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Vermischtes

Stressarm durch die Weihnachtstage – wie man das Fest der Familie entspannt übersteht

Ein paar Mal werden wir noch wach, dann ist wieder Weihnachtstag. Und was
man bis dahin alles zu erledigen hat! Stress und ein schiefer Haussegen
sind bei vielen nicht fern. Aber das muss nicht sein: Prof. Dr. Marcel
Schütz von der NBS Northern Business School in Hamburg gibt Anregungen zur
weihnachtlichen Wohltemperierung.

Kaum sind alle angekommen, gibt es den ersten Ärger in der Küche. Auf
einmal schlägt eine Tür zu und wenn es ganz schlecht läuft, geht auch mal
Geschirr zu Bruch – Weihnachten ist ein Fest der Harmonie – nun ja,
zumindest in der Theorie. Praktisch kann es mal hoch her gehen und
ruckzuck ist die Stimmung im Eimer.

Prof. Dr. Marcel Schütz forscht über die Gesellschaft und ihre Formen der
Organisation. Er arbeitet derzeit auch an einem soziologischen Buch zum
Weihnachtsfest, das im kommenden Jahr erscheint. Sein Augenmerk gilt den
Beziehungen und Interaktionen rund um die Festtage. Wie bereiten sich die
Menschen auf die besondere Zeit vor, wie prägen Rituale und Erwartungen
den Umgang?

Erwartungsstau zu Weihnachten

"Zu Weihnachten gibt es eine Art Erwartungsstau. Die kurze Zeit des Festes
soll möglichst perfekt verbracht werden. Dass das mitunter anstrengend
wird, liegt auf der Hand", sagt Schütz, der für die weihnachtlichen Tage
bei und mit der Familie ein paar Anregungen gibt – gewissermaßen als
Erwartungsmanagement gegen das Risiko der häuslichen Besinnungslosigkeit.

"Allgemein kann man sagen, dass viele erstmal in diesem Fest ankommen
müssen. Und das nicht nur mit Auto und Zug nach vielleicht mehreren
Stunden Fahrt in die Heimat; ankommen auch im übertragenen Sinne". Schütz
rät dazu, sich nicht sofort mit allen Plänen und Details zu behelligen,
Freiräume und Rückzugsmöglichkeiten während der Festtage einzuräumen.
"Sich nicht groß drängen und belagern, das ist schon die halbe Miete,
würde ich sagen. Gerade wenn man, wie in vielen Familien, gut und gern
eine halbe Woche aufeinander hockt."

Eben weil Familien häufig nur zu bestimmten Anlässen wie Weihnachten in
dieser ganzen Konstellation zusammenfinden, gibt es natürlich den ein oder
anderen Punkt, den man mit einzelnen Mitgliedern besprechen möchte. "Hier
muss man schauen, ob der Moment passt. Bei grundsätzlichen und politischen
Themen können naturgemäß die alters- und lebensspezifisch
unterschiedlichen Standpunkte hervortreten."

In Gesprächen auf Sicht fahren

Schütz empfiehlt kommunikativ auf Sicht zu fahren. Wenn man merkt, dass
ein Thema Irritation und Ärger auslöst – lieber umgehen bzw. konstruktiv
abmoderieren. Man könne einander am Rande, optimalerweise erst am 27.
Dezember, kurz zur Seite nehmen und Dinge persönlich klären. Selbst in der
Familie werde es zur Zumutung, wenn man alles vor allen ausdiskutiere.

"Jeder ist bemüht zu Weihnachten möglichst weihnachtlich zu funktionieren.
Anstrengend wird es, wenn man dabei gegen eigene Gefühle ankämpfen muss.
Man geht vielleicht gar nicht vollkommen gelöst und freudig in die
Feiertage, sondern trägt vielmehr etwas mit sich, das einem Gedanken
macht", so der Sozialwissenschaftler.

In vielen Familien gibt es ein ambitioniertes Besuchsprogramm. "Hinter
vorgehaltener Hand werden viele sagen: Weniger ist mehr, und können wir es
nicht etwas langsamer angehen?", weiß Schütz. Natürlich wolle man einander
nicht vor den Kopf stoßen. An Weihnachten werde jede Einsparung in puncto
eigene Präsenz schnell als Entzug von Aufmerksamkeit empfunden. Da helfe
es, Achtsamkeit im Blick auf die individuellen Bedürfnisse aufzubringen.

Basis-Rituale und "Programmdiversifikation"

Das Familienfest zeichne allerdings auch aus, dass alle zu Kompromissen
bereit sind. Sonst wäre es ja gar kein Anlass der Gemeinsamkeit. "Man kann
ein derart traditionsgetränktes Fest nicht für jeden Lebensstil und
Geschmack genau passend aufziehen. Der eine hängt an der Weihnachtsmusik,
der andere an der edlen Nordmanntanne. Die Kinder wollen Geschenke. Dem
nächsten bedeutet all das nicht ganz so viel, dafür die freien Tage, die
Gespräche und das Essen. Eine etwas oberflächliche Synchronisierung der
Emotionen und Vorstellungen ist somit ziemlich normal."

Sinnvoll sei es, sich zwanglos auf eine gute Mischung weihnachtlicher
Beschäftigungen zu verständigen. Marcel Schütz: "Beispielsweise ein paar
Basis-Rituale wie Gottesdienstbesuch, Weihnachtsessen, Spaziergang –
idealerweise natürlich mal wieder bei weißer Weihnacht – oder
Gesellschaftsspiele. Nennen wir es ,Programmdiversifikation‘ oder einfach
Abwechslung. Der eine Teil verzieht sich zum Plausch, der andere Teil
schaut einen Film. Wieder andere wollen mal joggen, um den Kopf von all
dem Kerzenduft und der Weihnachts-CD freizukriegen."

Zwischen Zauber und Nachdenklichkeit

Weihnachten, so der Gesellschafts- und Organisationsforscher Schütz,
bleibe im Kern eine ambivalente Sache. Das Fest lebe von einer gediegenen
Form, von Maß und Mitte, Ruhe und Einkehr. In einer schnellen Zeit mit
vielen gleichzeitigen Baustellen sei diese wiederkehrende Zäsur
bemerkenswert. Ein Leben lang feiere man Weihnachten, und werde es doch
immer noch nicht leid. – Eine mächtige Institution und
Gesellschaftsleistung.

"Manches in unserer Kindheitsweihnacht kann ein Leben lang in der
Erinnerung gegenwärtig bleiben. Auch dann, wenn die strahlenden Gesichter
vergangener Zeit längst nicht mehr auf dieser Welt sind." Der
Weihnachtszauber zwischen gestern, heute und morgen fasziniere die
Menschen und mache sie zugleich nachdenklich. "Somewhere in my memory – so
heißt der Titelsong des Weihnachtsklassikers ,Kevin allein zu Haus‘. Das
ist es, was viele zur Weihnacht spüren: Irgendwo in meiner Erinnerung,
irgendwo ist da etwas geblieben, das verbindet."

Schütz abschließend: "Ich denke, es kommt darauf an, dass man weiß, was
einem die Tage bedeuten. Und dass man sich nach all dem Rennen und Rasen
das ganze Jahr doch ein paar schöne, entspannte Momente gönnt, an die man
sich noch lange erinnert. Man kann mit lauter Geschenken nicht so
glücklich machen wie mit der Zeit, die man miteinander verbringt. Denn das
wird man nicht immer haben."

Prof. Dr. Marcel Schütz hat die Stiftungs- und Forschungsprofessur für
Organisation und Management an der Northern Business School in Hamburg
inne. Seine Arbeitsschwerpunkte bilden die soziologische Organisations-
und Gesellschaftsforschung. E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Ihr Ansprechpartner für die Pressearbeit an der NBS Hochschule ist Frau
Kathrin Markus (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.). Sie finden den Pressedienst der NBS mit
allen Fachthemen, die unsere Wissenschaftler abdecken, unter www.nbs.de
/die-nbs/presse/pressedienst

Die NBS Northern Business School – University of Applied Sciences ist eine
staatlich anerkannte Hochschule, die Vollzeit-Studiengänge sowie berufs-
und ausbildungs-begleitende Studiengänge in Hamburg anbietet. Zum
derzeitigen Studienangebot gehören die Studiengänge Betriebswirtschaft
(B.A.), Sicherheitsmanagement (B.A.), Soziale Arbeit (B.A.), Real Estate
Management (M.Sc.) und Controlling & Finance (M.Sc.).

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Marcel Schütz, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Originalpublikation:
https://www.nbs.de/die-nbs/aktuelles/news/details/news/stressarm-durch-
die-weihnachtstage-wie-man-das-fest-der-familie-entspannt-uebersteht

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Rausgehen, bewegen, Spaß haben!

Die Zahlen sind alarmierend. Kinder und Jugendliche bewegen sich viel zu
wenig. Sportwissenschaftler/-innen des WHO-Kooperationszentrums für
Bewegung und Public Health an der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg (FAU) haben jetzt im Auftrag des Bundesministeriums für
Gesundheit (BMG) auf Grundlage nationaler und internationaler Empfehlungen
eine Bestandsaufnahme zu „Bewegungsförderung bei Kindern und Jugendlichen
in Deutschland“ entwickelt.

Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge sollten sich
Säuglinge und Kleinkinder so viel wie möglich, Kindergartenkinder
mindestens 180 Minuten pro Tag und Schulkinder und Jugendliche mindestens
60 Minuten pro Tag bewegen. Nationale Studien zeigen, dass der Anteil der
Vier- bis Fünfjährigen, die sich ausreichend bewegen, unter 50 Prozent
liegt und mit steigendem Alter sukzessive abnimmt. Unter den 11- bis
17-Jährigen sind weniger als 20 Prozent ausreichend aktiv – Mädchen noch
weniger als Jungen.

Bewegungsmangel hat sich verschärft

In diesem Kontext hat das BMG das WHO-Kooperationszentrum für Bewegung und
Public Health an der FAU damit beauftragt, eine Informationsgrundlage für
die Weiterentwicklung politischer Maßnahmen zu erarbeiten, um dem
Bewegungsmangel entgegenzuwirken. Seit 2014 ist das Department für
Sportwissenschaft und Sport WHO-Kooperationszentrum. Erst im März war die
Zusammenarbeit für die kommenden vier Jahre verlängert worden. Das BMG
unterstützt die Aktivitäten des WHO-Kooperationszentrums für Bewegung und
Public Health seit 2020 mit einem jährlichen finanziellen Zuschuss.

Bedingt durch die COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen
Kontaktbeschränkungen und Schließungen von Sportstätten, Kitas und Schulen
hat sich der Bewegungsmangel weiter verschärft. „Mit der Bestandsaufnahme
haben wir eine kompakte Übersicht über den aktuellen Stand der
Bewegungsförderung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland erstellt,
die auf die Bedürfnisse des Bundesministeriums für Gesundheit
zugeschnitten ist und sich an Entscheidungsträgerinnen und
Entscheidungsträger aus Politik und Praxis richtet“, sagt Prof. Dr. Klaus
Pfeifer, Leiter des Arbeitsbereichs Bewegung und Gesundheit am Department
für Sportwissenschaft und Sport der FAU. „Die Corona-Pandemie hatte
dramatische Auswirkungen auf das Bewegungsverhalten von Kindern und
Jugendlichen in Deutschland. Daher ist es nun wichtig, eine klare
politische Strategie zur Bewegungsförderung zu entwickeln und dabei
wissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen“, erklärt Pfeifer.

Umfangreicher Empfehlungskatalog

Die Bestandsaufnahme enthält für Politik, Bildungseinrichtungen und
weitere Akteure des Bewegungssektors einen umfangreichen
Empfehlungskatalog, der auf diversen Initiativen auf nationaler und
europäischer Ebene sowie dem Globalen Aktionsplan für Bewegung der WHO
aufbaut. Dazu zählen unter anderem, zukünftige Eltern und junge Familien
über die Bedeutung von Bewegung zu informieren, Programme für Familien
einzurichten, um das aktive Spielen der Kinder zu fördern sowie Eltern
aktiv in die Bewegungsförderung ihrer Kinder einzubeziehen. Auf
Kindergarten- und Kita-Ebene empfehlen die Wissenschaftler*innen eine
landesweite Implementierung von Programmen zur Bewegungsförderung, ebenso
die Qualifizierung von Erzieher*innen und pädagogischen Fachkräften.

Was den Schulweg betrifft, sollen das Zufußgehen sowie Radfahr- und
Verkehrssicherheitstrainings für Kinder gefördert werden. Zudem ist die
Stadtplanung gefragt, für sichere Verkehrswege und wohnortnahe Geschäfte,
Schulen, Dienstleistungen, Parks, Erholungseinrichtungen, aber auch gute
Geh- und Radwege zu sorgen.

Etablierte Maßnahmen weiterführen

Vielerorts haben sich bereits gute Bewegungspraktiken etabliert. So
gehören etwa Wandertage, Eltern-Kind-Turnen, Waldtage oder tägliches
Rausgehen zur Routine in vielen Einrichtungen. Die Reichweite und
Effektivität dieser Bewegungsförderung sollte den Schlussfolgerungen der
Bestandsaufnahme zufolge erhöht und regelmäßig überprüft werden. Auch wird
darin ein systematisches Monitoring der Politik in Sachen
Bewegungsförderung gefordert - und zwar sowohl auf nationaler Ebene als
auch in den Bundesländern und Kommunen. Eine stärkere Vernetzung
relevanter Organisationen über politische Ebenen und Sektoren hinweg ist
notwendig, um die Bewegungsförderung in Deutschland strukturell zu
stärken, lautet ein weiteres Fazit.

Die Bestandsaufnahme ergänzt bestehende politische Aktivitäten der
Bundesregierung zur Bewegungsförderung für Kinder und Jugendliche. Das
Bundesinnenministerium und das BMG richteten im Dezember 2022 gemeinsam
einen Bewegungsgipfel aus, und 2023 werden weitere Maßnahmen mit dem
„Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit“ des
Bundesfamilienministeriums finanziell gefördert. Zudem bringt das BMG
Vertreterinnen und Vertreter verschiedener politischer Ebenen und Sektoren
zu einem Runden Tisch „Bewegung und Gesundheit“ zusammen, an dem Prof. Dr.
Pfeifer als Vertreter des WHO-Kooperationszentrums teilnimmt. „Ich freue
mich, dass das Bundesministerium für Gesundheit mit dem Runden Tisch einen
Austausch über politische Sektoren hinweg fördert, und bringe dort gerne
unsere vielfältigen Erfahrungen ein. Besonders wichtig ist aus meiner
Sicht, bestehende Aktivitäten besser zu vernetzen und Synergieeffekte zu
nutzen, beispielsweise durch die Schaffung eines Nationalen Zentrums für
Bewegungsförderung“, sagt Prof. Klaus Pfeifer.

Unterschätzte Bedeutung von Ernährung und Hörminderung für die Demenzentwicklung

Das Thema Demenz wird in den Gesundheitsmedien immer präsenter; dabei
werden zunehmend auch die sogenannten modifizierbaren Demenz-
Risikofaktoren thematisiert. Dazu gehören mit unterschiedlich starkem
Einfluss z. B. Rauchen, Depression, soziale Isolation, Bluthochdruck,
Adipositas, Diabetes mellitus oder Alkoholkonsum. Auch Schwerhörigkeit –
obwohl besonders einfach zu beheben – gehört dazu. Eine aktuelle Studie
belegt den großen Nutzen von Hörgeräten bei der Demenzprävention [1]. Auf
einen anderen, bislang zu wenig berücksichtigten Faktor weist eine weitere
Studie hin – den Verzehr hochprozessierter Lebensmittel [2].

Die Zahl demenzkranker Menschen nimmt weltweit zu – in Deutschland leben
heute ca. 1,6 Mio. Demenzkranke (diese Zahl umfasst alle Demenzen, nicht
allein die Alzheimer-Demenz) – und bis 2050 werden es schätzungsweise 2,8
Mio. sein [3]. Dies liegt nicht nur an der sich verändernden
Altersstruktur der Gesellschaft bzw. der zunehmenden Lebenserwartung.
Neben genetischer Veranlagung und dem Alter per se sind schon lange
verschiedene beeinflussbare Risikofaktoren bekannt, die langfristig zum
Verlust kognitiver Fähigkeiten bzw. zur Entwicklung einer Demenz
beitragen. Umgekehrt kann die konsequente Vermeidung aller bekannten
modifizierbaren Risikofaktoren nachweislich über 30% der Demenzfälle
verhindern [4, 5]. Neue Daten rücken nun zwei bislang wenig bekannte – und
dabei jedoch sehr einfach zu korrigierende - Faktoren in den Fokus der
Demenzprävention: Dies sind ein schlechtes Hörvermögen und eine ungesunde
Ernährung bzw. zu große Mengen hochprozessierter Nahrungsmittel.

Hörminderung und Hörverlust sind signifikant mit dem Rückgang kognitiver
Fähigkeiten und der Demenzinzidenz assoziiert. Ob im Umkehrschluss der
Einsatz von Hörhilfen (Hörgeräte oder Cochlea-Implantate) positive Effekte
auf die Kognition haben, untersuchte nun eine große Metaanalyse [1]. Von
3.243 gescreenten Studien wurden insgesamt die Daten von 137.484
Teilnehmenden aus 31 randomisierten oder Beobachtungsstudien ausgewertet.
Die Dauer des Follow-ups betrug bis zu 25 Jahre. Das Ergebnis zeigte, dass
die Verwendung von Hörhilfen verglichen mit Teilnehmenden ohne
entsprechende Geräteversorgung langfristig mit einem signifikanten, um 19%
niedrigeren Risiko für jede Art des kognitiven Abbaus einherging (HR
0,81). Außerdem belegten elf Studien (n=568) eine Assoziation zwischen
hörverbessernden Maßnahmen und einer Verbesserung kognitiver Scores um 3%
bereits bei kurzfristigen Kontrollen kognitiver Tests.

Die zweite Studie [2] untersuchte die Assoziation von Demenzentwicklung
und dem Verzehr sogenannter hochprozessierter Lebensmittel. Darunter
fallen solche mit einem hohen Grad an industrieller Verarbeitung, d. h.
mit Zusatzstoffen, die in frischer Nahrung nicht enthalten sind. Zum einen
sind das die typischen „Ready-to-eat“- und „Ready-to-heat“-Produkte, aber
auch Süßwaren, Softdrinks oder Fertigsaucen fallen in diese Kategorie.
Obwohl Zusammenhänge zwischen dem Verzehr ultraprozessierter Lebensmittel
und dem Risiko für kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen
beschrieben sind, war bisher nur wenig bekannt über die Bedeutung für die
Kognition.
Beamte aus sechs brasilianischen Städten im Alter zwischen 35 und 74
Jahren nahmen an der multizentrischen, prospektiven longitudinalen
Kohortenstudie (2008 bis 2017) teil. Zu Beginn erhielten sie Fragebögen zu
ihren Ernährungsgewohnheiten. Individuen mit extrem niedriger oder hoher
Kalorienzufuhr (<600 oder >6000 kcal/Tag) und Personen mit Einnahme von
Medikamenten, die kognitive Tests beeinflussen könnten, wurden
ausgeschlossen. Die tägliche Aufnahme hoch-prozessierter Nahrung wurde
prozentual zur Gesamtzufuhr ermittelt und in Quartilen eingeteilt.
Kognitive Veränderungen wurden im Verlauf durch unterschiedliche Sprach-
und Gedächtnistests evaluiert. Insgesamt 10.775 Teilnehmende einer
ethnisch gemischten Population mit einem mittleren Alter von 51,6±8,9
Jahren (zu Studienbeginn) wurden analysiert; 54,6% waren weiblich und
56,6% hatten mindestens einen College-Abschluss. Während einer medianen
Nachbeobachtungszeit von 8 (6-10) Jahren hatten Teilnehmende mit einem
Verzehr von hochprozessierter Nahrung oberhalb der ersten Quartile
(gegenüber denjenigen, deren Verzehrmenge in der ersten Quartile lag)
einen signifikanten, um 28% schnelleren Rückgang globaler kognitiver
Fähigkeiten (p=0,003) und einen um 25% schnelleren Verlust von
Exekutivfunktionen (p=0,01).

„Dass Demenzprävention überhaupt möglich ist, ist bisher in unserer
Gesellschaft noch gar nicht richtig angekommen – nicht bei jedem
Einzelnen, besonders nicht in jungen Altersgruppen, auch nicht bei allen
Ärztinnen und Ärzten“, erklärt DGN-Generalsekretär Prof. Dr. Peter Berlit.
„Hirngesundheit ist ein extrem wichtiges Thema – für uns alle. Wir sollten
konsequent die bekannten Demenz-Risikofaktoren vermeiden. Wie die
aktuellen Studien zeigen, ist der positive Effekt, den Hörhilfen zur
Korrektur von Schwerhörigkeit und eine gesunde, frisch zubereitete Kost
auf unsere kognitive Gesundheit haben, sehr hoch. Wir möchten daher die
Bevölkerung auf diese Präventionsmaßnahmen, die im Alltag leicht
umzusetzen sind, hinweisen.“

[1] Gonçalves NG, Ferreira NV, Khandpur N et al. Association Between
Consumption of Ultraprocessed Foods and Cognitive Decline. JAMA Neurol
2022 Dec 5. doi: 10.1001/jamaneurol.2022.4397. Online ahead of print.
PMID: 36469335
[2] Yeo BS, Song HJ, Toh EM et al. Association of Hearing Aids and
Cochlear Implants With Cognitive Decline and Dementia: A Systematic Review
and Meta-analysis. JAMA Neurol 2022 Dec 5. doi:
10.1001/jamaneurol.2022.4427. Online ahead of print.
[3] Website: https://www.nationale-demenzstrategie.de/Broschüre:
https://www.nationale-
demenzstrategie.de/fileadmin/nds/pdf/2020-07-01_Nationale_Demenzsstrategie.pdf
[4] Livingston G, Huntley J, Sommerlad A et al. Dementia prevention,
intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission. The Lancet
Commissions 2020; 396: 10248, p413-446, August 08, 2020
[5] Hoffmann CM, Nianogo RA, Yaffe K et al. Importance of Accounting for
Regional Differences in Modifiable Risk Factors for Alzheimer's Disease
and Related Dementias: The Case for Tailored Interventions. J Alzheimers
Dis 2022 Jul 30   doi: 10.3233/JAD-220278. Online ahead of print.

Soziale Berufe: Erweiterte Zugangsmöglichkeiten zum Studium an der Leuphana

Für das Bachelor-Studium „Soziale Arbeit für Erzieherinnen und Erzieher“
an der Professional School der Leuphana Universität Lüneburg gibt es jetzt
erweiterte Zugangsmöglichkeiten. Bisher konnten sich nur staatlich
anerkannte Erzieherinnen und Erzieher mit mindestens drei Jahren
Berufspraxis bewerben. Ein neuer Vorbereitungskurs eröffnet nun auch
Sozialassistenten, Heilerziehungspflegern, Ergotherapeuten und Personen
mit sonstigen einschlägigen Abschlüssen im sozialen Bereich diese
Studienmöglichkeit.

Der überwiegend online angebotene Kurs erstreckt sich über zwei Semester
und beschäftigt sich mit den Themenfeldern Sozial- und Ideengeschichte der
Sozialen Arbeit, Einführung in die Pädagogik und Einführung in die Sozial-
und Entwicklungspsychologie. Ein erfolgreich absolvierter
Vorbereitungskurs und der Nachweis von drei Jahren Berufserfahrung
schaffen die Voraussetzung für eine Bewerbung. Abitur oder
Fachhochschulreife sind dabei nicht immer erforderlich.

Eine Anmeldung ist ab sofort bis zum 31. Dezember 2022 möglich. Die Anzahl
der Studienplätze ist begrenzt.

Fragen zum Kurs beantwortet Koordinator Mike Krzywik-Groß per E-Mail unter
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder telefonisch unter +49.4131.677-7797.

Alle weiteren Informationen gibt es hier: http://www.leuphana.de/ps-
vorbereitungskurs-soza