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Deutschlands Abhängigkeit vom Russland-Handel: auf der Exportseite gering, bei Gas trotz Krim-Krise deutlich gestiegen

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Die Dynamik des deutschen Russlandexports wurde nach der Krim-Krise 2014
gebrochen, der Anteil ging von 3,5 Prozent auf ein 2-Prozent-Plateau
zurück. Die Achillesferse im deutschen Russlandhandel ist aufgrund der
Leitungsgebundenheit der Import von russischem Erdgas. Die Abhängigkeit
ist seit der Krim-Krise sogar gestiegen, und Deutschland importiert heute
deutlich mehr Gas aus Russland als noch vor 10 Jahren. 2012 kamen knapp 35
Prozent der von Deutschland importierten Gasmenge aus der Russischen
Föderation, 2020 waren es gut 55 Prozent.

„Bei der Bewertung von Handelssanktionen gegenüber Russland ist
Deutschland in der Situation, dass Russland überwiegend als Lieferant von
Rohstoffen und rohstoffintensiven Produkten auftritt und als
Technologiepartner keine entscheidende Rolle spielt. Es bestehen für uns
also keine entscheidenden Abhängigkeiten im Rahmen internationaler
Wertschöpfungsketten der Industrie,“ sagt Klaus Schrader, Leiter
Schwerpunktanalysen am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) aus
Anlass einer heute veröffentlichten Analyse (K. Schrader, C.-F. Laaser:
Deutschlands Russlandhandel und der Krieg in der Ukraine: Was steht zur
Disposition?/https://www.ifw-kiel.de/index.php?id=17126&L=1).

Einzelne Branchen und Unternehmen sind dabei durchaus abhängiger vom
Russlandexport als es sich im Gesamthandel widerspiegelt.
Überdurchschnittliche Russlandexportanteile von 3,1 Prozent bis 3,6
Prozent weisen die Bereiche Maschinenbau oder Pharmazie auf. Es gibt
jedoch auch hier keine kritische Abhängigkeit vom Russlandexport.

„Jedoch ist die Substitution russischer Gaslieferungen heute schwieriger
und kostspieliger als noch im vergangenen Jahrzehnt. Die Zeit nach der
Krim-Krise im Jahr 2014 wurde nicht für eine größere Diversifikation bei
den Energieimporten genutzt, stattdessen hat sich die Abhängigkeit von
Russland seit dieser Zeit fatalerweise sogar erhöht.“

Bedeutung russischen Gases kontinuierlich gewachsen

Noch 2012 lagen die Importmengen aus den drei Hauptlieferländern in
ähnlicher Größenordnung, bei rund 35 Prozent (Russland und Norwegen) bzw.
etwas unter 30 Prozent (Niederlande). Seitdem ist Russlands Bedeutung
kontinuierlich gewachsen, auch im Jahr 2014, als Russland im Frühjahr die
Krim annektierte. Im Folgejahr 2015 sank die Gasmenge aus Russland zwar
leicht, stieg danach aber wieder deutlich.

Stand 2020 stammen 55 Prozent des importierten Gases aus Russland, gut 30
Prozent aus Norwegen und knapp 13 Prozent aus den Niederlanden. „Es
erscheint zweifelhaft, dass die Fördermöglichkeiten und die
Leitungskapazitäten kurzfristig im notwendigen Maß erhöht werden könnten,
um russisches Gas zu ersetzen. Ähnliche Zweifel betreffen auch
Flüssiggasimporte aus Übersee“, so Schrader.

„Für Kohle und Koks sowie Erdöl und Erdölerzeugnisse aus Russland bieten
die Weltmärkte dagegen Substitutionsmöglichkeiten an, auch wenn die
Beschaffungskosten steigen könnten und die kurzfristige Verfügbarkeit
eingeschränkt wäre.“

Schleswig-Holstein: Handelspartner Russland auf Rang 15

In ihrer Analyse tragen die Autoren ausführlich Informationen zu den
Handelsverflechtungen zwischen Deutschland und Russland zusammen. Ebenso
untersuchen sie im Detail die Bedeutung des russischen Marktes für
Schleswig-Holstein.

Mit einem Anteil von 1,8 Prozent am Gesamtexport, was 414 Mio. entspricht,
hatte Russland hier 2021 ein vergleichbares Gewicht wie für Deutschland
insgesamt. Damit war es auf Rang 15 weit entfernt von den
Haupthandelspartnern Schleswig-Holsteins Italien, Niederlande, USA und
Dänemark.

Jetzt Analyse lesen: Deutschlands Russlandhandel und der Krieg in der
Ukraine: Was steht zur Disposition?/https://www.ifw-
kiel.de/index.php?id=17126&L=1

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