mechanismen außer Kraft setzen und etwa Branchen oder Märkte
von Grund auf verändern. Petermann: „Wer ein Pedelec besitzt, sattelt
leichter aufs Rad um und legt auch mehr Kilometer auf diese Weise zurück.“
Viele Städte seien bereits auf dem Weg, die Radinfrastruktur auszubauen.
„Der Blick in die Niederlande und nach Dänemark zeigt, dass sich damit ein
Großteil der städtischen Mobilität insgesamt gestalten lässt“, so
Petermann. Studien-Mitautorin Graf: „Förderlich für den Fahrradverkehr
sind etwa eigene Fahrradspuren oder -wege und eigene Überführungen –
bestenfalls beleuchtet und überdacht für das Sicherheitsempfinden und als
Schutz gegen Niederschläge.“

Positive Einstellung zu nachhaltigen Verkehrsmitteln förderlich

Die Studienergebnisse zeigen, dass „bei der Wahl von nachhaltigen
Mobilitätsangeboten zwei Faktoren entscheidend sind“, sagt Petermann.
„Erstens: Welche Verkehrsmittel stehen mir zur Verfügung? Und zweitens:
Habe ich eine grundsätzlich positive Einstellung beispielsweise zum
Fahrrad?“ Der emotionale Bezug zum Verkehrsmittel hänge von persönlich
erlebten Vorteilen ab: „Gründe fürs Radfahren sind Sportbegeisterung oder
Umweltbewusstsein; dagegen wird das Autofahren durch kostenlose
Parkplätze, fließenden Verkehr auf gut ausgebauten Straßen und Dienstwagen
gefördert.“ Nach der Präsentation der Studienergebnisse folgt beim DBU-
Online-Forum eine Gesprächsrunde mit Anne Klein-Hitpaß vom Deutschen
Institut für Urbanistik difu in Berlin, Mobilitätsmanagerin Mechtild
Stiewe der Stadt Bochum, Doris Bäumer vom Zukunftsnetz Mobilität NRW und
Verkehrsverbund Rhein Ruhr in Gelsenkirchen sowie mit Tobias Terpoorten,
Anwohner im Untersuchungsgebiet Bochum-Gerthe.

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